Chapter 1: Filmabend
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Charlie POV
„Noch zwei Stunden, dann haben wir es endlich geschafft", stöhnte ich, lehnte mich in meinem Sitz zurück und strich mir über die schwarzen, schulterlangen Locken. Der Tag zog sich bis zum geht nicht mehr und nun hatten wir nur noch eine Vorlesung, die wir überleben mussten.
Ich erschrak, als meine beste Freundin Talia mit einem lauten Rumms ihren Kopf auf die Tischplatte knallen ließ, sodass man nur noch ihre rot-blonden Haare sehen konnte, die in wilden Wellen um ihren Kopf und bis auf ihr Schlüsselbein fielen. „Ey, du Holzkopf!", beschwerte ich mich, „Hör auf, den armen Tisch zu misshandeln!" Sie drehte den Kopf und schaute mich aus ihren blitzenden grünen Augen an, woraufhin ich meine dunkelbraunen verdrehte.
Sie kam leider nicht dazu, irgendwas zu erwidern, da stolzierte auch schon unsere Englischprofessorin Frau Lennox herein. Man sah ihr direkt an, welches Fach sie hatte, mit ihrem grauen T-Shirt mit britischer Flagge, darüber eine Jeansjacke, auf der dieselbe eingestickt war, eine enge 7/8 Jeans mit kleinen roten, blauen und weißen Glitzersteinchen unten an den Beinen und Chucks, natürlich ebenfalls mit einer Flagge des vereinigten Königreichs.
Das Seltsame an ihr war, dass neben ihr ein Flugzeug explodieren konnte und sie es nicht hörte, sie jedoch wie so ein Trüffelschwein aus bestimmt 5km Entfernung ein Kaugummi roch, was sie auf den Tod nicht ausstehen konnte. Wirklich, bei anderen Professoren konnte man in der hintersten Reihe grillen und es interessierte sie nicht, im Gegenteil, Professor Schulz hatte einmal sogar mitgemacht, aber bei ihr waren sogar Kaugummis verboten. Innerlich stöhnte ich auf, die Britta konnte ich gerade gar nicht ausstehen.
Da gerade sowieso keine Klausurenphase war, schaltete ich bald ab und begann, ein wenig auf meinem Collegeblock zu kritzeln. Natürlich benutzte ich einen Laptop für meine Notizen, aber Papier war doch sehr nützlich, um ein wenig zu zeichnen, oder Leuten Nachrichten zukommen zu lassen. Da drehte sich Leo in der Reihe vor uns zu uns um und schob Talia einen zusammengefalteten Zettel zu, den sie sogleich öffnete. Er entpuppte sich als ein blauer Flyer mit großer weißer Schrift und noch bevor sie ihn vorlas, wusste ich, worum es ging.
„Cool, heute Abend ist wieder Kinoabend im Physik Hörsaal", meinte sie.
„Was läuft denn?", fragte ich mit halbem Interesse. Sie schaute unten auf dem Flyer nach und grinste mich breit an.
„Hobbit!"
„Muss das sein?", fragte ich seufzend. „Ja, dann kannst du die Filme auch endlich mal sehen."
Dazu hatte sie mich schon seit Jahre überreden wollen, doch bisher hatte ich dem immer ausweichen können. Ich hatte wirklich keine Lust auf irgendwelche Fantasy Schmachtfetzen mit Elfen und Prinzen und so einem Schwachsinn.
Doch es schien, als könnte ich dem diesmal nicht ausweichen, denn sie schaute mich mit großen grünen Augen flehend an, bis ich die Augen verdrehte. „Na gut, ich gehe mit dir hin." Sie wäre fast aufgesprungen und hätte laut gejubelt, das konnte ich ihr ansehen.
Endlich waren wir aus der Uni raus und schlenderten über den Campus, wobei Talia strahlte wie ein Honigkuchenpferd und mir immer wieder erwartungsvolle Blicke zuwarf. „Na komm schon, erzähl mir, worum es geht", seufzte ich und die Jüngere grinste mich breit an.
„Der Regisseur heißt Peter Jackson und die Filme sind der Wahnsinn. Es ist eine Romanverfilmung, des berühmten Kinderbuches von John Ronald Reuel Tolkien. Die Filme handeln von dem Mut, Großes zu tun, auch wenn man selbst sehr klein und unscheinbar ist. Sie handeln von wahrer Freundschaft und nicht zu vergessen von einem unglaublichen Abenteuer.
Die Handlung ist die, dass sich Thorin Eichenschild und seine Gemeinschaft von 12 Zwergen und einem Hobbit auf den Weg zum Erebor machen, um den Einsamen Berg, die Heimat der Zwerge, aus den Fängen des Drachen Smaug zu erobern. Ihr Weg führt sie aus den Blauen Bergen durch das Auenland, nach Bruchtal, über das Nebelgebirge und schließlich durch den Düsterwald und Esgaroth, einmal durch Mittelerde. Das war jetzt nur eine Kurzfassung, aber ich will natürlich auch nicht spoilern."
„Es klingt total kitschig", brummte ich nur. „Ach was, es wird dir gefallen." Das bezweifelte ich stark, doch ändern konnte ich an meiner Situation nichts mehr.
Zurück in unserer WG, die wir uns mit einer Medizinstudentin namens Carolina teilten, wirbelte die Rothaarige sogleich herum, suchte Snacks, Getränke und Decken zusammen, obwohl mir das etwas übertrieben schien. „Was ist denn mit ihr los?", fragte Carolina, die gerade zur Tür hereingestolpert kam und strich sich ihren hellbraunen Pony aus der Stirn. „Irgendwie hat sie mich überredet, heute Abend im Campuskino mit ihr Hobbit zu schauen." „Sind das nicht die Filme, die sie so liebt?" Ich nickte ergeben. „Caro, cool, dass du hier bist. Kommst du heute Abend mit zum Filmabend?" Überrumpelt wanderten ihre braunen Augen von Talia zu mir und wieder zurück, wobei ich ein lautloses „Bitte" formte. Allein würde ich das nicht überstehen. „Na gut", willigte sie schließlich ein, da fiel meine seltsame beste Freundin ihr auch schon um den Hals.
Die nächsten Stunden waren beinahe unerträglich, da wir uns die komplette Vorgeschichte von dem Spaß anhören, wie auch sämtliche Trailer ansehen durften.
„Also ich muss sagen, es sieht doch nicht so schlecht aus", meinte Carolina und ich brummte nur missmutig. Schließlich zeigte die Uhr 18:30 und wir machten uns auf den Weg zurück zur Uni, damit wir pünktlich um 19:00 Uhr da sein konnten.
Auf dem Weg begegneten uns einige andere Studenten, da sich in unserer Nähe noch mehr WGs befanden. Eine Gruppe Jungs spazierte vor uns, darunter auch Leo, der mir das alles erst eingebrockt hatte.
„Hey Caro, ich bin vom Pannendienst und würde dich gerne abschleppen!", rief der Blonde, sobald er uns sah. Er und einige Freunde hatten irgendwie eine Wette am Laufen, wer sich mit dem schlechtesten Anmachspruch ein Mädchen klären konnte. Bei mir trauten sie sich das zum Glück nicht, seit ich Marc einmal die Nase gebrochen hatte, und Talia stand unter meinem Schutz, das wussten sie. Die Braunhaarige stieß einen verächtlichen Laut aus, wirkte aber dennoch eingeschüchtert. Talia schaute sie aufmunternd an, während ich missmutig zu der Truppe schaute. Meine Planung für diesen Abend war schon beschissen genug, da brauchte ich nicht auch noch diese Vollspacken. „Na, wohin des Weges?", fragte Talia motiviert. „Zum Ort des Filmes, holde Maid", säuselte Manni, eigentlich Manfred, ein absoluter Streber, Liebling aller Professoren, Schleimbolzen, aber an sich ganz nett. „Ach, wollt ihr auch Hobbit schauen?", fragte meine beste Freundin glücklich. „Um ehrlich zu sein hatte ich keine Ahnung, was heute läuft", gestand Aslan, Leos Kumpel.
Schließlich erreichten wir die Uni und im Physiksaal waberte der fettige Geruch von Pizza zu uns herauf, die das Orga-Team bestellt hatte. Mit einem genervten Stöhnen ließ ich mich auf einen Platz in der ersten Reihe fallen, die Talia für uns ausgesucht hatte. Es waren bereits einige andere Studenten da und zu meinem tiefen Bedauern erblickte ich sogar Frau Lennox, die ganz in unserer Nähe saß.
„Na, keine Lust auf den Film?", fragte mich Violet. Ich verdrehte nur die Augen und sie reichte mir wortlos eine Packung M&Ms. Dann ging es auch schon los und zu meiner Überraschung funktionierte die Technik unserer steinalten Uni ausnahmsweise Mal. Ich hatte schon gedacht, dass es daran scheitern würde.
Es begann mit kitschiger, geheimnisvoller Musik und einem alten Knacker. Wer war das denn? Und wer zur Hölle war Frodo? Anschließend wurde eine Landkarte gezeigt, die ich als Mittelerde identifizieren konnte. Zumindest so viel hatte ich verstanden. Erebor, der Ort musste ja wirklich krass sein, wenn der so angepriesen wurde. Tal? Wer nannte denn eine Stadt auf einem Berg Tal? Genau das fragte ich dann auch Talia.
„Thal wird mit h geschrieben, das ist was anderes." Dann sah man das Königreich Erebor und mir blieb kurz die Spucke weg. Alter, der Ort war ja der Hammer! Nicht wirklich so, wie ich mir mein Traumhaus vorstellen würde, aber gar nicht mal schlecht. Dann erzählte der Knacker weiter von Thror, den mächtigsten aller Zwergenfürsten. Warte... war der nicht in Marvel dabei? Das war doch der mit dem Hammer! Was wollte der dann in Mittelerde? Und vor allem, wenn es ein Mittelerde gab, wo waren dann Über- und Untererde?
Ich beschloss, mich nicht mehr so viel zu fragen, sondern meine Aufmerksamkeit der Handlung zu widmen. Gerade stolzierte eine Frau mit langen weißen Haaren und Gestrüpp auf dem Kopf auf den Thron der Zwerge zu.
Äh, ... Elbenkönig? Das war ein Mann? Hatte auf jeden Fall so krasse Augenbrauen wie Julian aus meiner Zeit in der Mittelstufe. Okay, die hatten irgendwie Stress miteinander, also Thror und der Elb. Gold, böse, bla bla bla. Smaug? Irgendwie ein süßer Name für einen fürchterlichen Drachen.
Dann ging es auch schon los mit einer fiesen Kampfszene, bei der die Zwerge jedoch nicht gut abschnitten. Innerhalb von Sekunden fackelte die fliegende Echse ganze Armeen der Zwerge nieder. Als der Zwergenprinz jedoch seinen Kumpel hinter eine Säule zerrte und das Feuer gerade so an ihnen vorbeizischte, ohne ihnen ein Haar zu krümmen, merkte ich, wie unrealistisch das ganze doch war.
Sie schafften es gerade noch so aus dem brennenden Berg, wobei der Prinz seinen senilen alten Opa hinter sich her schleifen musste, weil der so geil auf das Gold war. Atemlos waren sie draußen und während um sie herum die Welt unterging, erschien die blonde Barbie von vorhin auf einem riesigen... Elch? Zugegeben, eine interessante Wahl für ein Reittier. Hinter ihm stellte sich eine ganze Armee auf und ich konnte mir denken, worauf das hinauslief. Die Elben würden sich in den Krieg stürzen, versagen und ganz Mittelerde würde dem Untergang geweiht sein wegen dieses Drachen.
Dann bemerkte ich jedoch den kühlen Blick des Königs, während der Zwergenprinz schrie: „Helft uns!" Für einen Moment geschah nichts, dann drehte sich der Elbenkönig um und ging. Hatte der jetzt seine ganze riesige Armee da versammelt, um nichts zu tun? „Thranduil wollte das Leben der Seinen nicht aufs Spiel setzen", plauderte die Erzählerstimme weiter. Okay, Elben sind asozial, ist notiert.
Wir waren gerade zurück bei den Hobbits, wo der alte Knacker plötzlich wieder jung war und in weißer Schrift 60 Jahre zuvor auf dem Bildschirm erschien, als ein lauter Knall ertönte und das Bild schwarz wurde. Der Beamer knackte verdächtig und stürzte dann von der Decke des Hörsaals. Violet wich schnell aus und schon zerschellte das Gerät in viele brennende Teile.
In unwahrscheinlicher Geschwindigkeit war das Zimmer gefüllt mit Rauch und mir wurde schwindelig. Um mich herum schrien die anderen Studenten durcheinander und Frau Lennox, die einzige Professorin an Bord, versuchte, sie irgendwie zu beruhigen. Mehr bekam ich nicht mehr mit, denn dann wurde alles schwarz.
Chapter 2: Ankunft in Beutelsend
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Talia POV
Wie in einem schlimmen Fanfiction-Klischee wachte ich mit höllischen Kopfschmerzen auf. Es war viel zu hell! Waren wir nicht eben noch im gemütlichen Hörsaal gewesen? Gut, gemütlich ist vielleicht etwas übertrieben, doch auf jeden Fall nicht nass! WO waren wir hier?
Langsam öffnete ich die Augen und erblickte einen strahlend blauen Himmel. Gut, jetzt war ich verwirrt. Hatte Frau Lennox uns alle nach draußen getragen? Doch als ich mich vorsichtig aufsetzte, bemerkte ich, dass ich die grüne Wiese auf der wir lagen noch nie gesehen hatte. Mit ‚wir‘ meine ich übrigens sämtliche meiner Mitstudenten, inklusive Charlie, Frau Lennox und ich. Die anderen wurden auch langsam wach und unsere geliebte *hust**hust* Professorin kreischte sofort los: „Wo sind wir hier? Was ist hier los? Ich verlange sofort nach Antworten!“
„Wären wir in einer Fanfiction, wäre das hier Mittelerde, doch das ist zutiefst unrealistisch“, antwortete ich.
„Was ist Mittelerde?“ Wie illegal ist es, dumme Leute umzubringen? Zum Glück, und zu meiner Überraschung, antwortete meine beste Freundin für mich; „Mittelerde ist der Ort, wo der Film gespielt hat, den wir bis eben noch gesehen haben.“ „War das nicht Neuseeland?“, fragte Marcel. Nun hatte ich wirklich Mordfantasien.
Leo rettete mich jedoch, da er mit einigen anderen Jungs schonmal über einen Hügel gelaufen war und nun in die Ferne deutete.
„Das müsst ihr euch anschauen!“
Wir folgten ihm und sahen sanfte grüne Hügel, bedeckt mit Gras, in die kleine runde Fenster und bunte Türen eingelassen waren. Ein kleiner Fluss schlängelte sich durch die schöne Landschaft. Ja, mittlerweile dürfte jeder, der sich mit Hobbit zumindest ein bisschen auskennt bemerkt haben, dass wir im Auenland waren.
„Was ist das hier?“, fragte Carolina verwundert. „Das Auenland“, erwiderte ich ehrfürchtig. Wir waren wirklich in Mittelerde! Da entdeckte ich einen Mann, der viel zu groß für diese kleine Landschaft war. Ein mir wohlbekannter Mann mit langem Bart, spitzem Hut und grauem Mantel.
„Gandalf!“, rief ich und stürmte los. Verwirrt blickte der Zauberer sich um, bis er mich entdeckte. „Haha, immer langsam, junge Dame“, lachte er, als ich schlitternd vor ihm zum Stehen kam. „Gandalf, bist du es wirklich?“, fragte ich mit riesigen Augen, was ihn nur noch mehr zum Lachen brachte.
„Als würdest du noch daran zweifeln, meine Kleine.“
„Wie? Kennst du mich?“, fragte ich und versuchte dabei tunlichst das 'meine Kleine' zu ignorieren. Schließlich kannten wir uns seit wenigen Sekunden, ich war 23 Jahre alt und 1.72. Nun gut, irgendwie schien zumindest das nicht mehr zu passen, denn Gandalf ragte ein gewaltiges Stück über mir. War ich geschrumpft?
