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Kopfsache

Summary:

Bob ist müde, ihm schmerzt der Kopf und dann taucht plötzlich Peter in seinem Zimmer auf. Manchmal weiß er gar nicht mehr, was er noch mit sich machen soll.

Notes:

ich hab vergessen, dass ich das nie auf ao3 gepostet hab lol here you go

Work Text:

Ganz leise klopte es gegen das Fenster, nachts um zwei, und eigentlich hätte er gar nicht wach sein sollen. Aber es war ein langer Tag gewesen, sein Schädel wollte nicht aufhören zu brummen und sowieso war alles irgendwie bedeckt von einem nebeligen Schleier. Es fühlte sich an, als schwebte er schon seit Ewigkeiten darin umher, sanft getragen von weißen Wolkenschwaden. Schlaf war jedenfalls nicht in Aussicht.

Als das Klopfen sich wiederholte, zögernd und vorsichtig, drehte Bob den Kopf langsam zur Seite, Augen zusammengekniffen. Trotz seiner Kurzsichtigkeit meinte er genau zu wissen, wer dort akrobatisch an seiner Hauswand balancierte.

Seufzend setzte er sich auf, ignorierte das Gefühl von Schwindel, das in ihm aufkam und kämpfte sich durch Stapel von Heften, Büchern und Zetteln bis zum Fenster vor. "Du bist total verrückt", flüsterte er seinem Freund entgegen, als er diesem in sein Zimmer half.

"Verrückt nach dir", korrigierte Peter, und grinste ihn mit viel zu wachen Augen an. Das Grinsen verschwand als Bob es nicht erwiderte und ein Ausdruck von Unsicherheit und Sorge machte sich in seinem Gesicht breit, während er ihm tiefer ins Zimmer folgte. "Wie geht es dir? Du siehst müde aus."

Schwer ließ Bob sich auf seinem Bett nieder und versuchte Peter allein durch seinen Blick wissen zu lassen wie absurd diese Aussage klang. "Peter", begann er, hob sein Handy mit leuchtendem Sperrbildschirm vom Nachttisch und streckte es ihm entgegen. "Dir ist schon klar, dass es mitten in der Nacht ist, oder?"

Peter verzog das Gesicht und setzte sich zu ihm auf das Bett, Arme hinter sich aufgestützt. "Ja, weiß ich doch... Hab' ich dich geweckt?"

Der unschuldig fragende Ton ließ ihm überhaupt keine Wahl und Bob winkte beinahe automatisch ab. "Konnte sowieso nicht schlafen." Er zeigte auf seinen Kopf, der sich weiterhin anfühlte, als sei er mit Watte vollgestopft. "Immerhin musste ich mich bisher nicht übergeben", scherzte er, wobei Peter das scheinbar ganz und gar nicht witzig fand.

"Mensch, Bob, hast du eigentlich 'ne Ahnung, was das jedes Mal mit mir macht, wenn dir sowas passiert?"

Er lehnte sich abrupt gegen das Kopfteil seines Bettes, als wollte er Peters Frage körperlich ausweichen, doch der Ruck gegen die Wand bekam seinen Kopfschmerzen erst recht nicht und das Verziehen seiner Miene musste auffällig genug gewesen sein, denn Peter zuckte zeitgleich zusammen und stand auf.

"Tut mir leid", kam es schnell, als er die Hände nach seinem Kopf ausstreckte, ihn aber nicht berührte. "Ich wollte dich nicht so anfahren."

"Ich mach's ja nicht absichtlich," murmelte Bob und wandte sich ab, starrte stattdessen auf die Unordnung in seinem Zimmer.

Einen Moment lang war es still, nur das Blut rauschte in seinen Ohren und es pochte in seinem Kopf. Er blinzelte einige Male, um den anhaltenden Schwindel abzuschütteln und dachte darüber nach, ob er sich trotz Peters Anwesenheit einfach wieder hinlegen sollte.

Das Knirschen seines Bettes sowie das Absenken der Matratze neben ihm ließ seinen Blick wieder zu seiner Rechten wandern, wo Peter es sich bedacht, aber selbstbewusst gemütlich zu machen schien. "Rutsch mal", befahl er und Bob hatte keine andere Wahl als zu gehorchen.

"Was wird das jetzt?"

Peter ignorierte die Frage gekonnt und zog so lange an seinem Schlafshirt, bis Bob sich neben ihn legte. Bald darauf waren sie eng aneinander gekuschelt unter der dünnen Bettdecke, mit einem Arm um Bobs Mitte und seinem Kopf auf Peters Brust gelehnt. Unwillkürlich atmete Bob lang seufzend aus und alle Muskeln in seinem Körper schienen sich auf einmal zu entspannen.

