Work Text:
Der Briefträger hatte wieder einmal einen Umschlag mit Gewalt in den Briefkasten gestopft, ganz ohne Rücksicht auf Verluste, den Inhalt, die Entnehmbarkeit oder die Gesetze der Physik.
Die Hälfte des Umschlags baumelte heraus, eindeutig geknickt und mitgenommen. Eine Ecke war eingerissen und das ganze Ding lag nur nicht auf dem schmutzigen Fliesenboden des Treppenhauses, weil es sich in der Klappe des Postfachs verkeilt hatte und damit festhing, aber gleichzeitig auch den Verschluss des Türchens blockierte.
Leo murmelte empört und machte sich daran, das Poststück halbwegs intakt wieder herauszufriemeln, Zentimeter für Zentimeter. Ein Stückchen brauner Umschlag blieb an der scharfen Kante der Klappe hängen und riss laut ratschend ab, bevor Leo es bemerkte; am Ende musste er stärker dran ziehen, als ihm lieb war, aber schlussendlich hielt er eine großen, dick gefüllte Versandtasche in Händen, die ganz offensichtlich zu groß für den Briefkasten war. Konnte nun wirklich jeder sehen, nur Briefträger schienen überzeugt davon zu sein, dass sie das Raum-Zeit-Kontinuum flexen konnten.
Für Adam, sah er nach einem flüchtigen Blick auf den Adressaufkleber. Nicht ungewöhnlich, jetzt wo Adam seit Monaten bei ihm wohnte, ganz offiziell mit dem Namen auf dem Klingelschild, der Adresse auf dem Personalausweis und einer Weiterleitung für seine Post, damit sie jetzt hemmungslos in Leos Briefkasten gestopft wurde.
Er befreite die restlichen Briefe, jetzt wo sich das Türchen öffnen ließ, und nahm dann, immer noch irritiert brummelnd, die Treppe nach oben. Nach der Zeit auf Krücken, die ihn zum Fahren im Aufzug verdammt hatte, fühlte sich das immer noch jeden Tag wie ein Sieg an, obwohl er nicht grundsätzlich etwas gegen die Bequemlichkeit hatte. Vorher hatte er das gern mal gemacht in den faulen Momenten, wenn er vom Laufen zurückgekommen war, ganz ausgepowered und mit zitternden Beinen. Heute war jede Treppenstufe ein Triumph, auch wenn das Knie manchmal noch zwackte.
Und wenn er im zweiten Stock manchmal eine Pause machen musste, halbversteckt hinter Frau Vogels riesigem Ungetüm von Gummibaum, dann war das eben so. Außerdem musste er heute doch kontrollieren, dass nichts aus dem Umschlag rausgefallen war. Immerhin war das Ding geknickt und eingerissen, da konnte schon mal was rausrutschen, ganz besonders weil es sich anfühlte, als wäre da ein ganzer Stapel Papier drin.
Für das letzte Stockwerk ließ Leo sich ein wenig mehr Zeit, damit er oben nicht komplett außer Atem ankam und Adam sich sofort Sorgen machte. Unnötig war das mittlerweile, aber egal wie oft Leo betonte, dass alles wieder in Ordnung war, fiel es Adam immer noch schwer, nicht wieder in seinen Kümmermodus zurückzustolpern. Irgendwo verstand Leo es ja, jetzt wo er genügend Abstand zu seiner anfänglichen Hilflosigkeit hatte. Aber es wurde einfach Zeit, dass Adam auch verinnerlichte, dass es Leo wieder gut ging. Dass er Treppen steigen und joggen durfte und dass ihn die Schwindelanfälle nicht mehr verfolgten.
Klappte meistens auch ganz gut; nur wenn Leo außer Atem kam, war sofort die Sorge in Adams Augen wieder zurück. Dann schien er Leo wie vor drei Monaten zu sehen: kaum in der Lage, alleine drei Schritte zu machen, ohne Schlagseite zu bekommen.
Sie arbeiteten dran.
Es half, dass Leo nicht mehr schwankte wie ein angeschickerter Matrose auf Landgang und dass es schon eine Weile her war, seit er die Krücken und die Orthese losgeworden war. Seit zwei Wochen durfte er sogar wieder ins Büro, wenn auch mit streng eingeschränkter Stundenzahl und strikt zum Schreibtischdienst verdammt.
Ein letzter tiefer Atemzug vor der Tür, um seinen Puls endgültig unter Kontrolle zu bekommen, dann betrat Leo die Wohnung. Schuhe ordentlich zur Seite, Jacke an den Haken, und er spürte immer noch ein aufgeregtes Kribbeln, dass da Adams Jeansjacke schon hing, weil sie da hingehörte und weil das jetzt Adams Garderobenhaken war.
“Hey!”, rief er, auch wenn Adam ihn sicher gehört hatte. Aber genau wie die Jacke am Haken war es auch jedes Mal wundervoll, wenn er dann Adams antwortenden Gruß bekam.
