Chapter Text
Serena lag schon im Bett, ein Buch neben sich auf dem Nachttisch. Das war ein altes Lehrbuch über Sigillen, welches Sam ihr einmal geschenkt hat. Nachdem Serena im Bunker und in einem Fall mehrfach die wichtigen Sigillen falsch gezeichnet hatte, hatte Sam ihr das Buch am nächsten Tag vor die Nase geknallt. Das Buch ist langweilig, aber trotzdem hilfreich. Serena gibt es nicht gerne zu, aber Sam hatte recht. Sie muss das lernen. Sie ist zwar eine gute Jägerin, aber bei weitem noch nicht so gut wie die Winchester. Brüder.
Sie hatten sich damals bei einem Geister-Fall kennengelernt. Auf einer alten Farm starben die Kühe. Zuerst dachte Serena an Vampire oder Werwölfe. Allerdings ließen die kein Ektoplasma zurück.
Sie saß in einer Bar und unterhielt sich mit einem alten Bauern, als so ein schmieriger Typ reinkam und Serena anmachte. Dieser lag gleich daraufhin am Boden, denn Serena ließ sich nicht so einfach anmachen. In dem Moment kamen zwei Männer rein, mit einer unbeschreiblichen Aura. Der größere von beiden ging direkt auf sie zu und fragte, ob alles in Ordnung sei. In dem Moment sagte der Barkeeper: „Miss, wenn Sie noch Informationen zu dem Verstorbenen benötigen, dann rufen Sie diese Nummer an“, und gab ihr einen Zettel in die Hand. Serena ließ von dem schmierigen Typen ab, bedankte sich und floh regelrecht aus der Bar.
Draußen rief der kleinere von beiden irgendwas hinter Serena her, aber sie hörte das nicht mehr. Sie hatte alle Informationen, die sie benötigte.
Einige Stunden später ging Serena dann zum Friedhof, um die Leiche zu verbrennen. Allerdings kamen ihr die beiden Männer schon zuvor, plus einer weiteren Person, welche sie zuvor noch nicht gesehen hatte.
„Hey, was tut ihr da? Wisst ihr überhaupt, was ihr da anrichtet? “ rief sie empört, aber sie staunte, als sie das Salz und das Benzin sah.
„Du bist die Kleine aus der Bar. Wie kommt es, dass du nachts alleine unterwegs bist?“, fragte einer von den dreien. Er hatte so ein verschmitztes Grinsen im Gesicht. Serena ging auf die drei Männer zu und sie unterhielten sich, nachdem sie die Leiche verbrannt hatten. Serena hatte schon von den Winchester Brüdern und dem Engel gehört, allerdings hatte sie sich nie viel aus Jägergeschichten gemacht. Sie arbeitete für gewöhnlich alleine.
Es war kein großartiges Treffen, nur ein simpler Fall, welcher die vier zusammengebracht hatte.
Die Jungs waren beeindruckt von Serenas Arbeit und riefen sie öfter mal an, um nach Rat zu fragen oder ob sie einen Fall übernehmen könnte.
Serena wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie ihr Handy vibrieren hörte. Es lag wie immer auf dem Nachttisch. Als sie den Namen auf dem Display sah, huschte ihr unwillkürlich ein Lächeln über die Lippen. Castiel.
„Serena“, begann er ohne Begrüßung, seine Stimme ruhig, aber wie immer mit diesem Hauch Dringlichkeit. „Ich habe einen Fall gefunden. Ein Wendigo. Sam und Dean sind verhindert. Ich bräuchte deine Hilfe.“
Serena richtete sich sofort auf und ihr Herzschlag wurde schneller. „Natürlich. Wann brechen wir auf?"
„Ich hole dich in einer halben Stunde ab“, kam die knappe Antwort, bevor die Leitung unterbrochen wurde.
Sie hatte nicht viel Zeit, um ihre Sachen zu packen. Das brachte sie oft in Schwierigkeiten, da Serena einfach eine Chaotin war und Castiel immer überaus pünktlich war.
Wenige Stunden später gingen Serena und Castiel durch den dunklen Wald. Der Wind zog schneidend durch die Äste und obwohl Serena sich wirklich dick eingepackt hatte, kroch die Kälte trotzdem in jede Faser ihres Körpers. Sie fror sowieso immer sehr schnell. Das machte die Situation nicht besser. Castiel lief neben ihr, völlig unbeirrt, als würde er die Temperaturen gar nicht spüren.
„Er muss nicht schlafen, er muss nicht frieren…“, murmelte Serena halblaut, während sie den Weg zur alten Jagdhütte verfolgten, in der das Wesen zuletzt gesichtet wurde.