„Nicht persönlich, aber Galadriel sah in ihrem Spiegel zwei Mädchen, die mit Hilfe des Geschlechts Durin Arda retten.“ „Entschuldigen Sie, wie können Sie es wagen, meine Schülerin anzuquatschen?“, zerriss die schneidende Stimme meiner Lehrerin die friedliche Stimmung.
„Talia, ich wusste gar nicht, dass du einen Sugar Daddy hast“, grinste Marc und ich machte mir eine Notiz, eine Liste mit Leuten anzufertigen, die ich an Sauron ausliefern wollte. Der Maia schien ebenfalls verwirrt.
„Frau Lennox, kein Grund zur Sorge, ich kenne diesen Mann aus den Hobbit-Filmen.“
„Erlaubt mir, mich vorzustellen; Ich bin Gandalf. Und Gandalf… bin ich. Und wer von euch ist Charlott?“, fragte er als nächstes. Meine Freundin stapfte missmutig vor.
„Ach komm, jetzt mach doch nicht so ein Gesicht wie Thorin wenn’s regnet, freu dich doch, dass wir in Mittelerde sind!“ Ich stupste sie an. „Gut, ihr seid beide da“, fuhr der graue Zauberer fort, „Ihr müsst euch der Gemeinschaft Thorin Eichenschilds anschließen.“ „Wie bitte, was?“, rief ich und Charlie fragte verwirrt: „Was für ne Gemeinschaft von wem?“ „Klingt wie ne Sekte“, warf Tobi ein.
„Talia, du weißt Bescheid?“, fragte der Zauberer, ohne auf das Geschwätz der anderen einzugehen. Ich nickte.
„Gut, dann kennst du deine Mission. Sei heute Abend bei Bilbo, ich werde ebenfalls dorthin kommen. Schließt euch der Gemeinschaft an und rettet das Geschlecht Durins.“ Auf einmal fühlte ich mich komplett wie in meinem eigenen Actionfilm.
„Natürlich, Gandalf, wir werden dich nicht enttäuschen.“ Bevor er sich jedoch umdrehen konnte, warf Leo die Frage ein: „Und was ist mit uns?“
„Ja, wir wollen auch mitkommen!“
„Aber ihr kennt euch hier doch gar nicht aus!“, argumentierte ich, „Ihr habt nicht einmal Kampferfahrung!“ „Und ihr etwa schon?“, fragte Manfred spöttisch.
„Wer mitkommen möchte, kann ja zumindest Thorin mal fragen“, beschwichtigte Gandalf, „Macht das unter euch aus, aber zumindest euch zwei sehe ich heute Abend.“ Damit ging er und ließ es an uns, unsere Probleme auszudiskutieren.
„Gut, wer von euch würde alles mitkommen wollen?“, fragte ich. „Nein, niemand geht irgendwohin. Ihr kennt diesen Mann nicht und ich persönlich vertraue ihm kein Stück. Im Ernstfall bin ich für euch verantwortlich!“ „Verzeihen Sie, Frau Lennox, aber Talia hat mir mal erzählt, dass sie die Hobbit-Charaktere besser kennt als ihre eigenen Familienmitglieder und wenn sie diesem Fake-Dumbledore vertraut, dann werde ich das ebenfalls.“
Ich warf einen gerührten Blick hinüber zu Charlie, die mich nur angrinste. „Wir sollten generell Talia entscheiden lassen“, fand Ella. „Sie kennt die Filme und die Charaktere schließlich am besten.“ „Na gut“, entschied Frau Lennox, „Also, was denkst du? Können wir ihm vertrauen und wird diese Unternehmung sicher?“
„Ja und nein“, antwortete ich. „Vertrauen können wir ihm auf jeden Fall, nur sicher wird dieses Unterfangen nicht. Wer sich also nicht in Lebensgefahr begeben möchte, kann gerne hierbleiben. Das Auenland ist ein friedlicher Ort, einer der wenigen in ganz Mittelerde. Hier gibt es lustige Gesellschaft und gutes Bier, ganz anders als dort draußen, wo wir mit Hunger, Entbehrung und Tod klarkommen müssen. Hier in der Nähe gibt es ein Gasthaus, wo ihr bleiben könnt, die Kosten übernimmt dann später Gandalf oder so. Wer trotzdem mitkommen möchte, kann mir folgen und wir werden zumindest mal Thorin fragen, wen er mitnimmt. Ich werde nun mit Charlie nach oben in Richtung Beutelsend gehen, wer möchte, läuft uns hinterher.“
Damit machte ich mich mit stetigen Schritten auf in Richtung Hobbithöhle. „Glaubst du, das ist wirklich eine gute Idee?“, fragte meine Freundin mich zögerlich auf dem Weg nach oben. „Gandalf meinte, Mittelerde braucht uns, daher haben wir, glaube ich, nicht wirklich eine Wahl.“ „Hey, wartet!“, rief da eine Stimme von irgendwo hinter uns. Frau Lennox, einige Jungs und zwei Mädchen hatten sich entschlossen, mitzukommen. Der Rest bog in Richtung des Gasthauses „Zum Grünen Drachen“ ab.
Bald hatten wir die schöne Hobbithöhle erreicht und ihr Bewohner kam uns sogar gerade entgegen. In der Hand hielt er einen frisch gekauften Fisch. „Herr Beutlin“, rief ich und er drehte sich verdutzt um. „Verzeiht, doch wir suchen ein Quartier für die Nacht und wären schon im Morgengrauen wieder weg. Es tut mir leid, dass wir Euch so überfallen-“
„Ach, kommt herein, kommt herein“, winkte der gastfreundliche Hobbit ab und öffnete die Tür. „Natürlich biete ich einigen Reisenden Unterschlupf. Aber ihr kommt nicht von hier, hab ich recht?“ Er musterte unsere Kleidung. „Das stimmt, wir kommen von einem Ort sehr weit entfernt. Mein Name ist Talia, das ist meine beste Freundin Charlie mit Frau Lennox-“
„Ach, nennen Sie mich Britta“, unterbrach mich diese, „Und die Vögel heißen Leo, Aslan, Manfred und Giulio. Die Damen hier sind Carolina und Violet.“ „Es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen, ich bin Bilbo Beutlin.“
Damit führte er uns herein und ließ die erste Phase unseres Abenteuers beginnen.
Chapter 3: Beutelsend - The Place to be
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Charlie POV
Nachdem Bilbo uns eine Roomtour durch sein bemerkenswert schönes, wenn auch etwas kleines, Haus gegeben hatte, halfen Carolina und Talia ihm beim Abendessen, wobei er sie irgendwann aus der Küche scheuchte, weil sie ihm zu unruhig wären. Ich saß währenddessen missmutig in einer Ecke, doch bald gesellte sich Talia zu mir und wir redeten, während die Jungs draußen versuchten, Holz zu hacken und die Caro und Violet mit Britta bei einem Tässchen Kamillentee im Wohnzimmer saßen.
„Das Essen ist fertig“, verkündete der Hobbit und wir stürmten zum Tisch. Schon beim Geruch war uns das Wasser im Mund zusammengelaufen. Und auch wenn es in unserer WG rein theoretisch einen Plan zum Kochen gab, fehlte uns meistens die Zeit für etwas anderes als Fast Food oder Salat.
„Hm, das ist köstlich, Bilbo“, schwärmte Caro. „Soll ich noch ein Tischgebet sprechen“, grinste Talia. „Nun, ich würde gerne mehr über eure Kultur erfahren, von mir aus gerne“, meinte Bilbo. „Also gut. Rosen sind doof, genauso wie Berge, ich steh voll auf Toastbrot, aber hasse Zwerge.“
Für einen Moment trat Stille ein, bevor ich eine verwirrte Augenbraue hob und Aslan anfing zu prusten.
„Also ich mag auch keine Zwerge“, verkündete Bilbo. „Ich hab noch nie einen getroffen, aber ich stelle sie mir eigentlich ganz niedlich vor“, meinte Giulio. Leider konnten wir unsere Diskussion nicht fortführen, da es in diesem Moment laut an der Tür klopfte. Bilbos Gesichtsausdruck änderte sich innerhalb von Sekunden von fröhlich und entspannt zu „Wer auch immer da ist, ich töte ihn“. Es war zutiefst beeindruckend. „Esst ruhig weiter, ich kümmere mich um diesen Gast.“ Nein, er klang alles andere als begeistert. Kaum war er aufgestanden, grinste Talia breit. „Jetzt geht’s los.“
Aus dem Flur hörte ich, wie unser Gastgeber beinahe panisch mit jemandem sprach, der eine um einiges tiefere Stimme hatte. Bei der Gestalt, die dann das Esszimmer betrat, erschrak ich fürchterlich. Es war ein kleiner, stämmiger Mann, mit Tattoos und Narben übersäht und in dunkles Leder und Pelz gehüllt.
„Eure Bälger?“, fragte er den Hobbit und deutete auf uns.
„Wie? Ach nein, das sind meine Gäste.“
Er gab nur einen undefinierbaren Laut von sich, irgendwas in Richtung brummen und setzte sich auf Bilbos Platz. Niemand wagte es, etwas zu sagen, als er begann, den Fisch des Hobbits zu essen.
„Ähm, entschuldigt, wir haben Ihren Namen noch gar nicht mitbekommen“, erkundigte sich Aslan höflich.
„Dwalin“, brummte dieser nur. Als der Zwerg, denn ohne Zweifel war dies einer, den Kopf des Fisches abbiss, war mir schon lange jeglicher Appetit vergangen. Da klingelte es plötzlich zum zweiten Mal. Niemand rührte sich, bis Dwalin bemerkte: „Das war wohl die Tür.“
„Ich geh schon, bleibt Ihr nur sitzen, Herr Beutlin“, bot Carolina an und hüpfte in Richtung Tür, vor der ein weiterer Zwerg stand. Dieser sah bei weitem freundlicher aus, mit weißem Bart und Haaren und einem gutmütigen Lächeln. „Oh, eine junge Dame hatte ich nicht erwartet. Ist denn der Herr des Hauses da?“, fragte er. „Ja, ist er, hinten im Esszimmer.“ Da entdeckten die beiden Zwerge einander. „Na, mein Bruder“, meinte der ältere und ich schaute Talia vorsichtig an. Was würde jetzt geschehen? Da hauten die beiden ihre Köpfe mit einem Rumms gegeneinander, der uns alle zusammenzucken ließ. „Tat das nicht weh?“ „Nein, Zwerge haben nen Dickschädel“, grinste meine Freundin nur. „Kommt, reservieren wir uns etwas Essen vor, bald gibt es hier nämlich nichts mehr.“ Das glaubte ich ihr beim Anblick der prall gefüllten Speisekammer zwar nicht, doch hatten wir schon an Dwalin gesehen, was für einen Mordshunger Zwerge haben konnten.
Talia POV
Ich hüpfte noch einmal schnell ins Badezimmer, bevor die Zwerge die Rohre zerstörten, wobei ich leider Bilbos Entschuldigungsrede verpasste, doch die kannte ich sowieso auswendig.
Schließlich klingelte es zum dritten Mal. Diesmal beeilte ich mich sogar noch mehr, zur Tür zu kommen. ,,Was rennst du denn so?", fragte Charlie mich. ,,Das sind gleich Fili und Kili!" Meine Freundin gab sich einen Facepalm. „Noch mehr Zwerge?“
Bilbo riss die Tür auf. ,,Fili..." ,,...und Kili." ,,Zu Euren Diensten." Dabei verbeugten die beiden sich. Bilbo fing schon mit seiner Rede an, dass die beiden ins falsche Haus gekommen waren.
,,Er ist ein wenig durch den Wind, kommt rein", meinte ich nur und führte sie ins Haus. ,,Passt auf, ich habe sie gerade frisch geschliffen", meinte Fili und drückte dem armen Hobbit seine beträchtliche Menge Waffen in die Hand. „Und wer sind die entzückenden jungen Damen?“, fragte der braunhaarige Zwerg mit bezauberndem Lächeln, während Charlie ihn anschaute, als würde sie ihn gerne bei lebendigem Leibe rösten. Leider blieb mir keine Chance zu antworten, denn da bog Dwalin schon um die Ecke. „Fili, Kili, kommt mit.“ Er legte dem jüngeren brüderlich einen Arm um die Schulter, der sich nur noch schnell zu uns umdrehte und mit einem Zwinkern versprach: „Wir reden später weiter.“
Da klingelte es Sturm und Bilbo regte sich tierisch auf. ,,Nein, es ist niemand zu Hause. Geht einfach wieder und belästigt jemand anders! Es sind sowieso schon zu viele Zwerge in meinem Esszimmer!" Ich grinste nur. ,,Wer kommt jetzt?", fragte Charlie genervt, „Ich schwöre, wenn es Zwerge sind, dann…“
Da fielen sie auch schon alle auf Bilbos Fußmatte. Dori, Nori, Ori, Oin, Gloin, Bifur, Bofur und der dicke Bombur und hintendrein kam dann der Übeltäter, der das alles zu verantworten hatte. ,,Gandalf", meinten wir beide mit Bilbo gleichzeitig.
Unser armer Gastgeber entschuldigte sich mehrmals bei uns für die Unannehmlichkeiten und die ungebetenen Gäste. Frau Lennox war kurz vor dem Ausrasten, bis wir Dori mit dem Kamillentee neben sie setzten und er sich dann ihr Geheule anhören durfte. Dies war die perfekte Gelegenheit für die Jungs, die den wachsamen Blicken ihrer Lehrerin entwischt waren, sich ein schönes Bier einzufüllen. Wir Mädchen halfen, Stühle und Tische zu stellen und achteten darauf, dass das meiste von Bilbos Einrichtung unbeschadet blieb. Na gut, Carolina und ich taten das, Charlie hockte mit einem Bier neben Dwalin und schaute grimmig drein.
Schließlich ließen die Zwerge sich um den Tisch herum nieder und zogen uns gleich mit sich. „Kommt, setzt euch zu uns!“, rief Fili. Die Jungs hatten schon hinten in der Ecke bei Bombur und den jüngeren Zwergen Platz genommen und lachten laut mit ihnen. „Nein, danke, ich passe“, hörte ich Carolina sagen, als Bofur ihr einen Krug Bier andrehen wollte. "Immer her damit", grinste ich und der Zwerg schob mir stolz einen Bierkrug hin. "Immerhin die hier haben Geschmack", grinste er, während er Dori neben sich mit dem Ellenbogen anstupste.
Schließlich fand ich mich neben Fili wieder und hatte sogar noch ein Stück Käse von Bombur bekommen.
Nach dem Essen beruhigte sich die Lage und Bilbo heulte sich bei Gandalf aus. „...Vom Badezimmer ganz zu schweigen, da haben sie die Rohrleitungen so gut wie kaputt gemacht." „Verzeiht, wenn ich euch unterbreche, aber was soll ich mit meinem Teller machen?" Und da war sie, die berühmte Frage von Ori. Breit grinsend lehnte ich mich an die Wand, als Fili meinte: „Schon gut, Nori, gib ihn mir.“ Aslan und Leo lieferten sich währenddessen im Esszimmer einen Messerkampf mit Bofur und Oin. „Würdet ihr das bitte lassen, ihr macht sie stumpf!“, meckerte Bilbo. „Habt ihr das gehört, Jungs?“, fragte Bofur, „Er hat gesagt die Messer werden stumpf!“
„Schlitzt das Tischtuch vom Damast, steckt in Brand nun den alten Kork, schmeißt die Gläser fest an die Wand.
Tut was Bilbo Beutlin hasst!“
Nun konnte ich auch nicht mehr an mich halten und sang laut mit.
„Spritzt den Wein an jede Tür, in den Boden stampft das Fett, tränkt die Teppiche gut mit Bier.
Tut was Bilbo Beutlin hasst!“
Zögerlich sang sogar Carolina diesen Satz mit, während ich mich zu Bilbo herunterbeugte und meinte: „Keine Sorge, die meinen kein Wort ernst.“
„Wir zerkleinern mit dem Beil Töpfe, Schüsseln, Porzellan und ist dann noch etwas heil…
Fangen wir von vorne an.“
„Ganz sicher?“, fragte mich der Hobbit zögerlich. „Ja, keine Sorge, deinem Geschirr wird es auch später noch gut gehen.“
Beim letzten „Tut, was Bilbo Beutlin hasst!“ gingen wir ins Esszimmer und sahen einen Haufen lachender Zwerge um einen Berg perfekt sauberen und gestapelten Berg Geschirr.
