Chapter Text
Bob saß im Schneidersitz auf seinem Bett. Vor ihm lagen Noten und auf seinem Schoß hatte er seine Gitarre abgestützt.
Gedankenverloren spielte er eine Gitarrenversion von „Down Bad“ von Taylor Swift und sang dazu.
Er hörte seit Wochen nur noch Songs, die von Liebeskummer handelten und seine Liebsten spielte er auch gerne selbst. Bob war schon seit Ewigkeiten unglücklich in seinen besten Freund verliebt, doch aktuell tat es ihm besonders weh. Peter hatte sich von Kelly getrennt. Das hatte Bob kurzzeitig Hoffnung gegeben. Doch Peter hatte kein Interesse an ihm. Natürlich nicht. Er war hetero. Und definitiv nicht an seinem besten Freund interessiert. Das hatte Bobs Liebeskummer nochmal um einiges verschlimmert.
Plötzlich hörte Bob ein Klopfen an seinem Fenster. Irritiert hörte er auf, zu spielen und sah hinüber. Vor dem Fenster stand ein großer Baum. Den nutzte Bob gerne, um sich aus seinem Zimmer zu schleichen. Peter nutzte ihn manchmal, um Bob zu besuchen, ohne dass seine Eltern Wind davon bekamen. Aber das war nicht Peter auf dem Baum, der ans Fenster klopfte.
Dort in dem Baum saß Skinny Norris. Was wollte er denn? Bob sah auf die Uhr. Es war 3:42 in der Nacht. Seine Eltern waren gerade im Urlaub. Nur deshalb war es ihm möglich um diese Zeit noch Gitarre zu spielen.
Wieder klopfte Skinny ans Fenster. Bob legte seine Gitarre beiseite, kletterte vom Bett und öffnete das Fenster.
"Skinny?"
"Hi."
"Was machst du hier?"
"Kann ich erst mal 'reinkommen?"
Bob nickte nur und ging zur Seite, damit Skinny durch das Fenster klettern konnte. Erst jetzt sah Bob, wie Skinny aussah. Seine Hände und Klamotten waren blutverschmiert, seine Haare waren komplett zerzaust und er sah einfach komplett fertig aus.
Skinny war wohl aufgefallen, dass Bob auf das Blut an ihm gestarrt hatte. "Keine Sorge", sagte er. "Ist nicht meins..."
"Ich weiß nicht, ob es das besser macht..."
„Ich hab’ niemanden umgebracht, Bob.“
Das hatte Bob nicht wirklich angenommen. Die Ernsthaftigkeit in Skinnys Stimme erschreckte ihn daher etwas.
Bob sah hoch, in Skinnys Augen. Sie waren gerötet. Hatte er etwa geweint?
„Ich brauche deine Hilfe, Bob. Du bist der Einzige, an den ich mich wenden kann. Du bist der Einzige, dem ich vertrauen kann.“
Mit großen Augen sah Bob Skinny an. Nach der ganzen Stan-Silver-Sache waren die beiden sich näher gekommen. Nicht nur rein platonisch. Es waren nur unverbindliche hook-ups. Schließlich liebte Bob Peter. Und das wusste Skinny. Allerdings wusste Bob nicht, wie Skinny darüber dachte. Sie hatten nie darüber gesprochen.
„Kann ich heute Nacht hier bleiben?“
Bob nickte. "Meine Eltern sind nicht da. Das Bad ist direkt gegenüber von meinem Zimmer. Am besten gehst du einmal duschen. Ich such' dir saubere Kleidung raus. Die von meinem Dad dürfte dir passen."
Skinny nickte und ging zu Bobs Zimmertür. Bevor er sie öffnete, drehte er sich noch mal um. "Danke Bob."
Bob nickte wieder.
Nachdem Skinny sein Zimmer verlassen hatte, atmete Bob einmal tief durch. Danach verließ auch er sein Zimmer. Er ging ins Schlafzimmer seiner Eltern. Dort warf er einen Blick in den Kleiderschrank. Die Sachen seines Vaters passten Skinny sicher. Aber ob er das tragen wollen würde? Sein Vater trug eigentlich nur Hemden. Das war nun wirklich nicht Skinnys Style.
Kurzentschlossen ging Bob zurück in sein Zimmer. Dort öffnete er seinen eigenen Kleiderschrank. Sorgfältig in einer Ecke zusammengelegt lagen ein T-Shirt und eine Jogginghose. Sie gehörten Peter. Peter und Bob hatten jeweils Klamotten beieinander, falls sie mal spontan beieinander übernachteten. Skinny war zwar etwas größer als Peter, aber das würde ihm eher passen als Bobs Sachen.
Bob nahm die Sachen in den Arm und ging wieder raus. Auf dem Weg schnupperte er an den Sachen. Seine Mutter hatte sie zwar gewaschen, aber sie rochen trotzdem noch nach Peter.
Als Bob realisierte, dass er gerade an den Klamotten seines besten Freundes roch, wurde er rot und schüttelte den Kopf. Zum Glück hatte ihn niemand sehen können.
Aus dem Schrank im Flur holte er noch Handtücher, bevor er vor der Badezimmertür stehen blieb. Er hörte die Dusche laufen und öffnete leise die Tür. Vorsichtig steckte er den Kopf hindurch. Hinter dem Duschvorhang konnte er Skinnys Silhouette erkennen. Er schien sich nicht groß zu bewegen, sondern einfach nur dazustehen und das Wasser über sich laufen zu lassen.
Bob legte die Sachen im Bad ab. Unbemerkt schlich er wieder zur Tür zurück. Während er die Tür schloss, hörte er ein Schluchzen aus der Dusche. Er wusste nicht, was mit Skinny war, aber es schien ihm wirklich nicht gutzugehen. So hatte Bob ihn noch nie gesehen.
Skinny duschte lange. Zur Zeitüberbrückung schnappte Bob sich wieder seine Gitarre und spielte einen weiteren Taylor Swift Song. Das war besser, als darüber nachzudenken, wieso Skinny blutverschmiert mitten in der Nacht bei ihm aufgetaucht war. Diesmal spielte er „I Can Do It With A Broken Heart“.
Als er mit dem Song fertig war, lehnte Skinny im Türrahmen. Seine Haare waren noch nass und er steckte in Peters Klamotten. Bob versuchte, über dieses Bild nicht zu intensiv nachzudenken.
„Das klingt echt gut.“
„Wie lange stehst du schon da…?“
Skinny zuckte mit den Schultern. „Diese Sachen sind aber nicht von deinem Dad.“
Bob schüttelte den Kopf und legte die Gitarre wieder weg. „Von Peter.“
„Von Peter also“, grinste Skinny.
„Wir übernachten manchmal spontan beieinander. Deshalb hab’ ich Sachen von ihm und er welche von mir.“
„„Spontane Übernachtungen“. Aha.“
„Grins’ nicht so“, sagte Bob genervt. „Er ist hetero.“
„Na, wenn du meinst.“ Sinny ließ sich neben Bob aufs Bett fallen.
Bob beobachtete, wie das T-Shirt dabei etwas hoch rutschte. Nun bereute er, dass er Skinny die Sachen gegeben hatte. Die Mischung von den Klamotten des Jungen, in den er unsterblich verliebt war, an dem Körper, mit dem er in einer sexuellen Beziehung war. Gefährlich attraktive Kombination. Nervös biss er sich auf die Unterlippe.
Skinny streckte sich kurz und setzt sich dann auf.
Bob bemühte sich, ihn nicht zu sehr anzustarren, schien es aber nicht zu schaffen.
„Macht dich das nervös, mich in Peters Klamotten zu sehen?“ grinste Skinny.
Bob wurde rot. Natürlich war ihm das aufgefallen.
„Gefällt dir der Anblick?“
Der Kleinere brauchte gar nicht zu antworten. Skinny sah ihm die Antwort an der Nasenspitze an.
Kurzentschlossen zog Skinny Bob am Kragen an sich und küsste ihn intensiv.
Erleichtert stellte Bob fest, dass Peters roter MG noch nicht auf dem Schrottplatz stand.
„Sehr gut“, sagte er zu Skinny. „Es ist wohl besser, wenn wir erst mal nur mit Justus reden.“
Skinny nickte nur und folgte Bob zur Zentrale.
Justus saß vor dem Telefon und tippte aufgeregt auf seinem Handy herum.
„Justus?“
„Bob! Du glaubst nicht, was ich gerade-“ Jetzt erst sah Justus auf und entdeckte Skinny neben Bob. „Was… was macht er denn hier?“
„Er braucht unsere Hilfe.“
„Weißt du, dass er gerade wegen Mordverdacht gesucht wird?!“
„Ja… aber er war es nicht!“
„Natürlich sagt er das…“
„„Er“ ist zufällig anwesend…“, beschwerte Skinny sich. „Ihr seid gerade ziemlich unhöflich.“
Justus wollte gerade etwas erwidern, als das kalte Tor erneut aufging.
„Ihr glaubt niemals, was Jeffrey-“ Mit großen Augen sah Peter Skinny an. „Was macht der denn hier?!“
Genervt verdrehte Skinny die Augen.
„Und warum trägst du welche von MEINEN Klamotten?!“ fragte Peter nun aufgebracht.
„Die hab’ ich ihm gegeben“, erklärte Bob.
„Was?! Warum?“
"Er ist letzte Nacht bei mir aufgetaucht und brauchte Hilfe. Dazu gehörten auch saubere Klamotten. Deine passten ihm nun mal besser."
Unglücklich sah Peter Skinny an, der ihm frech zuzwinkerte. „Jeffrey hat mit eben erzählt, dass er wegen Mord gesucht wird. Mord!“
"Wie haben denn deine Scheiß-Freunde da jetzt schon von erfahren?!“ fragte Skinny genervt.
„Vielleicht solltest du nicht unsere Freunde beleidigen, wenn du unsere Hilfe möchtest“, sagte Justus schnippisch.
„Hilfe?“ Peter lachte sarkastisch auf. „Wir sollen jetzt Mördern helfen?!“
„Er ist kein Mörder!“ widersprach Bob. „Und wir übernehmen jeden Fall.“
„Nicht bei so was! Justus!“
Peter und Bob sahen Justus an, damit er die Diskussion auflöste.
„Wir hören zumindest jedem zu“, sagte dieser dann. „Skinny, was ist denn passiert?“
Justus setzte sich auf seinen Sessel und wartete, dass alle anderen sich auch setzten. Bob setzte sich in die Mitte des Sofas, Skinny rechts von ihm und nach einem demonstrativen Augenrollen von Peter, setzte dieser sich auf die andere Seite von Bob neben Justus’ Sessel.
„Ich war mit ’nem Kumpel in einer Lagerhalle am Hafen. Wir wollten da ein bisschen Scheiße bauen.“
„Das bedeutet was genau?“ fragte Justus.
„Nur ein kleines Feuerchen…“
„Ein kleines Feuerchen?!“ fragte Peter.
„Dir ist bewusst, dass dies den Tatbestand der Brandstiftung erfüllt?“
„Ja ja. Was auch immer.“
„Nun gut. Dann erzähl’ weiter.“
„Okay. Also…“
Skinny nahm einen Zug von seiner Zigarette. Er lehnte an seinem Auto, welches er an der Straße abgestellt hatte, die die Innenstadt von Rocky Beach mit dem Hafen verband.
„Skinny!“
Er sah auf und musste lächeln. Sein Freund, Leo, kam auf ihn zu.
„Na?“ grinste er, warf seine Zigarette auf den Boden und trat sie aus.
„Hi“, lächelte Leo und gab seinem Freund einen sanften Kuss auf den Mund. Er musste sich leicht auf die Zehenspitzen stellen, da Skinny etwas größer war.
„Du hast alles dabei?“
Leo nickte, wobei ihm eine aschblonde Haarsträhne ins Gesicht fiel. Seine Haare waren zwar kurz, aber es gab immer diese eine widerspenstige Strähne in seinem Pony. „Alles hier drin’“, sagte er dann und deutete auf seine Umhängetasche.
„Gut“, antwortete Skinny und nahm Leos Hand. Gemeinsam gingen sie zu einer der etwas weiter entfernten Lagerhallen.
„Ich hatte mich nachts mit ’nem Kumpel getroffen. Leo. Am Hafen. Da wollten wir in irgendeiner Lagerhalle etwas… zündeln. Mein Auto hatte ich an der Straße gelassen, damit – falls sich irgendwelche Leuten zufällig am Hafen herumtreiben sollten – die mein Auto nicht sehen würden. Bei einer Lagerhalle waren die Kameras zufällig aus…“
Zufrieden stellte Skinny fest, dass an der Lagerhalle, welche sie anzünden wollten tatsächlich die Kameras ausgeschaltet waren.
„Die sind ja echt alle aus.“
„Ich sagte doch, ich kümmere mich darum“, antwortete Leo mit einem Schulterzucken.
Skinny nickte. „Und du bist sicher, dass da heute niemand drinnen ist?“
„Nichts und niemand außer Papier. Mein Vater nutzt das hier nur als Restlager. Falls ihnen mal das Papier ausgehen sollte. In der Papier-Firma.“
Skinny lachte. „Na dann legen wir mal los“, sagte er dann, als sie in der Halle standen. Sie war groß und verwinkelt und voller Holzkisten. Einige der Kisten waren offen. Daran konnte Skinny erkennen, dass sie tatsächlich randvoll mit Papier gefüllt waren.
Leo nickte und stellte seine Tasche neben einer Kiste ab. Er öffnete sie und ein Benzinkanister kam zum Vorschein.
Skinny holte gerade sein Feuerzeug heraus, da hörten die beiden Stimmen. Es war nicht zu hören, was gesagt wurde, aber da waren definitiv ein paar Menschen.
Erschrocken sahen Skinny und Leo sich an.
„Wir sind dann halt in diese Halle rein und wollten dann da ein Feuerchen machen… In der Halle befanden sich nur Kisten, voll mit Papier. Keine Ahnung, warum man so was in ’ner riesen Lagerhalle lagert. Na ja, auf jeden Fall wollten wir gerade loslegen, als wir auf einmal Stimmen hörten. Wir waren eigentlich davon überzeugt, dass da niemand drin wäre. Aber anscheinend waren da doch Leute. Leo wollte dann nachsehen, wer da war…“
„Ich seh’ mal nach, wer da ist“, verkündete Leo.
"Nein!" widersprach Skinny und griff nach Leos Hand. „Was, wenn die gefährlich sind? Vielleicht wollen die…“
„Was?“ fragte der Blonde belustigt. „Papier klauen?“
„Ja, vielleicht! Oder einen Brand verursachen? Oder das sind irgendwelche Mörder oder so...“
Leo verdrehte die Augen. „Es ist ja echt süß, dass du dir so Sorgen um mich machst, Babe, aber ich glaube nicht, dass hier eine Verbrecherbande Unterschlupf gesucht hat. Die Halle gehört meinem Vater. Wenn hier jemand sein darf, dann ich.“
„Leo…“
„Ich seh’ kurz nach, wer da ist und bin in einer Minute wieder da. Mach dir keine Sorgen, Skinny.“
Widerwillig ließ der Größere die Hand seines Freundes los.
Leo schlich sich leise in die Richtung der Stimmen.
„Ich hab’ ein paar Minuten gewartet, aber Leo kam nicht zurück. Ich wollte ihm gerade folgen, da hörte ich erst, wie er meinen Namen rief und kurz darauf einen Schuss. Ich bin natürlich sofort zu ihm gelaufen. Dabei ist mir irgendwie mein Feuerzeug ’runtergefallen.“
Leo blieb länger als eine Minute weg. Nervös hatte Skinny angefangen, mit seinem Feuerzeug herumzuspielen.
Als er gerade am Überlegen war, was er tun sollte, hörte er Leo rufen.
„Skinny!“
Er klang verängstigt. Dann hörte Skinny jemanden laufen. Wahrscheinlich war Leo auf dem Weg zu ihm. Doch dann kam das schlimmste Geräusch. Ein Schuss.
Ohne weiter darüber nachzudenken, lief Skinny in die Richtung, wo die ganzen Geräusche herkamen. Dabei ließ er sein Feuerzeug fallen.
„Leo lag auf dem Boden… überall… überall war Blut…“
„Leo!“ rief Skinny verzweifelt.
Leo lag reglos auf dem Boden. In einer Blutlache.
Panisch lief Skinny auf ihn zu. Dabei trat er gegen eine Pistole, die er kurz aufhob und genauer ansah. Die Ablenkung hielt aber nur kurz. Schnell legte er sie wieder weg und kniete sich neben seinen Freund.
„Leo…“, murmelte Skinny verzweifelt. Er hatte gar nicht gemerkt, wann er angefangen hatte zu weinen.
Leo blieb still. Nein. Das durfte nicht passieren. Er durfte nicht…
Ängstlich fühlte Skinny seinen Puls. Erleichtert atmete er aus. Leo lebte noch. Doch die Erleichterung hielt nicht lange an. Er verlor so viel Blut… Skinny musste Hilfe rufen. Einen Krankenwagen! Aber das ging nicht. Sein Handy lag im Auto.
„Fuck…!“
„Mein Handy war im Auto. Und das stand ziemlich weit weg. Dann hörte ich plötzlich Sirenen. Leo und ich hatten offensichtlich keine Hilfe gerufen. Also keine Ahnung, wo die auf einmal herkamen. Doch ich war voll mit Leos Blut, mein Auto stand in der Nähe, ich hatte mein Feuerzeug irgendwo in der scheiß Halle verloren und die fucking Tatwaffe hatte ich auch noch angefasst!“
„Ja, das war nicht wirklich intelligent“, warf Justus ein.
Skinny sah ihn vernichtend an. Seine Augen waren inzwischen wieder leicht gerötet. Er hatte sich größte Mühe gegeben, bei der Erinnerung nicht wieder loszuweinen. „Danke, Sherlock, das ist mir auch bewusst. Kannst du deine Verurteilungen fürs Ende der Geschichte aufbewahren?“
Justus nickte nur. Das war wohl unsensibel.
„Also, mir wurde klar, dass jeder denken würde, ich sei der Täter. Ich musste abhauen.“
Im ersten Moment war Skinny erleichtert, als er die Sirenen hörte. Dann wurde ihm bewusst, wie die ganze Situation auf die Polizei wirken würde. Es sah aus, als hätte er auf Leo geschossen. Und niemand würde ihm glauben. Schließlich hatte er nicht gerade eine weiße Weste.
„Fuck…“, murmelte er wieder.
Beunruhigt sah Skinny sich um. Er wollte Leo nicht verlassen. Er durfte es nicht. Aber die Polizei würde ihn sofort festnehmen.
„Tut mir leid…“, sagte er dann und gab Leo einen Kuss auf die Stirn. „Hilfe ist unterwegs.“
Schweren Herzens ließ er seinen Freund auf dem Boden liegen und lief davon.
Skinny schaffte es mit Mühe tatsächlich, sich an dem Aufgebot von Polizisten und Sanitätern vorbeizuschleichen. Statt zu seinem Auto lief er zum Wohngebiet.
„An den ganzen Cops vorbeizukommen war easy. Ich bin dann zum Wohngebiet gelaufen.“
Er brauchte Hilfe. Die einzige Person, die ihm einfiel, war Bob Andrews. Wenn ihm jemand helfen würde, dann er.
Den Weg kannte Skinny. Er kam oft vorbei, wenn Bob ihm schrieb, dass seine Eltern nicht da waren und ihm langweilig war. Oder er traurig war. Eigentlich fast immer, wenn seine Eltern weg waren und er nicht gerade Zeit mit den anderen beiden Fragezeichen verbrachte.
Also lief er zum Haus der Andrews’. Erleichtert stellte er fest, dass in Bobs Zimmer noch Licht brannte. Er kletterte den Baum hinauf und sah durchs Fenster.
Bob saß auf seinem Bett und spielte Gitarre.
Skinny atmete noch einmal tief durch und klopfte dann ans Fenster. Bob würde ihm helfen. Leo würde überleben. Alles würde gut werden.
„Irgendwann hab’ ich so ’ne gelbe Schrottkarre gesehen und dachte, der kann doch nur dem kleinsten Fragezeichen gehören. Ich hab’ dann auf seinen bescheuerten Gerechtigkeitssinn spekuliert und gehofft, dass er mir hilft. Hat ja auch geklappt.“
Stumm sahen die drei Fragezeichen Skinny einen Moment an.
„Deine Schilderungen sind auf jeden Fall sehr glaubwürdig. Aber es ist aus der Sicht der Polizei auch sehr verständlich, dass du aktuell der Hauptverdächtige bist“, sagte Justus.
„Also? Helft ihr mir nun?“ fragte Skinny hoffnungsvoll.
Justus nickte. "Hier ist ein schlimmes Verbrechen geschehen, welches aufgeklärt werden muss. Natürlich übernehmen wir diesen Fall."
Nun sah Justus noch einmal zu Peter. Skinny und Bob taten es ihm gleich.
Dieser saß mit verschränkten Armen neben Bob. „Was?“
„Bist du jetzt auch dabei? Mein kleines Miese-Peterchen?“ fragte Bob.
Peter verdrehte die Augen, musste bei dem Spitznamen aber lächeln. „Ja ja… Ich hab’ ja auch nicht geglaubt, dass Skinny wirklich jemanden umbringen würde…“
Bob musste auch lächeln. So kannte er Peter doch. Am Ende siegte auch sein Gerechtigkeitssinn. Egal, wie wenig er jemanden leiden konnte.
„Hiermit übernehmen die drei Fragezeichen deinen Fall“, verkündete Justus feierlich.
„Danke“, sagte Skinny erleichtert. Er hatte vielleicht seine Probleme mit Justus und Peter, aber darauf, dass sie Leos Mörder finden würden, konnte er sich verlassen und er war unglaublich froh und dankbar, dass sie ihm zugehört hatten und helfen wollten.
„Wir verschwenden jetzt aber keine unserer Visitenkarten an dich. Auch wenn du offiziell unser Auftraggeber bist“, meinte Peter nun.
„Ich hab’ eh noch eine. Die ist zwar in meinem Portemonnaie, aber so schwer ist der Text ja nicht.“ Skinny tat so, als würde er eine Karte in der Hand halten und räusperte sich.
„Die drei ???
„Wir reißen uns jeden Fall unter den Nagel.“
Selbst ernannter Chef: Justus – MacSherlock – Jonas
Kopfloses Herumgerenne: Peter – Der Schisser – Shaw
Amnesie und Emotionen: Bob – Stan Silver – Andrews“
„Kopfloses Herumgerenne?!“ fragte Peter wütend und wollte aufspringen, doch Bob hielt ihn fest.
„Lass ihn, Peter…“
Skinny zuckte mit den Schultern. Nur, weil sie ihm halfen, musste er ja nicht auf einmal nett werden.
Notes:
Ich habe lange herumüberlegt, wie ich die Erzählung von Skinny schreibe und hoffe, es war am Ende nicht allzu verwirrend!
Chapter 2: Skinnys Geheimnis
Summary:
Was bisher geschah:
Skinny ist mitten in der Nacht bei Bob aufgetaucht. Ein Freund von ihm ist angeschossen werden und er ist der Hauptverdächtige. Also bittet er die drei ??? um Hilfe, seine Unschuld zu beweisen. Auch, wenn Peter erst dagegen ist, nehmen sie den Fall an.In diesem Kapitel:
Peter versucht herauszufinden, wie es Leo geht, währenddessen verplappert Justus sich bei Cotta und Bob und Skinny nutzen ihre Zeit mehr oder weniger sinnvoll.
