Chapter 1: Der Brief
Notes:
Ich wusste nicht so recht, wo anfangen, also hab ich zuerst die erste Szene mit Draco geschrieben, die noch folgen wird. Dann bin ich nochmal zurückgegangen. Ich finde das Body Shaming in den ersten Kapiteln nicht gut, wusste aber nicht, wie ich davon weg arbeiten könnte. Deshalb fangen wir hier an: Kapitel 4, Der Hüter der Schlüssel. (Unsinniger Titel im Original, ich beabsichtige, das im Verlauf des Buches zu ändern.)
Chapter Text
Sehr geehrter Mr Potter,
wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie an der Hogwarts-Schule für Hexerei, Zauberei und Magie aufgenommen worden sind. Beigelegt finden Sie eine Liste aller benötigten Bücher und Ausrüstungsgegenstände.
Das Schuljahr beginnt am 1. September. Da Ihnen keine Eule zur Verfügung steht und sich die Zustellung dieses Briefes als schwierig erwiesen hat, wird R. Hagrid für Sie die Bestätigung per Eule übernehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Minerva McGonagall
(Stellvertretende Schulleiterin, Hauslehrerin von Gryffindor)
Wie ein Feuerwerk explodierten Fragen in Harrys Kopf, und er konnte sich nicht entscheiden, welche er zuerst stellen sollte. Nach ein paar Minuten stammelte er: »Was soll das heißen, Bestätigung per Eule?«
»Galoppierende Gorgonen, da fällt mir doch ein—«, sagte Hagrid und schlug sich mit solcher Wucht die Hand gegen die Stirn, dass es einen Brauereigaul umgehauen hätte. Aus einer weiteren Tasche im Innern seines Umhangs zog er etwas hervor, das aussah wie eine Eule —eine mechanische, recht zerzauste, aber dennoch eine Eule— sowie einen langen Federkiel in einer Schutzhülle und ein Stück Pergament. Mit der Zunge zwischen den Lippen kritzelte er eine Notiz. Für Harry standen die Buchstaben zwar auf dem Kopf, dennoch konnte er sie lesen:
Sehr geehrter Professor Dumbledore,
ich habe Harry seinen Brief überreicht. Nehme ihn morgen mit, um seine Sachen einzukaufen. Wetter ist fürchterlich. Hoffe, Sie sind wohlauf.
Hagrid
Hagrid rollte die Nachricht zusammen, und schüttelte die Eule wie man einen Edding schüttelt. Sie erwachte zum Leben, leuchtend und plötzlich, und ruffelte auf dem Boden sitzend ihr Gefieder zurecht, während ihre Zahnräder klackerten; und Hagrid gab ihr den Brief in den Schnabel, ging zur Tür und schleuderte das mechanische Tier hinaus in den Sturm. Dann kam er zurück und setzte sich, als hätte er nur mal kurz telefoniert.
Harry bemerkte, dass ihm der Mund offen stand, und klappte ihn rasch zu.
Chapter 2: Das Boot
Summary:
Kapitel 5, In der Winkelgasse
Chapter Text
»Auftrag von Dumbledore. Geschäftliches für Hogwarts.« Hagrid richtete sich stolz auf. »Meist nimmt er mich, wenn es Wichtiges zu erledigen gibt. Dich abholen, etwas von Gringotts besorgen, Geld aus dem Schulverlies; weiß, dass er mir vertrauen kann, verstehst du. Alles klar? Na dann los.«
Harry folgte Hagrid hinaus auf den Felsen. Der Himmel war jetzt klar und das Meer schimmerte im Sonnenlicht. Das Boot, das Onkel Vernon gemietet hatte, lag noch da. Viel Wasser hatte sich auf dem Boden angesammelt.
»Wie bist du hergekommen?«, fragte Harry und sah sich nach einem zweiten Boot um.
»Geflogen«, sagte Hagrid.
»Geflogen? Womit?«
»Magisches Tierwesen, Geheimnis von Dumbledore, hat viele Geheimnisse, der Mann. Aber zurück nehmen wir das Ding hier.«
Hagrid bückte sich und zog beim Wiederaufrichten das Boot mit sich hoch. Wasser schwappte heraus. Er ließ es abtropfen und legte es wieder zurück.
Sie setzten sich hinein. Harry starrte Hagrid unverwandt an und versuchte sich vorzustellen, wie er flog.
»Schande allerdings, dass man rudern muss«, unterbrach Hagrid seinen Gedankengang und sah Harry wieder mit einem seiner Blicke von der Seite her an. »Wenn ich... ähm... die Sache etwas beschleunigen würde, wärst du so freundlich und würdest in Hogwarts nichts davon sagen?«
»Klar«, sagte Harry, gespannt darauf, mehr von Hagrids Zauberkünsten zu sehen.
Hagrid zog den rosa Schirm hervor, schlug ihn zweimal sachte gegen die Seitenwand des Bootes, und schon glitten sie in Richtung Küste davon.
»Warum wäre es verrückt, wenn man Gringotts ausrauben wollte?«, fragte Harry.
»Magische Banne, Zauberflüche«, sagte Hagrid und faltete seine Zeitung auf. »Ich weiß zufällig, dass die Hochsicherheitsverliese von Drachen bewacht werden. Und dann musst du erst einmal hinfinden —Gringotts liegt nämlich hunderte von Meilen unterhalb von London. Tief unter der muggelschen U-Bahn. Du stirbst vor Hunger, bevor du wieder ans Tageslicht kommst, auch wenn du dir was unter den Nagel gerissen hast.«
Harry saß da, schaute aufs glitzernde Wasser und dachte darüber nach, während Hagrid seine Zeitung, den Tagespropheten, las. Harry wusste von Onkel Vernon, dass die Erwachsenen beim Zeitunglesen in Ruhe gelassen werden wollten, auch wenn es ihm jetzt schwerfiel, denn noch nie hatte er so viele Fragen auf dem Herzen gehabt.
»Zaubereiministerium vermasselt mal wieder alles, wie üblich«, brummte Hagrid und blätterte um.
»Es gibt ein Ministerium für Zauberei?«, platzte Harry los. »Klar«, sagte Hagrid. »Wollten natürlich Dumbledore als Minister haben, aber der würde nie von Hogwarts weggehen. Deshalb hat Cornelius Fudge die Stelle bekommen. Gibt keinen größeren Stümper. Schickt also Dumbledore jeden Morgen ein Dutzend Eulen und fragt ihn um Rat.«
»Aber was tut ein Zaubereiministerium?«
»Nun, seine Hauptaufgabe ist, vor den Muggels geheim zu halten, dass es landauf, landab immer noch Magier gibt.«
»Warum?«
»Warum? Meine Güte, Harry, die wären doch ganz scharf darauf, dass wir ihre Schwierigkeiten mit magischen Kräften lösen. Nö, die sollen uns mal in Ruhe lassen.«
Das klang für Harry nicht so logisch. Warum sollte man nicht helfen wollen?
In diesem Augenblick stupste das Boot sanft gegen die Hafenmauer. Hagrid faltete die Zeitung zusammen und nachdem er das Boot mit einem Stupser seines Regenschirms zurück Richtung Insel geschickt hatte, stiegen sie die Steintreppe zur Straße empor.
