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Vom Schweigen und Reden

Summary:

Ernstl lässt ihn schweigen.
Bibi bringt ihn zum Reden.

Notes:

Fragt nicht, wo diese Friends-with-benefits-Sache plötzlich herkam, ich weiß es nicht. Aber irgendwie hat's gepasst :)

Chapter 1: Schweigen

Chapter Text

Er hätte nicht laut werden sollen.

Er hätte sich zusammenreißen müssen.

Mann, so eine Scheiße!

Der Bibi ging es nicht gut und er hatte keine Ahnung, wie er ihr helfen konnte. Jedenfalls nicht, indem er sie anschrie.

Seit sie ihm gesagt hatte, dass sie weg will, schmerzte es so schlimm in seiner Brust, wie er es noch nie erlebt hatte. Die meiste Zeit, während sie arbeiteten, dachte er nicht daran. Sie waren ja ein eingespieltes Team. Aber die Momente, in denen ihm plötzlich bewusst wurde, dass sie weg wollte, dass er sie verlieren würde– diese Momente trafen ihn jedes mal wieder so hart, dass es schwer war, an sich zu halten und nicht entweder auszurasten oder gar in verzweifelte Tränen auszubrechen.

Er konnte diese Worte ihr gegenüber nicht aussprechen. Über seine Ängste reden. Einerseits wollten die Worte einfach nicht aus ihm herauskommen und andererseits kannte er doch die Bibi. Wenn sie wüsste, wie sehr ihn das traf… dann würde sie vielleicht entscheiden, zu bleiben, obwohl es sie langsam zerstörte.

Und das konnte er nicht.

Aber etwas anderes konnte er auch nicht tun.

Frustriert schlug Moritz auf sein Lenkrad. Er sollte endlich aussteigen und ins Haus gehen. Wenn er hier noch länger herumsaß, hätte er auch gleich im Büro bleiben können.

Im Büro– Nicht schon wieder daran denken!

Er warf den Kopf nach hinten an die Kopfstütze und schloss einen Moment lang die Augen. Irgendwie musste er auf andere Gedanken kommen, aber das einzige, was ihm einfiel…

Er sah auf die Uhr. Es war spät, aber der Ernstl war eh eine Nachteule. Einen Moment später hatte er das Handy am Ohr.

"Moritz," begrüßte ihn Ernstl.

"Servus. Du, ich weiß, es is spät, aber… Bist du–? Könnten wir–?" Er brach ab. Auch diese Worte fielen ihm schwer.

Ernstl würde wissen, was er meinte. Ein paar Sekunden lang schwieg er und Moritz dachte fast, er würde ablehnen, doch dann sagte er, "Mhm. Soll ich rüberkommen?"

Erleichtert atmete Moritz aus. "Nah, bei dir, wenn's dir recht is. Ich sitz eh noch im Auto."

"Aha," sagte Ernstl und wer weiß, was der sich dabei dachte. "Gut, dann bis gleich."

"Ja, bis gleich."

Wenige Minuten später öffnete sich die Tür, noch bevor Moritz klingeln konnte. Wortlos betrat er das Haus, entledigte sich seiner Jacke und Schuhe und trat dann an Ernstl heran, der an der Wand im Flur lehnte und ihn aufmerksam ansah.

"Magst was trinken?"

Stumm schüttelte er den Kopf.

"Ned so gesprächig, hm?" Ernstl lächelte. "Wonach is dir?"

Moritz tat noch einen halben Schritt, bis er seinen Kopf an Ernstls Schulter legen konnte. Wie automatisch wanderte dessen Hand an seinen Rücken. Sie war warm und ja, das war es, was Moritz jetzt brauchte.

"Ich will… einfach nimmer denken."

Ernstl lachte leise und drückte seine Schulter. "Also ich weiß ned, ob ich's heut fertigbring, dir das Hirn rauszuvögeln, aber ich geb mein bestes."

Er schnaubte. Wie Ernstl das so einfach aussprechen konnte, als wär nix dabei, hatte er noch nie verstanden. Auch nach über fünfundzwanzig Jahren fühlte Moritz sich jedes mal, als würde er etwas falsches tun, während diese ganze Sache für Ernstl die gleiche Brisanz zu haben schien, als würden sie miteinander Karten spielen.