Außerdem finden wir heraus, was Skinny den drei ??? bisher noch verheimlicht hat.
Notes:
Ich lebe noch und diese Geschichte auch. Wahoo! Hab herausgefunden, dass ich im Sommer einfach nicht schreiben kann, aber jetzt zur Cozy-Zeit bin ich wieder da und habe auch zwei neue Projekte, die ich immer mal wieder updaten will :)
Also kommen jetzt hoffentlich häufiger auch hier Updates! Ich schreibe auf jeden Fall fleißig :)
(See the end of the chapter for more notes.)
Chapter Text
"Bob."
"Ja?"
"Deine Eltern kommen am Sonntag wieder, richtig?" fragte Justus.
"Genau. Rechtzeitig zur Bürgermeisterwahl."
"Sehr vorbildlich. Und gut für uns. Dann kann Skinny erst einmal bei dir bleiben."
Bob nickte. "Dann müssen wir den Fall aber bis Sonntag lösen... über Skinnys Anwesenheit wären meine Eltern sicher nicht so begeistert."
"Alles klar. Bob, du bleibst mit Skinny hier. Peter, du gehst ins Krankenhaus und findest heraus, was mit Leo ist.
Peter nickte. "Und du, Erster?"
"Ich werde mit Inspektor Cotta sprechen. Vielleicht bekomme ich ein paar Informationen über den Fall."
"Denkst du echt, er wird dir etwas erzählen?" fragte Bob. "Das ist nicht gerade eine Kleinigkeit...."
"Wenn er mir erzählt, dass Skinny wegen Mord gesucht wird, muss er sich nicht wundern, wenn ich mehr wissen will."
Peter und Bob wussten nur zu gut, wie hartnäckig Justus sein konnte. Daher zweifelten sie nicht daran, dass er an Informationen kommen würde.
"Wir treffen uns dann im Anschluss bei Bob."
Am Empfang des Mercy Hospitals saß ein junges brünettes Mädchen, kaum älter als Peter selbst.
"Hi", lächelte Peter freundlich.
Das Mädchen sah ihn genervt an und machte keinerlei Anstalten ihn ebenfalls zu begrüßen
"Ähm... ein Bekannter von mir müsste hier eingeliefert worden sein."
"Name?"
"Mein Name? Peter Shaw. Aber wozu-"
"Nicht dein Name!" Genervt verdrehte sie die grauen Augen. "Der Name des Patienten."
"Achso... Leo."
"Und weiter?"
"Oh... ähm... das weiß ich gar nicht..."
Wieder verdrehte das Mädchen die Augen und Peter fühlte sich unglaublich dumm. Er hasste es, wenn ihm jemand dieses Gefühl gab. Schlimmer war es nur, wenn Bob anwesend war. Er war der Letzte, der ihn für dumm halten sollte.
„Dann kann ich dir auch nicht helfen.“ Damit schien das Thema für sie erledigt.
Peter überlegte kurz. „Er müsste letzte Nacht mit einer Schussverletzung eingeliefert worden sein. Das dürften ja nicht so viele gewesen sein.“
„Letzte Nacht war ich nicht hier.“
Peter war beeindruckt, wie viel Mühe sich dieses Mädchen dabei gab, sich keine Mühe zu geben. „Dann frag’ doch jemanden, der da war“, schlug er vor.
Resigniert seufzte das Mädchen. „Warte kurz…“ Sie verließ ihren Platz und ging durch eine Tür hinter sich.
Es dauerte nur ein paar Minuten, bis sie wiederkam. „Du hast Glück. Letzte Nacht ist tatsächlich ein junger Mann mit Schussverletzung eingeliefert worden, dessen Vorname man mit „Leo“ abkürzen könnte. Er liegt aktuell auf der Intensivstation. Mehr kann ich dir echt nicht sagen. Egal, wie sehr du nervst.“
„Das recht schon. Danke!“
Das Mädchen ignorierte ihn bereits wieder. Aber das interessierte Peter nicht. Er freute sich jetzt wieder zu Bob fahren zu können.
„Justus, ich kann dir wirklich keine Informationen geben. Es geht hier um laufende Ermittlungen betreffend eines versuchten Mords.“
„Versuchter Mord? Also lebt das Opfer noch!“
Inspektor Cotta verdrehte die Augen. „Er liegt aktuell auf der Intensivstation und ist nicht vernehmungsfähig…“
„Haben Sie noch weitere Verdächtige außer Skinny Norris?“
„Nein.“
Justus sah den Inspektor an. Dieser saß mit verschränkten Armen hinter seinem Schreibtisch und blickte den Teenager hart an. Manchmal war es wirklich schwer, ihm Informationen zu entlocken.
„Und was haben Sie gegen ihn in der Hand, dass Sie sich da so sicher sind?“
„Darüber kann ich keine Auskunft geben.“
„Ich finde, Sie sollten sich auch auf andere Möglichkeiten konzentrieren.“
„Justus.“
„Ich mein’ ja nur. Wir kennen Skinny gut. Einer von uns sogar besonders gut, würde ich mal behaupten. Skinny Norris würde niemals jemanden umbringen.“
„Was meinst du damit?“
„Womit?“ fragte Justus irritiert.
„Dass einer von euch Skinny ‚besonders gut‘ kennt.“
Justus schluckte. Er hatte sich so sehr darauf konzentriert, Cotta irgendwie Informationen zu entlocken, dass er nicht darauf geachtet hatte, was genau er sagte.
„Das… ist irrelevant…“
„Das denke ich nicht.“ Der Inspektor lehnte sich auf seinen Schreibtisch und sah Justus nun nicht mehr hart, sondern aufrichtig an. „Justus, ich glaube doch auch nicht, dass Skinny jemanden umbringen würde. Ich kenne schließlich seine Vorstrafen. Aber es gibt niemanden in der gesamten Stadt, der eine positive Aussage über Skinny machen würde. Zumindest niemanden, der wirklich glaubwürdig ist. Wenn ich allerdings eine positive glaubwürdige Aussage bekommen könnte, könnte ich meinen Vorgesetzten davon überzeugen, dass wir auch nach anderen Verdächtigen suchen sollten.“
Justus biss sich auf die Unterlippe. Das hätte er einfach nicht sagen sollen. Schließlich tat Bobs Beziehung – egal, welcher Natur sie war – zu Skinny nichts zur Sache. Dass die beiden seit der ganzen „Stan-Sache“ eine intensive Beziehung hatten, war Justus schon lange aufgefallen. Ihm war schnell aufgefallen, dass Bob weniger gereizt auf Skinnys Namen reagierte. Er blieb still, wenn Peter über ihn herzog, und dann hatte er auch noch ein paar Mal gesehen, dass Bob Nachrichten von einem Kontakt namens „SN“ bekam.
„Wie wär's mit folgender Abmachung?“, holte Cotta Justus aus seinen Gedanken.
„Du sagst mir, wer von euch in was für einer Art Beziehung zu Skinner Norris steht und dafür gebe ich dir alle Informationen, die ich in diesem Fall aktuell habe.“
„Einverstanden!“, antwortete Justus.
„Super“, lächelte Cotta.
Justus hätte sich ohrfeigen können. Jetzt hatte er schon wieder zu schnell geredet. Bob würde ihn umbringen. Bildlich gesprochen. Natürlich nicht wirklich. Hoffentlich.
Bob saß mit Skinny auf dem Sofa im Wohnzimmer. Eine Weile lang hatte Bob durchs Fernsehprogramm gezappt. Doch etwas Spannendes war nicht zu finden. Also waren die beiden zum Knutschen übergegangen.
"Skinny?", fragte Bob als Skinny gerade an seinem Hals zugange war. Da Skinny statt zu antworten, weiter seinen Hals küsste, fuhr Bob einfach fort. "Was genau läuft denn eigentlich zwischen dir und diesem Leo?"
Irritiert hielt der Ältere nun doch inne und blickte zu Bob auf. "Was?"
"Du und Leo. Was genau ist da zwischen euch?"
"Was juckt dich das?", fragte Skinny und setzte sich wieder auf. "Eifersüchtig?"
"Quatsch", antwortete Bob und verdrehte die Augen. War ihm doch egal, mit wem Skinny sonst noch schlief. Er war nur unglaublich neugierig und der andere tat schließlich ziemlich geheimnisvoll, was diesen Leo anging. "Aber das ist schließlich fallrelevant."
"Wir sind Freunde", sagte Skinny so beiläufig wie möglich und vermied dabei Bob anzusehen.
"Bei deiner Erzählung wirkte es so, als sei er dir wichtiger, als 'nur ein Freund'."
"Is' aber nicht so. Jetzt nerv' mich nicht, Andrews! Willst du nun ficken oder nicht?!"
Bob wollte ihm gerade einige Dinge an den Kopf schmeißen - vielleicht sogar wörtlich - da er so nicht mit sich reden lassen würde. Doch genau in dem Moment klingelte es an der Tür. "Das werden Peter oder Justus sein...", murmelte Bob genervt und ging zur Tür. Ihm war klar, dass ihre Beziehung rein sexueller Natur war. Er war schließlich derjenige, der die Beziehung initiiert hatte. Trotzdem hatte Skinny ihn nicht wie ein Sexspielzeug zu behandeln.
Der Blonde atmete noch einmal tief durch und öffnete dann die Haustür. Vor dieser entdeckte er nicht nur einen, sondern gleich beide seiner Freunde. "Hey", lächelte Bob. Der ganze Frust Skinny gegenüber war direkt verflogen, als er Peter sah. "Ihr seid ja beide schon da."
"Ja, Just wollte gerade klingeln, als ich angekommen bin", antwortete Peter, der Bob auch anlächelte.
"Ja, ich habe den Bus genommen", erklärte Justus ungefragt.
Irritiert sah Bob auf sein Handy. Der Bus hielt erst in etwa einer halben Stunde wieder bei der Bushaltestelle in dieser Straße. Bevor er das ansprechen konnte, hatte Justus sich bereits an ihm vorbei ins Haus geschoben.
"Hallo Skinny!"
"Wie geht es Leo??", fragte dieser direkt, während auch Peter und Bob das Wohnzimmer betraten.
"Peter war im Krankenhaus", sagte Justus schlicht und setzte sich auf den Sessel neben dem Sofa. Dieser wurde normalerweise von Bobs Vater genutzt. Bob empfand es irgendwie als passend, dass Justus sich den schnappte.
"Ich hol' uns erst einmal allen was zu trinken."
Während Peter sich auf das Sofa - weit weg von Skinny - setzte, ging Bob in die Küche und holte vier Cola-Dosen. Dabei ließ er sich Zeit. So konnte er sich noch etwas an dem Älteren rächen.
Gemächlich kam Bob wieder ins Wohnzimmer, stellte jedem eine Dose hin und setzt sich dann entspannt zwischen Peter und Skinny. Letzterer sah ihn mit einem Blick an, der hätte töten können.
"Bitte fang du an", sagte Justus schließlich.
Peter nahm einen Schluck von seiner Cola und stellte die Dose dann wieder weg. "Ja!", sagte er engagiert. "Also, ich war ja im Krankenhaus. Leider wollte diese blöde Kuh am Empfang nicht wirklich mit mir reden. Vor allem, da ich von diesem Leo nur den Spitznamen kenne... Aber sie konnte mir zumindest sagen, dass er lebt und aktuell auf der Intensivstation liegt."
Skinny atmete neben Bob so erleichtert aus, als wäre gerade die Todesstrafe von ihm genommen worden.
"Nur, weil er lebt, bist du noch nicht in Sicherheit", erklärte Peter.
"Weiß ich, aber Leo lebt!" lächelte Skinny. "Das ist die Hauptsache... Ich dachte..." Er brach ab. Das wollte er nicht aussprechen. Schließlich lebte Leo. Das Schlimmste war vorbei.
"Er ist aktuell nicht vernehmungsfähig", ergänzte Justus. "Das hat Cotta mir erzählt." Entspannt nahm er einen Schluck von seiner Cola und sah Skinny dabei prüfend an. "Sag' mal Skinny, warum hast du uns eigentlich keinerlei Informationen zu Leo gegeben?"
"Hielt ich nicht für wichtig...", murmelte Skinny und zuckte mit den Schultern.
"Alle Informationen zum Opfer können wichtig sein", merkte Justus an.
Nachdem Skinny keine Anstalten machte, etwas zu erwidern, fuhr der erste Detektiv fort.
"Ich kenne jetzt Leos vollen Namen. Er lautet Leopold Walter Coopers", verkündete er und blickte die anderen an, als würde das unglaublich viel aussagen.
"Moment mal... Coopers? Der Name sagt mir was...", überlegte Bob.
"Na ja, ist ja jetzt kein außergewöhnlicher Name...", warf Peter ein.
"Nicht nur das", sagte Justus besserwisserisch. "Der Name steht auch auf jeder Seite in all' deinen Notizbüchern, Bob."
Da fiel es dem Blonden siedenheiß ein. "Natürlich! Coopers Inc.!"
"Was?", fragte Peter verwirrt.
"Coopers Incorperated stellen Papier her. Das gesamte Papier in Rocky Beach stammt von dieser Firma", erklärte Bob.
"Achso..."
"Genau", stimmte Justus zu. "Leo ist der Sohn des Eigentümers von Coopers Inc.. Und diese 'zufällige' Lagerhalle - wie Skinny uns weiß machen wollte - ist im Eigentum der Coopers Inc.. Sie wird als Ersatzlager für Papier genutzt, welches aktuell nicht gebraucht wird."
"Die Papierfirma hat zu viel Papier", schmunzelte Peter.
Bob lächelte. Dann wandte er sich wieder an Justus. "Okay, also ist Leo der Sohn von Walter Coopers. Was ist daran so besonders?"
"Das sollten wir Skinny fragen. Schließlich hielt er es für nötig, uns das zu verheimlichen", erwiderte Justus.
Skinny zuckte nur wieder mit den Schultern. "Ich fands halt nicht wichtig, wer sein Dad ist", erklärte er genervt.
"Auf ihn wurde geschossen. Natürlich ist dann wichtig, dass er verdammt reich ist!" merkte Peter, ebenfalls genervt, an.
"Vor allem, da die Lagerhalle nicht irgendeine war, sondern seinem Vater gehört", fügte Justus hinzu.
"Skinny", sagte Bob nun ruhig. "Wir wollen euch helfen. Du kannst uns vertrauen."
Skinny blickte Bob für einen Moment an. Schließlich seufzte er tief. "Leo ist nicht nur ein Kumpel", gab er schließlich zu. "Er ist mein Freund. Wir sind zusammen."
Justus nickte verständnisvoll.
Peter sah verwirrt aus.
Bob musste das erst mal verarbeiten. Er hatte zwar schon vermutet, dass da etwas mehr zwischen Skinny und diesem Leo war, als er zugab. Aber, dass die beiden in einer Beziehung waren? Warum hatte er ihm das nicht gesagt? Bob hätte schon gerne gewusst, dass er lediglich ein Seitensprung war. Ein ziemlich häufiger Seitensprung.
"Ihr seid zusammen?", fragte Peter irritiert. "So richtig in einer Beziehung?"
"Ist das etwa ein Problem für dich?", fragte Skinny bedrohlich.
"Quatsch. Zwei meiner besten Freunde sind schwul", verteidigte Peter sich. "Ich finde nur, dass du nicht gerade wie ein Beziehungstyp wirkst..."
"Tja. Überraschung." Skinny sah Bob an, der noch in Gedanken war. "Wir führen eine offene Beziehung", erklärte er dann weniger genervt. "Für dich, Peter: Das bedeutet, wir sind zusammen, vögeln aber auch mal andere, auf die wir Bock haben."
"Ich weiß, was das bedeutet...", murmelte Peter genervt.
"Warum hast du uns nichts von eurer Beziehung gesagt?", fragte Justus nun.
"Wegen Leos Vater."
Irritiert sahen die drei Fragezeichen den Älteren an.
"Sein Vater ist ein homophobes Arschloch. Wenn der wüsste, dass Leo schwul ist... Das darf er niemals erfahren. Deshalb hab ich's geheim gehalten."
"Keine Sorge", beruhigte Justus ihn. "Wir können Beziehungen geheim halten." Der erste Detektiv musste auf die Art schmunzeln, wie er es immer tat, wenn er etwas lustig fand, was - zumindest zu dem Zeitpunkt - kein anderer verstand.
Verunsichert sah Bob zu Justus. Hatte er ihn und Skinny etwa durchschaut? Er hatte schon die ganze Zeit Angst, der Erste würde dahinterkommen. Schließlich war er Justus Jonas.
"Danke...", antwortete Skinny.
"Und die Lagerhalle habt ihr angezündet, weil Leos Vater so ein "homophobes Arschloch" ist?" fragte Peter und machte Gänsefüßchen mit den Fingern.
Skinny nickte. "Leo hat mir versichert, dass da niemand drin ist. Es hätte auch keinen großen Schaden gegeben. Hauptsächlich hätte es ihn geärgert. Geld hat der Typ genug."
Justus nickte und fing an, an seiner Unterlippe zu zupfen.
In dem Moment klingelte Bobs Handy. Er sah aufs Display. Die Nummer kannte er nur zu gut. Oft genug hatte er die Nummer selbst gewählt, während ihrer Fälle. "Ähm... sorry", murmelte er und verließ das Wohnzimmer.
"Ja, Bob Andrews?"
"Bob!" kam die vertraute Stimme des Inspektors aus dem Telefon. "Cotta hier. Ein - ziemlich nerviges und aufdringliches - Vögelchen hat mir gezwitschert, dass du eine etwas intensivere Beziehung zu Skinny Norris hast."
"W-was...?", fragte Bob alarmiert.
"Bob, was für eine Art von Beziehung du zu Skinner hast, hinterfrage ich nicht. Ich halte dich für reif und intelligent genug, um selbst zu entscheiden, welche Art von Beziehung du mit welcher Art von Mensch eingehst. Inwiefern sich ein Skinner Norris in dieser Beziehung strafbar machen könnte, muss ich dir wohl nicht erklären."
Bob wurde rot. Justus wusste es also doch. Und er hatte ernsthaft Cotta davon erzählt??
"Worauf ich hinaus wollte", fuhr der Inspektor fort. "Aktuell deutet alles auf Skinny als Täter hin in dem Fall, den wir mal wieder parallel bearbeiten. Auf jeden Fall bräuchte ich eine Aussage von jemandem, der ihn gut kennt. Du bist die einzige glaubwürdige Person, die für ihn aussagen kann. Nur so kann ich meinen Chef davon überzeugen, dass wir auch nach anderen Verdächtigen suchen sollten."
"O-okay..."
"Ich möchte dir auch nur ein paar Fragen zu ihm stellen. Nichts zu eurer Beziehung. Das ist euer Ding. Ich weiß nicht, was da zwischen euch läuft und will es auch nicht wissen."
Bob nickte und murmelte dann noch ein "Okay", als ihm einfiel, dass Cotta das Nicken ja gar nicht sehen konnte.
"Sehr gut. Morgen um 12 bei mir im Büro, einverstanden?"
"Einverstanden."
"Sehr gut. Bis morgen."
Als Bob wieder ins Wohnzimmer kam, sah Justus ihn schuldbewusst an. Immerhin schien er ein schlechtes Gewissen haben. Sollte er auch. Der Blonde ignorierte die stumme Entschuldigung und setzte sich wieder zwischen Peter und Skinny.
"Wir hatten gerade besprochen-" begann Justus.
"Justus hat gerade beschlossen", korrigierter Peter ihn. "dass wir morgen früh zu Coopers Inc. fahren, um mit Leos Dad zu sprechen."
"Ich muss morgen um 12 was erledigen."
"Was denn?", fragte Peter neugierig.
"Ach... nur was für meinen Dad..."
"Dann treffen wir uns halt davor", meinte Justus und sah auf sein Handy. "Ich muss los."
"Soll ich dich mitnehmen?", fragte Peter, während Justus aufstand.
"Musst du nicht. Ich nehme wieder... den Bus. Bis morgen!"
"Der fährt doch aber erst...", begann Bob, doch Justus war schon aus der Tür.
"Er benimmt sich seltsam", murmelte Peter.
"Mehr als sonst?", fragte Skinny.
Peter und Bob ignorierten die Aussage.
Nach einem längeren stillen Moment stand Peter schließlich auf. "Ich denke, ich sollte dann wohl auch..."
Bob nickte und stand auch auf, um seinen Freund zur Tür zu begleiten.
Peter machte jedoch keine Anstalten zu gehen. "Ich könnte auch hier schlafen... Dann müsstest du nicht alleine mit Skinny sein."
Skinny musste kurz lachen.
"Ach, ich komm' schon klar. Er hat ja letzte Nacht auch schon hier geschlafen...", warf Bob ein.
"Es macht mir nichts aus, hierzubleiben."
"Musst du nicht. Ich komme besser mit ihm aus, als du."
"Das geht schon. Ich möchte dich nur ungern mit ihm alleine lassen."
Bob musste lächeln. Peter war wirklich süß. "Peter, ich-"
"Jetzt penn' doch einfach hier, man!" unterbrach Skinny das Hin und Her. "Ihr wollt das doch beide. Is' ja nicht auszuhalten mit euch."
"Ähm, Skinny schläft auf der Luftmatratze, aber mein Bett ist ja groß genug für uns beide." Bob wurde bei dem Vorschlag ein wenig rot und er bildete sich ein, dass Peters Wangen auch einen leichten Rotschimmer bekamen. Aber das war wohl alles, was es war. Einbildung.
"Was für 'ne Luftmatratze?", fragte Skinny nun.
"Die, auf der du letzte Nacht schon geschlafen hattest", antwortete Bob eindringlich."
"Ach die...", murmelte Skinny und verdrehte die Augen.
Eine halbe Stunde später lag Skinny auf der besagten Luftmatratze neben Bobs Bett und er konnte nicht schlafen. Er musste die ganze Zeit an Leo denken. Sex war das Einzige, was ihn wirklich ablenken konnte.
"Bob?", fragte er leise.
Keine Antwort.
Skinny setzte sich auf und rutschte auf den Knien näher ans Bett, sodass er seine Arme dort ablegen konnte.
Bob lag auf dem Rücken und hatte das Gesicht von Skinny weggedreht. Auf der anderen Seite von Bob lag Peter mit dem Rücken zu den beiden.
"Andrews!", flüsterte Skinny.
Genervt drehte sich Bob zu ihm um. "Was?!", flüsterte er zurück.
"Wollte nur 'Sorry', sagen."
"'Sorry'?"
"Dass ich dir nicht von meiner Beziehung erzählt hab'. Du sahst verletzt aus..."
"Schon okay. Ich dachte nur für einen Moment, ich wäre nur eine billige Affäre für dich...", gab Bob zu.
"Es ist doch theoretisch aber auch genau das. Eine Affäre", grinste Skinny.
"Ja, schon. Aber ich dachte halt, du würdest ihn die ganze Zeit mit mir betrügen.." Bob sah kurz auf seine andere Seite, um sich zu vergewissern, dass Peter noch schlief. Das tiefe, ruhige Atmen seines Freundes beruhigte ihn.
"Apropos Affäre...", sagte Skinny nun und schob seine Hand unter Bobs Bettdecke.