Chapter 3: Die Liste
Chapter Text
Harry entfaltete einen zweiten Bogen Papier, den er in der Nacht zuvor nicht bemerkt hatte, und las:
HOGWARTS-SCHULE FÜR HEXEREI, ZAUBEREI UND MAGIE
Uniform
Grundsätzlich benötigen die Lernenden:
Drei Garnituren einfache Arbeitskleidung (schwarz)
Einen einfachen Spitzhut (schwarz) für festliche Anlässe
Ein Paar Schutzhandschuhe (Drachenhaut o. Ä.)
Einen Winterumhang (schwarz, mit silbernen Schnallen)
Mütze, Schal, dicke Handschuhe, Schuhwerk und Sonnenbrille dürfen individuell ausgewählt werden. Bitte denken Sie daran, dass insbesondere das Schuhwerk für jede Situation passend sein sollte. Bitte beachten Sie zudem, dass alle Kleidungsstücke der Lernenden mit Namensetiketten versehen sein müssen.
Darunter folgte eine Liste mit Büchern und dann:
Ferner werden benötigt:
1 Zauberstab
1 Teleskop
Messingwaagen, Kessel und Flakons werden nach der Einrichtung des Schulfonds im vergangenen Jahr durch die Schule gestellt! (Vielen Dank an alle Spendenden.)
Es ist den Schülern zudem freigestellt, EIN Haustier mitzubringen (Eule, Katze, Kröte). In Ausnahmefällen darf es sich auch um andere NICHTMAGISCHE, KLEINE Tiere handeln.
DIE ELTERN SEIEN DARAN ERINNERT, DASS ERSTKLÄSSLER KEINE EIGENEN BESEN MITBRINGEN DÜRFEN. Es gibt Schulbesen.
»Und das alles können wir in London kaufen?«, fragte sich Harry laut.
Notes:
Ich werde „Magie” und „Magier” als genderneutrale Form zu „Hexen” und „Zauberer” verwenden. Leider hasse ich die deutsche Sprache, weil sie keine neutralen Pronomen hat. :(
Chapter 4: Eintritt in die Winkelgasse
Notes:
Kapitel 5, In der Winkelgasse
Chapter Text
Hagrid führte ihn durch die Bar auf einen kleinen, von Mauern umgebenen Hof hinaus, wo es nichts als einen Mülleimer und ein paar Unkräuter gab.
Er grinste Harry zu. »Hab's dir doch gesagt, oder? Hab dir doch gesagt, dass du berühmt bist. Sogar Professor Quirrell hat gezittert, als er dich sah — nun ja, er zittert fast ständig.«
Während Hagrid sich in seinen Ausführungen über Professor Quirrell verzettelte und seinen Schirm suchte, kam Tom plötzlich aus der Hintertür gestolpert.
»Ganz vergessen, dass ihr auch dazu gehört. Muss euch ja jemand reinlassen.« Mit einem Blick auf den Regenschirm zwinkerte Tom Hagrid zu. Er zählte die Backsteine an der Mauer über dem Mülleimer mit dem Zauberstab. »Einen Schritt zurück, bitte, die Herrschaften«, scherzte er. Dann tippte er dreimal gegen die Mauer.
Der Stein, auf den er geklopft hatte, erzitterte, wackelte und in der Mitte erschien ein kleiner Spalt. Der wurde immer breiter, und eine Sekunde später standen sie vor einem Torbogen, der selbst für Hagrid groß genug war. Er führte hinaus auf eine gepflasterte Gasse, die sich in einer engen Biegung verlor.
»Willkommen in der Winkelgasse«, sagte Hagrid. Harrys verblüffter Blick ließ ihn verschmitzt lächeln.
Sie traten durch den Torbogen, über dem in leuchtenden, geschwungenen Lettern auch Winkelgasse stand. Als sie hindurch waren, blickte Harry rasch über die Schulter. Über dem Torbogen stand in der anderen Richtung Der Tropfenden Kessel. Tom winkte von der anderen Seite, und Harry schaute zu, wie sich die Steinmauer wieder schloss und Tom dahinter verschwand.
Chapter 5: Umhänge, Familien und eine Warnung
Notes:
Kapitel 5, In der Winkelgasse
Endlich, das worauf alle gewartet haben! Das erste Treffen mit Draco.
(See the end of the chapter for more notes.)
Chapter Text
»Könnten jetzt eigentlich mal deine Uniform kaufen«, sagte Hagrid und nickte zu Madam Malkins Anzüge für alle Gelegenheiten hinüber. »Hör mal, Harry, würd es dir was ausmachen, wenn ich mir einen kleinen Magenbitter im Tropfenden Kessel genehmige? Ich hasse die Fuhrwerke bei Gringotts.« Er sah immer noch etwas bleich aus. Und so betrat der ein wenig nervöse Harry allein Madam Malkins Laden.
Er strich sich die Haare über die Narbe und schaute sich um. Aber bevor er viel außer bestickten, tanzenden Taschentüchern und bunten, sich auf- und zubindenden Krawatten sehen konnte, kam jemand auf ihn zu.
Madam Malkin war eine stämmige, lächelnde Hexe, die von Kopf bis Fuß malvenfarben gekleidet war.
»Hogwarts, mein Lieber?«, fragte sie, kaum dass Harry den Mund aufgemacht hatte, ohne zu wissen, was er sagen sollte, und ohne, dass sie eine Antwort brauchte. »Hab die Sachen hier —übrigens wird hier gerade noch ein junger Mann ausgestattet.«
Hinten im Laden stand ein Junge in seinem Alter mit blassem, spitzem Gesicht und sehr hellem Haar auf einer schwebenden Baumscheibe auf Brusthöhe einer zweiten Hexe, die mit glitzernden Nadeln an den Säumen hantierte. Madam Malkin stellte Harry daneben, ließ einen langen, schwarzen Umhang über seinen Kopf gleiten, stupste seine Scheibe an, und sie schwebte hinauf, damit Madam Malkin mit dem Rand in seiner Knöchelhöhe beginnen konnte. Die Scheibe brummte ein wenig unter seinen Füßen.
»Hallo«, sagte Harry. »Auch nach Hogwarts?«
»Ja«, sagte der Junge leise und ohne ihn anzusehen. Er schien schüchtern. Damit war er Harry sofort sympathisch.
Beim Anblick der Leute draußen vor dem Schaufenster fiel Harry etwas ein. Sollte er fragen? Oder fände der Andere das unhöflich, seltsam? Würde ihm eine der Hexen den Mund verbieten? »Sag mal, weißt du, was es mit den Besen auf sich hat? Ich hab ein paar Leute vor dem Laden die Straße runter gesehen. Was ist daran so toll?«
Es dauerte einen Moment, bis der Junge antwortete: »Man kann damit fliegen. Und es gibt eine Sportart, die damit gespielt wird, Quidditch.«
Fliegen? Das klang tatsächlich toll.