Ernstl schob ihn in sein Schlafzimmer, wo Moritz sich auf die hohe Bettkante setzte. Große, warme Hände umschlossen sein Gesicht, Daumen fuhren über seine Wangen. Er schloss die Augen und spürte einen Moment später, wie Ernstl die Stirn gegen seine lehnte. Warmer Atem strich über seine Haut und dann lagen warme Lippen auf Moritz'. Er seufzte in ihren langsamen Kuss, das Gefühl vertraut und…

Es war wie nach Hause zu kommen.

Die Bibi zu umarmen fühlte sich auch immer wie ein Nach-Hause-kommen an, aber das würde ihm in Zukunft verwehrt bleiben. Sein Atem stockte, als er daran dachte, dass sie weg wollte. Weg von ihm. Weg.

"Du bist ned bei der Sache, Moritz," stellte Ernstl fest, während die Hände sein Gesicht verließen und über seine Schultern nach vorn wanderten, wo sie begannen, sein Hemd aufzuknöpfen.

Moritz' Herz klopfte ganz seltsam. Den Ernstl hatte er ja noch, oder? Der würde nicht gehen. Bestimmt…

Aber das hatte er von Bibi auch gedacht. Bis sie auf einmal weg wollte.

Das Hemd wurde von seinen Schultern gestreift und er hob die Arme, damit Ernstl ihm auch sein T-Shirt über den Kopf ziehen konnte.

Wenn die Bibi–

"Moritz."

Was? Er hob den Kopf und blinzelte Ernstl einen Moment lang an. Wann hatte der denn sein Oberteil ausgezogen?

"Ich merk schon, du stehst heut etwas neben dir. Aber es wär trotzdem schön, wenn du zumindest ein bisschen mitmachst."

"Tschuldige, ich–"

Nein, er konnte Ernstl nicht sagen, warum er das heute brauchte. Ihn brauchte. Die Bibi hatte noch nicht mit ihrem Chef über ihre Absichten gesprochen, so viel wusste er und ganz sicher würde er nicht ihr Vertrauen brechen, indem er mit Ernstl redete, bevor sie es tat. Also schüttelte er nur den Kopf und begann, seine Hände ebenfalls über Ernstls Körper wandern zu lassen – bekannte Wege, ausführlich erkundet im Laufe der letzten fünfundzwanzig Jahre. Wege, von denen er wusste, wie sehr es Ernstl gefiel, wenn er sie beschritt.

Der machte nun ein zufriedenes Geräusch, doch aus der Reaktion auf seine Berührungen schloss Moritz, dass er heute tatsächlich nicht in Stimmung war, ihm das Hirn rauszuvögeln.

Egal.

Ihm war alles egal, solange er nur eine Weile nicht nachdenken musste.

"Moritz."

"Mh?"

"Du bist so angespannt. Hör mal auf, die Probleme in deinem Kopf zu drehen, hm? Ich kümmer mich schon um dich." Ein kurzer Kuss, dann drückte Ernstl ihn sanft aufs Bett. "Schalt ab. Lass dich fallen."

Moritz nickte und schloss die Augen. In den nächsten – waren es Minuten? Stunden? – war alles, was er wahrnahm, warme Finger auf seiner Haut, warme Lippen, warm, warm, warm. Die Wärme in ihm wurde langsam zu Hitze, bis sie ihn verschlang und sich schließlich zwischen ihnen entlud.

Eine Weile lagen sie schweigend nebeneinander, Ernstls Hand über seinem Herzen wie eine stille Bestätigung. Ich bin da. Moritz starrte an die Decke, seine Gedanken zum ersten mal seit zwei Wochen still.

Irgendwann stand er wortlos auf und ging ins Bad. Als er zurückkam, saß Ernstl im Bett, noch immer nur in der Unterhose, mit einem Buch in den Händen. Er blickte Moritz erwartungsvoll über den Rand seiner Lesebrille an.

"Kann ich dableiben?"

Ernstl zog überrascht die Augenbrauen hoch. "Sicher."