"Spinnst du?!", zischte Bob leise.
"Mh?", fragte Skinny nur.
Bob deutete stumm auf Peter.
"Der pennt doch wie ein Stein."
"Trotzdem."
"Na gut, dann gehen wir halt in einen anderen Raum."
"Du bist unmöglich... Leg' dich einfach wieder hin und schlaf", flüsterte Bob genervt.
"Aber ohne Sex schlafe ich so schlecht", quengelte der Ältere.
"Dann hast du halt Pech gehabt."
Genervt seufzte Skinny und legte sich wieder auf die Luftmatratze.
Auch Bob legte sich wieder in seine ursprüngliche Position und beobachtete Peters ruhigen Atem.
Da Peter mit dem Rücken zu Bob lag, konnte der Blonde nicht sehen, dass Peter hellwach war und sich gerade größte Mühe gab, möglichst ruhig und gleichmäßig zu atmen, damit Bob nicht bemerkte, dass er die ganze Zeit wach gewesen war.
Notes:
...Thoughts?
Chapter 3: Skinnys x Leos Geheimnisse (Part 1)
Summary:
Was bisher geschah:
Die drei ??? haben Skinnys Fall übernommen, seine Unschuld zu beweisen, da er der Hauptverdächtige in einem versuchten Mord ist. Das Opfer war Skinnys fester Freund, mit dem er eine offene Beziehung führt.In diesem Kapitel:
Die Ermittlungen der drei ??? beginnen, wir lernen Leos Vater kennen und Justus isst gerne Nougat.
Notes:
Bin ziemlich stolz auf dieses Kapitel, ich hoffe, es gefällt! Es ist allerdings etwas lang geworden, deshalb zwei Teile. Bei der Chapter Summary habe ich mich ein wenig inspirieren lassen von sehr vielen Fanfictions, die ich gerade lese, da es ganz hilfreich ist für die Lesenden, gerade wenn man so häufig postet wie ich. Hehe.
Chapter Text
Die Stimmung im MG war angeschlagen. Peter hatte den ganzen Morgen kaum ein Wort gesagt und Bob hatte keine Ahnung, was sein Problem war. Doch er wusste es besser, als nachzufragen.
Auch nachdem sie Justus am Schrottplatz eingesammelt hatten, war die Stimmung nicht besser geworden. Davon war Justus alles andere als begeistert. Er mochte es nicht, wenn einen seiner Kollegen etwas belastete, aber nicht sagte, was los war. Hauptsächlich, weil er es nicht mochte, wenn er etwas nicht wusste.
Bob saß auf der Rückbank und starrte stur aus dem Fenster. Er war inzwischen auch genervt, da Peter wütend wegen irgendwas war und nicht einfach mit ihm sprach.
Peter blickte grimmig auf die Straße und krallte sich am Lenkrad fest.
Justus blickte vom Beifahrersitz eine Weile zwischen seinen Freunden hin und her und räusperte sich schließlich. “Gibt es einen konkreten Grund für die gedrückte Stimmung?”
“Das frage ich mich auch…”, murmelte Bob als Antwort.
“Ich frage mich so einiges…“, gab Peter bissig zurück.
Nach der unangenehm stillen Fahrt betraten die drei Fragezeichen schließlich das Firmengebäude von Coopers Inc..
Selbstbewusst schritt Justus auf den Empfangstresen zu.
Die junge Dame am Empfang blickte die drei mit einem warmen Lächeln an. Sie war vermutlich ungefähr im Alter von Skinny. “Was kann ich für euch tun?”
“Wir möchten zu Mr. Coopers”, verkündete Justus.
“Ich wüsste nicht, dass ihr einen Termin habt.”
“Haben wir auch nicht.”
“Tut mir leid, aber ohne Termin gibt es keine Möglichkeit für euch mit Mr. Coopers zu sprechen.”
“Bitte teilen Sie ihm doch mit, dass wir gerne wegen seines Sohnes, Leo, mit ihm sprechen wollen. Beziehungsweise über den Vorfall, weswegen dieser im Moment auf der Intensivstation liegt.”
Die dunkelblonde Frau blickte Justus einen Augenblick an. Sie schien abzuwägen, was sie nun tun sollte.
“Wartet einen Moment”, sagte sie dann, nahm den Telefonhörer in die Hand und drückte eine Taste. Sie wartete einen Moment und begann dann in den Hörer zu sprechen. “Mr. Coopers, hier sind drei Jugendliche, die Sie gerne sprechen wollen… Ich weiß… Sie sagten es geht um… Leo… pold… J-ja…” Kurz wirkte sie verunsichert, als wäre sie sich bei Leos Namen unsicher gewesen. Dann blickte sie die drei Detektive prüfend an. “Ich denke schon… Okay… Verstanden.” Sie legte auf. “Mr. Coopers empfängt euch jetzt. Mit dem Fahrstuhl in den 6. Stock, dann nur gerade aus den Gang entlang. Es ist die große Tür am Ende. Nicht zu verfehlen. Erst anklopfen und nicht reingehen, bevor ihr aufgefordert wurdet. Und besonders wichtig: Mr. Coopers hat eine ziemliche Abneigung gegen Leos Spitznamen. Nennt ihn in seiner Gegenwart auf jeden Fall Leopold. Sonst schmeißt er euch direkt wieder raus… Ich selbst habe es schon ein paar Mal vergessen. Ich bin mit Leo zur Schule gegangen und da habe ich ihn jahrelang Leo genannt… Also passt einfach auf.”
Justus nickte. “Danke…“, er sah auf ihr Namensschild. “…Ms. Adams.”
Gemeinsam gingen die drei Fragezeichen zum Fahrstuhl.
“Als sie Leo angesprochen hat, scheint sie ihn überzeugt zu haben”, merkte Justus an. “Also wird er seinem Vater zumindest wichtig sein.”
“Solange er sich nicht vor ihm outet zumindest…“, murmelte Bob.
“Wenn er ein Problem mit Leos Sexualität hat, kann ich das definitiv nicht nachvollziehen, aber wenn es darum geht, wen er datet… Auf jemanden, der freiwillig mit Skinny Norris schläft, hätte ich auch keinen Bock”, sagte Peter mit verschränkten Armen und sah dabei Bob von der Seite an. Dieser merkte das gar nicht, da er sich gerade darauf konzentrierte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn diese Aussage verletzte.
Ein “Ding”-Geräusch ertönte und die Fahrstuhltüren öffneten sich im 6. Stock. Bereits vom Fahrstuhl aus war das Büro zu erkennen. Es war der einzige Raum der eine Doppeltür hatte.
Justus lief schnurstracks auf die Tür zu und klopfte an.
Als nach etwa einer Minute nichts passierte, wollte er gerade noch einmal klopfen, da ertönte ein “Herein” von drinnen.
Selbstbewusst öffnete Justus die Tür und betrat - gefolgt von seinen Kollegen - das große Büro.
Der dunkelhaarige Mann am Schreibtisch blickte von seinem Notebook auf. “Ihr wollt über meinen Sohn sprechen?”
Justus nickte. “Wir ermitteln in dem Mordanschlag gegen Leopold Coopers”, verkündete Justus. “Beziehungsweise haben es vor. Sofern Sie uns mit diesem Fall beauftragen.”
Für einen Moment blickte der Geschäftsmann die drei Jungen an, als wüsste er nicht, ob er sie auslachen oder anschreien sollte. “‘Ermitteln’?! Wie alt seid ihr? 12? Was wollt ihr denn ermitteln??”
“Abgesehen davon, dass wir bereits 17 Jahre alt sind, hat unser Alter nichts mit unseren detektivischen Fähigkeiten zu tun. Darf ich Ihnen unsere Karte geben?” Ohne eine Antwort abzuwarten, reichte der Erste Detektiv Mr. Coopers eine ihrer Visitenkarten.
Bob fragte sich, wie Justus immer so schnell eine parat hatte. Er selbst musste immer erst mal in seiner Tasche pfriemeln, um eine Karte zu übergeben.
“Detektive?” fragte Leos Vater nun immer noch unbeeindruckt.
“Wir arbeiten eng mit der Polizei von Rocky Beach zusammen.”
“Und haben die euch etwa von dem Anschlag auf meinen Sohn erzählt?”
“Nein, Sir”, antwortete Justus höflich. “Das war reine Ermittlungsarbeit. Sie müssen wissen, wir kennen den Hauptverdächtigen zufällig ganz gut. Der zuständige Inspektor hat uns daher ihn betreffend befragt.”
Irritiert blickte Bob seinen Freund an. Warum erzählte er Mr. Coopers, dass sie Skinny gut kannten? War das nicht eher kontraproduktiv?
“Dann mussten wir nur noch eins und eins zusammen zählen und uns erkundigen, wer in der letzten Nacht in Rocky Beach mit einer Pistole angegriffen wurde.”
Mr. Coopers nickte. “Das klingt tatsächlich nach ziemlich guter Ermittlungsarbeit”, gab er dann zu. “Aber wie du schon sagtest, gibt es bereits einen Hauptverdächtigen. Und diesen muss die Polizei nur noch hinter Gittern bringen.”
“Wissen wir”, bestätigte der Erste. “Das ist noch ein weiterer Grund, warum wir diesen Fall unbedingt übernehmen wollen. Wie gesagt, kennen wir ihn ganz gut. Wir führen eine sehr negative Beziehung zu Skinny Norris. Man könnte sagen, dass wir so etwas wie Erzfeinde sind. Daher wäre es wunderbar, wenn wir diejenigen wären, die es schlussendlich schaffen, ihn - nach all den Jahren der Pein - ein für alle Mal hinter schwedische Gardinen zu bringen.”
Für einen Moment glaubte Bob tatsächlich, dass Justus, Skinny wirklich hinter Gittern sehen wollte. Allein der Gedanke, dass das gegen Jutus’ Detektivehre verstoßen würde, da Skinny ihr aktueller Auftraggeber war, beruhigte ihn.
Wieder nickte Mr. Coopers. “Dieser missratene Norris-Bengel war mir schon lange ein Dorn im Auge. Dauernd ist er um meinen - weitaus besser erzogenen - Jungen herumgestreunt. Schon zu Beginn der High School. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis mal was passieren würde. Verständlich, dass Edgar ihn so früh wie möglich rausgeschmissen hat!”
“Sie kennen Skinny Norris’ Vater?” fragte Bob nun neugierig.
“Ab einer bestimmten Gehaltsklasse kennt man sich nun mal untereinander”, erklärte Mr. Coopers belehrend.
Bob merkte mit jedem Satz, den dieser Mann sprach, immer mehr, wie sehr er ihn verabscheute.
“Ach was solls. Schaden wird es wohl nicht. Ich erlaube euch in diesem Fall zu ermitteln. Was verlangt ihr denn dafür?”
“Unsere Dienste sind unentgeltlich”, sagte Justus nun.
“Also, wenn ihr wollt, dass man euch als Detektive ernst nimmt, solltet ihr definitiv ein Honorar verlangen! Sonst kann ja jeder eure Dienste verlangen… Aber na ja. Was auch immer. Was wollt ihr noch?”
Justus ließ sich keinen Moment von dem Geschäftsmann verunsichern. “Wir hätten gerne noch einige Informationen über den Vorfall. Schließlich passierte dies in einer Ihrer Lagerhallen.”
“Ich war nicht dabei.”
“Selbstverständlich nicht. Allerdings haben Sie ja bereits angemerkt, dass Sie Ihren Sohn gut erzogen haben. Daher fragen wir uns, was er mitten in der Nacht mit Skinny Norris in dieser Lagerhalle zu schaffen hatte.”
Für einen Moment sah Mr. Coopers Justus einfach nur an. Bob glaubte bereits, dass er sie für hochkant rauswerfen würde, doch dann antwortete er doch noch. “Natürlich ist mein Sohn gut erzogen. Wenn der Norris-Bengel nicht gewesen wäre, wäre er auch niemals dort gewesen. Ich habe keine Ahnung, wie der es geschafft hat, Leopold zu korrumpieren. Doch irgendwie hat er es geschafft!”
“Sie wissen also nicht, wieso er da war”, stellte Justus fest.
“Nein! Wird das hier jetzt ein Verhör?”
“Natürlich nicht. Werden Ihre Lagerhallen videoüberwacht?”
“Selbstverständlich!”
“Können wir die Aufzeichnungen der letzten Nacht sehen?”
“Könnt ihr. Wird aber nichts bringen. Die Kameras der entsprechenden Lagerhalle hatten in der letzten Nacht einen Defekt. Genau zu dem Zeitraum, zu dem sich die Tat ereignet hat.”
“Was für ein Zufall…”, murmelte Bob.
Mr. Coopers hatte ihn gehört. “Ja. Ein sehr ungünstiger Zufall.”
“Können wir die Aufnahmen trotzdem sehen?” fragte Justus.
“Wenn ihr unbedingt wollt. Der Überwachungsraum befindet sich ein Stockwerk tiefer, zweite Tür links. Ich gebe den Jungs dort Bescheid, dass sie euch alles zeigen und eure Fragen beantworten sollen”, sagte Mr. Coopers und griff bereits zum Telefon. Die drei Fragezeichen nahmen das als Zeichen, zu gehen.
“Was für ein ätzender Typ!” merkte Peter draußen an.
“Ich bewundere ja immer wieder, dass du so gut mit solchen furchtbaren Menschen reden kannst”, sagte Bob zu Justus.
“Ich habe einfach den Fall vor Augen und lass mich nicht von solchen Charakteren wie Mr. Coopers beirren. Möglicherweise bringt der erfolgreiche Abschluss unseres Falles in ja selbst dort hin, wo er Skinny so gerne sehen würde.”
“Ich würde beide dort gerne sehen…”, warf Peter ein. Seine Freunde ignorierten den Kommentar.
“Was denn, du denkst, Mr. Coopers hat auf seinen eigenen Sohn geschossen?” fragte Bob irritiert.
“Wahrscheinlich nicht selbst, aber vielleicht hat er jemanden beauftragt. Er ist offensichtlich kein Fan von Regelverstößen, wenn Leo nun aber keine Lust mehr hatte, alles zu tun, was sein Vater wollte und obendrein auch noch eine sowohl sexuelle als auch romantische Beziehung mit Skinny eingegangen ist, kann ich mir schon vorstellen, dass bei Mr. Coopers eine Sicherung durchgebrannt ist.”
Daraufhin waren Peter und Bob ruhig. Die Theorie klang tatsächlich logisch.
Inzwischen waren die drei Freunde an ihrem Ziel angekommen. Justus klopfte an.
“Kommt rein!” ertönte kurz darauf eine freundliche tiefe Stimme.
Die drei traten ein. Das Zimmer war klein. Sicher nicht mal halb so groß, wie das Büro von Mr. Coopers. Eine Wand war komplett voll mit Bildschirmen, darunter stand ein länglicher Tisch und an diesem saßen zwei ältere Männer. Einer war dunkelhäutig und hatte eine Glatze. Der andere hellhäutig und hatte blonde Haare, die bereits mehr in Richtung grau gingen. Beide blickten die drei Fragezeichen freundlich an.
“Ihr müsst die drei Detektive sein”, begann der erste der beiden Männer. “Mr. Coopers hatte euch angekündigt. Allerdings hatte er Kinder erwähnt. Ihr seid ja doch schon etwas älter als Kinder. Ich bin George. Und das hier ist Steven.”
Steven nickte den Jungen zu.
“Er ist kein Mann vieler Worte. Was können wir für euch tun?”
“Die Aufnahmen aus der Tatnacht”, kam Justus direkt zum Punkt, nachdem er sich und seine Freunde kurz vorgestellt hatte. “Haben die Kameras gar nichts aufgezeichnet?”
“Doch. Nur sind sie etwa eine halbe Stunde vor dem Vorfall ausgefallen. Paul hat daran gearbeitet, den Fehler möglichst schnell zu beheben. Das hat allerdings etwa eine Stunde gedauert. Als sie wieder an waren, war die Polizei schon längst an der Halle”, erklärte George.
“Wer ist Paul?” fragte Peter neugierig.
“Paul Smithers. Unser Kollege. Wir sind insgesamt vier. Es arbeiten im Wechsel immer zwei gleichzeitig. Letzte Nacht hatten Michael und Paul Dienst. Ich hatte vorher mit Michael schon ein paar Stunden gearbeitet. Als Paul kam, um mich abzulösen, wurde Michael auf einmal schlecht. Lag wohl an seinem Abendessen. Wir wissen inzwischen, dass er eine Lebensmittelvergiftung hat. Der Arme. Na ja, Paul hatte kein Problem damit auch mal eine Nacht allein zu arbeiten. Passiert meistens eh nichts. Vor allem nachts nicht.”
“Aber diesmal schon”, sagte Bob.
George nickte und seufzte dann. “Wäre er nicht alleine gewesen, hätte man den Fehler wahrscheinlich schneller beheben können…”
“Ich kenne mich ein wenig mit Kameras aus. Kann ich mir das System mal ansehen?” fragte der Dritte nun.
Steven nickte. “Komm her. "
Während Bob sich alles zeigen und erklären ließ, unterhielten Justus und Peter sich noch etwas mit George. Der konnte ihnen aber keine weiteren hilfreichen Auskünfte geben, außer der Adresse von Paul Smithers.
“Am besten fahren wir direkt zu Mr. Smithers und befragen ihn”, verkündete Justus, sobald Bob die Tür des Überwachungsraumes hinter ihnen wieder geschlossen hatte.
“Ich kann nicht”, sagte dieser dann. “Ich muss doch diese Sache erledigen. Für meinen Dad…”
“Ach ja… Nun, deine Expertise, was das Überwachungssystem angeht, ist schon wichtig… Dann verschieben wir das. Du erledigst die Sache für deinen Dad und wir gehen einfach danach zu Mr. Smithers.”
“Und was macht ihr solange?”
“Wir gehen zu Skinny.”
“Du meinst, zu mir.”
“Nein, zu Skinny. Ich möchte gerne einen Blick in seine Wohnung werfen. Schließlich besteht die Möglichkeit, dass er uns noch mehr als nur seine wahre Beziehung zu Leo verheimlicht hat.”
“Du weißt aber schon, dass wir für und nicht gegen Skinny arbeiten?”
“Das ist mir schon klar, Bob. Jedoch kennen wir Skinny zu gut, um ihm einfach blind zu vertrauen. Es ist gut möglich, dass er uns weitere essentielle Informationen verheimlicht.”
“Da bin ich mir sehr sicher…”, murmelte Peter.
“Na, wenn ihr meint… Tut halt, was ihr nicht lassen könnt… Ich melde mich, wenn ich fertig bin.”
Ohne eine weitere Antwort abzuwarten, verließ Bob das Gebäude. Das Rocky Beach Police Departement war nicht allzu weit entfernt, sodass er das Stück gut zu Fuß zurücklegen konnte.
An dem heruntergekommenen Gebäude in Little Rampart angekommen, machte Justus eine Entdeckung, die ihn innehalten ließ.
“Peter, warte.”
“Was ist?” fragte dieser sofort alarmiert.
Justus deutete auf einen Wagen, der auffällig unauffällig am Straßenrand stand. “In dem Auto dort sitzt Officer Oakly.”
Der Größere sah sich das graue Auto nun ebenfalls genauer an. Tatsächlich saß dort der dunkelhaarige Officer am Steuer. Den Blick auf das Gebäude gerichtet, in welchem sich Skinnys Wohnung befand.
“Der soll sicherlich die Wohnung beobachten, falls Skinny unvorsichtig genug sein sollte, nach Hause zu gehen.”
“Na das ist er ja offensichtlich nicht.” Missmutig verschränkte Peter die Arme. Der Gedanke, dass Skinny sich bei Bob Zuhause befand, gefiel ihm absolut nicht. “Und wie kommen wir dann in Skinnys Wohnung? Officer Oakly wird uns sehen und sofort Cotta alarmieren.”
“Ich habe eine Idee. Ich habe, als wir unsere Aussagen zum letzten Fall abgeben sollten, zufällig auf dem PD mitgekriegt, dass Officer Oakly ein Fan unserer Arbeit ist. Außerdem bringt er mir öfters einen Nougat-Riegel mit, wenn er die Befragung durchführt.” Bei dem Gedanken an den Nougat-Riegel erhellte sich Justus’ Gesicht. “Ich gehe daher davon aus, dass er uns positiv gegenüber gestimmt ist. Das könnte uns helfen. Komm, spiel’ einfach mit.”
Peter folgte seinem Freund zum Auto. Er hatte keine Ahnung, was er vor hatte. Aber er vertraute Justus.
Dieser lief nun schnurstracks auf das Auto von Officer Oakly zu und klopfte an die Fensterscheibe.
“Justus, Peter. Was macht ihr denn hier?” Er wirkte wenig überrascht. “Ermittelt ihr wieder in Fällen, die euch polizeilich untersagt worden sind?”
“Hallo Officer! Tatsächlich diesmal nicht. Versuchter Mord ist uns dann doch auch eine Spur zu gefährlich.”
Beinahe hätte Peter aufgelacht. Selbstverständlich war das viel zu gefährlich. Doch interessieren tat das den Ersten doch herzlich wenig.
“Sehr vernünftig, Jungs.”
“Da Sie Skinnys Wohnung observieren, gehe ich davon aus, dass Sie ihn noch nicht haben verhaften können?”
“Richtig.”
“Gut. Also natürlich nicht gut, dass er noch freiem Fuß ist, aber das heißt, dass wir vielleicht einmal ganz kurz in die Wohnung rein können?” fragte Justus nun so unschuldig wie möglich.
“Warum wollt ihr das denn?”
“Also… wissen Sie…” Justus begann nervös von einem Fuß auf den anderen zu treten. “Na ja, Skinny ist vor einer Weile mal bei uns eingebrochen… Wir dachten, es hätte nichts gefehlt, doch als wir heute das Archiv aufräumen wollten, ist uns aufgefallen, dass er tatsächlich eine Akte entwendet hat… Dass wir das jetzt erst gemerkt haben und es ihm überhaupt möglich war, die Akte zu stehlen, ist uns nun unglaublich unangenehm. Schließlich sind wir Detektive! Wir wollen auf gar keinen Fall, dass Inspektor Cotta davon erfährt. Das wäre wirklich unangenehm für uns. Wir würden nur einmal schnell reingehen und die Akte zurückholen…”
Officer Oakly sah die beiden für einen Moment an und schien darüber nachzudenken.
Resignierend ließ Justus die Schultern hängen und seufzte. “Tut mir leid, Officer, das können wir natürlich nicht von Ihnen verlangen… Du hattest Recht, Peter, das war eine doofe Idee… Auf Wiedersehen.” Der Erste Detektiv drehte sich bereits um und wollte gehen, als der Officer wieder seine Stimme erhob.
“Warte.”
Hoffnungsvoll drehte Justus sich wieder zum Auto um.
“Holt halt kurz die Akte raus. Aber lasst euch nicht zu viel Zeit.”
“Wir beeilen uns! Wir wissen ja, wonach wir suchen. Vielen Dank, Officer Oakly!”
Der Officer nickte und schmunzelte leicht, während er Justus und Peter dabei zusah, wie sie schnell auf das Gebäude zu liefen.