Die Stimmung war ausgelassen und fröhlich und sogar die Britta hatte sich mit Decke und Kamillentee aus dem Wohnzimmer gewagt, als es plötzlich an der Tür klopfte.
Für einen Moment trat vollkommene Stille ein, bevor Gandalf verkündete: „Er ist da.“
Chapter 4: Ein Zwerg, ein Drache und weitere Unannehmlichkeiten
Notes:
Sorry, mein Internet hat gestern Abend nicht funktioniert. Anyways, hier ist das neue Kapitel
Chapter Text
Charlie POV
Wer auch immer jetzt da war, der von Gandalf so großartig angekündigt wurde, er war erstens zu spät und zweitens ein unheimlicher Stimmungskiller. Die beiden jüngeren Zwerge brachten in Windeseile das saubere Geschirr weg und stellten sich dann mit den anderen Zwergen um die Tür. Neugierig folgten wir, während Manfred sich an einem rothaarigen Zwerg festhielt, da er etwas zu viel getrunken hatte. Bilbo, der kleine mutige Hobbit, öffnete die Tür und davor stand…
Ein Zwerg.
Gut, es war nicht irgendein Zwerg. Irgendwoher kam er mir bekannt vor. Außerdem hatte er eine unheimlich… majestätische Ausstrahlung, mochte man fast meinen, mit seiner stolzen Haltung und dem finsteren Blick. Die langen schwarzen Haare ergossen sich über eine breite Brust und sogar seine Gangart strotzte von Stärke. Er war größer als die anderen und ich bemerkte, dass ich ihm sehr gut ins Gesicht schauen konnte, während viele andere ein wenig zu mir aufschauen mussten.
„Gandalf, sagtest du nicht, dieser Ort wäre leicht zu finden?", fragte er nun und bei seiner Stimme lief mir ein Schauer über den Rücken. „Ich habe mich verlaufen. Zweimal. Ohne das Zeichen an der Tür hätte ich es überhaupt nicht gefunden."
Und weg war er, der Respekt. „Das klingt ja echt toll", murmelte ich sarkastisch, „Ihr wollt eine Reise durch halb Mittelerde machen und er verläuft sich im Auenland."
Nicht mal eine Sekunde später wurde ich gegen eine Wand gedrückt und hatte ein Schwert am Hals.
„Woher weißt du von unserer Unternehmung?“, fauchte er und ich starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Irgendwo stieß ein weibliches Wesen einen spitzen Schrei aus. Gut, oder jemand mit einer verdammt hohen Stimme. Vielleicht also Manfred.
Währenddessen versuchte ich, Ruhe zu bewahren und meine Stimme fest klingen zu lassen. „Wenn Ihr so freundlich währt, dieses Schwert von meinem Hals zu nehmen“, keifte ich, woraufhin er mich nur misstrauisch musterte. „Generell ist es sehr unfreundlich, und das meine ich nicht nur zu Euch, sondern zu allen Anwesenden, in ein fremdes Haus zu platzen, die Speisekammer zu plündern und wahllos Gäste zu bedrohen.“
Je mehr ich redete, desto wütender wurde ich, bis ich ihn irgendwann anfunkelte. Im Gesicht des Zwerges veränderte sich kurz etwas (War das ein belustigtes Funkeln?), bevor er tatsächlich das Schwert wegnahm. Ich atmete einen Moment auf und bemerkte, dass meine Hände zitterten.
Zum Glück ergriff nun Gandalf das Wort. „Bilbo, und auch Talia und Charlott, darf ich euch den Anführer unserer Unternehmung vorstellen? Das ist Thorin.“ In meinem Kopf ratterte es.
„Warte, Thorin wie Thorin Eichenschild?“, fragte ich und Talia nickte. „Thorin wie der Typ am Anfang vom Film in dem krassen Berg?“ Wieder ein Nicken.
„Und ich dachte noch, der wäre cool“, murmelte ich. Jetzt kam er mir rüber, wie ein arroganter, sexistischer Arsch. Besagter ließ nun einen kurzen Blick durch die Runde schweifen.
„Sag mir, Gandalf, wer von ihnen soll nun Mitglied unserer Unternehmung werden?“
„Hier, das ist Bilbo Beutlin.“
„So, das ist der Halbling.“
Thorin musterte ihn mit einem Bild, der mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Es war der Blick eines gefährlichen Raubtieres und Bilbo tat mir überaus leid, sich dem stellen zu müssen.
„Sagt, Herr Beutlin, seid Ihr im Kampf erfahren?“ Warte, hatte der sich im Auenland mal umgeschaut? Das Schlimmste, was hier passieren konnte war, dass man sich an der niedrigen Decke einer Hobbithöhle stieß und einen blauen Fleck oder eine Platzwunde holte.
„Wie bitte?“, fragte der Hobbit auch dementsprechend verwirrt. „Axt oder Schwert, welche Waffe ist die Eure?“
„Ich werfe mit einer ganz eleganten Rosskastanie, wenn Ihr’s genau wissen möchtet.“ „Das dachte ich mir. Mehr ein Krämer als ein Meisterdieb.“ Erstens, meine Meinung von diesem arroganten, selbstverliebten Schwachkopf sank immer weiter. Zweitens, Bilbo als Meisterdieb?!
Wenige Minuten später saßen wir alle wieder im Esszimmer und sahen zu, wie seine königliche Hoheit seine königliche Suppe löffelte. „Also, wer sind diese… anderen Besucher?“, fragte er, erstaunlicherweise Gandalf und nicht uns. „Ähm…“ Der Zauberer schien nicht ganz zu wissen, was er sagen sollte.
„Wir wollen mitkommen“, verkündete Talia. Nun schaute er doch zu uns.
„Wie war das?“
„Wir wollen mitkommen. Mit zum Erebor, um eure Heimat zurückzuholen.“
„Habt ihr denn Erfahrung im Kampf?“
„Ja, ich habe Erfahrung im Bogenschießen, allerdings geht es vor allem um das Wissen, das wir besitzen.“
„Wissen rettet Euch im Kampf nicht, vergesst es.“
Ich sah, wie es im Hirn meiner besten Freundin ratterte, während sie sich eine Strategie ausdachte, wie sie den Zwergenprinz doch noch von unserem Wert überzeugen konnte.
„Wir kennen den kompletten Ablauf Eurer Reise“, rief sie.
Er seufzte. „Wenn Ihr wirklich mitkommen wollt, dann gebt mir einen Grund dafür.“
„Wärt Ihr so freundlich und würdet sie ausreden lassen?“, keifte ich
„Wir kommen aus einer anderen Welt, in der das alles hier“, sie machte eine weitschweifende Bewegung, die die Hobbithöhle mit einbeziehen sollte, „Fiktiv ist und nur in Büchern existiert. Deswegen kennen wir Euren Namen und wissen, was auf der Reise passiert. Wir haben Informationen, die für Euch, Thorin, wichtig sind, lebenswichtig sogar.“
„Thorin, sie können wirklich nützlich sein“, pflichtete Gandalf uns bei. „Balin“, er seufzte tief, „Gib ihnen die Verträge.“ Der alte Zwerg zog zwei Stücke Pergament aus seinem Mantel. „Charlie, haste mal nen Stift?“, fragte sie, woraufhin ich einen Kuli aus meiner Sweatshirt Jacke zog. „Müssen wir uns das alles durchlesen?“, fragte ich bei einem Blick auf das lange Gekritzel.
„Nee, das sind nur die AGBs. Da geht’s eigentlich nur darum, dass die Unterzeichner keine Haftung für Verbrennungen etc. übernehmen. Die Begräbniskosten werden geregelt und sofern anfallend bekommen wir was von dem Schatz. Letzteres ist eh nicht relevant, wir müssen nur noch irgendwie für die Schulden aufkommen, die unsere wundervollen Mitstudenten gerade in unserem Namen im Grünen Drachen machen. Darum kümmern wir uns aber, wenn wir zurückkommen.“
„Was ist eigentlich mit euch?“, fragte da Nori und deutete auf Aslan und Leo, die neben ihm saßen. „Sollen die auch mit?“
„Sie wollten“, erklärte ich. „Die vier Männer und die anderen zwei Damen?“ Wir nickten. Thorin musterte sie skeptisch. „Was haben sie für Qualitäten vorzuweisen?“ „Leo hier fechtet, er kann sich also verteidigen. Aslan kann in der Wildnis überleben und Carolina ist eine meisterhafte Reiterin. Die anderen kann man immer noch als Drachenfutter verwenden.“ Letzteres brachte Fili und Kili zum Prusten und auch Thorins Mundwinkel zuckte leicht, während Violet entsetzt dreinschaute und Manfred zu besoffen war, um irgendwas mitzubekommen.
„Gut, dann nehme ich die ersten drei mit. Unnötigen Ballast können wir nicht gebrauchen“, erklärte er und wandte sich dann an die drei. „Ihr bekommt allerdings keine Verträge, damit ihr zwischendurch aussteigen könnt.“ „Was ist mit der Britta?“, fragte ich Talia, „Lassen wir sie auch hier?“ „Nein, ich bestehe darauf, mitzukommen“, plärrte sie und sogar der schwerhörige Oin verzog das Gesicht bei ihrer schrillen Stimme.
„Sie sind in keinster Weise für Mittelerde gemacht“, versuchte ich zu erklären, doch sie schnitt mir das Wort ab. „Ich bin für euch verantwortlich, also komme ich auch mit.“ Wir blickten entschuldigend zu Thorin, der jedoch nur nickte. „Dann fehlt nur noch einer.“
„Was ist mit Daín?“, fragte Dwalin da plötzlich. „Schließt er sich uns an?“ der Zwergenprinz blickte hinunter in seine Suppenschüssel, als würde er dort die Antwort auf alle seine Fragen finden. Vielleicht konnte er das auch, war ja jetzt eine königliche Suppe, verfeinert mit königlicher Spucke.
„Sie werden nicht kommen. Sie sagen, diese Unternehmung sei unsere Sache.“ „Wer ist Daim?“, wisperte ich Talia zu. „Daín Eisenfuß, Thorins Vetter.“ „Also noch mehr so Assis, wie dieser Elfenkönig“, murmelte ich mehr zu mir selbst. „Thrandy? Ja, mit dem ist auch nicht zu spaßen.“
„Ihr geht auf eine Reise?“, fragte Bilbo da. Wo war der eigentlich in den letzten Minuten gewesen? Auf jeden Fall schonmal nicht hier, sonst hätte der unsere Konversation mitbekommen. Da zog Gandalf plötzlich etwas aus seinem Mantel und bat Bilbo um etwas mehr Licht.
Talia POV
Richtig fassen konnte ich es immer noch nicht. Wir saßen gerade an einem der geilsten Orte in ganz Mittelerde mit den geilsten Leuten von ganz Mittelerde, waren beim Abenteuer unseres Lebens dabei (ganz überzeugt davon, dass Frau Lennox mitkommen sollte, war ich immer noch nicht, aber mich fragte ja auch keiner) und Kili saß direkt neben mir!
Da breitete Gandalf aber auch schon die Karte aus.
„Der Einsame Berg“, las Bilbo vor.
„Ja, Oin hat die Zeichen gedeutet und die Zeichen besagen; die Zeit ist reif“, predigte Gloin.
„Was für Zeichen?“, meldete sich Leo zu Wort.
„Es wurden Raben gesehen, die zum Berg zurückflogen, wie es geweissagt wurde“, erklärte Oin und Gandalf bestätigte: „Kehren die Vögel aus alter Zeit zurück zum Erebor, wird die Herrschaft der Bestie enden.“ Da schrak Bilbo sofort auf.
„Bestie? Welche Bestie?“ „Damit ist wohl der Drache Smaug gemeint, der in dem Berg haust“, erklärte ich schnell, damit Bofur den Armen nicht so verstören musste.
„Ein Drache?“, fragte der kleine Hobbit. „Ja, und zwar ein Drache, den wir töten müssen“, pflichtete mir Aslan bei. Wir brachten gerade das ganze Skript durcheinander, aber ich hoffte, das würde keine Probleme verursachen.
„Auch mit einer Armee im Rücken wäre die Aufgabe schwer genug und wir sind nur 15“, meinte Balin, „Und weder 15 der Besten noch der Klügsten.“
„Aber ihr habt doch Gandalf“, schaltete sich Violet ein, „Der könnte den Drachen doch wegzaubern oder in etwas anderes verwandeln.“ Es gab schon einen Grund, warum sie nicht mitkam.
„Ja, Gandalf hat bestimmt schon hunderte Drachen getötet“, stimmte ihr Kili zu.
„Naja, also…“, begann der Zauberer zu stottern.
„Frag ihn mal lieber nach Balrogs“, murmelte ich. Da wandte sich Thorin an seine Gefährten. Also auch an uns! Es war so cool, zur krassen Clique dazuzugehören.
„Das reicht. Wenn wir die Zeichen erkannt haben, glaubt ihr dann nicht, dass auch andere sie sehen? Der Drache Smaug ward nicht mehr gesehen seit 60 Jahren. Blicke richten sich gen Berg. Abschätzend, das Risiko abwägend. Der Reichtum unseres Volkes liegt vielleicht schutzlos da. Sehen wir nur zu, wie andere sich holen, was rechtmäßig uns gehört oder ergreifen wir die Chance und holen uns den Erebor zurück?“
Die Stimmung im kleinen Esszimmer war vollkommen anders. Ein warmer Schauer lief mir über den Rücken, als die Zwerge und auch wir aufsprangen und ihm zujubelten.
„Du Bekar!“, rief Thorin.
„Ihr vergesst, das Haupttor ist verschlossen. Es gibt keinen Weg in den Berg hinein.“ Warum war Balin nur immer so verdammt realistisch?! „Das, mein lieber Balin, stimmt nicht ganz“, grinste da ein verwegener Zauberer und holte einen Schlüssel aus seinem Mantel… seinem Bart (?) hervor. Thorin starrte ihn verblüfft an. „Wie bist du an ihn gekommen?“
„Dein Vater hat ihn mir anvertraut. Ich sollte ihn verwahren. Er gehört jetzt dir.“
„Wenn es einen Schlüssel gibt, dann gibt es auch eine Tür!“
Da klatschte Charlie laut in die Hände. „Wow, Fili, das war ja mal der intelligenteste Satz, den ich heute gehört habe.“
„Aber wo ist dann diese Tür?“, fragte Aslan, der von uns am nächsten an der Karte saß und sich darüber beugte.
„Diese Runen hier beschreiben einen geheimen Durchgang zu den unteren Hallen“, erklärte der Zauberer.
„Es gibt also noch einen Eingang“, stieß Kili hervor, doch Gandalf war noch nicht fertig. „Wenn wir ihn finden. Geschlossen sind Zwergentüren unsichtbar. Die Lösung ist irgendwo in dieser Karte versteckt, nur besitze ich nicht die Fähigkeit, sie zu finden. Aber es gibt andere in Mittelerde, die das können. Die Tat, die ich mir vorstelle, beruht auf Heimlichkeit und braucht ein gewisses Maß an Mut. Aber wenn wir vorsichtig und klug sind, glaube ich, dass wir es schaffen.“
„Und dafür brauchen wir einen Meisterdieb“, stimmte Balin ihm zu.
„Ja, und zwar einen Guten“, meinte Bilbo, „Den Besten, möchte ich meinen.“
„Und seid Ihr das?“ Der Hobbit schaute hinter sich und begriff dann, dass ich ihn meinte. „Nein, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie etwas gestohlen."
„Das stimmt, er ist viel zu ehrlich für sowas“, nun fiel uns auch noch Leo in den Rücken. Eine wilde Diskussion entbrannte, ob Bilbo nun ein Meisterdieb sei oder nicht, da zerriss ein schriller Pfiff die Luft.