Aus dem Wohnzimmer heute, ein erfreutes, ein wenig heiseres “Leo!”, während er noch die Autoschlüssel in der kleinen Schale auf dem Schuhschrank verstaute. Adams Schlüssel lagen daneben auf dem Kästchen, und Leo legte sie mit einem kleinen, liebevollen Kopfschütteln dazu, damit alles am rechten Platz war.
Gemächlich machte er sich auf die Suche nach Adam, der Teppichläufer im Flur weich unter seinen Socken und spürbar warm von der Fußbodenheizung. Gut tat das nach der frostigen Kälte draußen, und Leo genoss das Gefühl für ein paar Sekunden, bevor er den Kopf ins Wohnzimmer steckte.
“Alles gut bei dir?”
Adam blinzelte ihn von der Couch aus an, auf der er sich ausgebreitet hatte. Papierstapel waren rund um ihn verteilt, ein Laptop stand auf dem Boden neben ihm, der Bildschirm dunkel und halb zugeklappt.
“Ich denke nach”, erklärte er, während er sich verstohlen die Augen rieb.
“Muss auch mal sein.” Leo wartete, bis Adam seine Beine anwinkelte und ihm in der Ecke der Couch Platz machte, bevor er sich neben ihm niederließ und die freie Hand auf Adams Knie legte. Der Stoff der Jogginghose war knubbelig unter seinen Fingern, komplett verwaschen und mittlerweile mehr grau als schwarz.
Das hatte gerade ganz viel Potenzial, ein gemütlich-verkuschelter Nachmittag zu werden, und am liebsten hätte Leo sich einfach an Adam geschmiegt und alle Pläne für den restlichen Tag über Bord geworfen. Adam sah müde genug dafür aus, und Leo war zwar wieder halbwegs fit, aber kleine Nickerchen zwischendurch waren immer noch verführerisch, auch wenn sein Körper sie lange nicht mehr so vehement einforderte wie noch vor ein paar Wochen. Da war er zeitweise von einem Moment auf den anderen weggedöst wie ein Welpe nach dem Rumtoben, nur dass Leos Rumtoben eher fünf Minuten mit dem Staubsauger beinhaltet hatte.
“Hättest auch gleich Überstunden abfeiern können bei all den Nachtschichten, die ihr vorige Woche geschoben habt”, sagte er, nahm mit einem dankenden Lächeln das Sofakissen an, das Adam ihm entgegenstreckte, und stopfte es gegen die Armlehne, um die an seiner Hüfte etwas auszupolstern. “Und diese Woche hat ja nicht besser angefangen.”
Weil Leo noch nicht wieder die volle Freigabe hatte und die anderen drei für ihn kompensieren mussten, während die Personalabteilung argwöhnisch darüber wachte, dass er seine ihm widerstrebend zugestandenen vier Arbeitsstunden am Tag nicht überschritt. Ein unbehagliches Bewusstsein, auch wenn es nicht in seiner Hand lag. Aber etwas, das sich mit nächster Woche endlich ändern würde.
“Nee, die heb ich mir auf. Irgendwann entführ ich dich mal in eine entlegene Hütte und nehm dir das Handy für drei Tage weg.” Adam rappelte sich ein wenig auf und schob sich sein eigenes Kissen unter den Rücken. “War die Meyer-Besdorf wenigstens zufrieden mit den Abschlussberichten?”
“So zufrieden, wie die jemals sein wird.” Leo zog mit dem Daumen langsame Kreise an Adams Knie, vor und zurück. “Aber sie hat am Ende alles abgesegnet. Die Aufzeichnungen aus der Wildkamera beim Biberdamm waren dann doch überzeugend genug.”
Sollte noch einmal jemand was gegen die Biber-Ansiedlungsprojekte sagen. Leo war ein glühender Verfechter der Renaturierung der Saar-Seitenarme, seit sie ihm Material für die Überführung von Verdächtigen lieferten und die Meyer-Besdorf ihn nicht wieder verbal ankackte, nur weil das Team eben keine Beweise aus dem Nichts herzaubern konnte.
“Perfekt. Wusste ich doch, dass die Biber-Cam für was gut ist.” Adam streckte die Arme über den Kopf, grummelte zufrieden und kuschelte sich dann etwas aufrechter in seine Sofa-Ecke. “Aber du hast die Akte trotzdem nochmal mitgebracht?”
“Hm?”
“Der Umschlag da in deiner Hand.”
“Was? Nein, der kam mit der Post. Ist für dich.” Leo hielt ihn Adam entgegen und versuchte, so gut es ging, die eingerissene Ecke zu verstecken. Sein Blick fiel auf die Rückseite des Umschlags, wo ein strichgezeichneter Waschbär mit Sonnenbrille die Pfote zum Gruß gehoben hatte, Zeigefinger und kleiner Finger nach oben ausgestreckt.
Adam lehnte sich ihm entgegen und nahm den Umschlag an. Für einen Augenblick beäugte er ihn neugierig und drehte ihn in seinen Händen, dann brummte er ein kleines Seufzen.