»Bist du schon mal geflogen?«
Der Junge nickte: »Vater will auch, dass ich im Team in Hogwarts mitspiele. Er findet, alles andere wäre eine Schande.« Er sprach ein wenig zu schnell. »Und er hat sich furchtbar aufgeregt darüber, dass Erstklässler keinen eigenen Besen mitbringen dürfen und nicht im Team spielen können, außer, sie sind außergewöhnlich talentiert. Er meinte, für Kinder aus Muggelfamilien wäre das vielleicht angebracht, aber nicht für solche aus alten Zaubererfamilien.«
Das klang in Harrys Ohren gar nicht so dumm. Auf die Fähigkeiten von Menschen, die sich schon auskannten, konnte man sicher mehr vertrauen, als auf die von Leuten wie ihm, die gerade eben nichts von alledem gewusst hatten. Aber dann sagte der andere Junge: »Vater hält überhaupt nichts davon, die in Hogwarts aufzunehmen. Leute aus Muggelfamilien, meine ich. Er meint, Reinblüter sollten unter sich bleiben.«
Harry glaubte, sich verhört zu haben. Reinblüter? Was sollte das denn sein? Der Vater dieses Jungen schien ganz verquere Ansichten zu haben... Rassist.
»Wo ist er denn, dein Vater?«
»Er ist ein paar Freunden begegnet und wollte mit denen was ansehen, keine Ahnung, und Mutter kauft die Bücher«, sagte der Junge. Dass jemand wie dieser Vater Freunde hatte, war Harry unverständlich. »Mit wem bist du hier?«
»Mit jemandem aus Hogwarts. Er hat mich abgeholt, weil die Dursleys mich nicht gehen lassen wollten. Hagrid.«
»Wie ist er so?«
»Oh«, sagte Harry. »Nett. Ihm ist in Gringotts schlecht geworden. Ich fand die Fahrt eigentlich lustig. Ich durfte nie auf den Rummel mitkommen. Dabei muss sich Dudley schon im London Eye übergeben.«
Der andere Junge kicherte. Harry freute sich, ihn zum Lachen gebracht zu haben. Es brachte etwas Farbe in sein unglückliches, maskenhaftes Gesicht. Sie wurden ein Stück heruntergefahren, damit sich die Hexen bequem an ihren Ärmeln und Kapuzen zu schaffen machen konnten. Harry hatte sie fast vergessen.
»Was glaubst du, in welches Haus du kommst?« Der Junge schien aufgetaut.
»Haus?«, hakte Harry nach.
»Wir werden aufgeteilt. In Häuser. Es ist Tradition, dass wir noch nicht wissen, auf welche Weise das geschieht. Es gibt vier Häuser, Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw und Slytherin. Eigentlich bestimmt das nur die Farbe unserer Krawatten und die Leute, mit denen wir die Schlafsäle teilen. Aber es gibt seit Ewigkeiten Rivalitäten. Vater erwartet, dass ich in Slytherin sein werde, unsere ganze Familie war da.« Sein Gesicht verdüsterte sich wieder. »Ich wünschte, ich könnte einfach in ein anderes Haus gehen.«
Harry nickte: »Wäre toll, wenn wir in ein Haus kämen. Du bist der erste, der so ausführlich antwortet. Wie heißt du eigentlich?«
»Draco.«
»Schön, dich kennen zu lernen. Ich bin Harry.« Und sie gaben sich umständlich die Hände, nicht die rechten, sondern die linken, weil die rechten Ärmel gerade dran waren.
»Was macht der denn da?«, fragte Draco auf einmal ein paar Minuten später als sie gerade Schuhe (Wechseln die Farbe wie Sie wollen! Mit neuem Update für den Pride Month!) und Mützen (Passen jedem, dem Neugeborenen und dem Elternteil!) aussuchten. Harry folgte seinem Blick. Draußen vor dem Schaufenster stand Hagrid, eine Hand abgestürzt zwischen Augenbrauen und offenbar spiegelndem Glas, grinste Harry zu und hielt zwei große Tüten mit Eiskrem mit der anderen Pranke hoch, um zu zeigen, dass er nicht hereinkommen konnte.
»Das ist Hagrid«, sagte Harry, froh darüber, ihn nachher nicht suchen zu müssen. »Der, der mich abgeholt hat.«
»Ich glaube, ich hab von ihm gehört. Vater hat viele Worte gefunden für seine Unfähigkeit. Angebliche Unfähigkeit.«
»Hagrid ist der Wildhüter«, erklärte Harry.
»Und warum wollte deine Familie dich nicht gehen lassen?«
»Die Dursleys sind nicht meine direkte Familie. Tante, Onkel und Cousin. Sie halten nichts von Magie und so.«
»Wo sind deine Eltern?«
»Sie sind tot«, sagte Harry knapp. Er hatte keine große Lust, darüber zu sprechen.
»Das tut mir leid«, sagte der andere. »Waren sie auch magisch?«
»Ja.«
»Gut, wir sehen uns in Hogwarts, nehme ich an«, sagte Draco. Er schien unsicher, ob er Harry verletzt hatte.
»Ja, klar«, sagte Harry und grinste ihn an, um zu zeigen, dass es nicht so schlimm war.
Recht wortkarg, aber glücklich schleckte Harry das Eis, das Hagrid ihm gekauft hatte (Schokolade und Himbeere mit Nussstückchen). Er hatte jetzt schon einen Freund in Hogwarts.
»Was ist los?«, fragte Hagrid.
»Nichts«, log Harry und freute sich weiter. Sie traten in einen Laden, um eine dicke Rolle Pergament und eine Hand voll Federkiele zu kaufen. Harrys Laune besserte sich noch mehr, als sie eine Flasche Tinte kauften, die beim Schreiben ihre Farbe veränderte. Als sie wieder draußen waren, fragte er schließlich:
»Hagrid, was genau ist Quidditch?«
»Mein Gott, Harry, ich vergess' immer, wie wenig du weißt — kennst nicht mal Quidditch!«
»Mach's nicht noch schlimmer«, sagte Harry. Er fühlte sich schon unwissend genug. Aber er erzählte Hagrid von Draco. »... und er sagte, manche denken, dass Leute aus Muggelfamilien gar nicht aufgenommen werden sollten—«
»Du bist nicht aus einer Muggelfamilie. Wenn er wüsste, wer du bist — wenn seine Eltern Zauberer sind, dann hat er deinen Namen mit der Muttermilch eingesogen — du hast die Magier im Tropfenden Kessel gesehen. Und außerdem, was weiß er schon, manche von den Besten waren die Einzigen in einer langen Linie von Muggels, die das Zeug zum Zaubern hatten — denk an deine Mum! Denk an ihre Schwester!«
»Er denkt das nicht, glaube ich. Nur sein Vater.«
»Immerhin«, knurrte Hagrid.
»Also, was ist jetzt Quidditch?«
»Das ist unser Sport. Magiersport. Es ist wie— wie Fußball in der Muggelwelt, glaub ich— alle fahren auf Quidditch ab. Man spielt es in der Luft auf Besen und mit vier Bällen— nicht ganz einfach, die Regeln zu erklären. Es gibt da ganz schön viele.«
»Und was ist mit den Schulhäusern? Wieso gibt's da Rivalitäten?«
»Die Zuordnung hat was mit dem Charakter zu tun. Also mit Mut oder Loyalität oder ob man clever oder ehrgeizig ist. Das bringt Vorurteile. Zum Beispiel sagen alle, in Hufflepuff sind 'ne Menge Flaschen, aber—«
»Ich wette, ich komme nach Hufflepuff«, sagte Harry bedrückt. Die Welt der Magie war riesig und neu und er hatte den Eindruck, er würde in der Schule durchfallen, bevor er sie betrat, weil er von nichts eine Ahnung hatte.