Bei Skinnys Wohnung angekommen, knackte Peter schnell das Schloss. Wirklich gut verriegelt waren die Türen in diesem Gebäude nicht, umso leichter ging das Einbrechen. Der Geruch in der Wohnung war für Peter schwer zu definieren. Aber passte auf jeden Fall zu Skinny. Es war eine Mischung aus mehreren Gerüchen. Da war ein leichter Alkoholgeruch. Und dann war da noch irgendwas eher würzigeres, was Peter nicht so gut zuordnen konnte. Es kam ihm auf jeden Fall bekannt vor.
“Wir müssen uns beeilen, Peter. Am besten teilen wir uns auf. Ich kümmere mich um Wohnzimmer und Küche und du Bad und Schlafzimmer.”
Bevor Peter überhaupt etwas zu dieser Aufteilung sagen konnte, hatte Justus sich bereits dem Wohnzimmertisch gewidmet. Er hatte nur wenig Lust in Skinnys Schlafzimmer herumzuschnüffeln, aber ihm blieb wohl nichts anderes übrig. Also betrat er als Erstes das Badezimmer.
Sauber war etwas anderes. Allerdings hatte er es sich schlimmer vorgestellt. Auf den ersten Blick war nichts Auffälliges zu sehen, also öffnete Peter den Badezimmerschrank, welcher über dem Waschbecken hing. Als Erstes entdeckte er ein orangenes Döschen, wo sich wohl Medikamente drin befanden. Neugierig nahm er es in die Hand und las den Namen des Medikaments. Phenelzin. Das sagte ihm nichts, aber anscheinend war das ein Medikament, welches Skinny regelmäßig einnehmen sollte. Dann war es wohl ungünstig, dass es hier stand. Peter nahm die Dose in die Hand und sah sich die anderen Dinge im Schrank an. Mehr fiel ihm hier nicht auf. Also verließ er das Badezimmer und rief nach Justus.
“Just?”
Mampfend und mit einer rechteckigen Plastikdose in der Hand stand Justus noch immer im Wohnzimmer. “Mh?”
“Ich hab hier was gef- Sag mal, was isst du denn da??”
“Brownies. Mit Nougatfüllung! Super lecker. Stand hier auf dem Tisch.”
Genervt verdrehte Peter die Augen. Das war ja wieder mal typisch Justus Jonas.
“Willst du auch einen?”
“Justus, ich würde nicht mal was von Skinny Norris essen, wenn ich sonst verhungern würde.”
“Die sind aber echt gut…”, murmelte der Kleinere und biss von einem weiteren Brownie ab.
“Guck mal, was ich gefunden habe. Penezel-irgendwas oder so. Weißt du, was das ist?”
Justus warf einen Blick auf die Dose. “Phenelzin. Das ist ein Antidepressivum und Anxiolytikum.” Nach einem Blick in Peters verwirrtes Gesicht führte Justus weiter aus: “Das wird unter anderem gegen Depressionen und Angstzustände eingesetzt.”
Peter blickte auf das orangene Döschen in seiner Hand. Es war auf Skinner E. Norris ausgestellt. Depressionen oder Ängste. Oder beides? Das kam irgendwie unerwartet. Allerdings hatte er auch nie einen Gedanken daran verschwendet, ob Skinny irgendwelche psychischen Probleme haben könnte.
“Steck’ die mal ein. Die braucht er sicherlich”, holte Justus Peter wieder aus dessen Gedanken.
Der Größere steckte die Dose in seine Jackentasche und ging ins Schlafzimmer. Im Bad war er fertig.
Das Schlafzimmer wirkte tatsächlich gemütlich. Es war nicht groß und den meisten Platz nahm das große Bett ein. Dieses war nicht gemacht und auf dem Boden lagen einige Klamotten. Peter war sich ziemlich sicher, dass nicht alle Skinny gehörten, schließlich schien dieser nie andere Farbe als Schwarz oder mal ein sehr dunkles Blau zu tragen. Definitiv kein Grün oder Rot. An der Wand über dem Bett hing ein großes Tuch. Seltsame Dekorationsentscheidung…
Auf dem Nachttisch lagen ein paar Zigaretten lose herum, daneben ein Feuerzeug. Peter öffnete die oberste der beiden Schubladen des Nachttisches. Darin befanden sich zerknitterte Zettel und ungeöffnete Briefe. In der anderen Schublade befanden sich andere Dinge. Peter blinzelte ein paar Mal bis die Information, was genau sich in dieser Schublade befand, in seinem Gehirn ankam. Neben einigen Kondomen und einer Tube Gleitgel befanden sich noch einige andere Dinge darin, die Skinny wohl brauchte, wenn sein Freund oder irgendein anderer Mensch, mit dem er was hatte, da war. Wie Bob zum Beispiel. Daran wollte Peter nicht denken. Trotzdem war der Gedanke einfach da. Er sah zwischen dem unordentlichen, aber tatsächlich gemütlich aussenden, Bett und der Schublade hin und her. Nun, wo er wusste, dass Bob und Skinny miteinander schliefen, war es mehr als logisch, dass Bob mindestens einmal bisher in genau diesem Bett Sex hatte. Und das mit Skinny Norris. Und wer weiß, welche dieser Utensilien sie so benutzt hatten…
Peters Wangen wurden heiß. Wut machte sich in ihm breit. Wie konnte Bob ihm das nur antun? Von all den Typen mit denen er eine “sexuelle Beziehung”, wie Justus es nennen würde, eingehen könnte, warum mit Skinny? Sollte er doch lieber was anfangen mit… Peter überlegte. Ihm fielen einige Jungen ein, mit denen Bob eine Beziehung eingehen könnte. Jeffrey zum Beispiel. Der war schwul und sogar aktuell single. Aber der Gedanke gefiel ihm auch nicht. Er ging noch ein paar Typen in seinem Kopf durch und versuchte sich vorzustellen, dass Bob mit einem von denen zusammen wäre. Nichts davon war besser. Keiner von denen sollte Bob auf diese Weise berühren oder küssen oder… was auch immer. Aber seit wann hatte er denn ein Problem mit homosexuellen Beziehungen? Bei Jeffrey war das kein Problem. Also lag es… an Bob?
Peter stöhnte laut auf. Er verstand das nicht. Nichts machte einen Sinn gerade. Frustriert trat er gegen die verhängnisvolle Schublade, damit er diese Gegenstände nicht mehr sehen musste. Da das noch nicht gereicht hatte, um ihn zu beruhigen, schnappte Peter sich als nächstes irgendein buntes T-Shirt vom Boden. Er stellte erleichtert fest, dass dies definitiv nicht Bob gehörte, schließlich hatte er es noch nie zuvor gesehen und er kannte Bobs Kleiderschrank. Das fremde T-Shirt feuerte er in Richtung Bett. Es prallte an dem Tuch ab und landete auf Skinnys Kissen. Durch den Aufprall verrutschte das Tuch etwas und dahinter kam Farbe zum Vorschein. Es sah aus, wie ein schwarzer Strich, der mit einer Spraydose gemacht wurde. Peters Frust wurde durch Neugierde abgelöst.
“Was ist denn hier los?” fragte Justus nun, welcher nun im Türrahmen aufgetaucht war. Er hatte wohl den Tritt gegen den Nachttisch gehört.
“Hier ist was hinter”, antwortete Peter ohne seinen Blick von der neuentdeckten Stelle zu nehmen. Vorsichtig nahm er das Tuch ganz ab. Dahinter befand sich tatsächlich ein Graffiti.
“Leo x Skinny”, las Justus vor. “Und da neben ein rotes Herz und ein Datum. Das war… vor über einem Jahr. Wahrscheinlich sind sie da zusammengekommen. Ist ja süß”, lächelte Justus.
Peter sah zu seinem Freund, der immer noch die Plastikdose in der Hand hatte und gerade den letzten Brownie rausnahm. “Ich dachte eher, dass du es kitschig nennst oder so.”
Justus seufzte tief. “Nein. Liebe ist doch was Wundervolles.” Verträumt blickte er das Graffiti an.
“Und trotzdem hat er es abgedeckt.”
“Die beiden führen eine offene Beziehung, wenn Skinny also jemand mitgebracht hat, der nicht sein Freund ist, hätte diese Person das wohl nicht so toll gefunden”, erklärte Justus und nahm den letzten Bissen vom letzten Brownie.
“Hast du die jetzt alle aufgegessen?” fragte Peter. “Wie viele waren da drin? 10?”
“Leider nur 5”, antwortete Justus und seufzte. “Ich vermisse sie schon.”
“Die Brownies?”
Justus kicherte. “Das waren die aller gutesten… ne bestesten… besten! Die allerbestesten Brownies, die ich je gegessen habe!”
“Justus, geht es dir gut?”
“Mir geht es großartig! Ich glaube, mir ging es noch nie nie so gut!”
Verwirrt runzelte Peter die Stirn. Justus benahm sich wie ein ganz anderer Mensch. Nun sammelte er noch die letzten Krümel der Brownies aus der Dose.
Plötzlich fiel Peter ein, woran ihn der andere Geruch in der Wohnung erinnerte. “Justus?”
“Mh?”
“Ich glaube nicht, dass das normale Brownies waren…”
“Natürlich nicht! Es waren Nougatbrownies!”
“Komm mal mit…” Peter verließ das Schlafzimmer und ging in die Küche, gefolgt von Justus. In der Küche lagen noch einige Backutensilien herum. Darunter ein leeres Plastiktütchen, woran Peter nur kurz schnuppern musste, um seinen Verdacht endgültig bestätigt zu wissen. “Justus, du hast Haschbrownies gegessen…”
Mit großen Augen blickte Justus Peter an. “Hab’ ich nicht…”
“Doch hast du”, antwortete der Größere und hielt zum Beweis das Tütchen hoch. “Wie konntest du das nicht bemerken?”
“Die Brownies sahen so lecker aus, da wollte ich unbedingt einen probieren… Und dann waren die so gut, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte… Da habe ich mich gar nicht weiter umgesehen…”
“Oh man, Just…”
Sobald Bob das Polizeirevier verließ, holte er sein Handy raus. Das Gespräch mit Inspektor Cotta war anstrengend, aber er hatte noch einmal versichert, dass er auf ihrer Seite war und Bob vertraute.
Für einen Moment überlegte Bob, welchen seiner beiden Freunde er nun anrufen sollte. Da Peter sicher immer noch aus irgendeinem Grund zickig war, wählte er lieber Justus’ Nummer.
“Bob!” antwortete dieser nach einem kurzen Tuten. “Es ist super toll, deine Stimme zu hören!”
Irritiert runzelte Bob die Stirn. Was war denn mit Justus los?
“Ich hab’ doch noch gar nichts…”
“Just, mach mal laut, ich muss mit Bob reden!” kam nun auch Peters Stimme durch den Hörer. “Bob, wir holen dich ab. Wo bist du?”
Bob sah zu dem PD vor dem er noch stand. “Ähm, bin gerade am PD vorbeigekommen…”
“Ah, da sind wir auch gleich. Wir haben ein Problem mit Justus…”
“Okay… Was de-“, fing Bob an, doch da wurde schon aufgelegt. Irritiert sah Bob aufs Display. Ein Problem mit Justus?
Auf dem Weg zurück zum Haus der Andrews’ saß Bob gemeinsam mit Justus auf dem Rücksitz. Anscheinend hatte Justus auf seinem Standardplatz auf dem Beifahrersitz Peter zu sehr abgelenkt.
Dort angekommen fanden die drei Fragezeichen Skinny im Wohnzimmer vorm Fernseher. Es liefen die lokalen Nachrichten, wo über den versuchten Mord an Leopold Coopers gesprochen wurde.
“Da seid ihr ja”, kommentiert Skinny und schaltete den Fernseher wieder aus.
Wie selbstverständlich rannte Justus sofort in die Küche.
“Was ist denn mit dem los?”
“Peter und Justus waren in deiner Wohnung-”
“Ihr wart in meiner Wohnung?!”
“Beschwere dich nicht, wir haben dir was wichtiges mitgebracht”, sagte Peter nicht weniger gereizt, als Skinny und warf ihm das Tablettendöschen zu, welches Skinny auffing.
“Oh, ähm, danke…” Es schien ihm unangenehm zu sein, dass Justus und Peter seine Medikamente gefunden hatten.
“Und Justus hat deine Brownies gefunden”, fuhr Bob fort.
Skinny musste kurz auflachen. “Echt jetzt? Der hat die gegessen?”
“Ja. Und du darfst dich jetzt um ihn kümmern”, verkündete Peter und kam nicht umhin, schadenfroh zu lächeln, als Skinny ihn erschrocken ansah.
“Wieso ich??”
“Deine Drogen, deine Brownies, deine Wohnung, deine Schuld”, erklärte Peter.
“Is’ doch nicht meine Schuld, wenn der sich an fremden Brownies bedient.”
“Aber wir müssen einen wichtigen Zeugen in deinem Fall befragen”, schaltete sich nun Bob ein und betonte nochmal, dass es Skinnys Fall war. “Da können wir ihn nicht mitnehmen, so wie der gerade drauf ist. Wir kommen auch so schnell es geht wieder. Aber jemand muss auf ihn aufpassen. So können wir ihn auch nicht nachhause bringen. Seine Tante und Onkel bringen uns um.”
“Na gut…“, murmelte Skinny. “Aber ihr beeilt euch!”
“Klar.”
In dem Moment schepperte es in der Küche.
“Sorge einfach dafür, dass das Haus heil bleibt.”
Chapter 4: Skinnys x Leos Geheimnisse (Part 2)
Summary:
Was bisher geschah:
Bei den Ermittlungen in Skinnys Fall haben die drei ??? Walter Coopers (Leos Vater) sowie zwei der vier Wachmänner von Coopers Inc. kennengelernt. Justus und Peter waren danach noch in Skinnys Wohnung, wo Peter Antidepressiva und Justus Hashbrownies gefunden hat. Außerdem versteht Peter seine Gefühle nicht.In diesem Kapitel:
Skinny kümmert sich um Justus, während Peter und Bob zu zweit weiter ermitteln müssen. Wir lernen Paul Smithers kennen und unsere zwei Lieblingsdetektive unternehmen einen weiteren Trip ins Krankenhaus.
Chapter Text
“Du, sag mal, Skinny?”
“Mh?” Der Angesprochene hatte gerade eine Pizza in den Ofen der Andrews geschoben und schaltete diesen ein.
“Wie klappt das mit der offenen Beziehung?” Justus saß auf der Arbeitsfläche der Küche und beobachtete mit großen Augen, wie Skinny die Pizza vorbereitet. Oder vielleicht schienen die Augen auch nur größer, aufgrund der erweiterten Pupillen.
“Was meinst du?” fragte der Größere, während er sich wieder aufrichtete.
“Wirst du nicht eifersüchtig, wenn dein Freund intim mit anderen Menschen wird?” fragte er langsam.
“Ne, wieso? Ich mach’ das doch auch.”
Justus blinzelte Skinny an. Seine Gedanken waren auf einmal viel langsamer.
“Ich sag’ dir jetzt was, das weiß noch niemand sonst und soll auch noch niemand wissen.” Justus lehnte sich näher an Skinny heran und flüsterte “Ich bin in einer Beziehung.”
Auch der andere flüsterte nun. “Weiß die Person das auch?”
Justus begann zu kichern. “Ja.” Dann wurde er wieder ein bisschen ernster. “Ich habe die Idee entwickelt, der Person, mit der ich in einer Beziehung bin, auch eine offene Beziehung vorzuschlagen…”
“Du willst rumvögeln? So hätte ich dich gar nicht eingeschätzt, Jonas”, grinste Skinny. “Respekt.”
“Nicht ich… Ich… ich habe nicht das Bedürfnis einer sexuellen Intimität. Anders als die Person mit der ich in einer Beziehung bin. Für die Person ist der Geschlechtsverkehr wichtig. Deshalb möchte ich die offene Beziehung vorschlagen. Daher die Frage betreffend deiner offenen Beziehung.”
“Mann, Jonas, du bist total bekifft und redest trotzdem noch so scheiße geschwollen.” Skinny lachte und lehnte sich an den Kühlschrank. “Also, du hast keinen Bock auf Sex, datest aber eine Person, die vögeln will. Deshalb möchtest du denen eine offene Beziehung vorschlagen, hast aber Sorge, eifersüchtig zu werden”, fasste er dann zusammen.
Justus nickte eifrig.
“Leo und ich lieben uns. Wir schlafen mit anderen Menschen, aber am Ende kommen wir wieder zueinander. Der Sex hat nicht automatisch was mit Liebe zu tun. Deshalb bist du ja wohl auch in diese Person verliebt ohne mit ihr schlafen zu wollen.”
Justus nickte.
“Siehst du? So funktioniert auch eine offene Beziehung.”
Wieder nickte Justus. Das machte sehr viel Sinn.
“Schlag es auf jeden Fall vor. Vielleicht ist es ja tatsächlich eine gute Alternative.”
“Danke, Skinny.”
“Kein Ding.” Skinny öffnete den Kühlschrank, nahm zwei Coladosen raus, stellte eine neben Justus ab und öffnete die andere.”
“Und danke fürs Pizza machen.”
“Auch kein Ding.”
“Und danke, dass du Sex mit Bob hast.”
Skinny verschluckte sich an seiner Cola, was in einen Hustenanfall resultierte. “Was?!”
“Er hat dauernd Liebeskummer, wegen Peter, aber, seit ihr eine sexuelle Beziehung eingegangen seid, ist er etwas besser drauf.”
???
“Ich rede”, sagte Peter als er mit Bob zur Tür von Paul Smithers ging.
“Du?” fragte Bob irritiert. Normalerweise redete er, wenn Justus nicht da war.
“Ja, ich. Ich bin der zweite Detektiv. Wenn Just nicht da ist, rutsche ich nach.”
“Na, wenn du meinst…”
“Ja, meine ich.” Entschlossen klingelte Peter.
Bob seufzte und hoffte, dass Peter sich bald von alleine beruhigen würde. Nur schien es leider so, als würde er nur immer schlechtere Laune kriegen.
Nach einem Moment öffnete sich schließlich die Tür und ein Mann - wahrscheinlich Mitte 50 - mit Halbglatze erschien vor den beiden Teenagern. “Was wollt ihr?” fragte er in einem genervten, unhöflichen Ton.
“Ähm…“, begann Peter, doch stockte dann. Die grobe Art des Mannes hatte ihn eingeschüchtert.
“Hallo Mr. Smithers. Wir sind zwei der drei Fragezeichen”, schaltete Bob sich ein und reichte Mr. Smithers eine Visitenkarte. “Wir ermitteln im Fall Leopold Walter Coopers. Dürfen wir reinkommen?”
Für einen Moment blickte Paul Smithers die zwei Fragezeichen an.
“Oder sollen wir das Thema hier an der Tür besprechen?”
“Nein… Kommt rein…“, murmelte er dann und ließ die beiden Jungen rein.
Peter lächelte Bob an, bedankte sich stumm bei seinem Freund fürs einspringen.
Bob lächelte zurück. Er wusste nicht, was gerade Peters Problem war, aber sie waren immer noch Peter und Bob. Das heiterte ihn wieder etwas auf.
Mr. Smithers führte die zwei durch den Flur. Dieser endete in einem geräumigen und gemütlichen Wohnzimmer. Dort saß eine Frau, die in etwa im Alter von Paul Smithers sein müsste. Sie saß auf dem Sofa und strickte während im Fernsehen irgendeine Soap-Opera lief.
“Maggie, ich habe eine… geschäftliche Besprechung… wir gehen ins Schlafzimmer.”
Die Frau - Maggie- sah zu den drei und nickte.
“Da rein.” Paul Smithers deutete auf die erste Tür, welche neben ihnen im Flur war.
Peter, der direkt vor der Tür stand, öffnete diese. Dahinter befand sich - wie angekündigt - das Schlafzimmer.
Alle drei traten ein und die beiden Fragezeichen sahen sich um, während Mr. Smithers die Tür hinter sich schloss.
Das Bett schien frisch gemacht, doch die Bettwäsche auf beiden Seiten war unterschiedlich. Auf dem Nachttisch auf der linken Seite lagen ein Buch und eine Lesebrille. Auf der anderen Seite war nichts auf dem Nachttisch. Nicht einmal eine Lampe.
“Ich habe schon mit der Polizei geredet”, sagte Paul Smithers direkt verteidigend und verschränkte die Arme.
“Die Sicherheitskameras am Tatort sind alle zur selben Zeit ausgefallen?” fragte Peter.
Mr. Smithers nickte.
“Und wie lange hat es gedauert, bis die wieder funktioniert haben?”
“Eine Stunde. Aber zu der Zeit war die Polizei bereits da und Leo… verletzt… Wisst ihr, wie es ihm geht?”
Peter nickte. “Er ist noch auf der Intensivstation. Wie haben Sie das wieder hingekriegt?”
Bob ließ jetzt Peter reden. Er stellte bereits alle wichtigen Fragen und so konnte er selbst sich noch etwas umsehen.
“Ach, das ist jetzt zu kompliziert, zu erklären…”
“Erklären Sie es mir”, warf Bob nun ein. “Ich kenne mich damit aus.”
Mr. Smithers sah Bob an und überlegte, was er darauf antworten sollte. “Ich ähm… da war nur ein Kabel lose…”
“Sie haben gar keine Ahnung von der Technik, oder?”
Der ältere Mann antwortete nicht.
Bob nickte.
“Was ist wirklich passiert?” fragte Peter.
“Ich werde euch nichts weiter sagen. Ihr solltet jetzt gehen.” Paul Smithers öffnete die Schlafzimmertür.
“Haben Sie eine Affäre mit Leo?” fragte Bob direkt.
Mr. Smithers schlug die Tür zu. “Was?!”
Auch Peter sah Bob irritiert an.
“Sie nennen Leo bei seinem Spitznamen obwohl Mr. Coopers strikt dagegen ist, dass seine Mitarbeiter*innen ihn so nennen. “Nicht einmal seine ehemalige Klassenkameradin darf ihn noch so nennen. Deshalb nehme ich an, dass Sie eine private Beziehung zu ihm führen. Außerdem scheint die Beziehung - tut mir leid, wenn ich Ihnen da etwas nahe trete - zwischen Ihnen und Ihrer Ehefrau ziemlich distanziert. Die unterschiedlich bezogenen Seiten des Bettes lassen vermuten, dass Sie beide nicht in einem Bett schlafen. Auch scheint nur ein Nachttisch genutzt zu werden. Außerdem haben Sie eben Ihrer Frau gesagt, dass Sie eine “geschäftliche Besprechung” mit uns in Ihrem Schlafzimmer haben und das fand sie alles andere als seltsam. Das lässt darauf schließen, dass es schon des Öfteren vorgekommen ist, dass Sie mit - vermutlich männlichen - Personen hier waren und nicht von Ihrer Frau gestört werden wollten. Und über Leo wissen wir bisher nicht sehr viel, außer, dass er homosexuell ist und sexuelle Beziehungen zu mehreren verschiedenen Menschen hat. Daher nochmal die Frage: Haben Sie eine Affäre mit Leo?”
Mit großen Augen blickte Peter den blonden Jungen an. Er fand es schon immer toll, wenn Bob wie Justus sprach. Bei ihm wirkte das irgendwie um einiges cooler, als wenn Justus so einen Monolog hielt. Peter merkte plötzlich, wie sich sein Atem beschleunigte und seine Wangen warm wurden. Er leckte sich über die trockenen Lippen und sah zu, wie Bob durch seine blonden Locken fuhr. Da fiel ihm plötzlich auf, was diese körperlichen Reaktionen zu bedeuten hatten. Hatte es ihn etwa gerade erregt, dass sein bester Freund sprach, wie sein anderer bester Freund? Das machte ja so gar keinen Sinn. Peter stöhnte verzweifelt auf und setzte sich auf das Bett. Er war einfach nur noch verwirrt.