Alle erstarrten und blickten zu Charlie, die aufgestanden war. „Haltet die Schnauze! Wirklich, bei eurem Gezanke bekommt man ja Kopfschmerzen.“
Dann machte Gandalf zum Glück mit etwas Produktivem weiter. „Wenn ich sage, dass Bilbo ein Meisterdieb ist, dann ist er ein Meisterdieb. Oder er wird es sein, wenn die Zeit reif ist. In diesem Hobbit steckt mehr, als man sieht und noch um einiges mehr, als er selber denkt“, erklärte der Zauberer. „Er ist bemerkenswert leichtfüßig. Und während der Drache Zwerge ohne weiteres wittern kann, ist der Geruch eines Hobbits so gut wie unbekannt für ihn.“
Der König unterm Berg ohne Berg ließ seinen Blick durch die Runde schweifen und ich nickte ihm zu. „Also gut“, gab er sich schließlich geschlagen. „Machen wir es auf deine Art. Gebt ihm den Vertrag.“
„Lies ihn einfach nicht so genau“, empfahl ich ihm.
„Ja und überspring den Teil mit den Begräbniskosten“, schaltete sich Aslan ein. „Begräbniskosten?“ Unser Gastgeber wirkte alles andere als begeistert. Nun begann er doch, sich alles im Detail durchzulesen. „Platzwunden, Ausweidung, Verbrennungen?"
„Naja, er senkt einem im Handumdrehen das Fleisch von den Knochen.“ Bofur war wirklich keine Hilfe. „Ein helles Licht, ein greller Schmerz und *puff* bist du nur noch ein Häufchen Asche."
Der arme Hobbit fächelte sich verzweifelt Luft mit dem Vertrag zu, bevor er mit einem „Ne“ nach vorne auf seinen Teppich fiel. Für einen Augenblick war es still, bis Charlie meinte „Tja, das passiert, wenn man sich die AGBs durchliest.“ Und Carolina schlug vor: „Kommt tragen wir ihn ins Wohnzimmer. Und haben wir noch Kamillentee?“
Chapter 5: Über die Nebelberge weit...
Chapter Text
Charlie POV
„Anscheinend haben wir unseren Meisterdieb verloren." Getrieben von meiner Neugierde trat ich näher um eine Ecke. Bilbo war in sein Wohnzimmer verfrachtet worden, wo er das Bewusstsein wiedererlangt hatte. Ich hoffte nur, dass dieser Stunt die Zwerge endgültig davon überzeugt hatte, dass er der Falsche für diese Unternehmung war. Wer bereits von der Vorstellung eines Drachen umkippte, würde niemals einem Echten gegenüberstehen können. Nun gut, ich bezweifelte, dass ich viel besser dran war, doch dank Talia hing ich nun voll mit drin.
Mit zusammengezogenen Augenbrauen lugte ich um die Ecke und konnte beobachten, wie der ältere Zwerg mit Thorin sprach. Ich vertraute ihnen nicht, kein Stück, um ehrlich zu sein, und wollte schauen, ob die beiden irgendwelche Pläne gegen uns schmiedeten. Es war unwahrscheinlich, doch in dieser Welt konnte man nie wissen. Und selbst wenn nicht, es konnte nicht schaden, etwas über seine Reisebegleiter in Erfahrung zu bringen, wenn man bald mit einem Haufen Männer umherziehen würde.
„Ist wahrscheinlich auch besser so. Unsere Chancen standen nie gut. Und letztendlich, wer sind wir schon? Kaufleute, Bergarbeiter, Kesselflicker, Spielzeugmacher. Nicht zu vergessen die beiden seltsamen Mädchen. Nicht der Stoff aus dem Legenden sind.“
„Ich würde jeden von ihnen, einem Heer aus den Eisenbergen vorziehen. Denn als ich sie rief waren sie zur Stelle. Treue, Ehre, ein Kämpferherz… Mehr kann ich wahrlich nicht verlangen.“
„Was ist mit den zwei Neuen?“ Der Zwergen…könig, wie ich ja jetzt erfahren hatte, schnaubte belustigt.
„Sie vertrauen uns leichtfertig ihr Leben an und tun alles dafür, um bei dieser Reise mitzukommen. Ja, auch sie gehören dazu.“ Nun war ich wirklich gerührt. Nicht. Ich war nur hier, weil Talia mitkam und irgendjemand auf diese Hohlbirne aufpassen musste. Ansonsten konnten die mir vollkommen gestohlen bleiben! „Thorin, du hast uns ein neues Leben in den Blauen Bergen ermöglicht, du musst das nicht tun." Da zog der Zwergenprinz den Schlüssel hervor, den Gandalf ihm eben gegeben hatte. „Von meinem Großvater über meinen Vater ist das hier zu mir gekommen", meinte er feierlich. Er hatte den Zauberer vergessen. Von seinem Großvater, über seinen Vater und einen Zauberer war das Ding zu ihm gekommen.
„Es war immer ihr Traum den Erebor zurückzugewinnen. Es gibt keine Wahl, Balin. Nicht für mich."
Ach, dann tat er das für zwei Personen, die schon lange oder bald tot waren. Hatte also Vaterkomplexe, oder so. Sehr schwieriges Thema.
„Dann stehen wir dir bei, Junge.“
Noch immer misstrauisch lehnte ich mich gegen die Wand, um die beiden noch weiter zu beobachten. Leider war ich so geschickt, mich gegen einen Bilderrahmen zu lehnen, der prompt wegrutschte, sodass ich hinfiel, versuchte, mich an einem Schränkchen festzuhalten und dabei eine Metallkanne mitriss, die aus unerklärlichen Gründen dastand. Resultat war, dass die Kanne mir voll auf den Kopf und ich vor Thorins Füße fiel. Die beiden Zwerge schauten mich irritiert an, bevor Thorin vollkommen trocken meinte:
„Auch wenn ich mich geschmeichelt fühle, gibt es keinen Grund, sich mir zu Füßen zu werfen.“
Ich verdrehte die Augen. „Träumt nur weiter.“ „Ich nehme an, Ihr habt alles gehört?“ Das überlegene Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. Gut, ich hatte keine Lust, dass er mich wie ein kleines Mädchen sah, das knallrot wurde, nur weil ein Typ sie anschaute.
„Wenn Ihr nicht wollt, dass jemand Euch zuhört, solltet Ihr das vielleicht an einem privateren Ort besprechen“, bemerkte ich sachlich.
Dennoch nahm er es anscheinend als Beleidigung auf, er kam wohl nicht gut mit Kritik klar.
„Ihr solltet besser dankbar sein, dass ich Euch überhaupt mitnehme“, knurrte er. „Oh, sollte ich mich nun vor Dank vor Euch niederwerfen?“, spottete ich.
"Nun, wie Ihr gerade bewiesen habt, gelingt Euch das ja gut." Er warf mir noch einen finsteren Blick zu und stapfte dann ins Wohnzimmer.
„Ihr seid nicht glücklich darüber, mitzukommen“, bemerkte der weißhaarige Zwerg.
„Nein, eigentlich will ich noch nicht mal hier sein. Und dann kommt dieser Penner in seinem grauen Mantel und faselt irgendwas von Welt retten und meine beste Freundin ist sofort so hellauf begeistert, dass sie sich einer Truppe Männer anschließt, die sie nicht kennt und deren Anführer ein arroganter Sack ist.“
„Ihr findet Thorin arrogant?“ Ich lachte freudlos.
„Nachdem er mir ein Schwert an den Hals gehalten und Bilbo wie Dreck behandelt hat, ja, ich denke, er ist arrogant und nutzt seine hohe Stellung, um andere runterzumachen. Außerdem traue ich ihm nicht. Gut, wie auch, ich kenne ihn nicht mal.“ Zu meinem Erstaunen reagierte der Zwerg vollkommen gelassen, er lächelte sogar.
„Ihr werdet ihn kennenlernen und bemerken, wie er wirklich ist. Macht Euch keine Sorgen, ihm könnt Ihr vertrauen.“
„Das hoffe ich mal“, murmelte ich, „Balin, richtig?“
Er nickte, stand auf und gemeinsam gesellten wir uns zu den anderen ins Wohnzimmer, wo die fett am Kiffen waren. Thorin stand neben dem Kamin und starrte gedankenverloren in die Flammen, wobei ich vermutete, dass er einfach nur high war. Das war echt ungesund! Wobei… der Tabak der Pfeifen roch vollkommen anders als Zigaretten oder Vapes. Bald war der Raum von Tabakgeruch erfüllt, doch zu meinem Erstaunen war es keinesfalls unangenehm. Es erinnerte mich an das Feuer des Drachen und dunkle tiefe Wälder, aufgrund der leichten Kiefernnote. Ich war betört von diesen Eindrücken, als Thorin leise anfing zu summen und dann zu singen.
„Über die Nebelberge weit,
zu Höhlen tief, aus alter Zeit.
Da zieh'n wir hin, da lockt Gewinn,
durch Wind und Wetter, Not und Leid."
Langsam stiegen immer mehr Zwerge in den Gesang mit ein und eine Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus.
„Und dort, wo knisternd im Gehölz erwacht,
ein Brand, von Winden, angefacht.
Zum Himmel rot, die Flamme loht,
Bergwald befackelt, hell die Nacht."
Mir war nicht aufgefallen, dass ich mich mit allen anderen erhoben hatte. Ein Blick auf Talia und die anderen zeigte, dass sie genauso ergriffen waren, wie ich. Also eines musste man dem Zwerg lassen, er konnte ja arrogant sein bis zum geht nicht mehr, aber seine Singstimme war nicht schlecht.
Chapter 6: Der erste Tag
Chapter Text
Talia POV
Ich wusste nicht, wie lange ich geschlafen hatte, aber es war definitiv zu kurz. Allerdings würden wir uns daran wohl gewöhnen müssen, denn sowohl ich als auch meine Gefährten von der Erde wurden gnadenlos aus den Federn geworfen.
Schnell räumten wir unser Nachtlager auf, wobei Violet uns sogar half. Sie war von unserem Gerösel wachgeworden und hatte sich bereiterklärt, Bilbo zu sagen, dass wir bereits weg seien. Manfred und Giulio würden später zu den anderen ins Gasthaus aufbrechen, wobei jedoch vor allem Letzterer bedrückt wirkte. Er wäre wohl wirklich gerne mitgekommen.
„Kommt ihr, die Ponys warten draußen“, sprach da eine leise Stimme. Grinsend drehte ich mich zum jüngsten Durin um.
„Alles klar, ich bin bereit für meine erste Reitstunde.“
„Wie bitte, was?“ Er schaut mich entgeistert an.
„Naja, da wo wir herkommen, sind Pferde nicht mehr so das berühmteste Fortbewegungsmittel." Er schüttelte verwirrt den Kopf. „Na dann kommt mal mit.“
Wenig später waren wir draußen vor der sehr aufgeräumten Hobbithöhle und schwangen uns auf die Ponys.
„Gloin hat für euch noch einige extra Ponys besorgt, jetzt haben wir auch genug“, erklärte Kili, während er sich auf sein eigenes schwang.
„Kann es losgehen?“, fragte Thorin und saß auf Minty auf.
Einige Zeit später konnten wir zumindest ganz passabel reiten, die anderen hatten Wetten abgeschlossen, ob Bilbo auftauchen würde, und ich hatte mich mit einigen anderen Zwergen angefreundet.
„Ich glaube kaum, dass er noch kommt, sonst-“ Weiter kam Nori nicht, da wurde er von einem hektisch rufenden Hobbit unterbrochen.
„Ich hab unterzeichnet!“ Er reichte Balin den Vertrag, welcher die Unterschrift untersuchte und ihn gutmütig anlächelte.
„Es scheint alles in Ordnung zu sein. Willkommen, Meister Beutlin, in der Gemeinschaft von Thorin Eichenschild.“ Wir lachten vergnügt und nachdem der Hobbit unheimlich verstört auf einem Pony saß, konnte es auch weitergehen.
„Hey, wie wäre es mit einem kleinen Wettrennen“, schlug Kili vor. „Gut, bis wohin?“, fragte Carolina, während Charlie nur die Augen verdrehte.
„Macht ihr mal, ich bleibe hier.“
„Seht ihr den umgefallenen Baum da vorne? Wer zuerst da ist bekommt den Sack Münzen, den ich gerade von Ori bekommen hab“, meinte der blonde Durin.
Bofur zählte vor uns von drei runter und dann preschten wir los, zwischen Gandalf und einem niesenden Bilbo hindurch, an Thorin vorbei, unter tiefhängenden Zweigen und über eine kleine Lichtung, auf der wir unsere Ponys so gut anspornten, wie es ging. Dabei merkte man bereits, wie wenig Reiterfahrung ich im Gegensatz zu den anderen hatte, denn während Caro und die Zwerge ihre Ponys mit gekonnten Griffen lenkten, hatte ich vor allem damit zu kämpfen, mich im Sattel zu halten.
„Komm schon, schneller, meine Schöne“, rief Carolina und trieb ihre braune Stute gekonnt an. Am Ende gewann Caro, dicht gefolgt vom braunhaarigen Durin, der ihr lachend den Beutel zuwarf. Während wir auf die anderen warteten, die durch Bilbos Taschentuchfrage ein wenig langsamer waren, bemerkte ich: „Wir haben den Ponys noch gar keine Namen gegeben.“
„Also ich nenne meins Keks“, verkündete Caro.
„Wundervoll kreativ“, spottete ich und deutete auf meinen Fuchs mit weißem Bauch, „Dann ist das hier jetzt Radieschen.“
„Klingt doch gar nicht mal schlecht“, lachte sie und fragte dann: „Irgendwelche Ideen für Charlies?“
„Es hat schwarzes Fell, wir könnten es Thorin nennen“, schlug Fili vor. „Die wird sich freuen“, meinte ich sarkastisch. Damit standen die Namen schonmal fest und als die anderen uns endlich eingeholt hatten, zeigte Kili mit großer Geste auf mein Pony und verkündete: „Zur allgemeinen Information; das ist ab sofort Radieschen!“ Dann wandte er demonstrativ um und ritt weiter.
Charlie POV
Am Abend schlugen wir zum ersten Mal unser Lager in der Wildnis auf und der dicke Zwerg (ich kannte nie Namen noch nicht, was mir aber zu einem großen Stück egal war), kochte Suppe.
Ich konnte mir auf jeden Fall schöneres vorstellen, aber ich durfte mich auch nicht beschweren, schließlich gab es bestimmt Leute in Mittelerde, die schlechter kochten als die Zwerge.
„Sollen wir jetzt einfach so hier schlafen?“, fragte Aslan entgeistert.
„Du kannst natürlich auch Google Maps benutzen, um zu schauen, wo der nächste IKEA ist“, antwortete Talia sarkastisch.
Doch bald musste ich zugeben, dass der Gedanke auch mir sehr verlockend erschien. So sehr ich es auch probierte, ich konnte hier einfach nicht schlafen. Der Boden war hart und staubig und kleine Steine piksten mir in den Rücken.
Irgendwann hatte ich genug und setzte mich zu Fili und Kili ans Feuer.
„Kannst du nicht schlafen?“, fragte der Blonde.
Ich nickte wortlos und lehnte mich an eine Felswand. Ich war kurz davor, einzunicken, als ein ferner Schrei die Luft zerriss.
„Was war das?“, nahm Bilbo mir die Frage ab. Die beiden Brüder sahen geschockt aus und Kili flüsterte: „Orks.“
„Orks?“, fragte Bilbo noch einmal lauter nach.
„Was sind Orks?“, fragte ich.
„Halsschlitzer“, erklärte Fili, „Dutzende sind da draußen. In den leeren Landen wimmelt es von ihnen.“
Sein Bruder fuhr wieder fort: „Sie schlagen kurz vor Morgengrauen zu, wenn alles schläft. Schnell und leise, niemand schreit. Nur sehr viel Blut.“
Ein Schauer lief mir über den Rücken. So etwas gab es hier wirklich? Da begannen die beiden jungen Zwerge zu lachen und ich atmete auf. Es war nur ein Scherz.
„Haltet ihr das für lustig?“, fauchte Thorin da. „Haltet ihr einen Orkangriff bei Nacht für einen Scherz?“ Die zwei senkten betrübt den Blick.
„Wir haben uns nichts dabei gedacht“, gab Kili zu.