Moritz nickte und ging ins Arbeitszimmer hinüber, um aus dem Kasten unter dem Gästebett eine Decke und ein Kissen zu holen. Es war selten, dass sie die Nacht beieinander verbrachten und noch seltener, dass sie im gleichen Bett schliefen, aber die Vorstellung, jetzt nach Hause in seine stille Wohnung zu fahren, in sein stilles Schlafzimmer zu gehen und dort allein im Bett zu liegen… Er schüttelte den Kopf. Seine Gedanken würden nur wieder anfangen, sich im Kreis zu drehen.

Er ging zurück und machte es sich auf einer Seite von Ernstls inzwischen leerem Bett bequem. Nebenan rauschte die Dusche.

Falls es ihn wunderte, dass Moritz in seinem Bett lag, als er zurückkam, kommentierte Ernstl es nicht. Stattdessen fragte er, "Stört's dich, wenn ich noch ein bisschen les?"

"Hm-mh," verneinte Moritz, ohne die Augen zu öffnen.

Im nächsten Moment bog sich die Matratze und dann wurde es dunkler, als Ernstl die Leselampe ein Stück drehte, damit sie nicht direkt auf Moritz' Gesicht schien. Ernstl berührte einmal sanft seine Schulter, aber nur für einen kurzen Moment und als Moritz noch einmal die Augen aufschlug, griff er schon nach seinem Buch.

"Du gehst ned, oder?" rutschte es ihm heraus, ganz leise, aber Ernstl hatte ihn trotzdem gehört.

"Gehen? Pff, wohin denn? Ich geh allerhöchstens ins Bett."

"Okay," antwortete er nur, obwohl andere Worte versuchten, sich aus ihm herauszukämpfen.

Danke.

Danke, Ernstl.

Danke, dass du da bist.

Danke.

Die Worte verhakten sich in seiner Brust und kamen nicht hinaus. Stattdessen lag er da, schloss die Augen und schwieg, bis er mit dem leisen Umblättern der Seiten im Ohr einschlief.

Chapter 2: Reden

Chapter Text

"Du, Bibi," fing er an und musste an den Tag vor zwei Wochen denken, als sie schon einmal auf dieser Bank saßen – damals mit einem ungenießbaren Kaffee anstelle eines Eises. Seitdem hatten sie nicht noch einmal über Bibis Absichten geredet. Sie wollte ja nicht mehr weg, das hoffte er jedenfalls. "Können wir reden?"

"Du willst reden?"

Sie sah ihn so ungläubig an, dass er sofort protestierte. "Ja! Was soll das jetzt heißen?"

Sie schnaubte und gestikulierte mit ihrem Eis. "Ge bitte, Moritz, du bist ned grad jemand, der gern über Gefühle redet. Dir muss man ja immer jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen."

"Das stimmt doch gar ned," schmollte er.

"Hast recht. Dir muss man jeden Buchstaben einzeln aus der Nase ziehen."

Er schwieg, die Lippen zusammengepresst und die Mundwinkel nach unten gezogen. Natürlich hatte sie recht. Er konnte eben nicht–

Bibi lehnte sich die paar Zentimeter zu ihm herüber und stupste seine Schulter an, bevor sie weiterredete, diesmal mit sanfter Stimme.

"Entschuldige. Worüber wolltest du reden?"

"Ich wollt…"

Er warf ihr einen kurzen Blick zu und leckte dann an seinem Eis, um noch ein paar Sekunden zu gewinnen. Warum war das nur so schwer? Bibi sah ihn aufmerksam an und wartete darauf, dass er weiterredete, so wie letztes Mal.

"Willst du immer noch gehen?" fragte er schließlich und gratulierte sich, dass seine Stimme dabei so fest klang.

Bibi zuckte die Schultern, machte eine ausladende Handbewegung, schüttelte den Kopf. Er hatte keine Ahnung, was das bedeuten sollte.

"Ich weiß es nicht," sagte sie.

"Wenn's ned…" Er schluckte, dachte an 'wir sind wir' und hoffte, dass er es nicht falsch interpretiert hatte. "Also wenn's ned wegen mir is. Wieso dann? Bist du… Ich mein, es is doch alles wie immer?"