“Ist alles okay?” fragte Bob besorgt.
“Ja, alles gut. Muss nur sitzen.”
Wieder sah Bob Mr. Smithers an. “Also?”
“Ja… du hast ja recht…”
“Sagen Sie uns nun die Wahrheit?”
“Leo… er wollte manchmal Dinge im Firmengebäude oder einer der Hallen machen, wo sein Vater nichts von wissen sollte. Es ist selten passiert, aber wenn ich ihm einen Gefallen tun sollte, kam er zu mir und… er überzeugte mich, ihm zu helfen…”
“Gegen einen entsprechenden - sexuellen - Einsatz, ja?” präzisierte Bob.
“Ich bin nicht stolz drauf…” sagte Mr. Smithers und sah betrübt zu Boden.
“In der Nacht wollte er auch einen Gefallen von Ihnen?” schaltete sich auch Peter nun wieder ein, der sich etwas erholt hatte. “Damit er mit Skinny in die Lagerhalle konnte?”
“Er hat mir nicht gesagt, was er da wollte. Von diesem Skinny hat er auch nichts erzählt. Ich sollte nur dafür sorgen, dass die Kameras zu einem bestimmten Zeitpunkt für eine Stunde aus sind.”
“Hatten Sie auch etwas mit der Lebensmittelvergiftung Ihres Kollegen zu tun?” fragte Bob.
“Quatsch! Das war nur ein Zufall. Es kam gelegen, aber es war wirklich nur ein Zufall.”
“Also haben Sie keine Ahnung, was passiert ist?”
“Nein… ach, ich hatte ihn gewarnt, dass er sich die falsche Lagerhalle ausgesucht hat!”
“Wie meinen Sie das?” fragte Peter, der sich nun auch wieder vom Bett erhob.
“Da ist etwas zu Gange! Etwas von ganz oben! Irgendetwas wird in dieser Halle versteckt gehalten und die da oben wollen nicht, dass wir es herausbekommen!”
“Die… “da oben”?” fragte Bob mit hochgezogener Augenbraue.
Na toll, ihr einziger halbwegs sinnvolle Zeuge schien ein Verschwörungstheoretiker zu sein.
“Ja, genau. Seit Jahren versteckt Mr. Coopers da irgendwelche Geheimnisse. Er trifft sich dauernd mit irgendwelchen anderen Leuten dort. Spät nachts. Und dann sind sie stundenlang da drin und niemand weiß was sie da tun. Wir dürfen auch nicht nachfragen… Ich glaube ja…” Mr. Smithers kam jetzt näher an Bob heran und senkte die Stimme. “…sie verstecken… Aliens!”
“Aliens??” fragte Peter erschrocken. “Wirklich?”
“Ja! Oder zumindest Geräte von Aliens. UFO-Teile oder so! Ich habe Leo davor gewarnt, aber es war ihm egal. Die Kameras hatte ich nachdem er bei mir war, direkt ausgemacht. Wenn da also zwischendurch noch jemand anderes rein ist, kann ich es nicht gesehen haben. Bestimmt hat er jemanden bei was Geheimen erwischt! Und die wollten ihn dann beseitigen. Oje!” Der ältere Mann ließ sich aufs Bett sinken. “Das alles ist meine Schuld! Ich hätte ihm diesen einen Gefallen verweigern sollen. Hätte ich das getan, wäre er nicht dort gewesen und niemand hätte auf ihn schießen müssen, um die Geheimnisse geheim zu halten…”
“Aber gegen seine guten Argumente sind Sie wohl einfach nicht gegen angekommen, mh?” fragte Peter bitter.
Bob seufzte. Das hatte wohl keinen Sinn mehr. “Lass uns gehen, Peter…”
Peter nickte und ging zur Schlafzimmertür. Er wollte nicht länger hier sein.
“Vielen Dank, für Ihre Kooperation, Mr. Smithers. Sollten wir noch weitere Fragen haben, melden wir uns bei Ihnen.”
Der Mann nickte nur und sah zu Boden. Er hatte wohl ein wirklich schlechtes Gewissen.
???
“Furchtbar, dieser Typ”, beschwerte Peter sich, während er den Motor startete.
“Weil er an Verschwörungen glaubt?”
“Nein. Wegen seiner ekelhaften Beziehung zu Leo!”
“Leo ist volljährig…“, argumentierte Bob. Er kam nicht umhin, den Kommentar auf sich und seine Beziehung zu Skinny zu beziehen. Er war sich sicher, dass Peter diese auch so nennen würde.
“Ja… geradeso… Wir wissen nicht wie lange diese Beziehung bereits geht. Und Leo scheint ihn schon lange zu kennen. Diese komische Beziehung haben sie garantiert nicht plötzlich entwickelt.”
Bob hatte keine Lust mehr auf das Thema, also holte er sein Handy raus. “Ich melde mich mal bei Just und sage, dass wir fertig sind…”
Ohne eine Antwort abzuwarten, wählte Bob Justus’ Kontakt aus und rief an.
“Bob!” kam die überdrehte Stimme des ersten Detektivs direkt aus dem Hörer.
“Hey, Just. Wir sind mit der Befragung fertig und kommen jetzt wieder zu euch.”
“Nee, macht mal nicht.”
“Nicht?” fragte Bob irritiert.
“Cotta hat angerufen und gesagt, dass Leo wach ist, seht mal nach ihm.”
Die Art, wie Justus sprach, war seltsam für Bob zu hören. Es war irgendwie unpassend für ihn.
“Okay. Peter, wir sollen ins Krankenhaus. Nach Leo sehen. Er ist wohl wach.”
Peter nickte und änderte gedanklich die Route.
“Bob?” kam nun auch Skinnys Stimme durchs Telefon.
“Ja?”
“Sag Leo…”
Kurz war Stille am anderen Ende. Skinny schien zu überlegen, was er wollte, das Bob seinem Freund ausrichtete.
“Sag ihm… ich sag hi…”
Bob blinzelte einen Moment. Er war sich sicher, dass das nicht ansatzweise alles war, was er Leo sagen wollte. Aber mehr konnte er wohl gerade sagen.
“Sag ich ihm.”
“Bis denne!” rief Justus dann und legte auf.
???
Missmutig folgte Peter Bob in das Mercy Hospital. Er hatte bereits die Fahrt über versucht, ihn davon zu überzeugen, dass die junge Frau am Empfang sie niemals zu Leo durchlassen würde. Doch Bob wollte es unbedingt versuchen.
Mit seinem charmantesten Lächeln lehnte Bob sich an den Empfangstresen. “Hallo.”
Die junge Frau blickte genervt auf. In dem Moment, wo sie Bob entdeckte, hellte sich ihr Gesicht auf. “Na, hallo. Was kann ich denn für dich tun?” Sie ließ ihren Blick auf eine Art an Bob auf und ab gleiten, die Peter unglaublich wütend machte.
Bob grinste sie an. “Wir wollen gerne einen Freund besuchen.”
“Name?” fragte die junge Dame mit einem Augenklimpern, was - Peters Meinung nach - ziemlich dumm aussah.
“Bob Andrews”, antwortete Bob mit dieser unverschämt charmanten Flirt-Stimme. Warum nutzte er diese überhaupt? Er war doch eh nicht an ihr interessiert. Schließlich war er schwul. Und stand anscheinend auf Arschlöcher, wie Skinny Norris.
Die Brünette kicherte. “Ich meinte natürlich den Namen des Patienten!”
Peter sah sie an. Als er seinen Namen genannt hatte, hatte sie ganz anders reagiert.
“Ach so”, grinste Bob. “Leopold Coopers.”
“Oh… Der liegt noch auf der Intensivstation. Da dürfen nur Familienmitglieder rein. Tut mir leid.”
Bob seufzte schwer. “Och man… Ich mache mir doch solche Sorgen um ihn. Ich würde ihn wirklich gerne sehen.”
Genervt verschränkte Peter seine Arme. Jetzt sah Bob sie noch mit diesen großen Hundeaugen an, die er sonst so oft Peter schenkte. Dieser Blick konnte ihn immer erweichen. Und die Brünette am Empfang, die Peter anfing mit Inbrunst zu hassen, wohl auch.
“Naja… wenn ich nun annehmen würde, dass du mit ihm verwandt bist… Sein Bruder zum Beispiel… dann könnte ich dich natürlich zu ihm lassen. Solange du nur ganz kurz bei ihm bist und nichts anstellst. Für ihn gibt es auch einen extrem strengen Plan für die Mitarbeiter*innen. Er hat wohl nen reichen Daddy. Auf jeden Fall soll laut diesem Plan erst in zwei Stunden wieder eine angestellte Person wegen des Abendessens vorbeikommen. Es dürfte dich also keiner stören.”
“Oh, vielen Dank. Das ist ja unglaublich süß von dir…”
“Maddie!”
“Maddie. Schöner Name.”
Konnte er nicht langsam mal mit dem Flirten aufhören? Er hatte doch jetzt, was er wollte. Wenn er so weitermachte, würde Peter eine Kotztüte brauchen.
Maddie nannte Bob die Zimmernummer und erklärte ihm den Weg. “Aber nur einer”, sagte sie dann mit dem Blick zu Peter.
Dieser verdrehte genervt die Augen. “Ich warte hier”, verkündete der Größere und setzte sich auf eine der Bänke.
???
Der Flur, in welchem Leos Zimmer lag, war lang. Bob war fast am nächsten Fahrstuhl angekommen, als er endlich das Zimmer mit der Nummer 2301 fand. Bob machte sich eine gedankliche Notiz, diesen Fahrstuhl auf dem Rückweg zu nutzen. Dann klopfte er vorsichtig an die Tür.
Es ertönte ein leises “Ja?”, woraufhin Bob die Tür öffnete.
Der Junge in dem Bett war fast so weiß wie das Bettzeug. Seine kurzen hellblonden Haare waren komplett durcheinander und schienen leicht fettig. Er hatte dunkle Augenringe, obwohl er tagelang geschlafen hatte, und einige Kratzer und blaue Flecken im Gesicht. An seiner linken Schulter konnte Bob einen Verband ausmachen. Neben ihm stand ein Infusionsständer, an welchem ein Infusionsbeutel hing. Dieser war mit einer durchsichtigen Flüssigkeit befüllt. Wahrscheinlich Schmerzmittel, dachte sich Bob.
“Wer bist du…?” fragte Leo schwach.
“Hi. Ich bin Bob. Bob An-”
“Andrews”, sagte auch Leo nun. “Von den drei ???.”
Bob nickte. “Ich nehme an, Skinny hat dir von uns erzählt.
Leo nickte. “Was ist mit Skinny?” fragte er dann besorgt.
“Ihm geht es soweit gut. Er ist bei mir zu Hause. Die Polizei hat ihn im Verdacht, auf dich geschossen zu haben. Wir haben den Fall übernommen und versuchen den oder die wahren Täter oder Täterin zu finden.”
“Täter. Es war definitiv ein Mann.”
“Hast du ihn gesehen?”
“Ja”, antwortete Leo. “Aber… ich erinnere mich leider nicht an sein Gesicht… Ich weiß nur noch, dass es ein Mann war… Er hat auf mich geschossen und ist dann weggelaufen. Aber alles andere ist komplett verschwommen… Tut mir leid.”
“Mach dir keine Vorwürfe. Ich hätte nicht erwartet, dass du dich an alles erinnerst. Schließlich bist du angeschossen worden. Weißt du trotzdem noch irgendetwas, was uns helfen könnte? Irgendeine Information, möge sie auch noch so gering sein.”
Leo überlegte. Dann schüttelte er langsam den Kopf. “Ich bin in die Halle rein, um zu sehen, ob jemand da war… Dann kam mir jemand entgegen… und schoss… das ist alles.”
“Wo kam der Mann her?”
Leo blinzelte einen Moment. “Er kam durch eine Tür… in der Halle… Aber nein, da sollte keine Tür sein… Ich denke, da täuscht mich meine Erinnerung… tut mir echt leid…”
Bob wollte gerade noch einmal betonen, dass es verständlich war, da unterbrach Leo ihn bereits wieder.
“Kommt Skinny auch?” fragte er und sah den Jüngeren aus blauen Augen heraus an.
“Das geht leider nicht, solange er gesucht wird.”“Oh… richtig…”
“Aber ich soll dir “Hi” von ihm sagen.”
Leo lächelte. “Sag ihm “Hi” zurück.”
Bob musste ebenfalls lächeln. Das einfache “Hi” schien Leo tatsächlich mehr als genug zu sein. “Ich sollte dann auch gehen. Du brauchst sicher noch weiter Ruhe. Es wird schon einen Grund haben, dass du noch auf der Intensivstation liegst.”
Leo nickte. “Danke, dass du da warst.”
Bob lächelte ihm noch einmal zu und drehte sich dann zur Tür. Gerade in dem Moment sah er, wie sich die Türklinke langsam nach unten bewegte. Wer konnte das sein? Es sollten doch keine Mitarbeiter*innen innerhalb der nächsten zwei Stunden reinkommen. Und an Besuchern kam auch nur Familie infrage. Ob es Mr. Coopers war? Aber der wirkte nicht unbedingt, als hätte er großes Interesse, seinen Sohn zu besuchen.
Die Tür öffnete sich und ein junger Pfleger kam herein. Überrascht blickte er Bob an. “Wer bist du? Und was machst du hier drinnen?” fragte er dann schroff.
“Was machen Sie hier?” fragte Bob. Sein Blick fiel auf die rechte Hand des Pflegers, die er nahe an seinem Bein hielt. So wäre Bob beinahe die Spritze in der Hand des Pflegers entgangen.
“Ich soll die Schmerzmittel nachfüllen. Also, geh du jetzt, bevor ich die Polizei rufe!”
Bob ließ seinen Blick kurz zum noch halb vollen Infusionsbeutel gehen
“Sind Sie sich sicher, dass Sie die Polizei rufen wollen? Ich”, sagte er und betonte “ich” dabei. “bin mir nämlich ziemlich sicher, dass hier aktuell keine Pfleger*innen reinkommen sollten und noch sicherer bin ich mir, dass - selbst wenn der Beutel leer gehen würde, was er nicht tut - er nicht mit einer Spritze nachgefüllt werden würde. Dafür war ich oft genug bereits im Krankenhaus.”
Für einen Moment blickte der Pfleger Bob an. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und verließ das Zimmer.
Bob folgte ihm direkt.
Der angebliche Pfleger war bereits am näheren Fahrstuhl. Er konnte gerade noch sehen, dass der Unbekannte den untersten Knopf drückte, bevor die Türen sich langsam schlossen. Anstatt zu versuchen, die Türen nochmal aufzukriegen, was er eh nicht mehr schaffen würde, sprintete er lieber zurück zum anderen Fahrstuhl. Dort angekommen drückte auch er den untersten Knopf. Dort befand sich das Parkhaus.
Während der Fahrstuhl fuhr, rief Bob Peter an.
“Was ist los?” fragte dieser sofort besorgt.
“Bei Leo war irgendein Typ, der sich als Pfleger ausgegeben hat. Ich verfolge ihn. Er fährt mit dem Fahrstuhl ins Parkhaus. Komm auch dahin.”
“Bin auf dem Weg.”
Im Parkhaus angekommen blickte Bob sich um. Der Fremde war nirgends zu sehen. Auch Peter war noch nicht da. Vorsichtig lief Bob durch das Parkhaus. Wer war dieser Typ? Und was hatte er vor? Leo war bereits angeschossen worden. Vielleicht wollte der Täter sein Werk nun vollenden. In dem Falle hätten sie es mit einem kaltblütigen Mörder zu tun. Und er war gerade ganz allein mit ihm in diesem Parkhaus.
Plötzlich spürte der Blonde eine Hand auf seiner Schulter. Erschrocken fuhr er herum und blickte in die intensiv-grünen Augen von Peter.
“Ich bin es nur”, flüsterte dieser. “Hast du ihn gefunden?”
Bob schüttelte den Kopf. “Teilen wir uns auf”, flüsterte er zurück. “Du bleibst hier, ich nehme mir die andere Hälfte vor.”
Peter nickte, woraufhin Bob in die entgegengesetzte Richtung ging. Durch Peters Anwesenheit fühlte er sich direkt selbstbewusster auf der Suche nach einem möglichen Mörder.
Ein paar Minuten schlich Bob sich durch das Parkhaus, bis er ein Licht neben sich wahrnahm. Dann ging alles auf einmal ganz schnell. Er drehte seinen Kopf in die entsprechende Richtung, wo er zwei Scheinwerfer erblickte, die bereits gefährlich nahe an ihm dran waren. Er hörte noch, wie Peter seinen Namen rief. Dann spürte er, wie er unsanft auf seinem Rücken aufkam und Peter auf ihm landete. Daraufhin hörte er noch, wie das Auto davon fuhr.
Mit großen, angsterfüllten Augen sah Peter ihn an. “Bist du okay?? Bob, bist du okay?!”
Bob nickte. Dieses Auto hätte ihn beinahe überfahren. Peter hatte ihm das Leben gerettet. Nun lag er auf ihm und sah ihm besorgt in die Augen. “Mir geht's gut… Danke…”
Peter nickte auch und stand vorsichtig auf. Dabei zog er auch Bob mit auf die Füße.
“Hast du dir das Kennzeichen gemerkt?” fragte Bob in der Hoffnung von seinen erröteten Wangen abzulenken.
“Nein… Darauf hatte ich nicht geachtet. Ich habe nur auf dich geachtet…“, gab der Größere zu.
Einen Moment lang war es komplett still zwischen den beiden Freunden.
“Ach, wieso konntest du nicht aufpassen?!” fuhr Peter Bob plötzlich an. “Der hätte dich einfach überfahren!”
“Bist du deswegen jetzt sauer auf mich?” fragte der Blonde irritiert.
“Nein. Nicht deswegen.”
“Stimmt, du bist ja schon den ganzen Tag pissig ohne Grund…“, grummelte Bob.
“Ohne Grund?! Ich habe einen sehr guten Grund verdammt sauer auf dich zu sein!”
“Dann nenn ihn mir doch mal!”
“Du willst den Grund?! Der Grund ist, dass du mit Skinny Norris schläfst! Mit Skinny! Norris!”
Bob wich instinktiv einen Schritt zurück. Dieser Ausbruch passte so gar nicht zu dem sonst so lieben Peter Shaw. “Woher…?”
“Woher ich das weiß?! Wenn du ein Geheimnis behalten willst, dann solltest du da vielleicht nicht lautstark drüber reden, während ich neben dir im Bett liege! Oh Gott… wenn ich mir vorstelle, dass du mit Skinny… in diesem Bett! Das ist doch unglaublich!”
“Peter…“, begann Bob kleinlaut. So hatte das wirklich nicht rauskommen sollen. “Es tut mir leid… ich hätte es euch erzählen sollen.”
Wütend sah Peter seinen Freund an. “DAS tut dir leid?! Nicht vielleicht, dass du mit unserem Erzfeind schläfst?!”
“Wieso soll mir das leid tun? Eigentlich müsste mir nicht einmal leid tun, dass ich euch nichts gesagt habe. Euch geht es schließlich nichts an, mit wem ich Sex habe.”
“Natürlich tut es das, wenn die Person Skinny ist!”
“Nein, Peter! Tut es trotzdem nicht! Und es geht mir auf die Nerven, dass du mich dafür verurteilst!”
“Ich verurteile dich doch nicht…”
“Wirklich, Peter? Du verurteilst mich also nicht dafür, dass ich Sex mit Skinny Norris habe? Das ist cool für dich?” fragte Bob herausfordernd.
“Nein. Ich habe ein Problem damit.”
“Also doch!”
Einen Moment lang sah Peter in Bobs blaue Augen, unsicher, was er sagen wollte. Er musste etwas sagen. Aber was?
“Lass uns nachhause fahren…“, murmelte Bob leise und ging in Richtung von Peters MG.
Peter biss sich auf die Unterlippe. Sein Gesicht wurde heiß. Er wollte am liebsten irgendwo gegen treten. Also trat er gegen die nächstbeste Säule, die er fand, bevor er Bob stumm zum Auto folgte.
???
Die Heimfahrt verlief schweigend. Die Stimmung war eine unangenehme Mischung aus Wut und Trauer.
Als die beiden schließlich in Bobs Haus ankamen, bot sich ihnen ein sonderbares Bild: Skinny saß-halb-lag-halb auf dem Sofa und sah zum Fernseher, wo gerade ein Bericht über die anstehende Bürgermeisterwahl lief. Neben ihm lag Justus und schlief tief und fest. Auf dem Tisch lagen zwei Teller, auf welchen sich wohl irgendwann mal Essen befunden hatte.
Skinny sah auf. “Wie geht es Leo?”
“Den Umständen entsprechend. Er bekommt ausreichend Schmerzmittel. Und er sagt “Hi” zurück. Und jetzt geh ich ins Bett”, erklärte Bob und ging zur Treppe. “Gute Nacht”, warf er noch genervt in die Runde.
Irritiert sah Skinny Bob nach und dann zu Peter, der noch in der Tür zum Wohnzimmer stand.
“Und ich geh nach Hause…”
Peter verließ das Haus ohne ein weiteres Wort und ließ sich erschöpft in seinem Auto nieder. Er atmete einmal tief durch und holte schließlich sein Handy raus. Er öffnete den Chat mit Jeffrey und schrieb ihm den Satz, der sich den gesamten Tag über nach und nach in seinem Kopf geformt hatte und jetzt lauter war als alles andere.
“Ich glaube, ich habe mich in Bob verliebt”
“Ist dir das auch endlich aufgefallen, du Superdetektiv?” war Jeffreys Antwort.
Nun bahnten sich doch die Tränen ihren Weg über Peters Wangen, obwohl er diese auf keinen Fall hatte loslassen wollen. Als die nächste Nachricht von Jeffrey kam, wischte er sich die Tränen schnell wieder weg, damit er die Nachricht lesen konnte.
“Komm vorbei. Ich hab’ Eiscreme und ein offenes Ohr❤️”
Chapter 5: Justus' Geheimnis
Summary:
Was bisher geschah:
Justus hat seinen High ausgeschlafen, während Peter und Bob weiter ermittelt haben. Dabei haben sie einen Verschwörungstheoretiker kennengelernt und Bob ist beinahe Zeuge eines weiteren Attentats auf Leo geworden. Dann hat Peter Bob das Leben gerettet, woraufhin sie sich gestritten haben.In diesem Kapitel:
Die drei ??? machen große Fortschritte, indem sie die Lagerhalle unter die Lupe nehmen. Unsere drei Lieblingsdetektive finden endlich heraus, wer auf Leo geschossen hat und warum. Peter und Bob finden etwas über Justus heraus.
Notes:
CONTENT WARNING:
In diesem Kapitel werden politische Dinge thematisiert und auch viele sehr diskriminierende Aussagen getroffen.
Gerade aufgrund der realen aktuellen politischen Situation bei uns und auch in den USA könnte das Kapitel daher etwas härter und schwieriger zu lesen sein. So ging es mir zumindest beim Schreiben (deshalb auch so lange kein Update mehr).