„Nein, habt ihr nicht. Ihr wisst nichts von der Welt!“
Hieß das… Orkangriffe gab es wirklich? Nun wurde mir doch ein wenig mulmig. Ich dachte, das hier wäre ein Fantasy-Abenteuer und kein Horrorfilm.
„Nimm’s ihm nicht übel, Junge“, meinte Balin. „Thorin hat mehr Grund als die meisten, die Orks zu hassen.“
Dann begann der alte Zwerg zu erzählen und ich hing gebannt an seinen Lippen. „Nachdem der Drache den Einsamen Berg an sich gerissen hatte, forderte König Thror das uralte Zwergenreich Moria zurück, doch unser Feind war bereits dort.“ Gänsehaut überlief meinen Körper, als ich mir den bleichen Ork vorstellte, wobei ich auch ein klein wenig Mitleid für Thorin empfand. Der musste ja PTSD bis zum geht nicht mehr haben. Wobei, war das dann nicht eigentlich ein Grund mehr, die Leute um sich herum respektvoll zu behandeln? Es konnte ja sein, dass er für sein Volk kämpfte, doch mehr aus egozentrischen Gründen.
Da verkündete Balin mit Stolz in der Stimme: „Damals sagte ich mir; diesem Einen will ich folgen. Diesen Einen kann ich König nennen.“
Man merkte, wie sehr Balin zu ihm aufschaute. Mich würde er allerdings nicht so einfach um den Finger wickeln, es brauchte mehr als eine kleine Heldengeschichte, um mich von seinem guten Charakter zu überzeugen. Thorin drehte sich mit Tränen in den Augen zu uns um und die anderen erhoben sich. Voller Stolz blickte er uns an und ergriffenes Schweigen breitete sich aus.
„Und der bleiche Ork“, fragte Bilbo da, „Was ist aus ihm geworden?“
„Er kroch in das Loch zurück, aus dem er gekommen ist. Dieser Abschaum ist vor Langem an seinen Wunden verreckt.“ Thorins Stimme triefte vor Hass.
Wortlos spazierte ich zum Rand der Klippe, wo ich mich an einen Baum gelehnt hinsetzte und in die Ferne starrte. Dies war wirklich eine Welt, völlig fremd von der die ich kannte. Es war faszinierend, doch ebenso beunruhigend. Je mehr ich über diese Welt erfuhr, desto mehr wurde ich von ihr angezogen und konnte verstehen, warum Talia sie so sehr liebte. Auf der anderen Seite wurde mir immer mehr bewusst, dass wir damals in Bilbos Hobbithöhle keine Ahnung davon gehabt hatten, worauf wir uns hier einlassen würden.
Die Kiefernnadeln auf dem Boden raschelten leise, als sich jemand neben mich setzte.
„Ihr traut mir nicht.“ Also war es doch Thorin, wie ich vermutet hatte.
„Ganz recht. Ich traue niemandem leichtfertig.“
„Eine weise Entscheidung.“ Schweigen breitete sich aus, bevor er erneut begann.
„Und dennoch nicht sehr intelligent, wenn man bedenkt, dass Ihr mit auf diese Unternehmung wolltet und somit meinem Befehl unterstellt seid.“
„Ach, bin ich das?“
„Charlott, ich will ehrlich zu Euch sein. Ihr seid eine kluge Frau, dennoch denke ich nicht, dass Ihr für diese Unternehmung gemacht seid. Ebenso wenig wie der Hobbit.“
„Das stimmt.“ Nachdenklich ließ ich meinen Blick über den nachtschwarzen Wald unter und schweifen und entgegnete dann leise:
„Ich möchte auch nur meine Freundin beschützen. Sie kann Euch helfen, Thorin, ist aber um Einiges zu naiv für diese Welt.“
„Ich möchte meine Neffen beschützen, aus demselben Grund. Wir haben also dasselbe Ziel, dass sie unversehrt bleiben.“ Wieder breitete sich Schweigen aus, doch diesmal ein friedliches und ich dachte mir, dass er vielleicht doch gar nicht so übel war.
Am nächsten Morgen erwachte ich neben dem noch schwach glimmernden Feuer und blieb noch einen Moment liegen, als Erinnerungen an die vergangene Nacht zurückkamen. Zum Glück war dieser bleiche Ork nicht mehr am Leben, sonst hätte ich mir wirklich Sorgen gemacht, ob ich wirklich mitkommen wollte.
Zum Frühstück gab es Reste der Suppe mit Brot. „Stärkt euch gut, wir werden lange reiten“, riet Gloin uns Studenten. „Was ist gestern eigentlich noch passiert?“, fragte Leo und ich blickte ihn verwirrt an. „Was meinst du?“ „Du wirkst so… anders“, meinte er, „Nachdenklich.“ Ich lächelte in mich hinein. Ja, meine Meinung über unsere Expedition und die Zwerge hatte sich nach gestern vielleicht ein wenig geändert und ich freute mich schon beinahe darauf, Abenteuer mit ihnen zu bestreiten.
Chapter 7: Es sprach einmal ein Goldfisch bei Halbmond...
Chapter Text
Talia POV
Während der nächsten Stunden ritten wir durch die angenehme Herbstsonne. Auch ich war gestern Abend wach gewesen, mich jedoch im Hintergrund gehalten. Zu meiner eigenen Überraschung fand ich mich irgendwann neben Aslan wieder. Mein dunkelhaariger Kommilitone, mit den kinnlangen schwarzen Haaren, observierte die Zwerge mit wachen, dunkelbraunen Augen.
„Und? Ist Mittelerde so, wie du’s dir vorgestellt hast?“, fragte er.
„Also, bis jetzt ist noch nicht mega viel passiert, aber Hobbingen ist schon ultra niedlich.“
Er nickte.
„Und du? Was sagst du bisher?“
„Eigentlich find ich’s voll nice. Gibt hier ja auch Elfen, oder?“
„Elben, ja. Die waren doch direkt am Anfang vom Film zu sehen.“
„Die würde ich mega gern auch mal sehen. Sag mal, wie hieß eigentlich nochmal der Drache?“
„Smaug der Schreckliche. Oder manche sagen auch Smaug der Goldene.“
„Wegen dem Schatz in Erebor, ne?“
„Genau. Im Buch steht sogar, dass sich Münzen und andere Gegenstände in seinen Schuppen verhakt haben, weil er so lange darauf gelegen hat.
Er nickte interessiert, seine Augen auf mich gerichtet.
„Du feierst das hier schon ziemlich, oder?“, grinste ich.
„Ja…“, meinte er ein bisschen verlegen.
„Hey, muss dir nicht peinlich vorkommen. Es ist nicht unmännlich, wenn man Mittelerde cool findet.“ Eigentlich war es als Witz gemeint, aber Aslan lachte nicht, was mich stutzen ließ.
„Man hat halt schnell das Gefühl, dass so Fantasy-Kram nur was für Nerds ist. So wie Manfred halt… oder na ja, auch du.“
„Aber die meisten waren ja noch nie in Mittelerde. Ich wette, du wirst es noch richtig lieben.“
„Meinst du echt?“
„Bestimmt! Der Ort hier verändert einen. Wenn wir zurückkommen, werden wir kaum wiederzuerkennen sein.“
„Glaubst du echt, dass wir zurückkommen?“
„Um ehrlich zu sein, weiß ich es nicht“, sagte ich, „aber ich fände es gar nicht mal so schlimm. Und du?“
„Ich dachte anfangs, ich würd auf jeden Fall zurückwollen. Aber bis jetzt… nee, gar nicht. Klar, Technik gibt’s hier kaum, aber dafür sind andere Sachen viel präsenter.“
„Zum Beispiel?“ „Freundschaft. Zusammenhalt. Die Zwerge halten richtig krass zusammen – so was hab ich bei uns noch nie gesehen. Ich glaub, das ist der größte Unterschied zwischen deren Welt und unserer. Bei uns wird jeder immer mehr zum Einzelkämpfer.“
Dies brachte mich zum Nachdenken. Er hatte recht und ich war ehrlich gesagt beeindruckt, dass er so dachte.
Leider wurden meine Gedankengänge von Regentropfen unterbrochen.
„Och nee“, meinte ich, als es nach wenigen Minuten richtig anfing zu schütten. Bald war ich bis auf die Knochen durchnässt, meine Sweatshirt Jacke und T-Shirt hielten dem kalten Nass natürlich nicht lange stand.
„Fühlt sich an, wie in der Uni neulich“, lachte Aslan.
„Ja, nur standen wir da sicher unterm Dach“, antwortete ich. „Hoffen wir nur, dass wir nicht weggeschwemmt werden.“
„Herr Gandalf, könnt Ihr nicht etwas gegen die Überschwemmung unternehmen?“, fragte Dori da den Zauberer.
„Es regnet, Meister Zwerg, und es wird weiter regen, so lange, bis es aufgehört hat. Wenn ihr das Wetter beeinflussen wollt, müsst ihr euch einen anderen Zauberer suchen.“
„Gibt es andere Zauberer?“, fragte Carolina.
„Es gibt fünf von uns. Der Größte und Wichtigste ist Saruman der Weiße. Und dann gibt es noch zwei blaue Zauberer, deren Namen ich allerdings vergessen habe“, fuhr Gandalf fort und ich rief: „Allatar und Palando!“
„Ach ja, natürlich. Zum Schluss ist da dann noch Radagast der Braune.“
„Ist er ein großer Zauberer, oder… mehr so wie du?“, fragt Bilbo und ich kicherte leise.
„Er ist mächtig auf seine eigene Weise. Eine sanfte Seele, die die Gesellschaft von Tieren vorzieht." Der Typ erinnerte mich an eine ehemalige Schulfreundin von mir. Sie war auch immer so zerstreut gewesen.
Nach ein paar Stunden langsamen, kalten Reitens hörte der Regen auch schon wieder auf, bis es nur noch leicht tröpfelte. Leider war mir immer noch eiskalt und ich nieste laut.
„Woah, ich werde definitiv krank.“ Da legte sich etwas Warmes um meine Schultern.
„Na, hoffentlich nicht“, hörte ich da die Stimme des jüngsten Durin. Er ritt neben mir und hatte seinen etwas klammen, jedoch sehr schön warmen Mantel um die Schultern gelegt. „Danke“, meinte ich erleichtert und kuschelte mich in das warme Fell.
Es war später Nachmittag, als wir das verbrannte Haus erreichten.
„Zu der Stelle hier gibt’s ne richtig gute Parodie“, witzelte ich, als mir die No Idea Parodie „How I met the dwarves“ in den Sinn kam. Wir luden die Ponys ab, während Gandalf und Thorin sich zofften.
„Worum geht es bei denen?“, fragte Leo und deutete auf die zwei Streithähne.
„Hauptsächlich um Elben“, erklärte ich.
„Ich hab das Gefühl, Thorin ist da ein richtiger Rassist“, stellte Leo fest und strich sich durch die kurzen blonden Haare.
„Naja, er hat nur etwas gegen Elben, vor allem gegen Thranduil“, erklärte ich.
„Warum nochmal?“, fragte Charlie.
„Da war doch irgendwas mit dem Erebor am Anfang“, überlegte Carolina, „Warte… Als der Drache kam, ist dieser Elbenkönig aufgetaucht, hat seine ganzen Männer versammelt und einfach nichts gemacht.“
Ich nickte. „100 Punkte für Caro.“
„Aber warum versammelt man seine Armee, nur um dann einfach wieder zu gehen?“
Auf Aslans Frage hatte ich ehrlich gesagt keine Antwort. Da rannte Gandalf aber auch schon aus dem Haus und Bilbo rief: „Du verlässt uns?“
„Ich suche den einzigen auf, der hier noch bei klarem Verstand ist."
„Und wer ist das?", fragte Bilbo.
„Ich, Herr Beutlin! Das waren genug Zwerge für einen Tag.“
„Kommt er wieder?“, fragte Leo angsterfüllt, „Er wird doch wiederkommen, nicht?“
„Junge, er ist ein Zauberer“, meinte Dori, „Der macht, was er will.“
„Und was sollen wir dann jetzt machen?“, fragte Frau Lennox, ach nein, Britta, wie wir sie jetzt nennen sollten.
„Ich würde sagen; Abendessen“, verkündete Bombur.
„Leo, Charlie, helft ihm, ihr anderen bereitet das Lager vor“, gab Thorin Anweisungen.
Als die Sonne langsam unterging, hatte ich mir von den Zwergen ein Schwert geliehen und kämpfte gerade gegen Kili.
„Komm schon, greif mich an“, forderte er mich auf, wich jedoch aus, als ich auf ihn zu stürmte. Er drehte sich jedoch bloß mit einer eleganten Drehung weg und ich stolperte. Zum Glück konnte ich gerade noch das Gleichgewicht halten, sah jedoch nicht wirklich elegant dabei aus. Das hatte ich mir immer ganz anders vorgestellt. Nach einer halben Stunde war ich komplett durchgeschwitzt und hatte überall blaue Flecken, da sich nicht nur Kili, sondern auch Thorin und sämtliche andere Zwerge an mir ausgetobt hatten. Gut, das klang unheimlich zweideutig, aber naja, sie hatten alle gegen mich gekämpft. Beim Zwergenkönig hatte ich zum Teil wirklich Angst um mein Leben gehabt, aber bis auf einen kleinen Schnitt am Arm und einen schmerzenden Hintern hatte er mich verschont.
Später chillte ich noch mit Fili und Kili in der Nähe der Ponys, auf die wir aufpassen sollten und sie baten mich, von der Erde zu erzählen. Ich berichtete vom Studentenalltag, Jeans, Fernsehen, Supermärkten und allem, was so zum täglichen Leben im 21. Jahrhundert gehörte.
Wir waren so in unser Gespräch vertieft, bis Fili irgendwann meinte: „Kommt, wir sollten nochmal nach den Ponys schauen.“
„Gut, zählt mal durch, 1, 2, 3…“
„Ich bin bei 15 und ihr?“, fragte Kili.
„Ich auch“, bestätigte ich.
„Aber wir brauchen 18“, rief der blonde Zwerg. Die beiden blieben wie angewurzelt stehen.
„Jungs, wir kriegen das hin“, ermutigte ich sie. Da kam Bilbo mit zwei Suppenschüsseln um die Ecke.
„Wisst ihr was, ich geh schon mal vor und kundschafte die Lage aus und ihr benachrichtigt Thorin“, schlug ich vor.
„Gut, wir schicken dir Bilbo hinterher.“
„Aber sei vorsichtig“, mahnte der Jüngere der beiden. Ich nickte und huschte zwischen den Bäumen hindurch. Mit meinem Schwert, das ich immer noch in der Hand hielt, verkrümelte ich mich auf einen Baum und beobachtete das Treiben unter mir. Bald schlich Bilbo hinter dem dummen Troll (ich glaube Bill) zu den Ponys und wollte sie befreien.
Dann wurde der arme Meisterhobbit als Taschentuch verwendet. „Schaut mal, was mir da aus dem Zinken geflutscht ist."
Bah, eklig.
„Was ist das?"
„Sieht aus wie ein großes Frettchen."
„Ich bin ein Meister- äh... Hobbit."
„Ein Meisterhobbit."
„Kann man ihn essen?“
„Da ist doch nix dran außer Haut und Knochen.“
„Vielleicht laufen hier noch mehr Meisterhobbits rum, dann können wir Sülze machen“, schlug der eine Troll vor und fragte Bilbo dann, ob es wirklich noch mehr von seiner Sorte gab, als Kili aus dem Gebüsch sprang und sein Schwert in der Hand herumwirbelte. Eines musste man aber sagen, coole Auftritte konnte er.
„Lasst ihn los!“, rief er, da folgten ihm auch schon die anderen Zwerge. Der Kampf sah ziemlich gut für sie aus, da wurde der arme Hobbit gepackt und in die Luft gerissen. Schnell erhob ich mich und kletterte auf dem Ast entlang, bis ich über den Trollen hockte. Nicht nach unten schauen, dachte ich mir, da meine Höhenangst gerade dezent kickte.
Mit einem Schrei stürzte ich mich auf den ersten Troll und schnitt ihm in den Nacken, woraufhin er Bilbo überrascht losließ. Die Zwerge reagierten blitzschnell, doch hatten viele ihre Waffen bereits zu Boden geworfen. Der dritte Troll packte gleich zwei auf einmal (Nori und Bifur) und hielt sie übers Feuer.