Diesmal war Bibi es, die eine Weile stumm blieb und auf ihr Eis starrte. Oder vermutlich eher daran vorbei, denn wenn er sie nicht darauf hingewiesen hätte, wäre das schmelzende Eis auf ihre Hose gekleckst. Sie schleckte die Seiten ab, bevor noch mehr an der Waffel herunterlaufen konnte und sah ihn dann wieder an.

"Ja, es is alles wie immer," stimmte Bibi zu.

"Aber… Was is dann das Problem?" Er spürte es schon wieder, den ziehenden Schmerz in seiner Brust und tat sein Bestes, ihn zu unterdrücken.

Sie seufzte. "Weißt du noch, dieser Mord, wo unsre Leich noch am Leben war?"

Er runzelte die Stirn. "Die Frau in der Badewanne?" Was hatte das denn damit zu tun?

"Ja. Da ging es los."

Und Bibi erklärte es ihm. Wie erleichtert sie sich hätte fühlen sollen. Wie unglaublich erschöpft sie stattdessen war. Wie ausweglos ihr die Arbeit inzwischen oft schien– nur noch Leichen über Leichen über Leichen, ohne jemals ein Ende zu finden. Den Kommentar, dass sie schließlich Mordermittler waren, ersparte sich Moritz und ließ sie weiterreden. Sie beschrieb, wie sehr sie das belastete, wie sie sich oft fühlte, als würde das alles sie erdrücken.

"Ich dacht eben, wenn ich ned ständig nur Leichen seh, wird's vielleicht besser." Sie zuckte die Schultern.

Das alles klang furchtbar deprimierend und es schürte in ihm eine alte Sorge. "Du hast aber ned wieder das Saufen angefangen?"

"Nein!" protestierte sie. "Ich hab nix angerührt. Was glaubst, warum's mir so geht?"

Gut, das war wenigstens etwas. Sie wussten beide, dass der Alkohol letztlich nicht helfen, sondern sie nur noch mehr zerstören würde.

"Fühlst du dich immer noch so?"

Noch einmal zuckte sie die Schultern. "Ja. Ab und zu."

Er legte seine Hand auf Bibis Knie, worauf sie sich an ihn lehnte, während sie die Reste ihrer Eiswaffel aß. In seiner Brust tobte ein Sturm. Einerseits war da Erleichterung. Die Bestätigung, dass nicht er das Problem war. Aber übertönt wurde sie von Angst und Hilflosigkeit, denn er verstand nicht wirklich, warum sie so fühlte. Und er hatte keine Ahnung, wie er ihr helfen konnte.

"Warum hast du nix gesagt?"

"Ach Moritz." Sie schüttelte den Kopf. "Du hättest bloß wieder gesagt, ich soll mir das ned so zu Herzen nehmen."

Er sah sie überrascht an.

"Stimmt doch, oder?"

"Ja, aber… Bibi, ich sag das doch, weil's dir hilft."

Sie schnaubte. "Ich weiß, es is lieb gemeint, aber es hilft mir nur in dem Moment, mich auf die Arbeit zu konzentrieren. Später… Na ja, ich nehme mir nun mal immer alles zu Herzen. Ich bin so, das kann ich ned ändern. Und wenn ich ehrlich bin, ich will's auch ned ändern. Weil dann wär ich nicht ich. Verstehst?"

Und, verdammt. Ja. Das verstand er.

"Ich will auch ned, dass du ned du bist." Ihr Lachen löste einen Knoten in seiner Brust. "Kann ich irgendwas tun?"

Bibi legte ihren Kopf an seine Schulter und ihre Hand auf seine. "Ich glaub, es hilft schon, wennst mir zuhörst."

Er drehte seine Hand in ihrer, damit sie die Finger verschränken konnten. Zuhören? Er würde alles tun.

"Dafür musst aber auch mit mir reden, Bibi."

"Na das sagt der Richtige. Du hast in letzter Zeit noch mehr geschwiegen als sonst. Und das in einer Lautstärke…"

Recht hatte sie, aber zugeben wollte er es lieber nicht.