Leo zog die Brauen zusammen. “Nicht gut?”
“Alles okay, nur ein bisschen Arbeit.” Adam streckte sich, um den Umschlag auf dem Couchtisch abzulegen, wackelig ausbalanciert auf zwei Aktenordnern zum Biber-Beteiligungs-Fall. “Damit hatte ich nicht gerechnet, aber es ist jetzt nicht die große Überraschung. Das war wieder mal fällig.”
“Hast du etwa einen nebenjob, von dem ich nichts weiß?”
Das brachte ihm ein Grinsen ein. “Erwischt. Ich hab dir verheimlicht, dass ich heimlich Touristengruppen durch die Stadt führe und ihnen die geheimen Rigatoni-Hotspots zeige, wann immer du die Meyer-Besdorf mit Ermittlungsergebnissen bezirzt und ihr Beschlüsse abluchst.”
Leo schnippte mit dem Finger gegen Adams Kniescheibe und erntete dafür einen sachten Tritt gegen seinen Oberschenkel. “Machst du sicher richtig gut.”
“Oh ja. Kraul mein Knie weiter, dann nehm ich dich auch mal mit. Ich weiß ganz tolle Dinge über den Marktbrunnen, die nicht auf Wikipedia stehen.”
“Die weiß ich auch. Ich war dabei.” Leo kraulte trotzdem, bis Adam die Augen wieder halb geschlossen hatte und aussah, als würde er gleich wegdösen. Wäre auch kein Wunder; Leo war sich nicht sicher, wie viel Schlaf Adam letzte Nacht wirklich bekommen hatte, aber er wusste, dass er selbst allein ins Bett gegangen und allein wieder aufgewacht war, eine zerrumpelte zweite Bettdecke das einzige Zeichen, dass Adam sich irgendwann im Lauf der Nacht zu ihm gelegt hatte.
Wurde wirklich Zeit, dass Leo wieder die volle Einsatzfreigabe bekam und seinen Teil der Last schultern konnte.
“Raccoon Records”, erklärte Adam schließlich, was wirklich keine Erklärung war, weil Leo einen Moment brauchte, um das wieder dem Umschlag zuzuordnen. Der Waschbär war da schon ein Indiz, aber Sinn ergab es trotzdem keinen.
Fragend brummte er, und Adam wedelte eine vage Geste in Richtung Umschlag.
“Die schicken mir manchmal noch was. Muss über die Post-Weiterleitung gekommen sein; die neue Adresse hab ich denen sicher nicht gegeben.”
“Werbekram?” Leo bekam auch immer noch jedes Jahr ein illustriertes Notizbuch von einem Seminarhotel zugeschickt, wo er vor Jahren einmal während einer Fortbildung zu Serientätern hinverschleppt worden war. Ein seltsames Sammelsurium aus selbstgezeichneten Blumen und ganz fürchterlichen Kochrezepten, und nur weil es so ein ehrliches Bemühen zeigte, hatte er es nie übers Herz gebracht, das Zeug mal abzulehnen.
Vielleicht bekam Adam ja auch sowas, nur eben aus Berlin, von irgendwelchen rabiaten Waschbär-Unternehmen. Die waren da seltsam.
“Autogrammkarten.”
Das entlockte Leo jetzt doch ein weiteres fragendes Brummen. Adam war jetzt niemand, den er mit so etwas in Verbindung gebracht hätte. Materielle Besitztümer häufte der nicht an; selbst seine Sockenkollektion war nichtmal halb so umfangreich wie die von Leo. Das steckte auch hinter der Tatsache, dass er ständig die von Leo auslieh und sich auch in diversen anderen Kleidungsbereichen so etwas wie eine Gütergemeinschaft anbahnte.
“Hätte nicht gedacht, dass dich sowas interessiert. Sammelst du die?”
Adam schüttelte den Kopf. “Nein, das sind meine eigenen.”
Und das ergab nun wirklich überhaupt keinen Sinn mehr.
“Du hast Autogrammkarten? Wieso hast du Autogrammkarten?” Leo legte den Kopf schief und sah ihn prüfend an. “Ist das ein Ding bei der Berliner Polizei, anstelle von Visitenkarten? Ich hab gehört, dass da manche von den Kollegen Star-Allüren haben, aber Autogrammkarten sind schon ein bisschen viel. Und wieso hast du die immer noch?”
Hoffentlich kamen die Chefitäten in Saarbrücken nicht auch auf den Geschmack. Leo hatte nun wirklich keine Lust, da noch mehr Öffentlichkeitsarbeit machen zu müssen. Der jährliche Polizeikalender war schlimm genug, für den Leo jedes Jahr im Oktober für den Fototermin antanzen musste. Da brauchte er nicht auch noch Autogrammstunden, am besten noch an einem kleinen Tischchen unten im Foyer.
“Leo.”
“Was?”