»Nach dem, was man hört, besser Hufflepuff als Slytherin«, sagte Hagrid mit düsterer Stimme. »Slytherin ist von unfairen Ansichten durchsetzt. Das ist seit der Gründerzeit so. Die meisten Magier unter Du-weißt-schon-wem, die böse wurden, waren in Slytherin. Du-weißt-schon-wer selbst auch.«
»Vol—, 'tschuldigung— Du-weißt-schon-wer war in Hogwarts?«
»Das ist ewig lange her«, sagte Hagrid.
Harry bemerkte, dass er plötzlich ziemlich erschöpft aussah und lenkte ab: »Draco hat auch gesagt, dass Erstklässler nicht ins Team—«
»Draco?« Hagrid blieb abrupt stehen und runzelte die Stirn.
»Hab ich das gar nicht gesagt? Der Junge heißt Draco.«
»Ach. Und er ist weißblond und seine Familie war in Slytherin und hat komische Ansichten, ja?«
Harry nickte und wunderte sich, was Hagrid so beschäftigte.
»So, so.«
»Wieso? Was ist denn?«
»Ich kenne nur eine Familie, die ihre Kinder nach Sternzeichen benennt. Die Blacks. Und eine gewisse Narzissa Black hat einen Mann mit weißblonden Haaren geheiratet. Nimm dich in Acht, Harry. Mit Lucius Malfoy ist nicht zu spaßen. Und ich an deiner Stelle wäre vorsichtig, seinem Sohn zu vertrauen.«
Notes:
Vielleicht ist Harry bezüglich Lucius zu reflektiert? Ist Dracos Verhalten (auch) zu kritisch gegenüber seinem herrischen Vater?
Chapter 6: Versteckte Gleise, ein alter Zug und neue Freunde
Summary:
Kapitel 5, Abreise von Gleis neundreiviertel
Auftritt: Die anderen Lernenden!
Chapter Text
In diesem Augenblick ging eine Gruppe von Menschen dicht hinter ihm vorbei und er schnappte ein paar Worte ihrer gemurmelten Unterhaltung auf:
»... voller Muggel, natürlich ...«
Harry wandte sich rasch um. Gesprochen hatte eine kugelrunde Frau, um sie herum vier Jungen, allesamt mit flammend rotem Haar. Jeder der vier schob einen Koffer, so groß wie der Harrys, vor sich her — und sie hatten eine Eule dabei.
Mit klopfendem Herzen schob Harry seinen Gepäckwagen hinter ihnen her. Sie hielten an, und auch Harry blieb stehen, dicht genug hinter ihnen, um sie zu hören.
»So, welches Gleis war es noch mal?«, fragte die Frau das kleine Mädchen an ihrer Hand, das ebenfalls rote Haare hatte.
»Neundreiviertel«, piepste sie »Mammi, kann ich nicht mitgehen ...«
»Du bist noch zu klein, Ginny. Percy, du gehst zuerst.«
Der offenbar älteste Junge machte sich auf den Weg in Richtung Bahnsteig neun und zehn. Harry beobachtete ihn, angestrengt darauf achtend, nicht zu blinzeln, damit ihm nichts entginge —doch gerade als der Junge die gemauerte Absperrung zwischen den beiden Fahrkartenhäuschen der Bahnsteige erreichte, schwärmte eine große Truppe Touristen an ihm vorbei, und als der letzte Rucksack sich verzogen hatte, war der Junge verschwunden.
»Fred, du bist dran«, sagte die rundliche Frau zu einem der anderen Jungen. Zwei von ihnen glichen einander offenbar auf's Haar.
»Ich bin nicht Fred, ich bin George«, sagte der Junge. »Ehrlich mal, gute Frau, du nennst dich unsere Mutter? Kannst du nicht sehen, dass ich George bin?«
»Tut mir leid, George, mein Liebling.«
»War nur 'n Witz, ich bin Fred«, sagte der Junge, und fort war er. Sein Zwillingsbruder rief ihm nach, er solle sich beeilen, und das musste er getan haben, denn eine Sekunde später war er verschwunden — doch wie hatte er das geschafft?
Nun schritt der Zwilling zügig auf die Bahnsteigabsperrung zu— er war schon fast dort—, und dann, ganz plötzlich, war er nicht mehr zu sehen. Er war spurlos verschwunden.
»Entschuldigen Sie«, sagte Harry zu der Frau.
»Hallo, mein Junge«, sagte sie, und nach einem Blick auf sein Gepäck fragte sie: »Das erste Mal nach Hogwarts? Ron ist auch neu.« Sie deutete auf den letzten und jüngsten ihrer Söhne. Er war hoch gewachsen, dünn und schlaksig, hatte Sommersprossen, große Hände und Füße und eine kräftige Nase.
»Ja«, sagte Harry. »Die Sache ist die ... ist nämlich die, ich weiß nicht, wie ich—«
»Wie du zum Gleis kommen sollst?«, sagte sie freundlich und Harry nickte.
»Keine Sorge«, sagte sie. »Du gehst einfach schnurstracks auf die Absperrung vor dem Bahnsteig für die Gleise neun und zehn zu. Halt nicht an und hab keine Angst, du könntest dagegenknallen. Es wird funktionieren. Wenn du nervös bist, dann renn lieber ein bisschen. Nun geh schon.«
»Uh — ja«, sagte Harry.
Er drehte seinen Gepäckwagen herum und blickte auf die roten Ziegelsteine der Absperrung. Sie machten einen sehr stabilen Eindruck.
Langsam ging er auf sie zu. Menschen auf dem Weg zu den Gleisen neun oder zehn rempelten ihn an. Harry beschleunigte seine Schritte. Er würde direkt in einen von diesen Fahrkartenschaltern knallen und dann säße er in der Patsche. Er lehnte sich, auf den Wagen gestützt, nach vorn und stürzte nun schwer atmend los— die Absperrung kam immer näher— anhalten konnte er jetzt nicht mehr— der Gepäckkarren war außer Kontrolle— noch ein halber Meter— Er schloss die Augen, bereit zum Aufprall.
Nichts geschah. Harry wurde langsamer und öffnete die Augen.
Eine scharlachrote Dampflok stand zwischen zwei überfüllten Bahnsteigen bereit. Auf einem Schild darüber stand Gleis neundreiviertel, Hogwarts-Express, 11 Uhr. Die Uhr daneben zeigte acht vor elf.
Harry warf einen Blick über die Schulter und sah an der Stelle, an der er durch die Absperrung gekommen war, ein schmiedeeisernes Tor, dessen weit offene Flügel aus kunstvoll verflochtenen Stäben bestanden. Er hatte es geschafft!
Er drehte sich wieder um und trat auf einen Mann zu, der an etwas stand, was wie ein Gartenzaun aussah und das einzige war, was ihn noch vom Zug trennte. Der Mann, an dessen Rockzipfel sich eine kleine Gestalt mit großen, spitzen Ohren und dünnen Armen und Beinen klammerte, hob seinen Zauberstab und tippte damit in die Luft. In blauen, schimmernden Lettern erschien dort: »Die Fahrkarte, bitte.« Harry wurde klar, dass er stumm sein musste.