Am Ende gibt es noch ein bisschen Fluff, um mit den härteren Szenen klarzukommen.
Außerdem habe ich mir das ganze Zeug vor nem guten Jahr ausgedacht, dass das jetzt so nah an der Realität ist, hätte ich damals nicht ahnen können...Hoffe ihr habt trotzdem Spaß mit dem VORLETZTEN Kapitel :)
Chapter Text
Justus, Bob und Skinny saßen auf dem Sofa im Wohnzimmer der Andrews’. Sie sahen sich einen weiteren Bericht über die Bürgermeisterwahl an. Da die Wahl am Sonntag und es inzwischen schon Samstag morgen war, war das alles, was aktuell auf den Lokalsendern lief.
Justus hatte sich noch eine weitere Schüssel Cornflakes genommen, bevor sie sich ins Wohnzimmer gesetzt hatten und aß die nun zufrieden. Er hatte sich vom High des vorherigen Tages erholt und fühlte sich wieder fit.
Bob saß im Schneidersitz zwischen Justus und Skinny und starrte vor sich. Der Streit mit Peter vom Vortag setzte ihm noch zu. Er hatte versucht, sich in Peters Situation zu versetzen und sich vorgestellt, wie es wäre, wenn Peter etwas mit Skinny hätte. Das hatte er furchtbar gefunden. Doch dann fiel ihm auf, dass seine Gefühle für Peter das Ergebnis wohl verfälschten. Also hatte er sich überlegt, wie es bei Justus wäre. Es war seltsam, sich das vorzustellen, aber es störte ihn weitaus weniger als bei Peter. Es störte ihn absolut nicht. Was war dann Peters Problem?
Skinny beobachtete schlecht gelaunt den aktuellen Fernsehbericht über Michael Meadows. Mr. Meadows kandidierte als neuer Bürgermeister von Rocky Beach. Er war ein Geschäftsmann Mitte 50. Er trat gegen den aktuellen Bürgermeister Neal Donovan an. Mr. Donovan war bereits Mitte 60 und in seiner dritten Amtszeit als Bürgermeister der kleinen Küstenstadt. Er war Familienvater - inzwischen auch schon Großvater - und erfreute sich allgemeiner Beliebtheit.
“Ach, wer will den schon diesen Vogel wählen?” fragte Skinny genervt, womit er die Aufmerksamkeit der beiden Jüngeren auf sich zog.
“Mr. Meadows?” fragte Justus. “Er ist relativ beliebt bei den Älteren.”
“Klar… er schreibt sich “christliche Werte” auf die Fahnen und kriegt somit die religiösen Alten. Und hinter “christliche Werte” steckt das konservative Bild der cis-hetero weißen amerikanischen Familie in der gehobenen Mittelschicht. Für alle anderen interessieren diese Leute sich einen Scheiß!”
Justus und Bob blickten den Älteren an. Sie hatten gar nicht gewusst, dass Skinny so eine laute politische Meinung hatte.
“Es ist eine Bürgermeisterwahl, Skinny”, merkte Bob an. “Selbst wenn er gewählt werden sollte, ist er nicht unser nächster Präsident. So schlimm wird das schon nicht.”
“Ich kenne solche Leute. Ich bin in deren Umfeld aufgewachsen. Glaubt mir, wenn die etwas gegen jemanden haben, wird die Person gejagt und auf den Scheiterhaufen gestellt”, verkündete Skinny. “Burning all the witches, even if you aren’t one…“, murmelte er dann noch.
Bob sah zu ihm auf. Das war mit ziemlicher Sicherheit ein Zitat aus einem Taylor Swift Song.
Der Größere sah ihn mit einem Blick an, der dafür sorgte, dass er das lieber nicht ansprach. Zumindest nicht vor Justus.
Gerade als Bob darüber nachdachte, klingelte es an der Tür.
“Ah super, das wird Peter sein!” freute Justus sich. Er hatte den Zweiten Detektiv vor einer Weile gebeten zur Besprechung zu kommen. “Ziemlich spät”, beschwerte er sich noch mit einem Blick auf die Uhr und stellte seine - inzwischen leere - Schüssel auf den Couchtisch.
Der Beitrag im Fernsehen hatte inzwischen geendet und Bob beobachtete die Werbung für Coopers Inc.. Was für ein Zufall. Aber die Werbung lief in letzter Zeit öfters. Anscheinend sponserte die Firma öffentlich Michael Meadows Wahlkampf. War ihm vorher gar nicht so präsent gewesen.
Noch ein Klingeln. Bob fokussierte weiter den Fernseher.
“Bob?” fragte Justus schließlich. “Willst du nicht aufmachen?”
Bob sah erst zu Justus und dann in Richtung Haustür. Nach dem Streit am Vorabend hatte er Angst, Peter wieder gegenüber zu stehen. Meistens, wenn sie sich stritten, war nach einer Weile alles einfach wieder vergessen. Schließlich waren es eh ausschließlich Kleinigkeiten. Doch jetzt fühlte es sich anders an.
“Ich mach…“, bot Justus schließlich an und war auch schon in den Flur verschwunden.
Skinny sah Bob nur mit hochgezogener Augenbraue an. Der Jüngere ignorierte das. Er würde Skinny garantiert nicht von dem Streit erzählen. Der würde sich wahrscheinlich noch freuen, dass er selbst der Auslöser war.
“Hi.”
Der Dritte Detektiv sah auf und blickte direkt in die grünen Augen von Peter. “Hi…“, gab er nach einem Moment zurück.
“Da wir jetzt vollzählig sind, können wir uns jetzt ja der Fallbesprechung widmen”, verkündete Justus. Ob er die angespannte Stimmung zwischen Peter und Bob tatsächlich nicht bemerkte oder er es einfach so hin nahm, war Bob nicht klar.
???
Die drei Fragezeichen setzten sich an den größeren Wohnzimmertisch neben dem Sofa. Skinny blieb vorm Fernseher, lauschte aber der Besprechung.
Peter und Bob berichteten gemeinsam alles, was ihnen am Vortag passiert war. Von der Begegnung mit Mr. Smithers, Bobs Gespräch mit Leo und schließlich dem angeblichen Pfleger, der erst Leo und dann Bob beinahe etwas angetan hätte.
Justus hatte während den Schilderungen angefangen, an seiner Unterlippe herum zu zupfen. “Da scheint jemand Leo wirklich loswerden zu wollen… Nur warum?” Der Erste Detektiv richtete seinen Blick nun an Skinny. Die anderen beiden machten es ihm gleich.
“Was seht ihr mich an?”
“Du kennst Leo am besten. Warum sollte ihn jemand umbringen beziehungsweise umbringen lassen wollen?” fragte Justus.
“Er ist schwul”, kam die Antwort.
“Aber… deshalb lässt man doch niemanden umbringen…“, warf Peter ein.
“Manche Leute schon.”
Betretenes Schweigen herrschte einen Moment zwischen den vier.
“Bob?”
“Ja?”
“Was hatte Leo über den Täter gesagt?”
Bob blätterte eine Seite in seinem Notizbuch zurück. Dort hatte er alles aufgeschrieben, was Leo ihm über den Täter erzählt hatte. “Es war definitiv ein Mann…“, begann Bob vorzulesen. “Sein Gesicht konnte Leo nicht ausmachen. Er dachte, der Mann wäre durch eine Tür gekommen. An dieser Stelle hätten sich allerdings keine befinden dür-”
“Aha!” rief Justus aus. “Eine geheime Tür!”
“Eine Geheimtür?” fragte Peter nach.
“Skinny, wie gut kennt Leo die Lagerhallen seines Vaters?”
“Sehr gut. Die sind alle gleich geschnitten und er hat als Kind oft dort verstecken gespielt.”
“Wir müssen diese Halle untersuchen!” stellte Justus fest.
“Jetzt?” fragte Peter.
“Wann denn sonst?” Justus erhob sich bereits von seinem Stuhl.
Auch Bob stand auf und schnappte sich seine schwarze Jeansjacke mit den vielen Bandaufnähern von seinem Stuhl.
“Bob?” fragte Peter als der Kleinere Justus folgen wollte.
“J-ja?”
“Das wegen gestern… tut mir leid. Ich hab’ überreagiert…”
“Schon okay”, antwortete Bob. Als ob er Peter je lange böse sein könnte.
“Kommt ihr zwei jetzt?” fragte Justus, der bereits ungeduldig an der Haustür stand.
???
Vorsichtig betraten die drei ??? die Lagerhalle. Mit einem Blick auf die Überwachungskameras, stellte Justus fest, dass diese eingeschaltet waren. Besorgt sein mussten sie deswegen nicht. Schließlich waren sie von Mr. Coopers engagiert worden. Allzu groß war diese Halle nicht. Sie war voll gestellt mit Kartons und Kisten an den Seiten. In der Mitte war eine freie Fläche.
“Dass Leo hier als Kind gerne Verstecken gespielt hat, kann ich mir gut vorstellen”, merkte Peter an. “Hinter den ganzen Kisten und Kartons kann man sich prima verstecken.”
“Komisch…“, murmelte Justus ohne auf den Kommentar von Peter einzugehen. “Nach Skinnys Aussage, müsste hier der Tatort gewesen sein.” Er deutete auf den leeren Platz vor ihnen.
“Möglich”, sagte Peter. “Was ist daran komisch?”
“Na, es ist komisch, dass hier nichts auf einen Tatort hinweist. Normalerweise werden Tatorte für einige Zeit abgesperrt. Aber wir konnten hier problemlos rein und auch hier sind keinerlei Spuren eines Tatorts.”
“Mr. Coopers hat Einfluss”, merkte Bob an. “Wenn der keine Spuren eines Tatorts hier haben will, damit hier weitergearbeitet werden kann, dann wird die Polizei seinem Wunsch sicher nachkommen.”
“Gearbeitet?” wiederholte Justus. “Denkst du, hier wird gearbeitet?” fragte er und wischte mit dem Zeigefinger über einen der Kartons. Auf seinem Finger blieb eine Schicht grauen Staubs zurück. “Und das war einer der vorderen Kartons. Hier wurde schon länger nicht mehr gearbeitet.”
“Spricht für die Geheimraum-Theorie”, nickte Peter.
“Und dass Mr. Coopers etwas geheim hält”, stimmte Bob zu.
“Los, Kollegen! Suchen wir nach dem Geheimraum!” rief Justus aufgeregt.
Die drei ??? teilten sich auf und suchten die Wände nach versteckten Türen oder geheimen Mechanismen ab.
Schließlich entdeckte Bob gestapelte Holzkisten, die sehr notdürftig platziert wirkten. Bei genaueren Hinsehen, fiel ihm auch auf, dass diese Kisten weniger eingestaubt waren als die anderen.
“Kollegen!” rief er. “Ich habe etwas gefunden!”
Sofort waren Justus und Peter bei ihm. Gemeinsam schoben sie die drei gestapelten Kisten beiseite. Und tatsächlich! Hinter den Kisten befand sich eine Tür.
“Das ist ja nicht mal eine Geheimtür.” Peter klang leicht enttäuscht. “Das ist einfach nur eine Tür, wo was vorgestellt wurde.”
Neugierig drückte Justus die Klinke runter. “Abgeschlossen…”
“Lasst mich mal ran”, sagte Peter und holte seinen Dietrich aus der Hosentasche.
???
Der Raum hinter der versteckten Tür sah aus wie ein kleines Büro, welches in eine Art Konferenzraum umgestaltet worden war. Es gab mehrere Stühle um einen Tisch, welcher in der Mitte stand. An einer Wand war ein weißes Board angebracht, wo man mit entsprechenden Stiften drauf schreiben konnte. Auf dem Tisch lagen einiges an Unterlagen und ein Buch. Auf dem Board waren die Wahlprognosen der Bürgermeisterwahl notiert. Nach diesen Prognosen schien Michael Meadows als eindeutiger Sieger hervorzugehen.
Justus überflog ein paar der Unterlagen auf dem Tisch. “Scheint als würde Mr. Coopers sich sehr für den Wahlsieg von Michael Meadows einsetzen…”
“Coopers Inc. unterstützt Meadows’ Wahlkampf auch finanziell”, warf Bob ein und griff nach dem Buch.
Es war ein Notizbuch. Auf dem Deckblatt hatte jemand den Titel “Meadows’ Rocky Beach” geschrieben.
Neugierig durchblätterte Bob das Buch und las ein paar der Pläne für Rocky Beach unter der Führung von Michael Meadows durch.
“Kollegen…“, murmelte Bob nachdem er ein paar zufällige Punkte gelesen hatte.
Mit einem besorgten Blick war Peter sofort an seiner Seite. “Was ist los?”
Bob sah vom Buch auf und in Peters grüne Augen.
“Bob…”, sagte Peter sanft, als er die Tränen in seinen Augen erkannte.
“Sorry… ähm… hier stehen Pläne drin… für Rocky Beach, wenn Meadows Bürgermeister wird…”
Tröstend legte Peter einen Arm um den Kleineren, während Justus das Buch in die Hand nahm und daraus vorlas.
“Migration: Jede Person, die nicht in den Vereinigten Staaten von Amerika geboren ist, verliert ihr Aufenthaltsrecht in Rocky Beach.”
“Bitte was?!” stieß Peter empört aus.
Justus las den nächsten Absatz. „Arbeitsrecht: Frauen wird untersagt, beruflichen Betätigungen nachzugehen. Sie sollen somit die Möglichkeit bekommen, sich voll und ganz auf die Familie zu konzentrieren.“
„Das ist ja absolut rückständig“, knurrte Peter.
„Lies den nächsten Absatz…“, sagte Bob leise.
Justus holte bereits Luft, stockte dann allerdings noch einmal, als er die Überschrift las. Er atmete noch einmal tief durch und las dann mit versteinerter Miene den Absatz vor.
„Homosexualität: Jegliche Form der romantischen und sexuellen Beziehung, die nicht zwischen Mann und Frau besteht, ist untersagt. Homosexuelle Handlungen stehen ab sofort unter Strafe.“
Eine gedrückte Stille legte sich über die drei Freunde.
Bob liefen stumme Tränen über die Wangen. Er hatte bisher das Privileg gehabt, nie direkt mit Homophobie konfrontiert worden zu sein. Bis jetzt. Dieser Text. Das Wissen, dass es Menschen in seiner Heimatstadt gab, die so negativ über ihn dachten. Das verletzte ihn mehr als jeder Herzschmerz, den er je wegen Peter gehabt hatte.
Peter hielt den Arm noch immer um Bob und hatte zwischenzeitlich angefangen, über seinen Arm zu streicheln.
Justus hatte in der Zeit weiter durchs Buch geblättert. „Dieses Buch ist unterschrieben“, sagte er tonlos und hielt das Buch dann so, dass die anderen beiden rein sehen konnten.
Tatsächlich. Hinten im Buch stand der Satz
„Jeder, der hier unterschrieben hat, steht vollkommen hinter jedem der Pläne in diesem Buch und wird - sobald Michael Meadows die Wahl zum Bürgermeister gewonnen hat - alles tun, um diese in die Tat umzusetzen.“
Darunter waren viele Unterschriften in einer sorgfältigen Liste mit vollem Namen und Datum. Viele Namen kannten die drei Fragezeichen. Manche besser, andere weniger.
„Damit müssen wir zu Inspektor Cotta!“ sagte Justus entschlossen und schlug das Buch zu. „Sofort.“
„Ja!“ stimmte Peter zu.
Ohne ein weiteres Wort verließ Justus, mit dem Buch unterm Arm, den Raum.
Peter griff nach Bobs Hand und folgte Justus.
???
Dass Peter seine Hand hielt, fiel Bob erst auf, als der Größere sie wieder los ließ, damit sie ins Auto steigen konnten. Doch in diesem Moment war in seinem Kopf einfach viel zu viel los, um darüber nachzudenken.
„Auf direktem Wege zum PD“, sagte Justus, als Peter den Motor startete. „Wir dürfen keine Zeit verlieren! Habt ihr gesehen, wer da alles unterschrieben hat?“
„Kellys Eltern… Die von Surfkumpels von mir…“, murmelte Peter.
Er hatte sich - dank dem gestrigen Gespräch mit Jeffrey - gerade erst mit dem Gedanken angefreundet, nicht hetero zu sein und nun musste er lesen, wie ein Großteil der Stadt, in welcher er aufgewachsen war, sich offen dagegen aussprach. Sie setzten sich sogar für ein entsprechendes Gesetz ein.
Peters Hände versteiften sich um das Lenkrad und er spürte, wie er die warme, weiche Hand von Bob in seiner vermisste.
„Elizabeths Eltern auch… Und Skinnys“, warf Bob nun ein.
„Ja, auch“, sagte Justus ernst. „Da waren aber auch Namen, welche ich vom PD kenne. Inklusive dem von Mr. Fields. Dem Polizeichef.“
„Cottas Chef?“ fragte Peter.
„Genau der. Deshalb müssen wir so schnell wie möglich mit Cotta sprechen. Er ist der einzige vom Revier, dem wir gerade noch trauen können. Bob!“
Bob sah Gedanken verloren aus dem Fenster.
„Bob!“ wiederholte Justus nochmal eindringlicher.
„Mh?“
„Zieh deine Jacke aus.“
„Was?“ fragten Peter und Bob gleichzeitig irritiert.
„Peter, achte auf die Straße. Deine Jeansjacke, Bob. Wickel das Buch darin ein. So, dass du sie im Arm halten kannst, als sei dir einfach zu warm für die Jacke geworden. Niemand darf das Buch sehen, wenn wir damit zu Cotta gehen.“
Bob nickte, zog die Jacke aus und nahm das Buch von Justus entgegen.
???
„Da ist er ja“, sagte Peter überrascht, als er seinen MG vor dem Polizeirevier parkte.
Tatsächlich stand der Inspektor gerade vor dem Revier an seinem privaten Auto.
Justus sprang direkt aus dem Auto, dicht gefolgt von den anderen beiden Fragezeichen. „Inspektor! Es gibt da etwas, was wir dringend mit Ihnen besprechen müssen!“ Zur Sicherheit senkte der erste Detektiv seine Stimme, bevor er weiter sprach. „Es geht um den Fall Leopold Coopers.“
„Tut mir leid, Jungs, aber dafür bin ich nicht mehr für zuständig“, seufzte der Inspektor.
„Inwiefern?“
„Ich bin beurlaubt worden…“
„W-… wa-… mit… mit welcher Begründung?“ stotterte Justus erschrocken.
„Als Hauptgrund wurde mir genannt, dass ich Skinner Norris immer noch nicht festgenommen habe… Aber…“ Nun wurde auch der Inspektor etwas leiser. „Es wirkte wie ein Vorwand…“
Justus sah zu Bob, der seine Jacke im Arm hatte. Er konnte sich denken, was der wahre Grund war. „Wir kennen den wahren Grund, Inspektor. Und wir können Ihnen helfen. Wenn Sie uns bei dem Fall helfen.“
„Das kann ich nicht, Justus. Ich kann euch aktuell nicht helfen. Geht nachhause. Ich melde mich, wenn sich das alles geklärt hat.“
„Aber-“, fing Justus noch an.
„Ach, Justus…“, seufzte Cotta und setzte sich in sein Auto. „Wenn ihr mir nicht sagen wollt, wo Skinny ist, könnt ihr mir nicht helfen.“ Er schlug die Tür zu und fuhr den drei Fragezeichen davon.
„Und jetzt…?“ fragte Peter.
Justus blickte zu einem Polizisten, welcher sie beobachtete.
„Lasst uns hier weg…“
???
“Wo hin?” fragte Peter, während er den Motor wieder startete. “Zu Bob?”
“Erstmal geradeaus…“, murmelte Justus, während er in den Rückspiegel sah.
Also fuhr Peter los und folgte der Straße für ein paar Minuten.
“Bieg rechts ab. Jetzt!”
Erschrocken riss Peter das Lenkrad herum, um abzubiegen. “Hättest du das nicht eher sagen können??”
“Nächste links”, antwortete Justus schlicht.
Eine Weile folgte Peter Justus’ abstrusen Wegbeschreibungen. “Sag mal, was ist eigentlich dein Plan gerade?”
“Er wollte wissen, ob uns dieses Polizeiauto die ganze Zeit folgt…“, antwortete Bob mit Blick in den Rückspiegel.
Nun sah auch Peter in den Rückspiegel. “Verdammt… Das habe ich nicht gemerkt…”
“Solange der uns folgt, können wir nicht zu mir. Skinny ist da.”
“Dann zur Zentrale?” fragte Peter.
“Keine gute Idee”, widersprach Justus, während er an seiner Unterlippe zupfte. “Es ist besser, wenn die Polizei denkt, wir würden den Fall ruhen lassen. Sie sind diesmal nicht auf unserer Seite…”
“Ja und wo sollen wir dann hin? Wir können nicht einfach nachhause. Morgen sind die Wahlen. Wir müssen etwas tun”, sagte Peter.
“Bieg da vorne wieder links ab, Peter. Ich weiß, wo wir hinfahren.”
“Und wo hin?”
“Zu Jeffrey.”
???
Der Weg zu Jeffreys Haus war gar nicht mehr so weit entfernt, so dass Peter kurz darauf seinen MG davor parkte. “Warum kennst du Jeffreys Adresse?”
“Ist doch jetzt unwichtig, Peter”, sagte Justus und verließ das Auto.
Peter sah zu Bob, der ihn ebenso irritiert zurück ansah.
“Wusstest du, dass die beiden Kontakt haben?”
Bob schüttelte den Kopf.
“Es scheinen hier wohl alle Geheimnisse vor mir zu haben…”
Bob öffnete gerade den Mund, um etwas zu sagen, doch Peter öffnete bereits die Fahrertür und verließ das Auto. Seufzend folgte der Kleinere ihm.
Justus stand bereits an der Haustür und betätigte die Klingel.
“Der hat es aber eilig”, murmelte Peter.
“Peter…”
“Mh?” Peter drehte sich zu Bob um und wollte gerade fragen, was los war, als er sah, wie das Polizeiauto, welches ihnen gefolgt war, neben seinem MG hielt.
Aus dem Auto stieg ein junger Mann mit dunklem Haar, der die Jungen prüfend anblickte. “Die drei Fragezeichen?” fragte er.
Justus, der noch vor der verschlossenen weißen Eingangstür stand, ging wieder ein paar Schritte näher zu den anderen. “Was können wir für Sie tun?”
“Mein Name ist Detective Miller. Ich habe den Fall Leopold Coopers von Inspektor Cotta übernommen. Ich verlange von euch alle Informationen, die ihr in euren Ermittlungen erlangt habt.”
“Wir haben den Fall aufgegeben”, antwortete Justus. “Das haben wir vorhin Inspektor Cotta gesagt. Wir haben keine Informationen. Skinny Norris scheint sich abgesetzt zu haben.”
Der Blick von Detective Miller flog von Justus zu Peter und dann zu Bob. Und auf seine Jacke. “Was hast du da?”
“Das ist nur meine Jacke…”
“Gib mal her.” Der Detective streckte seine Hand nach Bob aus.
“Lassen Sie ihn”, sagte Peter ruhig aber bestimmt und schob sich vor den Blonden. “Mit welchem Recht wollen Sie seine Jacke haben? Und warum sind Sie uns überhaupt gefolgt?”