Adam schnauflachte und setzte sich auf. “Die sind nicht von der Polizei. Ist aber ein witziger Gedanke, um ehrlich zu sein.”
“Und woher kommen die dann?”
Da war ein Zögern in Adams Augen, das ihn kurz nervös werden ließ, aber es war nicht das ‘ich hab wieder irgendwo Geld versteckt’-Zögern, sondern eher ein ‘ich hab versehentlich eine halbe Flasche Tabasco in den Kartoffelsalat gekippt’-Zögern. Beides waren Überraschungen, die Leo wirklich nicht im Leben brauchte, aber eine war schlimmer als die andere. Milch trinken half nicht gegen unerwartetes Geld-Gebunkere.
Und dann kam da doch etwas, das eine neue Überraschungs-Kategorie brauchte.
“Ich war mal in einer Band, und unser altes Label braucht manchmal noch Autogrammkarten von mir.”
Fünfzehn Jahre, erinnerte Leo sich, während er versuchte, da Sinn draus zu ziehen. Da passierte schon so einiges, und nicht alles erzählte man sich unbedingt. Er hatte Adam gegenüber auch nicht seine Kajak-Phase erwähnt oder den Sommerjob als Aushilfs-Tierpfleger im Streichelzoo, obwohl Captain Flauschi, das rabiate Angorakaninchen, ihm da eine Narbe als Andenken verpasst hatte.
Das war eine weitere Baustelle, an der sie arbeiteten. Das Fragen wurde mit jedem Mal leichter, wenn einer von ihnen etwas erwähnte, das der andere noch nicht wusste. Es fühlte sich manchmal an, als würden sie sich ewig kennen - und das taten sie auch - aber es war gleichzeitig auch viel zu leicht, die riesige Leere zu vergessen, die sich da zwischen ihrer Jugend und der Gegenwart erstreckte. Die wichtigsten Meilensteine wussten sie voneinander, aber es wäre seltsam gewesen, das durchzukauen wie bei einem Bewerbungsgespräch.
Da war es besser, nachzufragen, wenn etwas Überraschendes auftauchte, auch wenn es oft schwerfiel. Und manchmal, an gemütlichen Nachmittagen oder spätnachts im Bett, behaglich aneinandergekuschelt oder frisch erschöpft und durchgeschwitzt, erzählten sie sich etwas, das ihnen in den Sinn kam. Alles kein großes Ding, und Leo war da wirklich mehr als dankbar drüber, dass sie das gemeinsame Füllen der Lücken bisher halbwegs stabil navigiert hatten.
Trotzdem fühlte sich das hier nach etwas Größerem an, und er suchte für ein paar Sekunden den richtigen Hebel, um da anzusetzen. Geheimnis war es keines, da wollte er auch nicht den Anschein erwecken, dass er Adam Vorwürfe machte, dass es nie zur Sprache gekommen war. Eine Karriere als Musiker war ja kein Verbrechen in Leos Augen. Zumindest, so lange keine Tuba involviert war.
Für Adam würde er da natürlich eine Ausnahme machen. Adam würde er natürlich auch lieben, falls der Tuba spielte.
Aber nur Adam.
Mit einer kleinen Tuba.
Teilzeit.
“Ich wusste gar nicht, dass du eine musikalische Ader hast”, entschied er sich schließlich und begann erneut, mit dem Daumen Kreise um Adams Kniescheibe zu ziehen als Zeichen, dass alles in Ordnung war. “Wohne ich also mit der Saarbrücker Variante von Taylor Swift zusammen?”
“Hoffentlich nicht.” Adam schnaubte amüsiert. “Ich bin da nur so reingestolpert. Damals hab ich in einer Bar gejobbt, die am Wochenende Livemusik hatte, und da versteht man sich dann eben irgendwann mit den Bands, die öfters auftreten. Das waren alles Nachbarschaftsprojekte, nichts Bekanntes. Die haben sich alle paar Wochen ein bisschen was dazuverdient und nach den Auftritten ihre CDs verkauft.”
Er versuchte, seine ewig kalten Füße unter Leos Oberschenkel zu schieben; Leo fing ihn ab und zog sie in seinen Schoß.
“Und dich haben sie entdeckt? So richtig wie im Film? Hast du dann die Band gerettet, weil du im letzten Moment vor dem großen Konzert eingesprungen bist?”
Adam wiegte den Kopf. “So würde ich das nicht unbedingt nennen. Ich hab gelegentlich am Schlagzeug rumgespielt, bis mir ein Drummer die Basics beigebracht hat, weil er das nicht mehr mitansehen konnte. Für einfache Beats hat das gereicht, und ich bin halbwegs gut darin, einen gleichmäßigen Rhythmus zu halten. Das ist viel einfacher als mit einer Gitarre klarzukommen, und so lang man bis vier zählen kann, kommt man erstaunlich weit.”
“Du kannst bis vier zählen? Das ist mir neu.”