Sie hob ihren Kopf von seiner Schulter, um ihn direkt anzusehen. "Um ehrlich zu sein, ich weiß manchmal ned, ob du das alles überhaupt hören willst. Du erzählst ja auch nie, was in dir so vorgeht. Obwohl, jetzt wo ich so drüber nachdenk…" Sie grinste. "Vielleicht geht in deinem Kopf ja gar nix vor."

Er lachte und stieß sie mit dem Ellenbogen an. "He! Ab und zu hab ich auch mal… an Gedanken."

"Tatsächlich! Gratuliere."

Sie grinsten sich an und er drückte ihre Hand. Ach, Bibi. In seiner Brust schwoll wieder diese Wärme. Er wünschte sich, es würde für immer so bleiben.

"Bibi, ich will immer hören, was du zu sagen hast. Und ich hör dir immer zu, ja? Auch wenn ich vielleicht selbst nix zum Erzählen hab."

Sie drückte seine Hand zurück. "Vielleicht hätt ich gleich mit dir reden sollen. Tut mir leid."

"Ach, is doch jetzt wurscht," wiegelte er ab. "Wir machen's einfach in Zukunft besser. Ich muss ja ned alles verstehen, um für dich dazusein."

"Aber das gilt andersrum auch, das weißt du, oder?"

Natürlich wusste er das. Aber er hatte ja nichts zu erzählen.

Eine Weile schwiegen sie, aneinandergelehnt auf der Bank, die Sonne im Rücken. Ab und zu sah er Bibi an, wenn der Wind durch ihre Haare fuhr und sie sie aus dem Gesicht schüttelte und dann dachte er, wie froh er war, dass es sie gab.

'Wir sind wir.' Jetzt verstand er es wirklich.

"Ich schlaf manchmal mit dem Ernstl," sagte er irgendwann und es fühlte sich auf einmal gar nicht mehr seltsam oder falsch an, das zuzugeben.

Bibi schnaubte. "Pff, a bessere G'schicht is dir wohl ned eingefallen?"

"Nah. Zumindest keine wahre," grinste er und nun sah sie ihn doch überrascht an.

"Jetzt willst mich aber veräppeln. Du und der Ernstl. Nie im Leben!"

"Das Leben is seltsam."

"Der Ernstl is asexuell," warf sie ein.

"Und ich bin hetero." Er zuckte die Schultern. "Es is bloß Sex."

Bibi lachte und schüttelte den Kopf. "Da tun sich ja ungeahnte Abgründe auf mit euch zweien. Will ich wissen, wie das passiert ist?"

"Keine Ahnung, wir wissen's selbst ned. Ich glaub ja immer noch, dass da mehr als nur Alkohol in Ernstls Selbstgebranntem war."

"Das muss doch ewig her sein."

"Fünfundzwanzig Jahre." Ob seine Trennung daran Schuld war, dass Ernstl danach nie wieder eigenen Marillenschnaps hatte? Oder konnte er das Zeug nicht mehr sehen, nachdem sie sein ganzes Regal leergesoffen hatten?

"Und weil's so schön war, habt ihr einfach weitergemacht, oder wie?"

"Naja. Ja."

Vielleicht war es tatsächlich seltsam, dass sie das nach so vielen Jahren immer noch taten, aber für Moritz war diese Sache einfach ein Teil ihrer Freundschaft. Klar, manchmal war es nur, weil einer von ihnen oder sie beide Lust auf Sex hatten, aber nicht auf einen One-Night-Stand. Aber manchmal fühlten sie sich allein und dann konnten sie gemeinsam der Einsamkeit für eine Weile Einhalt gebieten. Der Ernstl war sein Freund und sie waren füreinander da.

Und er und die Bibi… waren auch füreinander da. Sie konnten sich alles sagen, das sollte er doch inzwischen wissen. Trotzdem überraschte es ihn immer wieder.

Sie legte nun wieder ihren Kopf an seine Schulter und nahm seine Hand.

"Danke, dass du mir das erzählt hast."

In all den Jahren hatte er das nie irgendwem verraten. Nur der Bibi. Er drückte ihre Hand.

"Wir sind wir."

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