“Detective Miller verschränkte die Arme. “Ich wollte mit euch sprechen, aber ihr wart schon weggefahren, also bin ich euch gefolgt. Warum seid ihr hier?”
“Na, wegen mir!” kam Jeffreys Stimme vom Haus her. Die Tür war inzwischen offen und Jeffrey stand in Jogginghose, ohne T-Shirt und mit nassen Haaren in der Tür. “Sorry, stand grade noch unter der Dusche”, sagte er an Justus gerichtet. “Gibt es hier ein Problem?”
Justus lächelte Jeffrey glücklich an und wandte sich dann wieder an den Polizist. “Wir hatten im Auto eine kleine Auseinandersetzung, wo genau wir den Abend verbringen wollten. Bob und ich hatten Peter immer wieder in unterschiedliche Richtungen gelotst, bis wir uns schließlich geeignet haben, dass wir Jeffrey besuchen. Tut mir leid, falls sie Schwierigkeiten hatten, uns zu folgen. Also, gibt es jetzt noch was? Oder dürfen wir einen schönen Abend mit einem gemeinsamen Freund verbringen, damit wir über unseren gescheiterten Fall hinweg kommen?”
Einen Moment schien der junge Mann zu überlegen, ob er noch was zu sagen wusste. “Dann habt einen ruhigen Abend. Ich hoffe, eure Eltern gehen morgen wählen”, sagte er schließlich, stieg in sein Auto und fuhr davon.
“Was war das denn?” fragte Jeffrey.
“Das ist ‘ne echt lange Geschichte…“, murmelte Peter.
“Oh…”
Irritiert blickte Peter sich wieder um zu Jeffrey, da dieser sanfte und überraschte Ausruf nicht zur vorangegangenen Aussage passte.
Jeffrey streichelte gerade mit der einen Hand sanft über Justus’ Haar und hielt ihn mit dem anderen Arm fest. Justus hatte sich fest an ihm gekuschelt und die Augen geschlossen.
Peter und Bob tauschten einen Blick. Langsam wurde ihnen klar, weshalb Justus Jeffreys Adresse kannte und unbedingt schnell zu ihm wollte.
???
“Das ist ja beängstigt…”, murmelte Jeffrey während er das Buch wieder schloss.
Jeffrey und Justus saßen nebeneinander auf Jeffreys Bett, Peter und Bob hatten es sich mit Kissen auf dem Boden gemütlich gemacht. Inzwischen hatte Jeffrey auch wieder ein T-Shirt an.
“Wir brauchen dringend einen Plan”, sagte Justus und lehnte sich etwas an seinen Freund, der einen Arm um ihn legte.
“Könntet ihr uns erst mal aufklären, wann das da passiert ist?” fragte Peter und deutete zwischen den beiden auf dem Bett hin und her.
“Vor knapp 3 Monaten.”
“2 Monate, 3 Wochen, 5 Tage und….” Justus warf einen Blick auf seine Armbanduhr. “Ungefähr eine Stunde 15 Minuten.”
“Oder so”, grinste der größere der beiden.
“Und wie?” fragte Peter nun nach. “Also ich wusste ja nicht einmal, dass ihr Kontakt habt.”
“Wir hatten uns zufällig am Strand getroffen, als ihr beide keine Zeit hattet. Wir haben zusammen Eis gegessen und uns unterhalten. Dann haben wir uns öfter getroffen und es ist halt irgendwie einfach passiert”, erklärte der Surfer.
“Und warum hast du uns nichts gesagt?” fragte Bob, der seit er das Buch gelesen hatte sehr ruhig gewesen war. “Ich hatte mich ja auch vor einigen Monaten bei euch geoutet. Du musstest also keine Angst vor negativen Reaktionen haben.”
“Ich weiß… tut mir leid, dass ich es euch nicht gesagt habe, aber ich wollte unbedingt den richtigen Moment abwarten und genau wissen, was ich am besten sage…”
“Er hat ‘ne Rede geschrieben.”
“Es war keine Rede”, widersprach Justus. “Ich habe mir nur aufgeschrieben, welche Worte ich am besten nutzen könnte, um es euch zu sagen und wie ich am besten auf welche Fragen reagieren könnte.”
“Klingt für mich schon ziemlich nach einer Rede”, warf Peter ein.
“Ist jetzt ja aber auch weniger wichtig. Wir müssen überlegen, wie wir weiter vorgehen.”
“Stimmt”, nickte Bob. “Nach aktuellen Prognosen wird Meadows mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Bürgermeister. Das darf auf keinen Fall passieren.”
“Ja, aber viele werden ihn nicht mehr wählen, wenn sie von dem Buch erfahren”, sagte Jeffrey. “Meine Eltern und mein Bruder zum Beispiel wollen Michael Meadows wählen. Sie wissen aber auch nicht, dass er frauenfeindlich und homophob ist. Dann wählen Sie ihn natürlich nicht mehr.”
Justus hatte bereits wieder angefangen an seiner Unterlippe zu zupfen und blickte gedankenverloren auf das Buch runter.
“Ich könnte einen ehemaligen Kollegen meines Vaters bei der Rocky Beach Today kontaktieren und bitten, Passagen aus dem Buch zu veröffentlichen”, schlug Bob vor. Er ist für den Politikteil zuständig.”
“Das wäre sicher zu spät. Nicht alle lesen die Rocky Beach Today und noch weniger direkt morgens. Wir müssen alle erreichen”, widersprach Jeffrey.
“Ja, aber wie?” murmelte Peter demotiviert. “Die Wahl beginnt in”, nun warf er einen Blick auf seine Handyuhr. “Knapp 12 Stunden. Wir haben keine Zeit alle zu erreichen.”
“Wann gehen eure Familien wählen?” fragte Justus plötzlich.
“Na, morgen.”
“Schon klar, Peter. Ich rede von der Uhrzeit.”
“Erst nachmittags”, antwortete Jeffrey. “Meine Eltern sind ja das Wochenende bei Freunden. Da kommen sie erst später wieder. Und Brian ist einfach kein Frühaufsteher.”
“Meine Eltern gehen um 9 in die Kirche und dann danach zur Wahl”, sagte Peter
“Meine Eltern kommen ja auch morgen erst aus dem Urlaub. Sie gehen auf dem Heimweg zur Wahl. Sie kommen eh am Rathaus vorbei, wo die Wahl stattfindet. Der ehemalige Kollege von meinem Vater hat ihnen auch empfohlen erst nachmittags zu gehen, da zu um 12 die Kandidaten selbst wählen. Da ist die ganze Presse, Neugierige, Unterstützer der Kandidaten und so weiter vor Ort. Dann wird es voll”, erklärte Bob.
“Ich habe eine Idee”, sagte Justus nach kurzem Schweigen. “Den Plan können wir aber erst morgen früh vorbereiten. Jetzt ist es zu gefährlich. Aber morgen ist eh die ganze Stadt in Aufruhr wegen der Wahl. Aber…” Justus sah zwischen den anderen drei hin und her. “das wird schwierig und vor allem könnte es gefährlich werden. Für uns alle. Ich hoffe doch, dass du uns hilfst, Jeffrey. Wir brauchen so viel Hilfe wie möglich.”
“Natürlich!” antwortete der Blonde sofort. “Endlich bin ich mal wieder Teil eines Falls der drei Fragezeichen!” grinste er zufrieden.
“Warst du das schon mal?” fragte Peter irritiert.
“Mhm”, bestätigte Bob. “Fall Mann ohne Kopf. Wo wir im Planet Evil ermittelt haben.”
“Ach ja!”
???
Nach Justus’ Erläuterung des Plans, Klärung, wer wofür zuständig sein würde und intensiver Planung des Zeitmanagements, meldete Peter sich noch einmal bei seinen Eltern, um ihnen mitzuteilen, dass er die Nacht bei Jeffrey verbringen würde. Skinny Bescheid zu geben war nicht möglich, auch wenn Bob es gerne getan hätte. Doch zu groß war die Gefahr, dass sie abgehört werden würden.
“Du hast eine Gitarre?” fragte Bob nach einer Weile angespannten Schweigens.
Tatsächlich lehnte neben Jeffreys Kleiderschrank, schräg gegenüber vom Bett eine Gitarre.
“Ja, wollte mal nen Typen beeindrucken. Hat sich aber rausgestellt, dass ich keine musikalische Ader hab’.”
“Darf ich?”
“Klar.”
Bob stand vom Boden auf und schnappte sich die Gitarre. Er brauchte eine Weile, um sie zu stimmen, da sie länger nicht benutzt worden war, aber ein paar Minuten später konnte er gut drauf spielen.
“Spiel uns mal was vor”, schlug Jeffrey vor.
“Mh… ich kann ein paar Taylor Swift Songs.”
“Oh nice! Leg los.”
“Sing bitte auch dazu. Du hast so eine Stimme”, bat Peter neben ihm mit leuchtenden Augen.
Bob bereute in dem Moment, dass er einmal vor ihm gesungen hatte. Da er den leuchtend-grünen Augen allerdings keinen Wunsch abschlagen konnte, fing er an einen Song zu spielen und dazu den Text zu singen.
“Make Sure, nobody sees you leave
Hood over your head, keep your eyes down
Tell your friends youre out for a Run
Youll be flushed when you Return.”
“Das war ja mega!” freute Jeffrey sich als Bob geendet hatte.
“Ich wusste gar nicht, dass du so gut singen kannst”, sagte auch Justus begeistert.
“Kannst du was von Reputation? Das ist mein Lieblingsalbum!”
Bob musste Jeffreys Begeisterung belächeln, doch dass Peter ihn mit so großen Augen ansah, wie ein Kind an Weihnachten, sorgte dafür, dass er gerne weiter machte. “Ich kann Dress”, sagte er also.
“Oh, bitte spiel’ den!”
Also begann Bob auch dieses Lied zu spielen.
“Our secret moments in your crowded room
They got no idea about me and you
There is an indentation in the shape of you
Made your Mark on me, a golden Tattoo.”
???
Etwa eine Stunde später hatten die vier Jungen sich zum Schlafen hingelegt. Justus lag bei Jeffrey in dessen Bett, während Peter und Bob neben dem Bett auf der Matratze lagen.
“Ihr habt sicher kein Problem damit, euch eine Matratze zu teilen, oder?” hatte Jeffrey grinsend gefragt, womit er sich einen bösen Blick von Peter eingefangen hatte.
Nun lag Peter schon eine Weile wach auf der Matratze. Er konnte nicht einschlafen. Zu viel war heute passiert. Seit dem Gespräch mit Jeffrey waren ihm seine Gefühle für Bob an diesem Tage auch immer offensichtlicher geworden. Er wunderte sich, wie er so lange gebraucht hatte, das zu realisieren.
“Bob?” fragte er leise, um die anderen beiden nicht zu wecken. “Bist du noch wach?”
“Mhm…“, kam die Antwort und der andere Junge drehte sich zu ihm um, sodass die beiden sich nun direkt in die Augen blickten.
“Tut mir leid, dass ich vorhin wieder das zwischen dir und Skinny kommentiert habe. Das war gemein.”
“Schon okay. Du kannst ihn halt nicht ausstehen.”
“Das ist es nicht.”
Abwartend blickte Bob Peter an.
Peter atmete einmal tief durch. Nach dem, was am nächsten Tag alles passieren würde und könnte, war nun wohl der beste Zeitpunkt, es einfach auszusprechen. “Ich mag dich.”
Irritiert blickte Bob ihn an. Unsicher, wie er diese Information verarbeiten sollte.
“Also mehr als Jeffrey oder Justus. Ich bin in dich verliebt, Bob.”
Bob sah ihn nur weiter an und Peter wollte es gerade als dummen Scherz abtun, als der Kleinere sich nach vorne lehnte und ihm einen sanften Kuss auf die Lippen gab.
Der Kuss war kurz und schüchtern, bevor Bob sich direkt wieder zurückzog. Nun brauchte Peter einen Moment, um die Geschehnisse zu verarbeiten. Doch dann zog er Bob an sich und küsste ihn. Dieser Kuss - und die darauffolgenden - waren um einiges intensiver und mit jedem einzelnen Kuss wurde es noch intensiver und die beiden Jungen mutiger.
Das ging einige Minuten so, bis Justus im Schlaf ein kurzes Schnarchgeräusch von sich gab, was die beiden Fragezeichen zurück in die Realität holte.
“Wollen wir… kurz woanders hingehen?” fragte Peter schüchtern mit erröteten Wangen.
Bob nickte so sehr, dass seine blonden Locken wippten.
Also stand Peter leise auf, griff nach Bobs Hand und verließ leise das Zimmer mit ihm.
“Danke”, seufzte Jeffrey noch mit geschlossenen Augen, als er die hörte, dass die Tür zu war.
Justus gähnte kurz und kuschelte sich enger an seinen Freund. “Ich bin ja froh, dass die beiden das endlich auf die Reihe gekriegt haben, aber beim Knutschen zuhören will ich ihnen trotzdem nicht.”
Jeffreys Kichern ging in einem Gähnen unter.
Wann Peter und Bob wieder kamen, bekamen die beiden schon gar nicht mehr mit.
Chapter 6: Peters Geheimnis
Summary:
Was bisher geschah:
Die drei ??? haben herausgefunden, was Mr. Coopers für Pläne hat und diese stellen eine Gefahr für sie alle dar. Die Polizei ist inzwischen auch nicht mehr auf ihrer Seite. Peter und Bob haben herausgefunden, dass Justus mit Jeffrey zusammen ist. Auch Peter und Bob hatten einen gemeinsamen Moment und haben sich ENDLICH ihre Gefühle gestanden.In diesem Kapitel:
Die drei ??? ziehen ihren Plan durch, um Walter Coopers' Pläne zu durchkreuzen.
Notes:
Ich lebe noch! Ja, es hat etwas sehr lange gedauert, aber ich habe inzwischen meine Therapie in der Klinik abgeschlossen und versuche gerade, mein Leben irgendwie in den Griff zu kriegen. Da ist das Schreiben etwas zu kurz gekommen. Aber hier ist nun das Finale dieser Story. Ich hoffe, es gefällt!
Die Content-Warning betreffend der politischen Themen aus dem letzten Kapitel gilt auch in diesem weiterhin. Außerdem gibt es an einer Stelle homophobe Beleidigungen und Hassrede.
(See the end of the chapter for more notes.)
Chapter Text
Am nächsten Morgen begannen die drei Fragezeichen und Jeffrey direkt mit der Umsetzung ihres Plans vom Vortag.
Alle vier verließen gemeinsam das Haus. Beschatten zu werden schienen sie auf den ersten Blick nicht. Trotzdem war es sicherer, sich aufzuteilen. Justus stieg in Jeffreys und Bob in Peters Auto. Über die letzte Nacht hatten sie nicht geredet. Zu wichtig war der Fall gerade.
Beide Autos starteten zeitgleich und fuhren in die entgegengesetzten Richtungen. Während Jeffrey und Justus nahezu alle Teenager in Rocky Beach telefonisch kontaktierten und dabei zum Rathaus fuhren, machten Peter und Bob sich auf den Weg zurück zum Haus der Andrews’.
„Hättest du damit gerechnet?“ fragte Bob plötzlich.
„Mit was von alledem, was gestern passiert ist?“
„Justus und Jeffrey.“
„Ah, das Verrückteste also.“ Peter lachte leicht. „Nein, überhaupt nicht. Also Jeffrey hat schon zwischendurch mal angemerkt, dass er jemanden mag und vielleicht auch wen hat. Aber der hat ja ständig irgendwen am Start. Ich hätte nie gedacht, dass Justus derjenige ist.“
„Ich hoffe, dir ist klar, dass ich ihn umbringen werde, wenn er Justus weh tut“, sagte Bob ernst und beobachtete Peter wie er den Blinker setzte.
Dieser lächelte. „Ist es. Und ihm sicher auch.“
Zufrieden nickte Bob. „Dann werde ich mal Javier anrufen.“
Peter nickte. Javier war ein Kollege von Bobs Vater. Der Kollege, der für den Politikteil der Rocky Beach Today zuständig war. Sie brauchten seine Hilfe. Und bei dem spanischstämmigen Journalisten konnten sie sich sicher sein, dass er auf ihrer Seite war. Schließlich war auch sein Leben bedroht.
Wie erwartet, war Javier sofort bereit, die drei Fragezeichen zu unterstützen. Arbeiten musste er den Tag ohnehin, aufgrund der Wahl. Nun machte er sich schnell nochmal auf den Weg in die Redaktion, um den kurzfristigen Auftrag zu erledigen.
Kurz darauf hielt Peter den MG auch bereits vor Bobs Haustür. Bob hatte bereits den Griff der Autotür in der Hand als Peter nach seiner anderen griff. „Warte.“
Irritiert blickte der Blonde seinen Freund an. „Was denn? Wir haben nicht so viel Zeit. Die Wahlen sind in-“ Weiter kam Bob nicht, da Peter in ihn einen Kuss zog. Er war nicht so leidenschaftlich, wie einige die sie in der letzten Nacht ausgetauscht hatten. Er war liebevoll und sanft. Mit großen Augen blickte er in Peters, als dieser sich wieder löste. „Wofür war das denn?“
„Weil ich das jetzt darf“, grinste Peter und stieg aus dem Auto.
Bob atmete noch einmal tief durch, im Versuch, die Schmetterlinge in seinem Bauch zu beruhigen und folgte dann seinem Freund schnell zum Haus.
Sobald Skinny die Tür hörte, stand er im Flur, wyie ein Hund, der sehnsüchtig auf sein Herrchen wartete. „Da seid ihr ja! Ich hab schon echt Schiss gekriegt.“
„Sorry, Skinny, wir sind gestern verfolgt worden. Es war zu gefährlich, hier her zu kommen“, erklärte Bob.
„Hättest ja ’ne Nachricht schicken können“, erwiderte der Ältere und verschränkte die Arme.
„Konnte ich auch nicht. Wir können der Polizei nicht mehr trauen-“
„Konnte man das je?“
Genervt sah Bob Skinny an. „Wir schon. In dieser Sache stecken fast alle drin. Das ist die reinste Verschwörung…“
„Inwiefern?“
„Wir haben einiges, was wir dir erzählen müssen. Einschließlich unseres Plans. In dem hast du nämlich auch eine wichtige Aufgabe.“
Ungläubig blickte Skinny Bob an. „Ihr habt mir eine wichtige Aufgabe zugeteilt? Einfach viertes Satzzeichen oder was?“
Bob seufzte leise. Wieso fand er es immer noch attraktiv, dass Skinny einfach nie richtig ernst bleiben konnte. Nicht einmal in dieser Situation.
„Also, der erste Punkt ist-“
„Wir sind jetzt ein Paar“, unterbrach Peter ihn und griff nach seiner Hand.
„Das wollte ich eigentlich zum Schluss erwähnen…“, merkte Bob an und spürte, wie er rot wurde. Bei dem Wort „Paar“ hatten auch die Schmetterlinge in seinem Bauch wieder angefangen, herumzuflattern.
„Ach was, habt ihr’s endlich geschafft, ja?“
Bob verdrehte die Augen. „Also, was ich eigentlich als ersten Punkt sagen wollte-“
„Eine Frage.“
Frustriert ließ Bob sich aufs Sofa fallen. Er würde heute wohl nie mehr ausreden dürfen. „Ja?“
„Heißt das, wir haben jetzt keinen Sex mehr?“
„Ja!“ antwortete Peter, bevor Bob überhaupt reagieren konnte. „Such dir einen anderen Minderjährigen.“
„Peter…“
„Ist doch so…“
Skinny verschränkte als Reaktion nur die Arme. „Dann erzähl jetzt mal deinen ersten Punkt, Stan.“
Bevor Peter durch die Erwähnung des Namens wieder hochfahren konnte, griff diesmal Bob seine Hand und zog ihn neben sich. Dann konnte er endlich alles erzählen. Ohne unterbrochen zu werden.
Sobald alles geklärt war, machten die beiden Fragezeichen sich wieder auf den Weg. Sie sahen kein verdächtiges Auto, aber achteten trotzdem darauf, so zu tun, als sei niemand mehr in dem Haus, damit Skinny sich – wie besprochen – 10 Minuten später aus dem Haus schleichen konnte, ohne bemerkt zu werden.
Während Peter und Bob auf direktem Wege zur Redaktion fuhren, um Javier zu treffen, kletterte Skinny also aus Bobs Zimmerfenster und machte sich auf den Weg ins Krankenhaus.
???
Durch seine jahrelange Erfahrung als Kleinkrimineller wusste Skinny inzwischen, wie er sich auch am helllichten Tage unbemerkt durch Rocky Beach bewegte. Bob hatte Skinny genausten erklärt, welches Zimmer Leo hatte und wie er da am besten hin kam. So hatte er absolut keine Probleme, am Bett seines Freundes anzukommen.
Aus großen, strahlenden Augen blickte Leo seinen Freund an. „Skinny!“
„Leo…“, ohne weiter zu zögern, brachte der Größere die letzten zwei Schritte hinter sich, nahm Leos Gesicht in seine Hände und küsste ihn. Ihr letzter Kuss kam ihm wie eine Ewigkeit her vor.
„Ich hatte so Angst um dich…“, murmelte der Blonde, während er seine Stirn am Skinnys drückte.
„Du hattest Angst? Leo, ich dachte, du seist tot…“
„Bin ich nicht.“
„Ja.“ Sanft strich Skinny Leo eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Zum Glück… Aber nicht, wenn es nach deinem Vater ginge.“
„Er war es?“ fragte Leo leise, aber kein bisschen überrascht.
„Ich werde diesen Mann eigenhändig umbringen.“
„Nein, Skinny. Wir sind bessere Menschen. Es gibt sicher einen besseren Weg, ihn zu bestrafen.“
Skinny nickte. „Die Satzzeichen haben ’nen Plan. Klingt wie aus ’nem bescheuerten Film oder Geschichte. Oder Hörspiel oder son Scheiß. Aber so wie ich die drei Trottel kenne, dürfte das sogar klappen.“
„Erzähl“, bat Leo und setzte sich auf.
???
Als Peter und Bob am Rathaus ankamen, war schon einiges los. Direkt vor der Tür zum Rathaus standen Justus, Jeffrey, Inspektor Cotta, Ms. Fowler, die für die Koordination und Dokumentation der Wahl zuständig war und die beiden Bürgermeisterkandidaten.
Auf dem Platz befanden sich überdurchschnittlich viele Teenager. Fast ausschließlich waren Schüler*innen anwesend. Viele Freunde und Bekannte von den drei Fragezeichen, aber auch einige, die Bob gar nicht wirklich kannte, außer vielleicht vom Sehen in der Schule.
„Justus! Jeffrey!“ rief Peter über den Platz. Er und Bob standen noch neben dem MG, der mit so vielen Kartons vollgestopft war, wie es nur ging.
Jeffrey kam direkt durch die Menge auf das Paar zugelaufen. Während er half, die Kartons, welche bis oben hin mit Papier gefüllt waren, aus dem Auto zu holen, erhob Justus seine Stimme.