Ein völlig berechtigter Einwand, aus Leos Sicht, so oft wie Adam für das Team nicht nur vier Stück Kuchen von den diversen Geburtstagskuchen in der Teeküche mitbrachte, sondern fünf oder sechs. Da war vor einigen Tagen erst ein Mail aus der Personalabteilung deswegen gekommen, ganz sorgfältig ohne Namen formuliert und trotzdem glasklar an einen bestimmten Adressaten.
So wie Adam ihn da jetzt ganz unschuldig anblinzelte, wusste der genau, woran Leo dachte.
“Natürlich kann ich zählen, wenn ich will. Und weiter als bis vier muss man fürs Schlagzeug nicht kommen. Eine von den Bands, die regelmäßig bei uns aufgetreten sind, hatte ewig Probleme, einen Drummer zu finden, da haben sie es dann am Ende mit mir versucht. Dafür war es genug.”
“Anscheinend auch genug dafür, einen Rockstar aus dir zu machen.” Leo fuhr mit dem Zeigefinger unter den Saum von Adams Jogginghose und spürte die feinen Härchen auf der warmen Haut. Sachte kraulte er, bis Adams Bein wohlig zuckte.
“Rockstar ist ein sehr, sehr großes Wort”, murmelte er.
“Du hast Autogrammkarten!”
“Weil sich gelegentlich mal wer beim Label meldet und nachfragt. Die schicken mir einmal im Jahr einen Stapel Karten, ich signiere die und schick sie zurück, und dann geht das per Post und frankiertem Rücksendeumschlag an die Leute raus und die freuen sich.” Adam schmunzelte. “Läuft sicherlich bei Taylor Swift genauso.”
“Du bist mir eine ganze Ecke lieber als Taylor Swift.” Leo fing an, etwas gedankenverloren Adams Füße zu kneten. Dass Adam nach einer Dusche die flauschigen Socken aus Leos unterster Schublade herausgekramt hatte, war ein untrügliches Zeichen dafür, dass die heutigen Außenermittlungen am Saarufer längere Fußmärsche in der Winterkälte umfasst hatten. “War das eine Band, die ich kenne? Seid ihr auf Spotify? Oder gibt’s noch CDs von euch? Schallplatten?”
“Rise.”
“Reis?”
“Rise. Englisch. Hieß die Band, weil Flo das geil fand. Wobei Reis eigentlich viel besser gewesen wär, jetzt wo ich drüber nachdenke.” Adam stupste mit dem Fuß gegen seine Hand, bis Leo wieder mit der Massage weitermachte. “Aber zu der Zeit war mir das herzlich egal. Heute find ich es langweilig, aber ich glaub, das ging damals den Fans schon so. Die haben uns die Cowboys genannt, weil Fares und ich uns eingebildet haben, dass Stiefel ein totales Fashion Statement sind und Sam einen Stetson hatte. Frag mich nicht, warum. Damals hat das alles richtig viel Sinn gemacht.”
Leo dachte nach, dann schüttelte er den Kopf, während er das Massieren brav wieder aufnahm. “Noch nie davon gehört, tut mir leid.”
Das brachte ihm eine amüsiert hochgezogene Augenbraue ein.
“Leo. Ich liebe dich. Ich halte dich für einen klugen Menschen, der echt viel weiß und von vielem zumindest ein wenig Ahnung hat. Aber ich kenn dich auch gut genug, um zu wissen, wo dein musikalischer Horizont aufhört, und dass der ganz sicher nicht bis zur Berliner Indie-Rock-Szene vor fünfzehn Jahren reicht.”
“Hey”, protestierte er, weil er das Gefühl hatte, dass er da irgendeine Art von Ehre zu verteidigen hatte, ganz besonders gegenüber jemandem, der Leo erst gestern mit dem gesummten Schnappi-Song gequält hatte. Stundenlang hatte er den Scheiß danach im Ohr gehabt.
“Ich kenn deine Spotify-Playlists, vergiss das nicht.” Adam knüllte eins der Kissen erneut unter seinem Kopf zusammen und schien es sich dauerhaft bequem zu machen wie eine Katze, die gerade gründlich durchgekrault wurde. “Aber es sei dir verziehen, dass du eine der richtungsweisenden Kreuzberger Bands vom Juli 2010 nicht kennst.”
“Eindeutig eine Bildungslücke. Keine Ahnung von Rise oder den Cowboys.”
Adam nickte übertrieben ernsthaft. “Fürchterlich. Als nächstes erzählst du mir noch, dass du nie etwas von Kopfkino oder Neonfluss gehört hast.”
Leo schüttelte den Kopf.
“Grenzland Echo?”
“Nein.”
“Fransenteppich?”
Leo zwickte ihn in die große Zehe. “Du erfindest die doch.”
“Wirst du nie rausfinden.” Adam rutschte mit dem Hintern noch ein Stück näher und winkelte die Beine an, um die Fußmassage nicht zu unterbrechen. “Wir hatten einen einzigen Song, der es aus Kreuzberg raus geschafft hat. Platz siebzehn in den deutschen Charts, eine Woche lang.” Er kräuselte die Nase; eine kleine Geste, die Leo immer ein bisschen schwach werden ließ. “Und Platz zwei in Finnland, aus irgendeinem Grund. Da waren wir der Sommerhit. Dabei ging es um Pfandflaschen, aber das ist wohl in Helsinki ein großes Ding und total subversiv.”