„Noch ein Schritt und die zwei hier werden geröstet“, rief er.
Nun gab es auch nichts mehr, das ich tun konnte.
Wir alle wurden in Säcke gesteckt oder an einen Spieß gebunden und über das Feuer gehängt. Zum Glück gehörte ich zur ersten Sorte, so konnte ich meine andere Strategie weiterverfolgen und flüsterte Thorin neben mir zu: „Bei Sonnenlicht werden sie zu Stein.“
„Was hast du vor?“, fragte er, da brüllte ein Troll: „Was gibt’s da zu flüstern?“
Ich richtete mich in all meiner Würde und Eleganz auf (wobei ich mehr aussah, wie ein betrunkener Pelikan, aber das tut nichts zur Sache) und antwortete: „Mein Kamerad und ich haben uns gerade darüber lustig gemacht, wie wenig ihr doch vom Zwergekochen versteht.“
Nun hatte ich die Aufmerksamkeit aller. Die Zwerge schauten mich abwartend an, einige von ihnen schossen mir bedrohliche Blicke zu.
„Zuerst braucht ihr etwas Stärkeres als Salbei, wenn die schmecken sollen und… wenn ihr sie so bratet, entfalten sie gar nicht ihr volles Geschmackspotenzial“, erklärte ich.
„Ich hab schon viele Zwerge so gegessen“, berichtete der Koch.
„Ach, so gegessen“, winkte ich spöttisch ab, „Und das schimpft sich Trolle.“
„Gut, dann erklärt uns“, meinte der Dumme und kam auf mich zu, „Wie man Zwerge zubereitet.“ Für einen Moment war ich vor Schreck erstarrt, da ertönte eine andere weibliche Stimme.
„Ich hatte mal eine Freundin, die hatte einen Freund, der hatte einen Cousin, der hatte eine Frau, die hatte eine beste Freundin, die hatte einen Goldfisch und der meinte eines nachts, bei Halbmond, wenn ich mich recht entsinne, dass man Zwerge nur auf eine Art zubereiten kann.“ Wie kam Charlie denn hier hin?
„Fleisch muss man generell erstmal klopfen, das heißt bei Zwergen, ihr müsstet sie enthäuten und zuerst enthaaren.“
„Und das dürfte eine schwierige Angelegenheit werden“, ergänzte ich, „Habt ihr euch die mal angeschaut? Da seid ihr noch Tage dran.“
„Danach sollten sie paniert werden. Zwergenschnitzel sind die beste Art, sie zu essen.“
„Ihr Verräter, wir essen euch gleich!“, brüllte Dwalin und ich verdrehte die Augen. Wann kam Gandalf endlich?
„Welchen sollen wir zuerst klopfen?“, fragte da der Koch. Wer würde es uns am wenigsten übelnehmen? „Nehmen wir den da“, meinte da ein anderer Troll (dieser komische dritte, der irgendwie einfach nur existiert) schnappte sich Bombur und klopfte ihm hart auf den Rücken. „Nicht so fest, ihr brecht ihm noch das Rückgrat“, protestierte Charlie. „Ich dachte wir sollen ihn klopfen“, meinte Bill. „Ja, aber so habt ihr später Knochenstücken da drin und das will niemand“, erklärte ich.
Da erschien endlich ein großer Mann in grauem Mantel auf einem Stein.
„Wer ist das denn?“
„Können wir den auch essen?“
„Der Tag soll euch treffen!“, rief der Zauberer und spaltete den Stein mit seinem Stab. Wie bekam der das mit seinem Zahnstocher hin?
Wie auch immer, die Trolle wanden sich als die Sonnenstrahlen sie blendeten, ihre Muskeln zuckten, bis ihre Haut schließlich einen noch graueren Ton annahm und ihre Augen leer wurden.
Gandalf befreite die ersten Zwerge aus ihren Säcken, die dann ihre Brüder auf dem Feuer losschneiden konnten. „Gut gemacht“, lobte er außerdem Charlie und mich. „Wir haben doch gar nichts gemacht, außer dummes Zeug zu labern“, winkte ich ab. „Manchmal kann das aber auch Leben retten“, lächelte er gutmütig.
Chapter 8: Diebe, Feuer, Mordio... Pilze?
Summary:
Wir beginnen mit der Gemeinschaft, die den wohl widerlichsten Ort in ganz Mittelerde betritt und enden mit Thorin und Kili, die einen Abhang hinunterkullern.
Notes:
(See the end of the chapter for notes.)
Chapter Text
Charlie POV
„Wo geht’s jetzt hin?“, fragte ich Talia.
„An einen der wenigen Orte, an die ich nicht will“, erklärte sie, „Eine Trollhöhle.“
„Warum gehen wir dann dahin?“
„Wir können uns mit Waffen ausstatten. Keine Sorge, wir bleiben nicht lange.“
Wenig später hatten wir auch Leo, Aslan und Caro geholt, wie auch unsere Professorin beruhigt.
„Uns ist doch gar nichts passiert, Sie müssen sich gar nicht aufregen.“
„Das stimmt, Britta, die zwei waren wirklich tapfer“, beschwichtigte Dori sie und wir nickten ihm dankbar zu. Sie hatte sich bereits mit dem weißhaarigen Zwerg angefreundet, auch wenn ich das irgendwie schräg fand.
„Was ist das denn?“, fragte Leo, als wir vor dem dunklen Loch standen, „Ist hier drin was gestorben?“
„Wahrscheinlich mehr, als euch lieb ist“, antwortete Bofur trocken.
„Das ist ein Trollhort“, erklärte Gandalf, „Passt auf, was ihr anfasst.“
„Ich will da nicht rein“, protestierte Aslan.
„Komm mit, darin finden wir Waffen, damit wir uns im Ernstfall auch selbst verteidigen können“, beschwichtigte ich ihn.
„Wird es denn solche Ernstfälle geben?“, fragte er. Talia lachte nur freudlos und stieg ohne Kommentar in die Höhle hinab.
„Da vorne ist ein Schwert, das könnte deine Größe haben“, meinte sie, als wir uns angeekelt umsahen.
Da erblickte ich es ebenfalls und schnappte mir das Kurzschwert. Es hatte sehr eckige Verzierungen, ganz anders als der dunkle Bogen daneben. Ich schnappte mir beides, zusammen mit einem Köcher mit rot-gefiederten Pfeilen und langen Dolchen.
„Hier“ meinte ich und reichte meiner Freundin den Bogen und die Dolche.
„Wow, ein elbischer Bogen“, staunte sie.
„Was ist das für ein Schwert?“, fragte ich und zog es aus der Scheide.
„Ein zwergisches Kurzschwert, viele unserer Gefährten hier haben ein ähnliches“, meinte sie und nachdem sie sich ebenfalls ein Schwert und einige Dolche zugelegt hatte schlug sie vor: „Komm, lass uns wieder raus gehen, hier drinnen ist es kaum auszuhalten.“
Wieder draußen wurden wir sofort von Britta angehalten.
„Sind das etwa echte Waffen?“
„Es wäre gefährlicher für sie, Orks mit stumpfer Klinge töten zu wollen“, meinte Balin und besah sich die Waffen.
„Ein sehr schöner Bogen, ganz klar elbischer Herkunft. Die Verzierungen sehen aus wie die der Noldor.“
„Ich habe einen Bogen der Noldor?“, fragte Talia und ihre Augen wurden riesig.
„Was sind die Noldor?“, fragte ich.
„Ein alter Elbenstamm aus dem ersten Zeitalter. Sie waren große Schmiede und von ihnen stammen einige meiner Lieblingscharaktere aus dem Silmarillion.“
„Ich hab nur ungefähr die Hälfte verstanden“, gestand ich.
„Ist nicht wichtig, du musst dir nur merken, dass sie verdammt cool waren, vor allem für Elben.“
„Ich dachte, Ihr würdet Zwerge eher schätzen als Elben“, bemerkte Balin ein wenig pikiert.
„Naja, die Noldor sind ja wirklich eine andere Nummer“, meinte Talia und fuhr abwechselnd an mich und Balin gewandt fort: „Die anderen Elben sind ja komplette Vegetarier und so“ Sie verstellte ihre Stimme lächerlich hoch, „Oh nein, da ist ein kleiner Kratzer, jetzt muss ich Magie aufwenden, um den zu verstecken und wir singen nur irgendwelche Lieder über das Sternenlicht und sind alle total schön. Währenddessen sind die Noldor von oben bis unten mit Narben übersäht und noch stolz darauf und… Essen zum Frühstück rohes Fleisch eines Balrogs, den sie mit bloßen Händen erlegt haben. Ich denke, sogar Thorin würde sich mit ihnen verstehen.“
Ich zog nur die Augenbrauen hoch. Manchmal wusste ich wirklich nicht, ob ich sie lustig fand, oder mir Sorgen um ihre geistige Verfassung machen sollte.
Mittlerweile waren auch die anderen wieder aus der Höhle gekrochen, da hörten wir ein Rascheln. Alle stellten sich in Angriffsposition, außer Frau Lennox, die sich in Sicherheit brachte und Bilbo, der seinen Brieföffner bestaunte. Wirklich, größer war das Ding nicht!
„Diebe, Feuer, Mordio!“, rief da eine Stimme und ein Schlitten, gezogen von Hasen brach durch die Büsche. Darauf stand der vielleicht seltsamste Mann, den ich je gesehen hatte. Er trug einen zerfledderten braunen Mantel, einen riesigen, unförmigen braunen Hut, hatte lange zerzauste braune Haare und einen noch schlimmeren Bart und… war das Vogelkacke in seinem Gesicht?
„Radagast, was führt dich zu mir?“, fragte da Gandalf.
DAS war dieser braune Zauberer? Hatte Gandalf nicht gemeint, er sei ein großer Zauberer? Einer mit einem großen Knall vielleicht. Dieser Eindruck verstärkte sich nur, als der Typ anfing zu reden.
„Ich hab dich gesucht, Gandalf. Etwas stimmt nicht, irgendetwas stimmt ganz und gar nicht. Lass mich kurz überlegen…“ War der bekifft?
„Ach“, regte er sich nun auf, „Ich hatte einen Gedanken und jetzt ist er weg! Es lag mir schon auf der Zunge!“
Da streckte er die Zunge raus und ein Stock oder sowas lag darauf.
„Oh, es war kein Gedanke“, nuschelte er, während Gandalf das Ding von seiner Zunge nahm und Talia neben mir anfing zu kichern. „Stabschrecke.“
Was war mit dem Typen los? Ein Blick auf meine Gefährten zeigte mir, dass sie genauso irritiert waren wie ich. Dann gingen die zwei etwas abseits, um einen Zauberer-Deeptalk zu führen.
„Wer ist das?“, fragte ich Talia währenddessen.
„Der erinnert mich richtig an Prof Kruger“, meinte Leo und wir mussten lachen.
„Ja, sein Gehirn ist auch weich geworden, weil er zu viele Pilze gegessen hat“, lästerte ich über unseren ehemaligen Professor. Sogar seine Kollegen machten sich manchmal über ihn lustig, was jetzt besonders gut ging, da er nach Südamerika abgezischt war, um irgendwelche Steine zu erkunden. Und das mit den Pilzen stimme wirklich, die sammelte er angeblich immer in seinem Garten.
Da heulte plötzlich ein Wolf auf und wir zuckten zusammen. „War das ein Wolf?“, fragte Bilbo, „Gibt es Wölfe hier draußen?“ „Das wüsste ich auch gern“, rief Britta.
„Das ist kein Wolf“, meinte Talia und legte einen Pfeil an die Bogensehne. Etwas Riesiges Graues sprang aus dem Gebüsch und sie schoss. Tatsächlich traf sie ihn in die Schnauze, doch erst Kilis Pfeil tötete ihn.
„Wargspäher“, war Thorins Expertise. „Dann kann die Orkmeute auch nicht weit sein.“
„Orkmeute?“, wiederholte ich entsetzt. Doch nicht die, von denen Thorin in der ersten Nacht geredet hatte!
„Ich werde sie ablenken“, verkündete Radagast.
„Das sind Gundabarg-Warge, sie werden dich einholen“, protestierte Gandalf.
„Und das sind Rosgebel-Kaninchen, die sollen es ruhig mal versuchen.“
Kaum hatte er das gesagt, preschte er los und wir machten, dass wir wegkamen. Da ich keine Fernwaffe hatte, heftete ich mich an Thorins Fersen und rannte los.
Im Gegensatz zu Talia war ich eine Sprinterin, hatte aber so ziemlich keine Ausdauer, weswegen ich zwar als erste, jedoch auch heftig schnaufend hinter einem großen Felsblock ankam.
Nach und nach wurden wir jedoch von den Wolf-Dingern eingekesselt und plötzlich sprang einer genau auf mich zu.
Ich zückte mein Schwert, verfiel dann jedoch in Schockstarre und starrte auf die riesigen gelben Zähne und die wilden Augen. Sein nach verwesendem Fleisch stinkender Atem blies mir ins Gesicht, doch ich konnte mich noch immer nicht rühren, als ich zu Boden geschleudert wurde. Der Warg stieß ein Todesheulen aus und als ich aufblickte, sah ich einen dunkelhaarigen Helden vor der Sonne, ein gleißendes Schwert in der Hand, das er gerade aus dem toten Körper eines Wargs zog.
„Wie wollt Ihr Eure Freundin beschützen, wenn Ihr nicht einmal auf Euch selbst aufpassen könnt?“, knurrte er und streckte mir die Hand hin, die ich dankbar ergriff. Darauf fiel mir nichts ein, sodass ich mich nur von ihm hochziehen ließ.
„Thorin, es tut mir-“
„Ihr hättet nicht mitkommen sollen“, unterbrach er mich und rannte dann weiter. Verletzt und wütend folgte ich ihm hinter einen anderen Felsblock.
Nun war nicht die Zeit dafür, wir mussten uns konzentrieren, sonst würden wir nie hier rauskommen. Da hörten wir Gescharre und Knurren direkt über uns. Thorin bedeutete seinem Neffen mit einem Kopfnicken, sich um ihn zu kümmern, der einen Pfeil an die Sehne legte, nach vorne stürmte und ihn kurzerhand erschoss, jedoch nicht, ohne dass er ein langgezogenes Jaulen ausstieß, was die anderen Orks natürlich auf uns aufmerksam machte.
Dennoch war er so viel besser als ich! Er war tapfer und zögerte keine Sekunde, Thorins Befehl zu befolgen, auch wenn er sich dabei in Lebensgefahr begab.
Wir rannten weiter, bis mir auffiel: „Wo ist eigentlich Gandalf?“
„Er hat uns im Stich gelassen“, meinte Thorin sofort, doch da tauchte der Zauberer hinter einem Felsen ganz in der Nähe auf und rief: „Hierher, ihr Narren!“
„Wir freuen uns auch, dich zu sehen“, murmelte Talia sarkastisch.
Schnell rannten wir auf den Zauberer zu und rutschten einer nach dem anderen einen kleinen Abhang hinab. Das Problem war nur, dass meine Kleidung nicht wirklich für ein Abenteuer ausgelegt war, mein Shirt hochrutschte und ich mir an dem rauen Stein die Hüfte aufschrammte. Vor Schmerzen verzog ich das Gesicht, stand jedoch schnell auf und stellte mich zu den anderen.
Gerade waren auch Thorin und Kili unten, da erklang der helle Klang eines Horns und bald darauf purzelte ein Ork in die Höhle. Ich erschrak und wich vor der hässlichen Fratze zurück, jedoch steckte ein Pfeil in seinem Kopf. Thorin zog ihn heraus und sein Gesicht verzog sich abschätzig.
„Elben“, spuckte er aus.
Auch das noch! Zum Glück lenkte Dwalin in diesem Moment die Aufmerksamkeit aller auf sich, als er rief: „Ich kann nicht sehen, wohin der Pfad führt. Folgen wir ihm, oder nicht?“
„Wir folgen ihm natürlich“, antwortete Bofur, als sei es das Natürlichste auf der Welt, einem Pfad in einer Höhle in einer fremden Welt zu folgen, ohne dass man wusste, wo es hinging. Ich setzte den anderen Zwergen nach und so schlängelten wir uns einer nach dem anderen durch den engen Pass, ohne dass irgendjemand (außer Talia und ein seltsam lächelnder Zauberer) wusste, wohin es ging.