Er kramte die Fahrkarte aus seiner Innentasche und hielt sie dem Kontrolleur hin. Etwas unter Strom bemerkte er, dass hinter ihm der letzte der rothaarigen Jungen —Ron— durch die Absperrung kam. Der Kontrolleur nahm die Fahrkarte, stempelte sie in einer altmodischen, klobigen Maschine ab und reichte sie zurück. Mit einem Lächeln tippte er sich an die Mütze und öffnete das Tor. »Gute Fahrt.«
Die Lok blies Dampf über die Köpfe der schnatternden Menge hinweg, während sich Katzen in allen Farben zwischen den Beinen der Leute hindurchschlängelten. Durch das Geschnatter der Wartenden und das Kratzen der schweren Koffer schrien sich Eulen gegenseitig an.
Harry, der sich für den rechten Bahnsteig entschieden hatte, ging zu einem Wagen direkt hinter der Lok, an dem Gepäckwagen stand. Er gab seinen Koffer an eine uniformierte, kräftige Frau, die ihm ebenfalls ein Lächeln schenkte. Dann ging er am Zug entlang, Hedwigs Käfig in einer Hand, die Schultasche über der Schulter. Weder das eine, noch das andere war irgendwie schwer geworden.
Die ersten Waggons waren schon dicht mit Schülern besetzt. Einige lehnten sich aus den Fenstern und sprachen mit ihren Familienmitgliedern, andere stritten sich um Sitzplätze. Harry kam an einem Jungen mit rundem Gesicht vorbei und hörte ihn klagen: »Oma, ich hab schon wieder Trevor verloren.«
»Ach, Neville«, hörte er die alte Frau seufzen. »Diese Kröte—«
Ein kleiner Auflauf hatte sich um einen Jungen mit Rastalocken gebildet. »Lass uns nur einmal gucken, Lee, komm schon!«
Der Junge hob den Deckel einer Schachtel, die er in den Armen hielt, und die Umstehenden kreischten und schrien auf, als ein langes, haariges Bein zum
Vorschein kam.
Harry schob sich weiter durch die Menge, und stieg schließlich in den Zug. Er ging durch den Gang —es waren doch alle Abteile schon belegt oder durch Taschen und Jacken reserviert, obwohl sie leer ausgesehen hatten— als ihm jemand auf die Schulter tippte. Er drehte sich um. Die rothaarigen Zwillinge standen vor ihm.
»Kannst du uns kurz helfen?«
»Klar«, sagte Harry.
Er stellte seine Sachen beiseite und half den Brüdern, eine große Kiste vom linken Bahnsteig in ihr Abteil zu wuchten. Er wunderte sich, dass sie die nicht am Gepäckwagen abgaben. War das überhaupt erlaubt? Schließlich hatten sie es geschafft und Harry wischte sich die schweißnassen Haare aus der Stirn.
»Was ist denn das?«, rief einer der Zwillinge plötzlich und deutete auf Harry.
»Mensch!«, sagte der andere Zwilling. »Bist du—?«
»Er ist es«, sagte der erste Zwilling. »Oder etwa nicht?«, fügte er an Harry gewandt hinzu.
»Wer?«, sagte Harry, ziemlich verwirrt und ein wenig genervt.
»Harry Potter«, riefen die Zwillinge im Chor.
»Oh, der«, sagte Harry und strich sich eilig die Haare zurück über die Narbe. »Ja, der bin ich.«
Die beiden Jungen starrten ihn mit offenen Mündern an, und Harry spürte, wie er rot wurde. Dann kam, zu seiner Erleichterung, eine Stimme durch die offene Waggontür hereingeschwebt.
»Fred? George? Seid ihr da drin?«
»Wir kommen, Mum.«
Mit einem letzten Blick auf Harry sprangen die Zwillinge aus dem Zug.
Harry griff sich seine Sachen und wollte gerade gehen, als er bemerkte, dass die rothaarige Familie draußen auf dem linken Bahnsteig stand. Er blieb stehen und lauschte, um, halb verdeckt, dem Gespräch zu folgen. Die Mutter hatte soeben ein Taschentuch hervorgezogen. »Ron, du hast was an der Nase.«
Der Jüngste versuchte sich loszureißen, doch sie packte ihn und fing an seine
Nase zu putzen.
»Mum— hör auf.« Er wand sich los.
»Aaah, hat Ronniespätzchen etwas am Näschen?«, sagte einer der Zwillinge.
»Halt den Mund«, sagte Ron.
»Wo ist Percy?«, fragte die Mutter, die jetzt von ihm abgelassen hatte.
»Da kommt er.«
Der älteste Junge kam angeschritten. Er hatte bereits seinen wogenden, schwarzen Hogwarts-Umhang angezogen und Harry bemerkte ein schimmerndes, goldenes Abzeichen mit dem Buchstaben V auf seiner Brust.
»Kann nicht lange bleiben, Mutter«, sagte er diensteifrig. »Ich bin ganz vorn, die Vertrauensschüler haben zwei Abteile für sich.«
»Oh, du bist Vertrauensschüler, Percy?«, sagte einer der Zwillinge und tat ganz überrascht. »Hättest du doch etwas gesagt, wir wussten ja gar nichts davon.«
»Warte, mir ist, als hätte er mal was erwähnt«, sagte der andere Zwilling. »Einmal—«
»Oder auch zweimal—«
»So nebenbei—«
»Den ganzen Sommer über—«
»Ach, hört auf«, sagte Percy der Vertrauensschüler. Harry musste grinsen.
Die Mutter verabschiedete Percy, der sich eilig davonmachte, und wandte sich dann an die Zwillinge: »Und jetzt zu euch beiden. Dieses Jahr benehmt ihr euch. Wenn ich noch einmal eine Eule bekomme, die mir sagt, dass ihr— dass ihr ein Klo in die Luft gejagt habt oder—«
»Ein Klo in die Luft gejagt? Wir haben noch nie ein Klo in die Luft gejagt.«
»Ist aber eine klasse Idee, danke, Mum.«
»Das ist nicht lustig. Und passt auf Ron auf.«
»Keine Sorge, Ronniespätzchen ist sicher mit uns.«
»Haltet den Mund«, sagte Ron erneut. Er war schon fast so groß wie die Zwillinge, und seine Nase war dort, wo die Mutter sie geputzt hatte, immer noch rosa.
»He, Mum, weißt du was? Rate mal, wen wir im Zug getroffen haben!« Harry lehnte sich rasch zurück, damit sie nicht sehen konnten, dass er sie beobachtete.
»Weißt du noch, dieser schwarzhaarige Junge, der im Bahnhof neben uns stand?
»Weißt du, wer das ist?«
»Wer?«
»Harry Potter!«
Harry zuckte zusammen. Dann hörte er die Stimme des kleinen Mädchens.
»Oh, Mum, kann ich in den Zug gehen und ihn sehen? Mum, bitte ...«
»Du hast ihn schon gesehen, Ginny, und der arme Junge ist kein Tier, das man sich anguckt wie im Zoo. Ist er es wirklich, Fred? Woher weißt du das?«
»Hab ihn gefragt. Hab seine Narbe gesehen. Es gibt sie wirklich — sieht aus als wäre ein Blitz in seine Stirn eingeschlagen.«
»Der Arme —kein Wunder, dass er allein war. Er war ja so höflich.«
»Glaubst du, er erinnert sich daran, wie Du-weißt-schon-wer aussieht?«
Ihre Mutter wurde plötzlich sehr ernst. »Ich verbiete dir, ihn danach zu fragen, Fred. Wag es ja nicht. Das hat ihm gerade noch gefehlt, dass er an seinem ersten Schultag daran erinnert wird.«
»Schon gut, reg dich ab.«
Ein Pfiff gellte über den Bahnsteig. Harry warf einen Blick auf die Uhr. Tatsächlich war es punkt Elf. Er ging schnell weiter bis ans Ende des Waggons, blieb dort jedoch erneut stehen und beobachtete, wie die Familie sich verabschiedete und die Jungen einstiegen. Der Zug fuhr los.