Castiel drehte den Kopf leicht zu Serena: „Wendigos sind unberechenbar. Halte dich nah bei mir.“
„Keine Sorge, ich kenne das Spiel,“ gab sie zurück. Ihr Atem malte weiße Wolken in die Luft. Der Wind wurde immer kühler und die Nacht kam näher.
Es dauerte nicht lange, bis die beiden auf die Kreatur stießen. Das Kreischen hallte zwischen den Bäumen wieder. Serena war sich sicher, dass sie Knochen hörte, welche unter seinen Schritten knackten. Kaum hat sie drüber nachgedacht, stürzte sich der Wendigo direkt auf sie drauf. Das Adrenalin schoss ihr ins Blut und sie war zu langsam, um auszuweichen. Dafür war Castiel schneller und schubste Serena weg. Während der Wendigo mit Castiel beschäftigt war, griff Serena sofort nach dem kleinen Flammenwerfer. Sie liebte das Ding, durfte es aber leider nur selten einsetzen. Dean hatte es ihr extra verboten, da Serena ein kleiner Feuerteufel war.
Sie musste kurz lachen, als sie daran dachte. Aber sie schob den Gedanken schnell beiseite und zielte auf den Wendigo, welcher schreiend verbrannte.
Zurück blieb nur der beißende Geruch von verbranntem Fleisch. Du wischtest dir mit zitternden Händen Schweiß von der Stirn. „Geschafft.“
Cas nickte nur, er sah aus wie ein gerupftes Huhn.
„Wir bleiben hier. Die Nacht ist zu gefährlich, um durch den Wald zurückzugehen.“
Seine Worte waren keine Vorschläge, sondern ein Befehl. Jedenfalls klang es so für Serena. Dabei wusste sie ja, wie steif der Engel manchmal sprechen konnte.
Wahrscheinlich merkte Castiel das selbst gar nicht.
Die Jagdhütte war klein, zugig und roch nach feuchtem Holz. Keine Heizung, kein Strom. Nur ein altes Bettgestell, eine dünne Matratze und ein paar Decken.
Es sah tatsächlich noch schlimmer aus als die Motels, die sich Sam und Dean gerne buchten. Und das will schon was heißen.
Wortlos stellen Cas und Serena ein paar Kerzen auf, um wenigstens etwas Licht zu haben.
„Möchtest du auch etwas?“ Serena bot Cas eine Flasche Wodka an. Witzigerweise ist sie genauso versoffen wie Dean. Das haben die beiden auch schon sehr oft ausgetestet.
Aber die meiste Zeit hat Dean es doch geschafft, Serena unter den Tisch zu trinken.
„Gerne, vielen Dank, Serena.“ Castiel nahm die Flasche in die Hand und trank, als sei es Wasser. Serena ist immer wieder erstaunt, wie viel in so einen Engel reinpasst.
Die beiden unterhielten sich noch ein wenig, bis Serena sichtlich müde war und sich ins Bett legte. Sie muss ja schlafen, Castiel nicht. Es war etwas komisch, zu wissen, dass er neben dem Bett saß und ihr beim Schlafen zusehen könnte.
Serena ließ sich erschöpft ins Bett fallen. Dachte nicht mehr über Cas nach und zog sich die Decke bis ans Kinn. Das half aber nicht viel. Die Kälte biss sich durch den Stoff wie Nadeln auf ihrer Haut. Serena konnte nicht aufhören, zu zittern. Kein Wunder, wenn es in der Hütte gefühlte 10 Grad waren.
Castiel saß neben dem Bett, unbeweglich wie eine Statue, und beobachtete sie. Sein Kopf neigte sich ein Stück, die blauen Augen fixierten Serena aufmerksam.
„Serena“, sagte er schließlich leise. „Du frierst.“
„Ach was“, sie versuchte, scherzhaft zu klingen, doch ihre Stimme vibrierte. „Alles gut. Ich… schlaf gleich ein.“
Er rückte noch ein Stück näher, dann noch einen. Sein Blick war ernst, beinahe fragend.
„Wenn du möchtest“, begann er langsam, „könnte ich mich zu dir legen. Mein Körper produziert keine Wärme wie deiner.. aber meine Präsenz wird dir helfen.“
Serena schaute ihn an, als wäre er Gott höchstpersönlich. Sie konnte für einen Moment keinen klaren Gedanken fassen. Hat er das gerade wirklich gesagt?
Serenas Herz klopfte heftig. „Du meinst ins Bett? Mit mir? “
„Ja“, antwortete er schlicht.