Notes:
Prof Kruger ist, wie viele andere Figuren auch, an einer wahren Person inspiriert, hier eigentlich einfach nur genauso übernommen mit geändertem Namen...
Btw, tut mir leid, dass die Kapitel im Moment immer verspätet kommen, ich versuche, mich zu bessern ^^
Chapter 9: Im Land der Spitzohren und gebrochenen Hälse
Summary:
Wir beginnen mit den Erdlingen und Bilbo, die im Tunnel etwas Seltsames spüren und enden mit Charlie, die Elrond gerade versehentlich als DILF bezeichnet hat.
Notes:
(See the end of the chapter for notes.)
Chapter Text
„Spürt ihr es?“, wisperte Gandalf Bilbo und uns Erdlingen zu.
„Ja, es fühlt sich irgendwie…“
„Magisch an“, ergänzte Bilbo Leos Satz.
„Der Pfad endet dort!“
Schon wenige Momente später standen wir wieder im Licht und blickten auf ein wunderschönes Tal mit gigantischen Wasserfällen und weiter unten einige elegant gebaute Häuser.
„Das verborgene Tal von Imladris, aber bekannt ist es unter einem anderen Namen“, predigte Gandalf und Bilbo hauchte: „Bruchtal.“ Bruchtal? Konnte man sich hier was brechen? Oder wurde hier Bruchschokolade hergestellt? Beim Blick auf den schmalen Pfad unter uns tippte ich eher auf ersteres.
„Das hattest du von Anfang an vor, hab ich recht?!“, fauchte Thorin Gandalf an.
„Thorin, bitte beruhige dich“, erhob da Talia das Wort, „Wir haben eine Karte, die wir nicht lesen können und Herrn Elrond könnte uns dabei helfen.“
„Vertraust du etwa diesen Elben?“, funkelte er nun auch die Rothaarige an und ich ging sofort in Hab-acht-stellung. „Sie sind nicht unsere Feinde.“ „Ganz recht“, stimmte Gandalf ihr zu, „Der einzige Groll, den man in diesem Tal findet, ist der, den man selbst hegt. Wenn wir Erfolg haben wollen, müssen wir mit großem Taktgefühl vorangehen und einem gewissen Maß an Charm. Und darum werdet ihr das Reden mir überlassen.“
„Dann hätten wir doch Manfred mitnehmen können, der ist schließlich Meister im Einschleimen“, wisperte ich Talia zu, „Ja, wenn der bis hierhin überlebt hätte. Der wär doch bestimmt Trollfutter geworden.“
Wir stapften also diesen lebensgefährlichen Pfad hinunter, wobei ich alles andere als glücklich darüber war. Meine Füße schmerzten, ebenso wie meine Hüfte mit der schönen Schramme, ich hatte letzte Nacht keine Minute geschlafen und darüber hinaus hallten Thorins Worte noch immer schmerzhaft in meinem Kopf wider. Ich hatte gedacht, nach der Nacht mit unserem Deeptalk hätte sich etwas verändert, doch anscheinend war ich nun diejenige, die naiv war. In seinen Augen war ich noch immer ein hilfloses, nutzloses Weib.
Schließlich waren wir unten angekommen und sogar Frau Lennox hatte überlebt, wobei sie sich aufregte, dass die Brücken so furchtbar schmal seien und es nicht einmal Geländer gäbe.
„Ja, ist definitiv nicht TÜV geprüft, das alles hier“, lachte Talia.
Wir schritten zwischen zwei majestätischen Statuen durch und standen nun auf einem kleinen runden Platz, als eine braunhaarige Frau die Treppe hinunterglitt und auf uns zukam.
„Mithrandir“, meinte sie mit einer erschreckend tiefen Stimme. „Lindir“, antwortete Gandalf.
„Was reden die da?“, fragte ich.
„Mithrandir ist ein anderer Name von Gandalf und der Typ da heißt Lindir“, erklärte sie.
„Wie, das ist ‘n Typ? Meister im Crossdressing, oder was?“ Talia konnte nur schwer ein Lachen unterdrücken.
„Jap.“
„Ich muss mit Herrn Elrond sprechen“, fuhr Gandalf fort, woraufhin der Lindt Schokoladen Mann ihm erklärte, dass der nicht da sei, als dasselbe Horn von vorhin erklang und eine Horde Elben auf stattlichen Pferden direkt auf uns zu ritt.
Die Zwerge stellten sich sofort in Verteidigungsposition und nahmen dabei uns Erdlinge und Bilbo in die Mitte.
„Schließt die Reihen“, befahl Thorin, während die Elben noch eine Ehrenrunde um uns drehten. Ein dunkelhaariger Elb in goldener Rüstung sprang ab und ging sofort zu unserem Zauberer.
„Gandalf“, begrüßte er ihn mit einem Lächeln und einer kurzen Umarmung.
„Herr Elrond“, meinte der Alte und neigte respektvoll den Kopf.
„Ungewöhnlich für Orks, unserer Grenze so nahe zu kommen“, meinte der Elb erstaunlich gut gelaunt, „Irgendetwas oder irgendjemand muss sie angelockt haben.“
„Das könnten wir gewesen sein“, gab der Zauberer zu und deutete auf die Ansammlung von Zwergen, die ihn immer noch misstrauisch beäugte. Dies kümmerte den Elben recht wenig, denn er trat auf Thorin zu und begrüßte ihn warmherzig:
„Willkommen, Thorin, Sohn des Thrain.“ „Ich glaube nicht, dass wir uns kennen“, entgegnete der nur kühl. „Du hast deinen Großvaters Erscheinung. Ich kannte Thror, als er König unter dem Berg war.“
„Ach wirklich?“, fragte der Jüngere gespielt überrascht, „Von Euch hat er nie gesprochen.“
Beinahe verdrehte ich die Augen bei der Antwort. Wie konnte man nur so stur sein? Da stand ein total freundlicher, diplomatischer Typ vor einem, der nebenbei bemerkt auch noch nicht schlecht aussah, und der benahm sich wie… wie ein Zwerg eben! Da redete Herr Elrond in irgendeiner seltsamen Sprache und die Zwerge wurden sofort aggressiv.
„Soll das etwa eine Beleidigung sein?“, fragte Gloin mit drohendem Unterton in der Stimme und hob seine Axt. „Nein, Meister Gloin, nur eine Einladung zum Essen", murmelte Talia neben mir. Wohl etwas zu laut, denn alle, inklusive der Zwerge und Herrn Elrond starrten sie an.
„Oh, tut mir leid, hab ich das laut gesagt?“, fragte sie verwundert.
„Ihr seid keine Zwergin“, bemerkte Elrond. Ja, no shit, Sherlock...
„Mellon, das sind Talia und Charlie, die, von denen Frau Galadriel sprach“, erklärte Gandalf.
Für einen Moment wirkte der Elb überrascht, dann lächelte er uns breit an.
„Nun, es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen und Euch in Bruchtal willkommen heißen zu dürfen.“ Talia antwortete irgendetwas in Kauderwelsch, was Elrond nur noch mehr strahlen ließ.
„Was hast du ihm gesagt?“, fragte ich leise.
„Dass wir uns auch freuen, hier zu sein. Ich hab mal in der Mittelstufe aus Langeweile ein bisschen elbisch gelernt.“
„Du Angeberin“, fauchte ich gespielt empört und flüsterte dann noch leiser auf Elrond deutend: „Sag mal, ist der Typ noch zu haben?“
„Seine Frau ist in Valinor und er hat drei Kinder hier, aber der ist ungefähr so alt wie deine Mutter, deswegen würde ich’s lassen.“
„Echt? So alt sieht der gar nicht aus! Ich kann das sauschlecht einschätzen“, gab ich zu.
„Ach ja und Elben haben ein viel besseres Gehör als Zwerge oder Menschen“, erklärte sie mir noch und ich wurde rot.
„Glaubst du…?“ Sie grinste nur und ich sah zu Herrn Elrond, der für den Bruchteil einer Sekunde belustigt zu uns schaute.
Notes:
Ich entschuldige mich im Voraus für eventuelle Fehler in diesem Kapitel. Meine Katze ist auf die wundervolle Idee gekommen, sich auf mich drauf zu legen, was das Schreiben etwas schwer gemacht hat...
Chapter 10: Party in Bruchtal
Chapter Text
Talia POV
Wir wurden von Herrn Elrond persönlich in ein Zimmer geführt, das wir uns zwar teilten, aber wir blieben ja eh nicht länger als ein paar Tage.
Es war wunderschön groß und hell mit zwei großzügigen verzierten Holzbetten und einer traumhaften Aussicht auf die Wasserfälle. An einer Ecke stand ein wunderschöner Wandschrank, welchen ich sofort öffnete.
„Die Kleider hier sind für euch“, lächelte der Elb, „Probiert sie gerne an und behaltet, was euch gefällt.“
„Vielen Dank, Herr Elrond.“
Ich verneigte mich ein wenig und Charlie tat es mir nach kurzem Zögern und etwas steif gleich.
„Ihr dürft euch frei in Bruchtal bewegen, solltet ihr etwas brauchen, fragt gerne nach mir.“
Damit verschwand er und wir sahen uns einen Moment lang nur staunend in dem Raum um.
„Es gibt auch wirklich schöne Ort hier“, grinste ich und Charlie seufzte tief. Sie wollte sich gerade aufs Bett fallen lassen, als ich sie mit einem „Halt!“ daran hinderte.
„Wir haben seit wir hierhergekommen sind nicht geduscht und jetzt willst du dich auf das frische Bett werfen?“
„Ach ja, gibt’s denn hier schon sowas wie eine Dusche?“, fragte sie.
„Die Tür dort drüben führt bestimmt ins Bad, aber ich glaube, hier gibt es nur Badewannen.“
Irgendjemand war sogar schon so wundervoll gewesen und hatte die Wanne mit heißem Wasser gefüllt, sodass Charlie sofort baden konnte. Ich wartete währenddessen draußen und nachdem wir beide sauber und in wundervolle Elbenkleider gehüllt waren, machten wir einen kleinen Spaziergang durch Bruchtal.
„In 60 Jahren wird hier eines der größten Ereignisse der Geschichte stattfinden“, erzählte ich.
„Wirklich, was für eins?“, fragte Charlie neugierig.
Es war lustig mit anzusehen, wie sie immer mehr Interesse an Mittelerde und seinen Geschichten gewann. Früher hatte sie es gehasst, wenn ich damit angefangen hatte, doch nun hörte sie mir aufmerksam zu und versuchte, sich so viel es ging zu merken.
„Der Ring Rat. Dort treffen sich Vertreter der verschiedensten Völker aus ganz Mittelerde, um über das Schicksal der Welt zu entscheiden. Unsere Geschichte legt den Grundstein dafür, aber ich werde dir jetzt nicht alles erklären, das ist viel zu verwirrend.“
„Sind auch Orks dabei, wenn du sagst ‚verschiedene Völker‘“, fragte sie mich.
„Nein, aber Gloins Sohn Gimli wird dabei sein und Legolas.“
„Wer ist Legolas?“
„Den wirst du noch kennenlernen“, grinste ich.
Eine Weile liefen wir schweigend weiter, bis ich den nachdenklichen Ausdruck auf Charlies Gesicht bemerkte.
„Ist irgendwas?“ Sie schluckte und meinte dann: „Glaubst du es war die richtige Entscheidung, mitzukommen? Also nicht für dich, du gehörst hier ganz klar hin, aber für mich.“
„Charlie, wieso denkst du sowas?“
„Talia, sieh dich doch mal um! Wir sind mit einem Haufen Männer unterwegs, die wir nicht kennen und die uns nicht ausstehen können. Oder zumindest mich nicht“, fügte sie leiser hinzu und ich betrachtete sie nachdenklich.
„Kann es sein, dass es dir doch mehr zu schaffen macht, als du zugeben möchtest, dass Thorin dich für unnütz hält?“
„Nein… gut vielleicht ein bisschen. Aber wie könnte er auch nicht? Ich meine, ich besitze weder dein Wissen noch deine Fähigkeiten im Bogenschießen und so ganz vertraue ich diesen Zwergen noch immer nicht.“
Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter.
„Mach dir keine Sorgen. Bei den Zwergen sind wir sicher und du wirst deinen Wert noch unter Beweis stellen. Es wird eine Zeit kommen, da wird Thorin jede Loyalität brauchen, die er bekommen kann und dann wird er froh sein, dich zu haben.“
Charlie POV
Wenig später traten wir hinaus auf eine wunderschöne Terrasse, die von der untergehenden Sonne in warmes Licht getaucht wurde. Die Zwerge und der Rest der Erdling Fraktion saß bereits an einem langen Tisch und staunten nicht schlecht, als sie uns sahen.
„Beeindruckend“, meinte Bofur, „Sie sind ja doch Frauen.“ Talia verdrehte lächelnd die Augen. Die anderen hatten uns bisher nur in alten grauen Sporthosen und Sweatshirt Jacken gesehen, da waren die prächtigen Elbenkleider ein ziemliches Upgrade.
Ich trug ein hellgrünes mit rundem Ausschnitt und silbernen Verzierungen am Dekolleté, der Hüfte und den seidigen Ärmeln, die bis zum Boden flossen. Es war bodenlang und ich war überrascht, dass ich mich nicht bereits voll auf die Fresse gelegt hatte. Aber naja, was nicht ist kann immer noch werden. Am liebsten hätte ich gefragt, ob ich eine Hose und ein Hemd bekommen könnte, da ich das irgendwie für selbstverständlich gehalten hatte. Aber gut, hier war's mit der Emanzipation noch nicht so weit. Dennoch überlegte ich, später Elrond zu fragen.
Talia neben mir sah aus, als wäre sie genau hierfür geboren worden. Unheimlich würdevoll war sie in dem dunkelblauen Samtkleid, das golden verziert war und ihre roten Haare wundervoll zum Ausdruck brachte. Sie schwebte förmlich zu ihrem Platz neben Kili und wirkte wie eine Prinzessin.
Auf einmal fühlte ich mich wie ein aufgeplustertes Hühnchen und setzte mich ebenfalls schnell hin.
Wir widmeten uns dem Essen und die Zwerge begannen schon bald zu mosern.
„Wo ist das Fleisch?“, fragte Dwalin und auch ich suchte in dem ganzen Salat nach etwas… Deftigem, von dem man satt wurde. Währenddessen spielten einige Elben im Hintergrund auf Harfen und Flöten. Am liebsten hätte ich Talia zugeraunt, wie kitschig ich das alles fand, doch wegen der guten Ohren der Elben traute ich mich nicht wirklich.
Da bemerkte ich, wie Kili eine Elbin anstarrte und ihr zuzwinkerte, das ganze untermalt von einem wirklich süßen Lächeln. Also er war ja echt nicht mein Typ, aber das war schon niedlich. Talia neben mir schien beinahe einen Fangirlanfall zu bekommen, dabei galt das Lächeln nicht mal ihr!
Dwalin bemerkte die Flirterei des jüngeren Zwerges, der sich schnell zu erklären versuchte.
„Nicht ganz mein Geschmack, die Elbenmädchen. Zu dünn. Die hohen Wangenknochen, die seidene Haut… Zu wenig Gesichtsbehaarung, finde ich. Allerdings… Die da ist nicht übel.“ Neben mir versuchte Talia krampfhaft einen Lachflash zu unterdrücken und als ich mir die Elbin genauer ansah, merkte ich es ebenfalls.
„Das ist kein Mädchen“, bemerkte ich und die Zwerge brachen in schallendes Gelächter aus.
"Hat sich da gerade jemand geoutet?", grinste ich Talia zu. Der arme Kili lief knallrot an.
„Sehr witzig“, brummte er nur, „Ich sagte doch, Elben sind nicht mein Typ.“
„Da reden wir bald noch mal drüber“, flüsterte Talia kaum hörbar.