Gleich darauf ging er in eine Kurve. Vor dem Fenster zogen Häuser vorbei. Plötzlich war Harry ganz aufgeregt. Er wusste nicht, was ihn erwartete— doch besser als das, was er zurückließ, musste es allemal sein.
Er ging weiter durch —der Zug schwankte beinahe gar nicht— und fand ein leeres Abteil. Kaum hatte er seine Tasche verstaut, Hedwig auf einem der Sitze abgestellt und sich ihr gegenüber auf dem Fensterplatz niedergelassen, klopfte es. Harry wandte den Kopf. Die Abteiltür glitt auf und der jüngste der Rotschöpfe kam herein.
»Sitzt da jemand?«, fragte er und deutete auf den Sitz schräg gegenüber von Harry. »Der ganze Zug ist nämlich voll.«
Harry schüttelte den Kopf und der Junge setzte sich, stellte einen Rucksack neben sich ab. Er warf Harry einen schnellen Blick zu und sah dann schweigend aus dem Fenster. Harry sah, dass er immer noch einen schwarzen Fleck auf der Nase hatte.
Er hatte die Tür offen gelassen. Gleich darauf steckten die Zwillinge die Köpfe herein.
»He, Ron. Hör mal, wir bleiben in der Mitte. Lee hat eine riesige Tarantel.«
»Macht nur«, murmelte Ron, der ein bisschen käsig aussah.
»Harry«, sagte der andere Zwilling, »haben wir uns eigentlich schon vorgestellt?
»Fred und George Weasley. Und das hier ist Ron, unser Bruder. Bis später dann.«
»Tschau«, sagten Harry und Ron. Die Zwillinge schoben die Abteiltür hinter sich zu.
»Bist du wirklich Harry Potter?«, kam es aus Ron hervorgesprudelt.
Harry nickte.
»Aah, gut, ich dachte, es wäre vielleicht wieder so ein Scherz von Fred und George«, sagte Ron. »Und hast du wirklich... du weißt schon...« Er deutete auf Harrys Stirn.
Harry zögerte einen Moment. Tante Petunia ekelte sich vor der Narbe. Onkel Vernon und Dudley schauten ihn so gut wie nie an. Ron fand sie offenbar cool. Aber er hatte sie noch gar nicht gesehen... Er strich sich die Haare aus dem Gesicht und zeigte ihm die Blitznarbe. Ron machte große Augen.
»Also da hat Du-weißt-schon-wer—?«
»Ja«, sagte Harry, »aber ich kann mich nicht daran erinnern.«
»An gar nichts?«, fragte Ron neugierig.
»Na ja, ich erinnere mich noch an grünes Licht, aber sonst an nichts.«
»Mensch«, sagte Ron. Er saß da, starrte Harry einige Zeit lang an, und dann, als sei ihm plötzlich klar geworden, was er da tat, wandte er seine Augen rasch wieder aus dem Fenster.
Sie unterhielten sich über Rons Familie und die Dursleys. Dann zog Ron seine Ratte —Schorf— hervor und sie sprachen über Voldemort. Während sie sich unterhielten, hatte der Zug London hinter sich gelassen. Wiesen mit Kühen und Schafen zogen nun schnell an ihnen vorbei. Eine Weile schwiegen sie und schauten hinaus auf Felder und Wege.
Dann kam der Servierwagen und Ron erklärte ihm die Süßigkeiten. Gegen zwei kam der Junge, der Neville hieß und seine Kröte suchte, was Ron dazu verleitete, den Zauberspruch von Fred und George auszuprobieren. Genau diesen Moment suchte sich der krötenlose Junge aus, noch einmal bei ihnen aufzutauchen, diesmal mit dem herrischen Mädchen, Hermine Granger. Nicht nur ihr, sondern auch Harry kam es so vor, als wäre der Spruch kein richtiger Zauberspruch.
»Egal, in welches Haus ich komme, Hauptsache, die ist woanders«, sagte Ron über das braunhaarige, besserwisserische Mädchen, Hermine. Er warf seinen Zauberstab in den Koffer zurück. »Blöder Spruch, ich hab ihn von George. Wette, er hat gewusst, dass es ein Blindgänger ist.«
»In welchem Haus sind deine Brüder?«, fragte Harry.
»Gryffindor«, sagte Ron. Wieder schienen ihn düstere Gedanken gefangen zu nehmen. »Mum und Dad waren auch dort. Ich weiß nicht, was sie sagen werden, wenn ich woanders hinkomme. Ravenclaw wäre sicher nicht allzu schlecht, aber stell dir vor, sie stecken mich nach Slytherin.«
»Das Haus der dunklen Magier?«
»Ja«, sagte Ron. Er ließ sich mit trübseliger Miene in seinen Sitz zurückfallen.
Harry musste an Draco denken, der auch lieber in ein anderes Haus wollte, als in das seiner Vorfahren. Er erzählte Ron, was Draco ihm gesagt hatte, entschied sich aber dagegen zu sagen, wie der Junge geheißen hatte. (Hagrid hatte ja gesagt, dass Harry sich von den Malfoys fernhalten sollte. Sicherlich kannte Ron die Familie auch.) Und Ron erzählte von seinen Brüdern und von dem Einbruch bei Gringotts.
»Für welche Quidditch-Mannschaft bist du eigentlich?«, fragte er auf einmal und als Harry gestand, dass er gar keine kannte, legte Ron los und erklärte alles über die vier Bälle und die Positionen der sieben Spieler, beschrieb berühmte Spiele, die er mit seinen Brüdern besucht hatte, und den Besen, den er gerne kaufen würde, wenn er das Geld dazu hätte. Gerade war er dabei, Harry in die raffinierteren Züge des Spiels einzuführen, als draußen auf dem Gang ein Tumult ausbrach.
Zuerst erklang das Geräusch der unmodernen Tür zum nächsten Wagen. Dann rief jemand etwas, das Harry wegen der geschlossenen Abteiltür nicht verstehen konnte, was aber definitiv nichts freundliches war. Er stand auf und steckte vorsichtig den Kopf hinaus.
Es waren weder Neville, der krötenlose Junge, noch Hermine Granger.
Es war Draco. Er stolperte mehr als das er ging. Ein großer, kräftiger Junge folgte ihm langsam mit schweren Schritten, einen Rucksack in der Hand.
Als er Harry entdeckte, sah Draco plötzlich so hoffnungsvoll aus, dass Harry schlucken musste. Er trat hinaus auf den Gang, reichte Draco eine Hand und bedeutete ihm, ins Abteil zu gehen. Als er vorbeitaumelte, sah Harry, dass er an der linken Wange blutete und um sein Auge schwoll es bläulich.