Leo ließ sich das durch den Kopf gehen. So wirklich viel Sinn ergab das alles immer noch nicht, aber wenn er eins gelernt hatte, dann, dass es klug war, bei Adam manches einfach zu akzeptieren. Seine Pistazienliebe, aber nur die gesalzenen. Die Sonnenbrillen, die manchmal auch im ärgsten Regensturm ohne erkennbaren Anlass getragen wurden. Anscheinend eine Existenz als Kurzzeit-Rockstar.
Trotzdem ließ ihn der Gedanke nicht los, dass er das wissen sollte. Nicht, weil Adam es ihm hätte erzählen müssen, sondern weil das doch etwas war, das man über den Menschen wusste, den man liebte.
Früher hatte Adam sich nie für Musik interessiert, aber sein Vater hätte das auch nie erlaubt. Die paar Mal, die Leo damals bei den Schürks zu Besuch gewesen war, hatte in dem grauen Haus immer bedrückende Stille geherrscht und Adam hatte zwar eine kleine CD-Sammlung sein Eigen genannt, aber Leo hatte nie erlebt, dass er die alte, billige Stereoanlage in seinem Zimmer verwendet hatte. Musik hatte nur im Baumhaus stattgefunden oder hinter der Turnhalle der Schule, mit geteilten Kopfhörern und Leos zerbeultem MP3-Player.
Hätte er ahnen müssen, dass Adam irgendwann ein Interesse an Musik entwickeln würde, vielleicht gerade weil sein Vater es nie erlaubt hätte?
“Ich hab dich damals gelegentlich online gesucht”, sagte er schließlich, unsicher, ob das Geständnis der richtige Schritt war oder er es besser für sich behalten sollte.
Sie redeten jetzt mehr miteinander, aber manche Bereiche waren immer noch so unendlich schwer. Adams Gründe für sein Verschwinden waren so ein Thema gewesen. Was das mit Leo gemacht hatte, ein anderes. Das Plaudern jetzt gerade weckte keine Wehmut in ihm über die verlorene Zeit und er wollte seine Gedanken nicht verschweigen, aber das sensible Terrain war ihm trotzdem bewusst.
“Da hättest du mich nicht gefunden.” Adams Stimme war weich, als hätte er Angst, Leo zu verscheuchen. “Zumindest nicht in dem Zusammenhang. Damals war ich gerade mitten in den Aufnahmetests zur Polizei und ausnahmsweise clever genug, um über mögliche Konsequenzen nachzudenken.”
Leo belohnte ihn dafür mit einem liebevoll spöttischen Grinsen und ließ sich dankbar wieder auf sichereren Boden ziehen. “Ausnahmsweise.”
“Ausnahmsweise.” Adam zwinkerte ihm zu und brummte zufrieden, als Leo mit den Daumen die richtige Stelle erwischte. “Und deshalb hab ich mir ein Alias zugelegt.”
Das Grinsen wurde breiter. “Ahja.”
“Brauchst gar nicht so misstrauisch klingen, Jens-Jens.”
Der Fall, der mit Roswitha Jäger den Anfang genommen hatte, war mittlerweile lang genug her, dass Leo seinen Frieden damit gemacht hatte. Adam wusste das, aber da war trotzdem eine Sanftheit in seiner Stimme, wann immer die Sprache darauf kam. Ein wortloses Versprechen, dass er vorsichtig damit umgehen würde.
Jetzt gerade fühlte Leo sich wohl mit der kleinen Erinnerung. Er zupfte ein wenig an Adams Socke, bis die Naht wieder gerade saß, um die Aufmerksamkeit wieder von sich abzulenken.
“Wie war denn dein Undercover-Name? Dam-Dam?”
Adam zog eine gespielt beleidigte Schnute. “Pfft. Dam-Dam. Ich bitte dich.”
“Und wie dann?”
Verdächtige Stille. Lang genug, dass Leo wusste, dass das hier potenzielles Erpressungsmaterial für die kommenden Jahre sein musste.
“Ich könnte auch einfach nachschauen, jetzt wo du mir den Bandnamen verraten hast. Oder mir eine deiner Autogrammkarten aus dem Umschlag stibitzen.” Leo zwickte ihn nochmals in den Zeh, gar nicht so sachte diesmal. “Unterschreibt der große Künstler da auch mit dem Pseudonym?”
“Der große Künstler nimmt gleich seine Autogrammkarten und setzt sich damit ins Arbeitszimmer.”
“Dafür müsstest du erst mal aufstehen.” Leo grub seinen Daumen gekonnt in Adams Fußballen und entlockte ihm ein glückliches Stöhnen.