„Danke, dass ihr alle so zahlreich erschienen seid. Ihr wisst zwar alle schon in etwa, worum es geht, aber der Inspektor und unsere beiden Kandidaten, haben noch nicht ganz so viele Informationen. Also lasst mich einmal die Lage zusammenfassen: Wir – die drei ??? – haben uns dem Fall um Leo Coopers angenommen. Dieser ist in einer der Lagerhallen seines Vaters angeschossen worden. In dieser besagten Lagerhalle haben wir auf der Suche nach Hinweisen auf den Täter dieses Buch gefunden.“
Wie von Zauberhand holte Justus das Buch hervor. Walter Coopers’ Augen wurden groß. „Woher hast du das?!“ zischte er Justus zu.
Doch dieser ignorierte ihn gekonnt. „In diesem Buch steht alles, was Mr. Coopers als Bürgermeister von Rocky Beach umsetzen möchte. Nichts davon hat etwas mit dem zu tun, womit er für sich geworben hat. Im Gegenteil. Die meisten Gesetze und Verordnungen, die er in diesem Buch geplant hat, sind schlichtweg menschenfeindlich. Es ist natürlich nicht verboten, solche Sachen bei den Wahlversprechen auszulassen. Doch empfinden wir es als sehr unfair. Die Bürger sollten wissen, was sie wählen. Wir dürfen noch nicht wählen. Obwohl es hierbei in erster Linie um unsere Zukunft geht. Deshalb sind wir heute alle hier. Mein Freund, Jeffrey, wird zusammen mit Peter und Bob Broschüren verteilen. Nehmt euch so viele wie ihr könnt. Jede wahlberechtigte Person, die den Platz betritt, muss darauf aufmerksam gemacht werden. Damit jeder Mensch weiß, was sie hier heute wählen. Und für Sie, Mr. Coopers, ja mein fester Freund. Da sollte ein Mensch, der für alle Bürgerinnen und Bürger seiner Stadt einsteht, kein Problem haben. Oder wie sehen Sie das, Inspektor?“
„Das sehe ich natürlich genauso, Justus. Ich denke, wir sollten die Jugendlichen gewähren lassen. Justus hat schließlich recht. Die Menschen haben ein Recht, zu wissen, wen und was sie wählen.“
„Sind Sie nicht beurlaubt?!“ fragte Mr. Coopers wütend.
„Ja, aber noch bin ich Bürgermeister“, schaltete sich nun Mr. Donovan ein. „Und ich bin da ebenfalls bei Justus und dem Inspektor. Wer ist überhaupt auf die glorreiche Idee gekommen, den besten Mitarbeitenden des Rocky Beach PD zu beurlauben? Bitte, Justus, macht das gerne.“
???
Der Tag schritt voran und jede Person, die zur Wahl kam, bekam eine Broschüre und wurde über das Vorhaben von Walter Coopers aufgeklärt.
Justus hatte die ehrenvolle Aufgabe zugeteilt bekommen, Ms. Fowler bei der Ausgabe der Wahlscheine zu helfen. So konnte er auch jede Person noch einmal persönlich fragen, ob sie sich die Broschüre angesehen hatte, bevor sie in die Wahlkabine verschwand.
Javier, von dem sie die Broschüren gedruckt bekommen hatten, war inzwischen auch auf dem Marktplatz und interviewte fleißig Leute.
Peter und Bob hatten zwischenzeitlich Verpflegung für alle unterstützenden Teenager geholt und saßen nun zusammen auf einer Bank und aßen ihre eigenen Sandwiches.
„Denkst du, Skinny schafft es noch rechtzeitig, Leo her zubringen?“ fragte Peter zwischen zwei Bissen.
Bob zuckte mit den Schultern. „Zwei Stunden geht die Wahl noch. Wir wissen ja aber auch nicht, ob Leo überhaupt schon das Krankenhaus verlassen kann. Als ich bei ihm war, wirkte er noch nicht besonders fit. Und selbst wenn sie es nicht zur Wahl hier her schaffen, dann macht Leo seine Aussage zeitnah auf dem Revier. Es wäre nur schön, wenn das heute noch klappen würde, da meine Eltern ja inzwischen wieder da sind.“
„Erzählst du ihnen eigentlich von uns?“
„Würde ich schon gerne machen. Wenn das für dich in Ordnung ist. Meine Eltern sind voll cool mit dem Thema.“
Peter überlegte für einen Moment, während er den letzten Bissen seines Sandwiches auf kaute. „Doch. Ich denke das ist okay. Ich möchte es aber meinen noch nicht sagen. Damit möchte ich noch etwas warten.“
„Kein Problem. Ich sag das meinen Eltern dann auch. Nicht, dass die sich verplappern, bevor du bereit bist.“
„Danke“, sagte Peter leise und lehnte seinen Kopf an Bobs.
Als Antwort lehnte Bob sich ebenfalls an seinen Freund und streichelte seine Hand. Der Moment hielt nur kurz an da sie jederzeit jemand sehen konnte. Trotzdem war es wunderschön für beide.
???
Ab 17 Uhr kamen kaum noch Leute zur Wahl, weshalb Justus, Bob und Ms. Fowler bereits anfingen, die ersten Stimmen auszuzählen, obwohl die Wahl offiziell noch bis 18 Uhr ging. Peter und Jeffrey saßen dabei, hielten sich beim Zählen allerdings lieber raus. Das trauten sie ihren Freunden mehr zu. Zu groß wäre der Schaden, sollten sie sich verzählen.
Auch Mathilda und Titus Jonas waren da. Mathilda hatte vor einer Weile noch einmal Blaubeermuffins für alle gebacken und verteilt. Seit dem waren sie geblieben, da auch sie gespannt auf das Ergebnis waren.
Kurz vor Ende der Wahlzeit waren die Stimmen ausgezählt. Seit mindestens einer halben Stunde kam gar keiner mehr. Auch die Liste von Mrs. Fowler war fast komplett fertig. Etwa ein Dutzend Leute waren nicht gekommen. Aber die würden nun wohl auch nicht mehr kommen.
„Aber… das kann doch nicht sein“, entfuhr es Peter, als er auf das Ergebnis blickte.
Mit 51 zu 49 Prozent hatte Walter Coopers die Wahl gewonnen. Er hatte genau eine Stimme mehr.
„Seid ihr sicher, dass ihr euch nicht verzählt habt?“ fragte Jeffrey.
Justus und Bob blickten fassungslos auf das Ergebnis.
„Kann nicht sein“, schüttelte Justus betrübt den Kopf. „Wir haben zu dritt gezählt und das wirklich sorgfältig… Aber vielleicht kommt ja noch jemand!“
„Fünf Minuten vor Schluss?“ fragte Ms. Fowler ungläubig. „Tut mir leid, Jungs. Ich mache das hier seit Jahren. Niemand kommt um diese Zeit mehr. Es kam ja schon die letzte halbe Stunde niemand mehr. Die, die bis jetzt nicht hier waren, sind einfach Nichtwähler. Die hat man immer.“
„Aber wie kann man denn jetzt nicht wählen?! Es geht hier um Leben!“ entfuhr es Jeffrey nun.
Justus griff nach Jeffreys Hand, um ihn zu beruhigen.
In dem Moment war ein lautes Reifenquietschen zu hören. Alle blickten sofort zu dem blauen Sportwagen der mitten auf dem Platz hielt.
„Da kommt doch noch jemand!“ rief Bob aus, als er Skinny aus dem Wagen steigen sah.
„Sind wir zu spät zur Party?“ fragte Skinny lässig, während er dem noch etwas schwachen Leo aus dem Auto half.
„Ihr habt noch drei Minuten zum wählen!“ antwortete Bob.
„Normalerweise sind wir nicht innerhalb von drei Minuten fertig, aber dann machen wir mal ’ne Ausnahme.“
Leo stützend, ging Skinny zu den anderen und nahm für sie beide einen Wahlzettel entgegen. Nachdem sie ihre Kreuze gemacht hatten, hielt Justus Skinny die Hand hin, um die Zettel an sich zu nehmen.
„Also bitte, Jonas. Schon mal was von Wahlgeheimnis gehört? Die kommen in die Wahlurne.“
Genervt verdrehte Justus die Augen.
„Dafür haben wir doch jetzt keine Zeit“, beschwerte Peter sich.
„Hey, ich halte mich hier an die Regeln. Die Zettel müssen bis 18 Uhr in der Urne sein. Nicht ausgezählt.“ Entspannt warf Skinny erst seinen und dann Leos Wahlschein in den dafür vorgesehenen Kasten. „Wieso heißt das Ding eigentlich Urne? Irgendwie makaber oder?“
„Der Begriff kommt daher, dass-“
„Justus…“, unterbrach Bob den ersten Detektiv. „Später.“
Ms. Fowler holte die beiden Zettel aus dem Kasten heraus und korrigierte das Gesamtergebnis um Punkt 18:00 Uhr.
„Mr. Donovan, die drei Fragezeichen gratulieren Ihnen herzlich zu Ihrer weiteren Amtszeit als Bürgermeister von Rocky Beach!“ verkündete Justus stolz und reichte dem älteren Herren seine Hand.
„Das kann doch nicht sein! Der Norris-Bengel wird wegen Mordes gesucht! Warum tun Sie denn nichts?!“ fragte Mr. Coopers mit einem bösen Blick auf Inspektor Cotta, der sich zur Ergebnisverkündung auch wieder zu der Gruppe gesellt hatte.
„Ich? Ich bin privat hier. Wie Sie bereits sagten, bin ich beurlaubt worden.“
„Außerdem haben wir hier den Kronzeugen in dem Fall“, warf Bob ein. „Leo Coopers selbst. Wenn uns einer sagen kann, ob Skinny auf ihn geschossen hat, dann er.“
„Richtig“, nickte Leo. „Diesbezüglich würde ich gerne eine Aussage machen. Dazu bin ich jetzt in der Lage. Und ich bin sicher die drei Fragezeichen haben auch noch etwas zu Protokoll zu geben.“
Cotta lächelte zufrieden. „Gut, dass mein Kollege, der nicht beurlaubt ist, auch hier ist. Goodween?“
„Schon verstanden, Inspektor“, ertönte Goodweens Stimme von der Seite. Der Kleidung nach zu urteilen, war auch er privat dort, dirigierte aber trotzdem Leo und Skinny zu einer Bank an der Seite, wo sie in Ruhe sprechen konnten.
„Scheint, als würde aus ihrer Version von Rocky Beach nichts werden“, sagte Justus zu Mr. Coopers.
„Ihr braucht euch gar nicht so zu freuen. Ihr habt mit einer Stimme mehr gewonnen. Ich trete einfach zur nächsten Wahl wieder an. Bis dahin werde ich schon ein paar Leute mehr für mich gewonnen haben“, erklärte der Geschäftsmann selbstsicher, während er sein Jackett richtete.
„Das kann gut sein“, gab Justus zu. „Allerdings sind Bürgermeisterwahlen in Rocky Beach alle vier Jahre. Das heißt, zur nächsten Wahlperiode sind wir alle volljährig. Also sind diese engagierten Jugendlichen, die sich hier heute gegen Sie und Ihre rückschrittlichen und menschenfeindlichen Werte eingesetzt haben, genau die Menschen, die bei der nächsten Wahl wahlberechtigt sind. Sie können vielleicht ein paar mehr Leute für sich gewinnen, aber genauso wie heute, werden Sie auch in vier Jahren keine Chance gegen die Jugend haben. Wir sind nämlich so erzogen worden, dass jeder Mensch ein Recht hat, zu leben und akzeptiert zu werden. So wie er oder sie ist. Außerdem haben wir hier in Rocky Beach die sinnvolle Regelung, dass Menschen, die straffällig geworden sind, sich nicht zur Wahl zum Bürgermeister aufstellen lassen dürfen. Und irgendetwas sagt mir, dass sie bis dahin eine entsprechende Verurteilung bekommen haben sollten.“
Mr. Coopers blickte einen Moment an Justus vorbei zu seinem Sohn, der immer noch mit Goodween sprach. Skinny saß neben ihm und hielt ihn dabei in einer halben Umarmung fest, um seinen Freund emotional zu stützen.
„Ihr verdammten Schwuchteln! Ihr seid diejenigen die in den Knast gehören! Oder besser noch aufgehängt!“
„Also hören Sie mal!“ Aufgebracht ging Mathilda Jonas auf Mr. Coopers los. „Was fällt Ihnen ein, so mit meinem Jungen zu sprechen?! Oder überhaupt mit Menschen! Hat Ihnen denn niemand Manieren beigebracht? Friedliche Menschen, die sich für das Gute einsetzen zu beleidigen und sogar den Tod zu wünschen! Das geht ja wohl gar nicht! Sie sollten jetzt lieber nachhause gehen und einmal ganz genau über Ihre Worte nachdenken! Na los, bevor ich vergesse, dass ich eine rationale manierliche Dame bin. Und wehe, Sie kommen mir noch einmal unter die Augen, bevor Sie nicht gelernt haben, respektvoll mit anderen Menschen umzugehen!“
Überrascht und irritiert von dem plötzlichen Ausbruch der sonst so freundlich erscheinenden Mrs. Jonas, drehte Mr. Coopers sich wortlos um und verschwand tatsächlich.
„Tante Mathilda!“ Justus blickte seine Tante nicht minder überrascht an.
„Ja, was denn? Ich lasse doch niemanden so beleidigend mit meinem Neffen sprechen. So ein Unhold!“ Empört schüttelte Mathilda den Kopf. „Aber, Justus. Dass du mir wochenlang verheimlicht hast, dass du einen Partner hast, darüber reden wir zuhause nochmal.“
Justus errötete leicht und nickte.
„Da gehen wir jetzt am besten auch hin. Und du, Jeffrey, darfst gerne mitkommen. Du kannst mit uns zu Abend essen.“
„Das ist wirklich sehr nett von Ihnen. Danke, Mrs. Jonas.“
Mathilda nickte und machte sich daran, den Platz zu verlassen.
„Freu’ dich nicht zu früh. Meine Frau wird dich ordentlich unter die Lupe nehmen. Das wird ein sehr unangenehmes Essen für dich“, lachte Titus Jonas und folgte seiner Frau.
„Das… das war ein Scherz oder?“ fragte Jeffrey mit großen Augen.
„Ich fürchte nicht. Sie kann ziemlich beschützend werden. Hast du ja gerade gesehen“, widersprach Justus.
„Viel Spaß“, kicherte Peter, als Jeffrey etwas blass um die Nase wurde.
„Na komm, Jeffrey, sie bringt dich schon nicht um.“ Justus griff nach der Hand seines Freundes und zog ihn sanft mit sich.
„Wenn du Glück hast“, ergänzte Peter. „Meld’ dich nachher, wenn du noch dazu in der Lage bist!“
„Mensch Peter. Der Arme“, beschwerte Bob sich, musste aber auch grinsen.
Einen Moment war das Paar still und beobachtete, wie der Platz wieder aufgeräumt wurde. Auf einmal war schon alles vorbei. Und die Müdigkeit, welche sich in dem ganzen Stress heimlich in ihren Körpern eingenistet hatte, machte sich bemerkbar. Das kannten sie schon. Es war das typische Gefühl nach einem abgeschlossenen Fall. Wenn der ganze Trubel von jetzt auf gleich vorbei war. Sie würden zeitnah noch von der Polizei aufs Revier gebeten werden, um ihre Aussagen zu machen und dann musste Bob den ganzen Fall nochmal protokollieren und archivieren. Auf Papier von Coopers Inc..
„Weißt du, was mir gerade aufgefallen ist?“ fragte Bob.
„Was denn?“
„Mr. Coopers hat all seine Macht durch seine Papier-Firma. Und wir haben ihn zu Fall gebracht mit Broschüren und Wahlzetteln aus Papier. Das nennt man wohl Ironie des Schicksals.“
„Ja, und sein eigener Sohn ist dafür verantwortlich, dass er hoffentlich eine ordentliche Gefängnisstrafe bekommt“, ergänzte Peter.
„Nachdem er ihn hat töten lassen wohlen. Tja, man erntet was man sät.“
1 Jahr später
Als die drei Fragezeichen an der Lagerhalle ankamen, konnten sie kaum glauben, dass dies vor etwa einem Jahr ein Tatort gewesen war. Nun war es bunt dekoriert, sah sehr einladend aus und es tummelten sich viele Menschen verschiedener Altersklassen, aber hauptsächlich Teenager vor und in der Halle.
„Hey, die drei Satzzeichen!“ grinste Leo, als er sie entdeckte. Er verließ gerade die Halle und kam auf die drei Jungen zu. „Freut mich, euch hier zu sehen.“
„Wir wollten uns mal anschauen, was du aus diesem Ort gemacht hast, nachdem du die Firma von deinem Vater übernommen hast“, verkündete Justus während er sich noch neugierig umsah.
Nach den Aussagen von Leo, Skinny und den drei Fragezeichen konnte nachgewiesen werden, dass Mr. Coopers für die Mordanschläge an seinem Sohn verantwortlich war, indem er in der Halle selbst auf ihn geschossen und dann jemanden im Krankenhaus dafür bezahlt hatte, Leo zu vergiften. Daher war er wegen zweifachem versuchten Mord verurteilt worden und für lange Zeit ins Gefängnis gewandert. Als sein Sohn, übernahm Leo die Firma. Er ließ weiter Papier produzieren. Die überflüssigen Hallen, die statt für die Produktion nur für krumme Geschäfte genutzt worden waren, ließ er nach und nach umbauen.
„Das hier ist die erste Halle, die soweit fertig ist. Die anderen brauchen noch eine Weile. Ist aber auch die Haupthalle. Kommt mit, ich führe euch durch.“
Viel hatten die drei Fragezeichen von Leo während ihres Falles nicht mitbekommen. Er war nun auf jeden Fall das genaue Gegenteil von dem Leo, der vor einem Jahr blass im Krankenbett gelegen und sich mit Skinnys Hilfe schwach zur Wahl geschleppt hatte. Leo war komplett genesen und hoch motiviert und engagiert. Schnellen Schrittes betrat er die Halle. Diese sah von innen noch weniger nach der Lagerhalle aus, die sie mal war. Die Wände waren bunt gestrichen, es gab eine große Art Vorraum mit einer Bar in der einen, eine mit Teppich ausgelegte „Chill Zone“ in der anderen Ecke. An einer Seite befand sich eine kleine Bühne, verschiedene Musikinstrumente und eine große Musikbox.
„Hier werden wir in Zukunft Poetry Slams, Musikabende und Ähnliches veranstalten. Ich habe gehört, du kannst gut Gitarre spielen, Bob. Vielleicht magst du ja irgendwann mal hier spielen!“
Bevor Bob oder Peter nachfragen konnten, wo er das denn her hatte, war Leo schon weiter, durch eine offene Tür in einen breiten Flur gelaufen.
„Hier haben wir noch ein paar Räume eingebaut. Verschiedene Gruppen können sich hier treffen. In erster Linie Selbsthilfegruppen oder queere Communities zum gegenseitigen Austausch. Aber es gibt auch Lernräume für Schülerinnen und Schüler und Awareness-Räume, falls jemand Hilfe benötigt. Aktuell bin ich noch dabei mich um therapeutische Unterstützung zu bemühen. Auch in Arbeit sind gerade noch Social Media Kanäle und eine Website, wo man die verschiedenen Angebote einsehen und mitmachen kann. Ihr könnt euch darüber auch ehrenamtlich engagieren, falls Interesse besteht.“
Leo redete ohne Punkt und Komma, doch es war ihm anzusehen, dass er einfach sehr begeistert von seinem Projekt war, welches er schlicht das „Coopers“ nannte. Nicht, weil er es nach sich benennen wollte, sondern damit der Name Coopers für was besseres stand, als sein Vater es wollte.
„Und hier ist das Verwaltungsbüro. Also meins“, grinste der Blonde und öffnete eine Tür.
Die Jugendlichen betraten den Raum, welcher ihnen sofort bekannt vorkam.
„Ja, es ist der Raum, den mein Vater früher für seine Machtpläne und son scheiß genutzt hat. Dachte, das passt ganz gut. Wollt ihr was trinken?“
„Nein, danke“, antwortete Justus, ohne nachzufragen, ob seine beiden Begleiter vielleicht gerne etwas getrunken hätten. „Es scheint ja richtig gut zu laufen. Das freut uns.“
„Oh ja. Ihr könnt gerne auch immer mal wieder vorbeikommen. Wenn Halle 2 fertig ist, wird das das offizielle queere Zentrum, welches sich in erster Linie darauf konzentriert. Aber die Treffen queerer Communities gibt es ja bereits. Nur erst mal provisorisch hier. Oder manchmal auch am Strand. Ich hab hier eine Liste, Moment…“ Leo schob ein paar Sachen auf seinem etwas unordentlichen Schreibtisch hin und her, bis er unter einer angefangenen Energydrinkdose den gesuchten Zettel fand. „Hier“, lächelte Leo und hielt Justus den Zettel hin. „Ihr könnt ja mal drauf schauen. Vielleicht interessiert euch ja was.“
Justus nickte. „Danke.“ Er wollte gerade noch etwas sagen, als die Tür aufgerissen wurde.
„Hey Leo, ich-“ Skinny brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass sein Freund nicht alleine im Raum war. „Was wollt ihr denn hier?“
„Wir freuen uns auch, dich zu sehen, Skinny“, erwiderte Peter und verschränkte die Arme.
„Sie wollten sehen, wie es hier so läuft. Was gibt’s denn?“ Statt auf den Schreibtischstuhl setzte Leo sich kurzerhand auf den Tisch und trank einen Schluck aus der Dose.
„Wollte nur Bescheid sagen, dass ich jetzt los fahr.“
„Okay, melde dich, wie es gelaufen ist.“
„Mach ich“, Skinny ging noch einmal auf Leo zu und gab ihm einen sanften Kuss auf den Mund, bevor er den drei Fragezeichen kurz zunickte und den Raum wieder verließ.
„Er kümmert sich um straffällig gewordene Jugendliche und hilft ihnen wieder auf Kurs zu kommen. Dafür versucht er gerade mit einer Firma zu klären, ob ein paar der Kids dort aushelfen könnten“, erklärte Leo.
„Der soziale Skinny Norris“, lachte Peter.
„Er ist gar nicht so böse, wie er es alle glauben lassen will. Eigentlich ist er echt süß. Und kann sogar richtig romantisch sein.“
„Scheint so“, antwortete Justus und deutete auf Leos rechte Hand, mit welcher er noch die Dose hielt.
Nun bemerkten auch Peter und Bob den silbernen Ring am Ringfinger.
„Ihr seid verlobt“, stellte Bob überrascht fest.
„Ist kein großes Ding, wir finden nur die Vorstellung schön, das zwischen uns richtig offiziell auch vor dem Staat zu haben“, lächelte Leo verlegen. „Außerdem, sollte mal wieder jemand versuchen, mich umzubringen, hat Skinny es dann einfacher mich zu sehen.“
„Außer er ist wieder der Hauptverdächtige…“, warf Bob ein.
„Das wäre schon unrealistisch, wenn das wieder passieren würde.“
„Ach Leo, du glaubst gar nicht, was uns schon für unrealistische Dinge passiert sind“, lachte Bob. „Da könnte man Bücher drüber schreiben.“
„Oder Hörspiele“, merkte Justus an.
„So ein Quatsch, Justus“, widersprach Peter. „So was hört doch 2025 niemand mehr.“
Notes:
Ich hoffe, die Reise hat euch gefallen :)
Saavik_yy on Chapter 1 Mon 08 Jul 2024 02:08AM UTC
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Saavik_yy on Chapter 2 Mon 28 Oct 2024 06:49PM UTC
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