Ron stand erschrocken auf, als Draco hereinkam, blieb aber in der Tür stehen, als Harry vortrat, dem fremden Jungen entgegen.
Die Tür am Ende des Ganges öffnete sich erneut und ein dunkelhaariges Mädchen kam in Begleitung eines weiteren Jungen herein. Harry kannte keinen von ihnen, aber Dudley hatte ihn gelehrt, wie sich Leute benahmen, die andere mobbten. Das Mädchen sah, dass Harry und der erste Junge sich gegenüber standen und schien zu verstehen, was vor sich ging. Aber ihr Interesse an Dracos Gesundheit verflog, als sie Harry erkannte.
»Stimmt es?«, fragte sie. »Im ganzen Zug sagen sie, dass Harry Potter hier ist. Also bist du es?«
»Ja«, sagte Harry. Er sah die Jungen an. Beide waren stämmig und wirkten ziemlich fies. Wie sie jetzt da um das Mädchen standen, sahen sie aus wie ihre Leibwächter.
»Oh, das sind Crabbe und Goyle«, bemerkte das Mädchen lässig, als sie Harrys Blick folgte. »Und mein Name ist Parkinson. Pansy Parkinson.«
Von Ron hinter ihm kam ein leichtes Husten, das sich anhörte wie ein verdruckstes Kichern.
Pansy sah ihn an. »Meinst wohl, mein Name ist komisch, was? Wer du bist, muss man ja nicht erst fragen. Mein Vater hat mir gesagt, alle Weasleys haben rotes Haar, Sommersprossen und mehr Kinder, als sie sich leisten können.« Sie wandte sich wieder Harry zu. »Du wirst bald feststellen, dass einige Zaubererfamilien viel besser sind als andere, Potter. Und du wirst dich doch nicht etwa mit der falschen Sorte abgeben. Ich könnte dir behilflich sein.«
Sie streckte die Hand aus, doch Harry machte keine Anstalten, ihr die seine zu reichen. »Ich denke, ich kann sehr gut selber entscheiden, wer zur falschen Sorte gehört«, sagte er kühl.
Pansy Parkinson wurde nicht rot. Sie hob bloß die Augenbrauen. »Ich an deiner Stelle würde mich vorsehen, Potter. Wenn du nicht ein wenig höflicher bist, wird es dir genauso ergehen wie deinen Eltern. Die wussten auch nicht, was gut für sie war. Wenn du dich mit Gesindel wie den Weasleys und diesem erbärmlichen Feigling abgibst, wird das auf dich abfärben.«
Ron machte einen Schritt auf sie zu, aus dem Schutz des Türrahmens heraus. Sein Gesicht war nun so rot wie sein Haar. »Sag das noch mal«, sagte er.
»Oh, ihr wollt euch mit uns schlagen?«, höhnte Parkinson.
»Außer ihr verschwindet sofort«, sagte Harry, was mutiger klang, als er sich fühlte, denn Crabbe und Goyle waren viel kräftiger als er und Ron. Und Draco würde keine Hilfe sein, nicht jetzt.
»Aber uns ist überhaupt nicht nach Gehen zumute, oder, Jungs?«
Crabbe und Goyle schüttelten die Köpfe.
Goyle schubste Ron zur Seite und drang ins Abteil vor, Pansy drängte sich ebenfalls an ihnen vorbei. Harry folgte ihnen zurück ins Abteil, schob sich wiederum an Pansy vorbei, um Draco zu schützen. Draco hatte sich in eine Ecke gedrängt und zusammengekauert. Crabbe warf den Rucksack neben Harry auf die Bank, blieb aber draußen.
Pansy, die jetzt im Türrahmen stand, sagte: »Wir haben alles aufgefuttert, was wir hatten, und bei euch gibt's offenbar noch was.« Goyle griff nach den Schokofröschen. Harry machte einen Sprung nach vorn, doch bevor er Goyle auch nur berührt hatte, entfuhr diesem ein fürchterlicher Schrei.
Schorf, die Ratte, baumelte von Goyles Zeigefinger herab, ihre scharfen kleinen Zähne tief in seine Knöchel versenkt. Harry und Pansy duckten sich, als der jaulende Goyle Schorf weit im Kreis herumschwang. Als Schorf schließlich wegflog und gegen das Fenster klatschte, verschwanden alle drei, Goyle, Crabbe und Pansy, auf der Stelle den Gang hinauf, dorthin, von wo sie gekommen waren.
Vielleicht dachten sie, noch mehr Ratten würden zwischen den Süßigkeiten lauern, oder vielleicht hatten sie Schritte gehört, denn einen Augenblick später trat Hermine Granger ein. »Was war hier los?«, sagte sie und blickte auf die Naschereien, die auf dem Boden verstreut lagen und auf Ron, der im Gang lag und sich die Rippen hielt, in die Crabbe im Vorbeigehen noch getreten hatte.
Ron krabbelte umständlich herein, die aufdringliche Hermine ignorierend, und packte Schorf am Schwanz und hob ihn vom Fußboden hoch. »Ich denke, er ist k.o. gegangen«, sagte er zu Harry gewandt, besah sich Schorf noch einmal näher. »Nein — doch nicht. Ist wohl wieder eingeschlafen.«
Harry warf einen kurzen, irritieren Blick zu Hermine.
Ron rappelte sich auf und setzte sich auf seinen Platz. »Hast du Pansy schon einmal getroffen?«, fragte er, und biss dem nächsten Schokofrosch den Kopf ab.
Harry schüttelte den Kopf und ließ sich zurück in seinen Sitz sinken.
»Ich hab noch nie von einer Familie Parkinson gehört«, sinnierte Ron mit vollem Mund; »Wer ist das eigentlich?«, fragte er dann und deutete auf den zusammengekauerten Draco am anderen Ende von Harrys Bank.
Harry schaute hinüber, aber Draco schien gerade unfähig zu antworten, also tat er es selbst: »Das ist Draco. Er ist der, den ich in der Winkelgasse bei Madam Malkin getroffen habe. Draco Malfoy. Sei nett zu ihm, für seinen Vater kann er nichts.«
»Ich hab von der Familie gehört«, sagte Ron in düsterem Ton. »Sie gehörten zu den Ersten, die auf unsere Seite zurückkehrten, nachdem Du-weißt-schon-wer verschwunden war. Sagten, sie seien verhext worden. Mein Dad glaubt nicht daran. Er sagt, Lucius Malfoy brauchte keine Ausrede, um auf die dunkle Seite zu gehen.«
Er wandte sich Hermine zu, die immer noch dastand. »Können wir dir behilflich sein?«
»Ich schlage vor, ihr beeilt euch ein wenig und zieht eure Umhänge an. Ich war gerade vorn beim Lokführer, und er sagt, wir sind gleich da. Ihr habt euch nicht geschlagen, oder? Ihr kriegt noch Schwierigkeiten, bevor wir überhaupt da sind!«
»Schorf hat gekämpft, nicht wir«, sagte Ron und blickte sie finster an. »Würdest du bitte gehen, damit wir uns umziehen können?«
Mit weiteren schnippischen Kommentaren ging Hermine. Offenbar hatte sie Dracos Gesicht im schrägen Licht der Zugbeleuchtung nicht all zu gut sehen können, sonst hätte sie sicher mehr gesagt, dachte Harry. Er war sich nicht sicher, ob das gut oder schlecht war.