„Das ist mir aber auch schon passiert“, erzählte Aslan, „Unser Schulleiter hat mich einmal im Unterricht mit ‚junges Fräulein in der linken Ecke‘ angesprochen. Ich war so verwirrt!“ Nun lachten wir ebenfalls.
„Danach hab ich mir einen Bart wachsen lassen“, murmelte er.
Naja, wenn man diesen Flaum überhaupt Bart nennen konnte…
Bald kam es tatsächlich zur Fortsetzung der Essenschlacht in Bilbos Haus, nur dass diesmal unfreiwillig einige Elben involviert waren. Ich war ja schon auf einigen Partys gewesen, aber ich glaubte kaum, dass diese zu übertreffen sei. Wir warfen mit Grünzeug, tranken köstlichen elbischen Wein und tanzten irgendwann sogar auf den Tischen. Bofur hüpfte als erstes drauf und schmetterte aus voller Kehle ein Lied, bei dem alle Zwerge mitgrölten, bevor er mir die Hand reichte und mit einem Grinsen fragte:
„Darf ich die Dame um einen Tanz bitten?“
Zögerlich reichte ich ihm meine Hand und er zog mich mit auf den Tisch, wo wir tanzten, während die Zwerge grölten, sangen und lachten. Auch ich begann bald, aus vollem Hals zu lachen, denn dieser Abend war einfach zu schön (oder vielleicht hatte ich auch einfach zu viel Wein gehabt, wer weiß…).
Später als wir im Bett lagen und ich das Lächeln immer noch nicht aus meinem Gesicht wischen konnte, fragte ich Talia:
„Sag mal, stehst du auf Kili?“
„Kann sein, ich hatte früher mal einen Crush auf ihn und jetzt… Ich weiß es nicht.“
„Er ist süß“, meinte ich und sie antwortete mit verträumtem Lächeln: „Ja, das ist er.“
Träge schweifte mein Blick nach draußen und sah die hellblaue Spiegelung des Mondes auf dem Wasser, das leichte Wellen schlug. Meine Gedanken wurden langsam und müde und schließlich schlief ich ebenfalls ein.
Chapter 11: Ein Tag unter Elben
Summary:
Wir starten mit Talia, die gerade in Bruchtal erwacht und enden mit den Gefährten, die sich auf die Abreise vorbereiten
Chapter Text
Talia POV
Am nächsten Morgen wurde ich von Vogelgezwitscher geweckt und lächelte verschlafen, bevor ich mich aus dem Bett rollte, ein Elbenkleid überstreifte und auf den kleinen Balkon unseres Zimmers hinaustrat. Ich konnte Bilbo durchaus verstehen, dass er sich später hier niederließ. Das morgendliche Licht schimmerte golden und tauchte Bruchtal in einen frischen Glanz. Die Wasserfälle rauschten munter und einige Elben liefen entspannt über die Terrassen. Wenn das hier nicht einfach idyllisch war, wusste ich auch nicht weiter.
Nach dem Frühstück bot Kili mir an, noch ein wenig Schwertkampf zu üben, wozu ich natürlich einwilligte.
„Steh am besten so, das Gewicht nach vorne verlagert“, wies mich der Zwerg an.
„So?“
„Etwas weiter nach vorne.“
„So?“
„Warte, ich zeig’s dir.“
Er stellte sich hinter mich, sodass mein Rücken an seine Brust gelehnt war und nahm meine Hände, die den Schwertgriff umfassten in seine.
„Dein Fuß muss hierhin“, er korrigierte ihn mit seinem. Sein Atem streifte meine Wange und mein Herz schlug ein wenig schneller. In meinem Kopf versuchte ich es darauf zu schieben, dass ich noch nie gut mit Körperkontakt hatte umgehen können, vor allem von Leuten, die ich nicht wirklich kannte.
„Führ das Schwert jetzt so.“
Langsam leitete er meine Bewegungen, sodass ich das Schwert schräg nach oben führte.
„Genau so, gut machst du das“, murmelte er.
Ich wollte ihm danken und drehte meinen Kopf zu ihm, da fiel mir auf, wie nah unsere Gesichter einander waren. Seine tiefbraunen Augen schienen mir in die Seele zu starren, bis sein Blick hinunter auf meine Lippen schweifte. Wie in Trance kamen wir einander immer näher. Nur noch ein kleines Stück, ich spürte seinen warmen Atem bereits auf meinen Lippen…
„Bruder!“
Blitzschnell fuhren wir auseinander, als Fili breit grinsend mit Carolina, Britta und Leo auf den Platz stolzierte.
„Was dagegen, wenn wir uns eurem Training anschließen?“, fragte Leo und Charlie, die etwas weiter entfernt unter einem Baum gesessen und gelesen hatte, stand auf und warf ihm ein Übungsschwert zu.
„Diesmal mach ich dich fertig!“
Ich erhob mein Schwert wieder und grinste Fili an.
„Bereit, es mit mir aufzunehmen?“
Dank der neuen Techniken, die Kili mir beigebracht hatte, schaffte ich es sogar beinahe, den blonden Zwerg zu entwaffnen, doch so gut wie er war ich noch lange nicht.
„Wow, Charlie, was ist denn mit dir los?“, fragte Leo panisch, als meine dunkelhaarige Freundin eine Vielzahl an Schlägen auf ihn nieder prasseln ließ.
„Die Orks werden auch nicht nachsichtig mit uns sein“, schnaufte sie und machte immer weiter, bis sie ihn schließlich mit der Breitseite in der Kniekehle traf, er zu Boden stürzte und sie ihm die Klinge an den Hals hielt.
„Gut gemacht“, lobte Fili.
„Du bist als nächster dran“, meinte sie entschlossen.
„Willst du nicht mal eine Pause machen?“, fragte ich, als ich sah, wie ihr der Schweiß von der Stirn tropfte.
„Nein, mir geht es gut. Kann den ganzen Tag so weitergehen.“
Damit stürzte sie sich auf Fili, der schnell reagierte und nach Kräften ihre Angriffe abwehrte. Sie lieferten sich einen legendären Schlagabtausch, beiden sah man ihre eiserne Konzentration an, während Hiebe aufeinander ein prasselten und der Platz von dem Geräusch von Metall auf Metall erfüllt wurde.
Der Kampf zog sich in die Länge, dennoch hielt Charlie sich gut. Da sie eine schwächere Ausdauer hatte, war sie darauf bedacht, kleinere und nicht so starke Hiebe auszuführen, damit ihre Kraft nicht so schnell aufgebraucht war und sie durch Erfahrung mittlerweile wusste, dass es nichts brachte, gegen den, um einiges stärkeren, Zwerg mit ganzer Kraft vorzugehen. Sie schaffte es sogar, ihm eine leichte Schnittwunde am Hals zuzufügen, bevor Fili sie in einem geschickten Manöver zu Boden beförderte, wo sie für einen Moment schwer atmend auf dem Rücken liegen blieb.
„Ein guter Kampf, du wirst immer besser“, lobte der ältere Durin und streckte ihr die Hand entgegen, um sie hochzuziehen.
„Nochmal“ forderte sie.
„Charlie, das reicht, du kannst dich ja kaum noch auf den Beinen halten!“, protestierte ich.
„Kommt, machen wir Schluss für heute“, schlug Leo vor, der bereits schwitzend an einem Baum lehnte.
„Ich geh noch kurz Schießen“, verkündete ich und schnappte meinen Bogen. Hinter meinem Rücken nickte Fili in meine Richtung, während er seinen Bruder angrinste. Dieser verdrehte nur die Augen, folgte mir dann allerdings doch.
„Wie kann es eigentlich sein, dass du keinen Plan vom Schwertkampf hast, aber schießt, als hättest du nie etwas anderes gemacht?“, fragte der Zwerg, als ich wieder ins Schwarze traf.
„Ich glaube, ich hatte mit sieben Jahren das erste Mal einen Bogen in der Hand. Mein Vater und ein Freund von ihm haben die früher selbst gebaut und deswegen konnte ich oft üben. Irgendwann wurde es dann ein Hobby von mir. Wie bist du dazu gekommen? Ein Bogen ist ja nicht gerade die typische Waffe für einen Zwerg.“
„Ich sah es schon immer als beeindruckende Kunst an und schon als Kind wollte ich es unbedingt lernen. Ich hatte Glück, dass meine Mutter mich unterstützte.“
„Wie ist sie so? Dís meine ich“, fragte ich, während ich einen weiteren Pfeil an die Sehne legte.
„Was weißt du denn über sie?“
„Bis auf ihren Namen und den Fakt, dass sie Thorins Schwester ist, eigentlich nichts.“
„Sie ist die störrischste Zwergenfrau die ich kenne." Er lachte sanft.
"Einen halben Kopf kleiner als Thorin, mit derselben Haarfarbe, einem kleinen Wangenbart und immer mit zahlreichen Metallperlen geschmückt. Das Temperament hat sie ebenfalls von Thorin, aber… sie ist auch wirklich liebevoll und geduldig mit uns.“ Der braunhaarige Zwerg starrte verträumt in die Ferne und ich musste bei seinem Anblick lächeln.
„Ich hab ihr versprochen, zurückzukommen“, meinte er, „Von unserer Unternehmung. Sie hält mich für waghalsig.“
Wir beide lachten ein wenig. Er kam zu mir und holte etwas aus seiner Tasche, das ich sehr gut kannte.
„Das ist ein Runenstein.“
Er nahm meine Hand in seine und öffnete sie, um den glatten Stein hineinzulegen.
„Was steht darauf?“, fragte ich, obwohl ich es eigentlich wusste. Dennoch wollte ich es von ihm hören.
„Heimkehr“, wisperte er und schaute beinahe ergriffen auf die Runen, bis er irgendwann meinte: „Komm, es gibt bald Essen.“
„Yey, noch mehr Grünzeug“, grinste ich.
„Nein, wir haben noch einige Würstchen übrig, die braten wir heute.“
Nach dem Abendessen konnten wir Thorin dazu überreden, Elrond diese verdammte Karte zu zeigen.
„Thorin, komm schon, jetzt stell dich nicht so an!“, regte ich mich auf, bis er sie dem Elb überreichte, der einen Blick darauf warf.
„Mondrunen“, meinte er und Gandalf flüsterte „Natürlich“ und an die Zwerge gewandt, „Leicht zu übersehen.“
„Was sind Mondrunen?“, fragte Aslan, während Elrond losmarschierte, wir alle hinterher.
„Sie können nur im Licht des Mondes gelesen werden, in welchem sie geschrieben wurden.“
„Und wann war das?“
„Im Licht eines zunehmenden Herbstmondes vor über 200 Jahren“, erklärte Elrond.
„Es war Euch bestimmt, nach Bruchtal zu kommen, Thorin Eichenschild, denn derselbe Mond scheint heute Nacht.“
Wir erreichten eine Plattform hinter einem Wasserfall, wo Elrond die Karte auf diesen komischen leuchtenden Stein legte. Die anderen traten neugierig näher und staunten, als plötzlich Runen auf der Karte erschienen.
„Ihr könnt doch noch das alte zwergisch lesen?“, fragte Gandalf den Elben.
„Stellt euch an den grauen Stein, wenn die Drossel schlägt und die Sonne ihren letzten Strahl herabfallen lässt auf das Schlüsselloch“, zitierte ich leise für mich, doch die scharfen Elbenohren vernahmen selbstverständlich jedes Wort und so drehte er sich verwirrt zu mir um.
„D-das ist korrekt, woher...?“
„Jeder von uns hat seine eigenen kleinen Geheimnisse“, versuchte ich, geheimnisvoll zu klingen, was jedoch nur so halbwegs gut funktionierte.
„Ihr wusstet, was auf der Karte steht?“, fragte Thorin entrüstet.
„Ja, allerdings greife ich nicht in die Geschichte ein, wenn es nicht unbedingt sein muss und einige Etappen dieser Expedition sind notwendig, so unangenehm sie auch sein mögen“, erklärte ich mich, woraufhin der schwarzhaarige Zwerg etwas Unverständliches brummte und seine Aufmerksamkeit wieder der Karte zuwandte.
„Durinstag?“, fragte Bilbo.
„Es ist der Beginn des neuen Jahres der Zwerge, wenn der letzte Herbstmond und die erste Wintersonne gemeinsam am Himmel stehen."
„Der Sommer geht zur Neige, der Durinstag wird schon bald da sein“, bemerkte Thorin.
„Noch haben wir Zeit“, meinte Balin.
„Zeit wofür?“, fragte Bilbo.
„Um den Eingang zu finden.“
„Dann ist das also euer Ziel“, schlussfolgerte Elrond, „Ihr wollt in den Berg hinein.“
„Und wenn es so wäre?“ Thorin zog skeptisch eine Augenbraue hoch.
„Viele würden Euch davon abraten…“
„Doch ist es nicht so, dass Ihr irgendein Mitspracherecht hättet, was diese Unternehmung angeht“, schaltete sich Charlie sachlich ein. „Wohin wir ziehen und was wir tun ist unsere Sache und der Konsequenzen sind wir uns ebenfalls bewusst.“
Der Elb nickte zustimmend.
„Da habt Ihr vollkommen recht. Wenn Ihr ziehen wolltet, könnte ich Euch nicht aufhalten.“
Später waren wir wieder bei den anderen und Thorin verkündete, dass wir bald aufbrechen wollten.
„Noch heute Nacht.“
„Aber was ist mit Gandalf?“, fragte Leo.
„Ja und außerdem will ich noch nicht weg“, beschwerte sich Britta.
„Wir stehen unter Zeitdruck“, erklärte Charlie mit einer unheimlichen Gelassenheit. „Gandalf kann nachkommen, ihr wisst ja, dass er kommt und geht, wie er will und Sie“, damit richtete sie sich an Britta, „Können gerne hierbleiben. Sie haben keinen Vertrag unterzeichnet, der Sie an diese Unternehmung bindet. Das gilt übrigens für euch alle.“ Sie schaute die Erdling-Fraktion an.
„Es wird nur noch gefährlicher werden. Wer im sicheren Bruchtal bleiben will, dem werden wir das nicht vorhalten.“
Leo, Carolina und Aslan sahen sich gegenseitig an, dann standen sie auf und blickten zu mir, dann zu Thorin.
„Nein, wir kommen mit“, erklärte Caro.
„Wir haben diese Reise mit Euch begonnen, wir werden sie auch beenden.“
„Thorin, wir kämpfen für dich“, meinte Aslan entschlossen.
Der Zwergenkönig lächelte, blickte zu Balin und zitierte die Worte, die er diesem schon in Beutelsend gesagt hatte.
„Ehre, Treue, ein Kämpferherz. Mehr kann ich wahrlich nicht verlangen. Packt eure Sachen. Bei Sonnenaufgang brechen wir auf.“
Zurück in unserem Zimmer packten wir einige Äpfel, Lembas, Verbandszeug und jeweils ein kleines Messer in unsere Rucksäcke und öffneten dann den Kleiderschrank.
„Und Elrond meinte wirklich, das sei okay?“, fragte Charlie zweifelnd und ich nickte.
„Ja, er meinte, jede von uns dürfe ein Outfit mitnehmen.“
Ich entschied mit für eine leichte Lederrüstung mit verzierten Armschonern, dunkelgrüner Hose und einem noch dunkleren Umhang. Charlies Wahl war um einiges zwergischer, so hatte sie ein Kettenhemd und ein Oberteil aus Leder. Der Schutz an den Schultern bestand aus Metall und ging bis kurz vor den Ellenbogen, an denen sie Schoner aus Leder trug. Dazu noch mit Metall besetzte Lederstiefel und natürlich der Gurt mit ihrem Schwert.
„Passt super“, meinte sie.
„Kannst du dich darin gut bewegen?“ Sie probierte es aus und tatsächlich konnte sie in der Rüstung springen, kämpfen und sich sogar dehnen. Sie bot nicht so viel Bewegungsfreiheit wie meine, aber für sie reichte es vollkommen.
Einige Stunden später klopfte es an der Tür und Dwalin kam herein. „Die anderen warten beim Platz, an dem wir angekommen sind.“
Teresa Butler (Guest) on Chapter 2 Tue 01 Jul 2025 11:45PM UTC
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Elenor (Guest) on Chapter 6 Tue 17 Jun 2025 07:08PM UTC
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