“Ja, ja, ich sag ja schon, du Foltermeister.”
“Soll ich aufhören?”
“Nein!”
“Also?”
“Das ist jetzt wirklich nicht so großartig, wie du es vielleicht erwartest.” Adam blinzelte ihn an, ein Hauch Unsicherheit in den blauen Augen, und Leo knickte beinahe ein, bevor er sich daran erinnerte, dass es den richtigen Zeitpunkt für Mitleid gab, der aber ganz sicher nicht jetzt war.
“Ich warte.”
Adam schloss die Augen und seufzte ganz tief, bevor er ihn wieder ansah.
“Kim.”
Leo nickte bedächtig, während er sich das durch den Kopf gehen ließ. “Kim.”
Adam wartete ab.
“Das ist schon richtig weit weg von Adam”, sagte er schließlich.
“War ich zu der Zeit auch.” Mit einem Ächzen stemmte Adam sich hoch, bis er aufrecht saß; Leo streckte die Hand aus und half ihm, die Balance zu finden, Adams Hand kühl in seiner. “Das waren die letzten drei Buchstaben, die ich in einem Scrabble-Spiel übrig hatte an dem Abend, als wir unsere Namen auf das erste Poster schreiben mussten. Und ‘Mik’ klang dann doch zu sehr nach Mick Jagger.”
“Klingt auch noch weniger nach dir als Kim.” Leo legte den Kopf schief und lächelte; er konnte beobachten, wie Adam sich wieder entspannte, jetzt wo ein weiteres Puzzlestückchen des Geheimnisses enthüllt worden war. “Was hat denn dann die große Musikkarriere verhindert?”
“Karriere ist echt ein großes Wort für ein paar Monate, in denen ich mir die Getränke nicht selbst zahlen musste.” Adam schwieg kurz und Leo wartete, während er sich die Worte zurechtlegte.
Manchmal brauchte Adam ein bisschen Zeit, bis er den richtigen Ansatz fand. Wieder etwas, das Leo mittlerweile gelernt hatte: Adam würde mit ihm reden, in seinem Tempo, und brauchte manchmal nur einen kleinen Ansporn und genug Raum, um sich zu sortieren.
“Wir hatten einige gute Monate, da kam auch ganz anständig Kohle rein in der Zeit. Also nichts Sensationelles, ich hab jetzt nirgends ein Bankkonto mit zig Millionen irgendwo, aber es war eine Weile genug für die Miete und Essen, das nicht nur aus Kartoffeln bestanden hat. Wir hatten die Mini-Tour in Finnland und wir haben’s auf eine Bravo Hits geschafft, da kommt dann schon was zusammen. Aber das war nicht auf Dauer, das war uns schon damals klar. Hat mir aber trotzdem geholfen zu der Zeit. Das war das erste Mal, seit ich aus Saarbrücken weg bin, dass ich mir keine Sorgen drum gemacht hab, ob ich mir im nächsten Monat die Wohnung leisten kann.”
Leo konnte sehen, dass Adam gerade mit den Gedanken ganz weit weg war, und legte einfach nur die Finger um Adams Knöchel mit gerade genug Druck, um ihn im Hier und Jetzt zu erden. Die Geste war etwas, das ihm selbst half, wenn er sich in einer mentalen Spirale verlor. Er wusste nicht, ob das für Adam genauso funktionierte, aber schaden konnte es nicht.
“Fares hat dann den Laden von seinem Vater übernommen”, fuhr Adam schließlich fort. “Sam hat einen Job gefunden und bei mir ging das Studium los. Da war ich grad noch in Helsinki und hab vor ein paar tausend Finnen meine fünf Beats gespielt, und zwei Wochen später saß ich im Hörsaal und hab Paragraphen zur Regelung von Hundescheiße auf Gehwegen um die Ohren geknallt bekommen.”
Leo schmunzelte. “Immer dieses wilde Rockstar-Leben.”
“Absolut vogelwild.” Adam lächelte nostalgisch-verträumt. Ein schöner Anblick war das, dieser ruhig-entspannte Zug um seinen Mund; Leo liebte es, ihn so sehen zu können. “Flo hat alleine weitergemacht, aber so wirklich ist nie mehr was draus geworden, glaube ich. Wir hatten in den nächsten paar Jahren noch eine Handvoll gemeinsame Auftritte bei lokalen Festivals in Berlin, wenn jemand ganz gezielt nach uns gefragt hat, aber das war’s dann auch schon. Einmal waren wir noch in Tampere, das war das letzte Konzert, bevor ich dann nach Lübeck gegangen bin, weil ich da meine erste Stelle nach dem Abschluss bekommen hab. Da war’s dann aus mit dem Rockstar-Leben, weil ich neben den Möwen und Fischbrötchen und Krabbenkutterleichen keine Zeit mehr hatte.”