Während Ron die Süßigkeiten zusammenräumte und sich durch seinen Rucksack wühlte, um seinen Umhang auszupacken, wandte Harry sich Draco zu: »Hey, alles in Ordnung bei dir? Sollen wir vielleicht einen Erwachsenen holen?«
Draco, dessen Wunde angetrocknet war, schniefte und murmelte ein Nein. Harry machte sich Sorgen, dass es den Lehrkräften auffallen würde, dass Draco verletzt war, und sie sie vielleicht wirklich hinauswarfen, aber er respektierte Dracos Wunsch. Also stand er auf und kramte ebenfalls seinen neuen Umhang hervor.
Die schwarzen Schuhe und die Hose hatte er bereits heute Morgen angelegt. Das T-Shirt, ein einfarbig blaues, war ein altes von Dudley, das kleinste das Harry letztes Jahr bekommen hatte. Er zog den Umhang über den Kopf, legte die Kapuze zurecht und faltete seine Jacke zusammen, um sie einzupacken. Die Ränder des Stoffes um seinen Oberkörper ließen sich aufeinanderlegen und so hielten sie dann, wie Klettverschluss oder ein Magnet. Als er den Zauberstab in die verstärkte Tasche am Revers gesteckt hatte und die Umhängetasche wieder in ihr Gepäcknetz verbannt hatte, war auch Ron schon fertig. Sein Umhang war ein wenig zu kurz für ihn, man konnte seine schwarzen, abgelaufenen Turnschuhe darunter sehen. Harry fragte sich, ob das nicht mit Magie zu lösen war, aber dann fiel ihm auf, dass der Stoff auch ausgeblichen und angefressen war, und dachte, dass das vielleicht gar nicht mehr ging.
Draco kauerte immer noch da.
»Hey«, sagte Harry; »Sicher, dass es dir gut geht?«
Draco faltete sich auf und griff nach seinem eigenen Rucksack, ohne ihm zu antworten.
Eine Durchsage erklang: »In fünfzehn Minuten kommen wir an. Ihr Gepäck wird für Sie hinaufgebracht. Bitte denken sie an ihre persönlichen Gegenstände. Ziehen Sie spätestens jetzt ihre Uniform an.«
Harry spürte ein Ziehen im Magen und Ron sah unter seinen Sommersprossen ganz blass aus. Draco war still, während er sich umzog. Die rote Wunde an seiner Wange stach aus seinem weißen Gesicht unter den weißen Haaren wie ein Leuchtfeuer. Der Kontrast des schwarzen, makellosen Stoffes mit den Bügelfalten ließ ihn nur noch mehr wie einen Vampir aussehen.
Sie nahmen ihre Sachen, Harry den Käfig in der Hand, Ron mit Schorf, und traten hinaus auf den Gang, der schon voller Schüler•innen war.
Der Zug bremste und kam zum Stillstand. Alles drängelte sich durch die Tür und hinaus auf einen kleinen, dunklen Bahnsteig. Die kalte Abendluft überraschte sie.
Plötzlich erhob sich über ihren Köpfen der Schein einer Lampe und Harry hörte eine vertraute Stimme: »Erstklässler•innen! Erstklässler•innen hier rüber!« Hagrids großes, haariges Gesicht strahlte ihm über das Meer von Köpfen hinweg entgegen. Als sie näher kamen und die älteren Schüler•innen zur anderen Seite des Bahnsteigs weggingen, begrüßte Hagrid ihn: »Alles klar, Harry? Schon Freunde gefunden?« Bevor Harry antworten konnte, bemerkte er Draco und zog die Augenbrauen zusammen. Aber er hatte zu tun: »Noch mehr Erstklässler•innen da? Nu mal los, mir nach! Passt auf, wo ihr hintretet! Erstklässler•innen mir nach!«
Rutschend und stolpernd folgten sie Hagrid einen steilen, schmalen Pfad hinunter. Um sie her war es so dunkel, dass Harry vermutete, zu beiden Seiten müssten dichte Bäume stehen. Ron und Draco griffen beide gleichzeitig nach Zipfeln von Harrys Umhang, um sich zu orientieren, sodass er beinahe hinfiel. Kaum jemand sprach ein Wort. Neville, der Junge, der immer seine Kröte verlor, schniefte hin und wieder. Harry hatte jedoch keine Zeit um sich zu fragen, ob Neville das Tier wiedersehen würde, denn—
»Augenblick noch, und ihr seht zum ersten Mal in eurem Leben Hogwarts«, rief Hagrid über die Schulter, »nur noch um diese Biegung hier.«
Es gab ein lautes »Oooooh!«.
Der enge Pfad war plötzlich zu Ende und sie standen am Ufer eines großen, schwarzen Sees. Drüben auf der anderen Seite, auf der Spitze eines hohen Berges, die Fenster funkelnd im rabenschwarzen Himmel, thronte ein gewaltiges Schloss mit vielen Zinnen und Türmen.
»Nicht mehr als fünf in einem Boot!«, rief Hagrid und deutete auf eine Flotte kleiner Boote,
die am Ufer dümpelten. Harry, der sich an das gemietete Boot von diesem Fischer am Morgen seines Geburtstages noch gut erinnerte, zog Ron und Draco in eines der Boote, und ihnen hinterher sprangen Neville und Hermine.
»Alle drin?«, rief Hagrid, der ein Boot für sich allein hatte. »Nun denn — VORWÄRTS!«
Die kleinen Boote setzten sich gleichzeitig in Bewegung und glitten über den spiegelglatten See. Alle schwiegen und starrten hinauf zu dem großen Schloss. Es thronte dort oben, während sie sich dem Felsen näherten, auf dem es gebaut war.
»Köpfe runter!«, rief Hagrid, als die ersten Boote den Felsen erreichten; sie duckten sich, und die kleinen Boote schienen durch einen Vorhang aus Efeu zu schweben, der sich direkt vor dem Felsen auftat. Sie glitten durch einen dunklen Tunnel, der sie anscheinend in die Tiefe unterhalb des Schlosses führte, bis sie eine Art unterirdischen Hafen erreichten und aus den Booten kletterten. Auf jedem Steg stand eine Straßenlaterne und eine Leuchte über einem metallenen Torbogen im Fels zeigte an, wo sie als Nächstes langgehen würden.
»He, du da! Ist das deine Kröte?«, rief Hagrid, der die Boote musterte, während die Kinder ausstiegen. »Trevor!«, schrie Neville selig vor Glück und streckte die Hände aus.
Dann stiefelten sie hinter Hagrids Lampe den Felsgang empor und kamen schließlich auf einer weichen, feuchten Wiese im Schatten des Schlosses heraus. Sie gingen eine lange Steintreppe hoch. Während die Stufen unter Harrys Füßen verschwammen und er sich fragte, wie lange es wohl noch dauern würde, beobachtete er gedankenverloren ein Mädchen vor sich, die in einem hölzernen Sitz hinaufschwebte. Ob es so was auch für Leute gab, die nicht gehbehindert waren? Seine Beine schmerzten jetzt schon.
Die Treppe endete jedoch und sie versammelten sich unter einer hohen Überdachung vor dem riesigen Eichentor des Schlosses.
»Alle da? Du da, hast noch deine Kröte?« Hagrid hob seine gewaltige Faust und klopfte dreimal an das Schlosstor.