"Tut dein Kopf noch sehr weh?"

Ein amüsiertes Geräusch verließ seine Lippen und er schloss die Augen. "Ob du es glaubst oder nicht, ich hab' schon Schlimmeres erlebt."

Beschützend drückte Peter ihn noch näher an sich, schnaubte und sagte: "Jetzt beantworte schon die Frage, Bob."

"Es geht schon", log er, oder vielleicht meinte er es auch so, denn in diesem Moment fühlte er sich besser als in all den Stunden zuvor, in denen er versucht hatte sich auszuruhen. Die folgende Stille verriet ihm, dass Peter ihm nicht glaubte. "Im Ernst, mir geht's schon viel besser. Kann mich kaum noch daran erinnern wie der Schlag sich angefühlt hat."

Peters Arme fühlten sich kurz wie verkrampft an, dann schien er sich zu zügeln. "So oft wie dir einer eins überzieht ist Gedächtnisverlust weder überraschend, noch etwas, dass man feiern sollte", sagte er in einem gezwungen beiläufigen Ton der ihn fast ein wenig an seinen ersten Detektivkollegen erinnerte.

"Ach, so meinte ich das doch gar nicht! Du nimmst das wieder viel zu ernst-"

"Und du nimmst es nicht ernst genug!"

Genervt setze Bob sich auf, schob die Decke weg und musste sich bemühen den Drang zu unterdrücken, sofort wieder die Umarmung zu suchen. Peter protestierte laut, während Bob sich mühsam noch weiter von seinem Freund entfernte und die Arme verschränkte. Er fühlte sich schlecht, aber er hatte keine Lust sich die gleiche Rede wie immer anzuhören. Seine Eltern hatten ihm für einen Monat Hausarrest geben wollen, alles natürlich nur zu seinem Wohl.

"Ich mein's doch nur gut", murmelte Peter leise und Bob war so müde, dass er fast auf der Stelle in sich zusammengesackt wäre und sich entschuldigt hätte.

"Schon klar", sagte er stattdessen, stand auf und nahm einen schnellen Schritt vorwärts, um das Wanken beim Gehen zu überspielen.

"Bob, warte-"

Aber warten war noch nie wirklich seine Stärke gewesen und vielleicht war er tatsächlich etwas weniger bei klarem Verstand als er sich eingestehen wollte, denn schon mit dem nächsten Schritt verlor er das Gleichgewicht, rutschte auf einem der Bücher neben dem Bett aus und fand sich kaum eine Sekunde später auf dem Boden wieder.

"Bob!" rief Peter, "Bob, ist alles-"

"Ja, ja", brachte er hervor und stützte sich mühsam vom Boden ab, während Peter halb über ihm lehnte. Es gab kaum einen freien Fleck auf dem Boden und erst jetzt spürte er die Gegenstände auf denen er gelandet war. "Mist, das wird sicher blau."

Leise fluchend versuchte Peter ihm hochzuhelfen, aber er wies die Hilfe von sich und schob jegliche unterstützenden Hände beiseite.

Peter gefiehl das gar nicht. "Jetzt lass mich doch helfen-", protestierte er.

Ohne ihm auch nur in die Augen zu sehen, wich Bob seinen Versuchen aus und rappelte sich langsam alleine auf, rutschte rückwärts weg vom Bett und kauerte sich auf dem Boden zusammen.

"Bob..." Er konnte die Frustration und Enttäuschung deutlich hören und einen Welle von Scham überkam ihn - zusammen mit leichter Übelkeit. "Bitte."

Das Gesicht in seinen Armen vergaben, die er auf den Knien verschränkt hatte, nahm Bob einen Tiefen Atemzug und schüttelte dann kaum merklich den Kopf. Er war müde, genervt und hungrig, was dazu führte, dass er nun so gar nicht mehr wusste wohin mit sich.

Es dauerte nicht lange, bis er hörte wie Peter von Bett kroch und schon bald dabei war einige Bücher umherzuschieben um Platz neben Bob zu schaffen. Mit einem leichten Seufzen ließ er sich neben ihm auf den Boden sinken. Als Bob einen Arm um seine Schultern und die Wärme eines Körpers an seinem spürte, verließen ihn die letzten Nerven und er sank erschöpft in sich zusammen. Seine Augen brannten verdächtig und er versuchte krampfhaft ein Blinzeln zu verhindern um das Schlimmste zu vermeiden.