Wenn Leo darüber nachdachte, konnte er es fast vor sich sehen. Ein jüngerer Adam, der sich tragen ließ von der Musik und vom Jubel des Publikums, ganz zerzaust und erschöpft und glücklich. Er gönnte es ihm von Herzen, aber da war auch ein Körnchen von etwas, das nicht wirklich Neid war. Wehmut vielleicht, dass er Adam nie so erlebt hatte. Dass sie jetzt vieles teilten, aber immer noch so viele getrennte Jahre erlebt hatten.
“Vermisst du es?”, fragte er, bevor er der seltsamen Stimmung nachgeben konnte.
“War eine interessante Zeit.” Adam streckte die Hand aus und strich über Leos Oberarm. Auf und ab, wieder und wieder, und Leo lehnte sich in die Berührung. “Die Jungs waren gute Freunde. Manchmal frag ich mich, was aus ihnen geworden ist, aber ich träume jetzt nicht von einem großen Comeback oder einem Universum, in dem wir immer noch um die Welt touren und ich irgendwelchen Caterern Vorschriften drüber mache, welche Farbe meine M&Ms haben dürfen. Nicht, dass wir das jemals gemacht hätten. Wir waren froh, wenn es was zu essen gab, das wir nicht selbst mitbringen mussten.”
“M&M-Diskriminierung ist sowieso dämlich.” Leo schaute ihn an, dann hinunter auf Adams Hand, die immer noch seinen Oberarm streichelte. “Spielst du heute noch?”
Das sollte er nun wirklich wissen. Er war sich relativ sicher, dass er es gemerkt hätte, aber sie klebten nun auch nicht jede Stunde des Tages zusammen. In ihrer Wohnung stand nirgends ein Schlagzeug rum, aber Leo wusste, dass es auch in Saarbrücken so etwas wie Proberäume gab.
Adam zuckte mit den Schultern. “Hab schon seit Jahren keine Sticks mehr angefasst. Mit ein wenig Übung könnte ich es vermutlich wieder, aber ich hatte auch damals nur die fünf Songs aus unserer Setlist drauf, und dazu noch Highway to Hell, weil Fares ein riesiger Fan war. Bei denen ist überall der Beat bei allen fast derselbe, sonst hätte das nie funktioniert. Ein paar Wochen Rumprobieren machen einen wirklich nicht zu Dave Grohl.”
Leo grinste ihn an. “Doch nicht der große Superstar?”
“Nee. Deshalb bin ich ja auch wieder hier. Für das Saarland reicht es.” Adam griff nach Leos Hand und zupfte auffordernd. “Und für dich hoffentlich auch, sonst muss ich mir wieder ein Schlagzeug organisieren und das würde den Nachbarn wirklich nicht gefallen.”
Leo dachte an Frau Vogel im zweiten Stock und erschauderte innerlich.
“Ja, das lassen wir lieber.” Er ließ den Blick über den vollgeräumten Couchtisch schweifen, dann zurück zu Adam. “Hast du heute noch was zu tun?”
Adam schüttelte den Kopf. “Alles fertig, und um die Autogrammkarten kümmere ich mich am Wochenende. Da signier ich dir gern eine.”
“Mit persönlicher Widmung, hoffe ich.”
“Wenn du ganz lieb fragst.” Mit einem Ächzen stützte Adam sich auf der Couch ab, damit er nicht wieder nach hinten kippte. “Wie wär’s, wenn dich der große Superstar ins Schlafzimmer entführt? So für ein bisschen Backstage-Gekuschel?”
“Hat es damals so wenig gebraucht, um die Groupies rumzukriegen?”
Adam wackelte verführerisch mit den Augenbrauen. “Save a horse, ride a cowboy?”
Leo schnaubte ein Lachen und schubste Adams Füße von seinen Oberschenkeln und zurück auf die Couch, fest genug, um ihn fast aus der Balance zu bringen. “Interessantes Angebot, aber eigentlich wollte ich mich ums Abendessen kümmern.”
“Backstage gibt’s M&Ms in der Farbe deiner Wahl.” Adam pausierte. “Oder was auch immer die Schublade von meinem Nachtkästchen hergibt. Möglicherweise musst du dich mit schnöder Schokolade begnügen.”
“Schockierend.” Leo lehnte sich ihm für einen raschen Kuss entgegen, der nur als kleine Einladung gedacht gewesen war, aber sehr schnell darüber hinaus ging. Von der Vorband zum Hauptakt, sozusagen, und er war kurz mehr als versucht, der beginnenden Wärme im Bauch nachzugeben und die vernünftigen Pläne für den restlichen Tag über den Haufen zu werfen.
Rockstar-Style eben.
Er atmete ein wenig schneller, als Adam wieder von ihm abließ und ihn erwartungsvoll ansah, und stand dann entschlossen und nur mit einem kleinen Ziepen im Knie auf.
“Na komm”, sagte er und streckte Adam einladend die Hand entgegen, um ihn ebenfalls auf die Beine zu ziehen. “Küche, damit wir uns ums Catering kümmern können. Und danach kannst du mir dann zeigen, wie gut der große Star einen Rhythmus halten kann.”