Peter sagte nichts, hielt ihn nur fest und spendete leise genau den Trost, den Bob schon einige Male in ihm gefunden und schätzen gelernt hatte. Er war sich nicht sicher, ob sein Freund etwas merkte, als doch einige Tränen flossen, aber falls er es tat, sagte er noch immer nichts.

"Ganz toll", flüsterte Bob irgendwann in die Stille, rieb sich die Augen und Nase. "Jetzt tut mein Kopf nur noch mehr weh."

"Soll ich dir was holen? Wasser? Eine Schmerztablette?"

Bob atmete aus und ließ sich bewusst tiefer in Peter's Arme sinken. "Wehe du stehst jetzt auf", warnte er und fand ein wenig Genugtuung in dem amüsierten Geräusch, dass Peter daraufhin von sich gab.

"Verstanden, dritter."

Eine Weile war ihr Atem das einzige Geräusch, das den Raum füllte. Bob war fast eingeschlafen, als Peter das nächste mal sprach: "Bob?"

"Hm?"

"Kann ich dich was ernstes fragen?"

Plötzlich war er wieder um einiges wacher. Er hatte eine leise Ahnung was jetzt folgen würde, nickte aber dennoch.

Peter schien einen Moment lang mit sich zu ringen, als wüsste er nicht wie er seine Gedanken in Worte fassen sollte. "Also- Heute bei unserem Fall, als ich alleine reingehen wollte und du im Auto warten solltest-"

Bob unterbrach ihn: "Nur weil Justus irgendeinen Plan hat, heißt das noch lange nicht, dass ich den auch befolgen muss!"

"Natürlich nicht", beschwichtige ihn Peter schnell. "Manchmal ist unser erster schon ein wenig bestimmend. Aber... heute fand ich seinen Plan eigentlich ganz logisch und ich hab' mich nur gefragt- naja, wieso du so dagegen warst? Wenn du mir nicht alleine gefolgt wärst-"

"Dann was?", fragte Bob, leicht genervt aber zu müde um laut zu werden. "Meinst du jetzt etwa ich bin selbst schuld niedergeschlagen worden zu sein? Im Ernst?"

"Nein, jetzt komm schon, das hab' ich doch gar nicht sagen wollen." Bob schwieg und erst nach einer kurzen Stille erklärte Peter sich leise. "Ich frage mich nur die ganze Zeit ob es meine Schuld war", gab er sanft zu.

Als Bob sich vorsichtig drehte um seinen Freund anzuschauen, sah er, dass dessen Augen geschlossen waren. "So langsam glaube ich, du hast einen auf den Schädel bekommen und nicht ich", sagte er bestimmt. Peters Augen öffneten sich und er sah nicht so aus als wäre er einverstanden mit dieser Aussage. "Peter, ich bin alt genug um eigene Entscheidungen zu treffen. Und genauso war es der Kerl der mich erwischt hat."

"Du bist mir einfach gefolgt."

"Und das war ja wohl auch gut so!", erinnerte ihn Bob. "Ich war es immerhin, der noch rechtzeitig den Alarm ausgelöst und dir somit einen Ausweg verschafft hat!"

Peter starrte an die Decke, hielt Bob noch immer fest im Arm und atmete hörbar tief ein und aus. "Ich dachte nur-" Doch er brach seinen eigenen Satz ab und schüttelte den Kopf. "Egal. Hauptsache dir ist nichts noch schlimmeres passiert." Er stupste Bob sanft in die Seite. "Bett?"

"Na schön", sagte Bob, ließ sich aufhelfen. Als er schon halb unter der Decke lag, schaute er fragend zu Peter, der unschlüssig vor seinem Bett stand. "Worauf wartest du?"

"Ist ja gut", lachte Peter, legte sich erneut zu Bob und vergewisserte sich noch einige Male, ob es ihm auch bequem genug war und ob er wirklich nichts weiteres brauchte.

"Peter."

"Ja?"

Für einen kurzen Augenblick erlaubte Bob sich Peter einfach nur anzusehen und sich zu erinnern wieso es manchmal so schwierig war zwischen ihnen. Dann lehnte er sich vor, zögerte nicht, sondern machte sich bloß jeder Millisekunde dieses Momentes bewusst.

"Danke."

Peter blinzelte überrascht, schien selbst im Dunkeln seines Zimmers ein wenig rot zu werden und drückte sein Gesicht gegen Bob's Schulter.

"Du bist unmöglich", sagte er. "Schlaf gut, Dritter."

Kaum hatte Bob die Worte erwidert, holte ihn der Schlaf ein.